=> Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Luphan
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Luphan » 21. Juni 2019, 11:55

Hallo alle zusammen,

da sitze hier zu Hause, ganz vertieft in mein Studium und meine Gedanken schweifen nebenbei ab an das Forum hier. Was gibt es neues, neue Erfahrungsberichte, neue Studien und wie geht es den Menschen die meinen Weg begleitet haben. Kurzum, ich habe mich eingeloggt und schreibe jetzt aktuell in meinem Tagebuch.

Mit "vertieft in meine Studium" mein ich tatsächlich, dass ich seit April 2019 mit dem Studium der Sozialen Arbeit angefangen habe. Das tu ich neben meiner Selbstständigkeit berufsbegleitend in Form eines Online-Studiums. Alles von zu Hause aus. Arbeiten werden weggeschickt und Klausuren online abgeschlossen. Natürlich ist es neben der regulären Arbeit eine zusätzliche Belastung, aber es ist eine auch eine sehr große weggefallen: Der Alkohol!

Meine aktuelle Medikation:

Dosis.PNG

Morgens um 7:30 sind es 75 mg und zwischen 08:30 und 9:30 nochmal 25 mg.

Wie geht es mir damit?

Sehr gut!

Vielleicht könnt ihr euch noch an meine Frage mit der "Leistungssteigerung" erinnern, die mir wirklich Sorgen bereitet hat und ich mich schon in Zukunft im Missbrauch des Medikaments gesehen habe.

Ich zitiere mich mal eben selbst.

Luphan hat geschrieben:Es wird mir jetzt sehr schwerfallen euch das zu erklären:

Früher ohne Baclofen kam mein Craving circa gegen 15 Uhr. Das Gefühl kenne ich eigentlich noch sehr gut!

Jetzt an den beiden "Test-Samstagen" hatte ich kein Craving spüren können, oder kein Craving wie es mal früher war. es war ein ganz andere Gefühl oder Wahrnehmung meines "Ichs". Ich fühlte mich irgendwie nackt, verletzlich und mein Selbstbewusstsein war geschrumpft. Ich fühlte mich außerstande Sachen zu tun, die ich sonst mit Baclofen tun könnte.

Irgendwie erschreckend und ich habe dann an beiden Samstagen meine Tests abgebrochen!

Problem dabei ist, dass ich die Tests nicht wegen Craving abgebrochen habe, sonder wegen diesen unbeschreiblichen Gefühl in mir. Wenn ich so ohne Baclofen immer sein würde, dann nehme ich lieber mein Baclofen bis an mein Lebensende. Solche Gedanken gehen mir bis heute durch den Kopf. Ich habe bisher auch noch nie gelesen, dass jemand Baclofen für sein Selbstbewusstsein missbrauchen würde. Aber in meinem Tagebuch habe ich bereits davon berichtet. Je höher ich mit Baclofen gegangen bin, um so selbstbewusster habe ich mich gefühlt.

Vielleicht hat hier jemand doch ähnliche Erfahrungen dazu gemacht, oder jemand kann mir helfen und mir schreiben, was da mit mir los war!

Hier ist danach eine informative Diskussion entstanden, aus der ich auch persönlich meine Schlüsse ziehen konnte. Wie ihr oben in der Excel-Tabelle sehen könnt, bin ich jetzt aktuell auf 100 mg runter und fast schon so weit auf 75 mg zu reduzieren. Die weitere Reduzierung um 25 mg kann ich erklären, da ich die 25 mg ab 08:30 oft vergesse und keinerlei Bedarf danach verspüre. Es geht mir nicht schlechter ohne und vor allem aber:

Es geht mir nicht besser mit!

Luphan hat geschrieben:Ich fühlte mich irgendwie nackt, verletzlich und mein Selbstbewusstsein war geschrumpft. Ich fühlte mich außerstande Sachen zu tun, die ich sonst mit Baclofen tun könnte.

Ohne Baclofen hatte ich tatsächlich dieses Gefühl gehabt!

Was bedeutete in meinem Fall "ohne Baclofen"?

Dazu wieder ein paar Zitate:

Chinaski hat geschrieben:Hallo Luphan,

Luphan hat geschrieben :Das könnte damit böse in die Hose gehen... .


So wie du das geplant hast könnte es durchaus sein das es in die Hose geht!
Es ist denkbar das du Craving + Absetzerscheinungen bekommst...und dann noch vielleicht Alkohol!?!
Du willst mit dem Holzhammer drauf hauen.

Ich empfehle dir deine komplette Dosierung schrittweise zu reduzieren.
So kannst du dich auch an dein persönliches Craving ran tasten und deine Dosierung anpassen.

Du hast doch Zeit oder steht jemand mit einer Pistole hinter dir?

Gruß...
Chinaski

Lucidare hat geschrieben:Hi Luphan,

ich weiß, Du hast den Kopf voll und nicht viel Zeit. Geht mir im Moment genauso.

Chinaski hat geschrieben:Du hast doch Zeit oder steht jemand mit einer Pistole hinter dir?


Ich kann @Chinaski da nur zustimmen.

[pardon]

LG

Lucidare hat geschrieben:
An zwei Wochenenden habe ich versucht kein Baclofen zu nehmen. Das habe ich dann auch für mich vorbereitet. Freitag keinen Alkohol und Samstag dann kein Baclofen.


Mal wieder ziemlich hardcore... [cool]


Ja, es war wieder die Holzhammermethode im Spiel. Am Wochenende Baclofen mal eben ganz absetzen und sich dann über da oben genannte Gefühl der "Nacktheit" wundern. Das ist mal wieder sehr typisch für mich, immer mit dem Kopf durch die Wand und nicht auf andere hören. Aber ich habe auch euch gehört und auch auf mich, meinen Körper, meine Psyche und bin dann von 150 mg auf 125 mg und letztendlich auf die aktuellen 100 mg runter. In kleinen Schritten, teilweise habe ich die 25 mg Reduktionen halbiert und über den Vormittag in meinen Einnahmen verteilt. Und dadurch kam es nicht zu dem Gefühl der von mir erklärten "Nacktheit" ohne Baclofen. Alles war und ist gut!

Ein langsame Reduktion von Baclofen bzw. ein Ausschleichen auf eine kleiner Tagesdosis: Ja
Ein komplettes weglassen von Baclofen: Nein

Mir geht es zur Zeit sehr gut und ich habe keine Angst vor einer weiteren Reduktion auf 75 mg. Auf der Dosis werde ich dann längere Zeit verbleiben und dann irgendwann über eine weitere Reduzierung nachdenken. Alles Step by Step.

Während ich hier grade geschrieben habe und die Zitate eingebaut habe, kamen mir tatsächlich die Tränen. Ich verbinde dieses Forum auf einer emotionalen Art mit einer sehr guten Zeit. Ungefähr ein Jahr lang habe ich mich hier mehr oder weniger kräftig beteiligt, in dem ich mein Tagebuch geschrieben hab, viele Fragen gestellt habe und auch versucht habe anderen etwas zu helfen. Es war für mich eine Form der Therapie, hier alle Erfahrungsberichte zu lesen, mir "Weisheiten" einiger User, Informationen, Gedankengänge in Form von Zitaten auf meinem Rechner abzulegen, hier immer Hilfestellung erhalten zu haben und Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Mir hat es sehr viel gebracht und grade deshalb bin ich bis heute hier noch emotional sehr gebunden.

Chinaski hat geschrieben:Hallo Luphan,

du wirst es nicht glauben aber ich habe heute an dich gedacht!
Ich habe mich gefragt was du wohl so machst und wie es dir so geht.

Und...da ist er. [hi_bye]

Es freut mich wirklich zu hören das es dir so gut geht.
Du scheinst eine gute individuelle Dosierung für dich gefunden zu haben.
Eine Dosierung mit der du im Alltag gut zurecht kommst
Herzlichen Glückwunsch!

Lass immer mal wieder etwas von dir hören...
Alles gute weiterhin,
Chinaski


Lucidare hat geschrieben:Hi Luphan!

Chinaski hat geschrieben:Es freut mich wirklich zu hören das es dir so gut geht.


Dem kann ich mir nur anschließen! [good]

Luphan hat geschrieben: Es bereitet mir aber Spaß und ich bin zur Zeit für alles gewappnet was arbeitstechnisch auf mich zukommen kann.


Ohoh, wir lösen Probleme, bevor Sie da sind? [mocking] Coole Sache. [cool]

LG


Vielen Dank für die netten Worte!

Mein aktueller Alkoholkonsum:

Es ist bisher alles beim Alten geblieben und ich trinke noch immer meine Flasche Sekt. Falls es mal eine Feier gibt, was relativ selten vorkommt, diese dann auf Samstag fällt, dann ist am Freitag kein Sekt angesagt. Dann trinke ich auf der Feier auch mal was anderes. Letztes Mal waren es paar Gläser Gin und Sekt gewesen. Definitiv sind es nicht mehr die Mengen von früher, da sie für mich unverträglich geworden sind. Ich achte dann auch nicht auf die Trinkmenge und bin über den Abend ganz entspannt. Eigentlich wollte ich schrieben, dass es sich anfühlt wie das Trinkverhalten einer Person die kein Alkoholproblem hat. Mit der Schreibweise muss ich aber vorsichtig sein, denn ich ich trinke ja tatsächlich nicht nur ein Glas aus gesellschaftlichen Gründen oder weil es schmeckt. Im Kopf ist bei mir noch sehr stark verankert: Feier = Alkohol

Wobei ich mittlerweile auch die Feiern unterscheide und meinen Frau und ich im Jahr vielleicht auf sechs Feiern sind. Dazu zähle ich jetzt nicht Geburtstage in der Familie. Es ist eine sehr überschaubare Anzahl der "Trinktage" verbunden mit Feiern + meine der Freitag. Wobei ich mir mittlerweile die Frage stelle, ob ein Freitag auch zum Suchttag mit Craving werden kann? Zum Glück verspüre ich bisher keinen.

So ihr lieben, jetzt habe ich recht viel geschrieben. Ich hoffe es geht euch allen gut und ich sehe auch, dass die Personen die meinen Weg, viele der Wege anderer Personen zuvor begleitet haben, noch immer sehr aktiv hier dabei sind.

Das ehrt euch und ist eine besondere und lobenswerte Leistung!

Beste Grüße

Luphan
"Es ist einfach Feeling pur, ich will die negativen Gedanken vertreiben, wie Schmutz um es als Vergleich von mir wegstreichen. Muss die Stimme dämpfen, diesen Text beenden und euch bitten nicht nach jedem Satz Kritik an mich persönlich zu wenden."

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Chinaski » 21. Juni 2019, 12:44

Hallo Luphan,

Schön von dir zu hören und das es dir gut geht.

Trotz dem Stress mit der Selbständigkeit und dem Studium...da kannst du wirklich stolz auf dich sein :-!?

Du bist einiger der wenigen die es bis jetzt hinbekommen haben kontrolliert zu trinken.
Ich wünsche Dir das es so bleibt!

Weiterhin alles gute für dich und lass mal wieder etwas von dir hören [mail]
Ich bin dann bestimmt immer noch da.

Gruß...
Chinaski

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Lucidare » 21. Juni 2019, 15:27

Der Luphan! [hi_bye]

Es freut einen, wieder etwas von Dir zu hören!

Luphan hat geschrieben:Mit "vertieft in meine Studium" mein ich tatsächlich, dass ich seit April 2019 mit dem Studium der Sozialen Arbeit angefangen habe.


Respekt! :vgn

Luphan hat geschrieben:Hier ist danach eine informative Diskussion entstanden, aus der ich auch persönlich meine Schlüsse ziehen konnte.


Echt jetzt? [biggrin] Wobei Baclofen natürlich nicht schlauer macht. Wie aber schon beprochen vermag es den Alkohol und/oder die Angst zu vertreiben. Ohne Angst und/oder Alkohol lässt es sich einfach besser denken... [whistle]

Luphan hat geschrieben:Während ich hier grade geschrieben habe und die Zitate eingebaut habe, kamen mir tatsächlich die Tränen. Ich verbinde dieses Forum auf einer emotionalen Art mit einer sehr guten Zeit. Ungefähr ein Jahr lang habe ich mich hier mehr oder weniger kräftig beteiligt, in dem ich mein Tagebuch geschrieben hab, viele Fragen gestellt habe und auch versucht habe anderen etwas zu helfen. Es war für mich eine Form der Therapie, hier alle Erfahrungsberichte zu lesen, mir "Weisheiten" einiger User, Informationen, Gedankengänge in Form von Zitaten auf meinem Rechner abzulegen, hier immer Hilfestellung erhalten zu haben und Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Mir hat es sehr viel gebracht und grade deshalb bin ich bis heute hier noch emotional sehr gebunden.

Ich finde es echt cool wie Du Deinen Weg gehst! [good] Und wie üblich sehr strukuriert. Ich hatte zu o.g. Thema hier schon mal geschrieben:
lucidare hat geschrieben:Ihr tut und das ist wichtig. Selbst die Initiative ergreifen, sich schlau machen und sich zu kümmern. Das zählt, das ist Euer Erfolg. Lieber billig geklaut, als teuer selbst erdacht. Sich nicht zu schade zu sein, Ratschläge anzuhören und auch annehmen zu können. Das "Projekt" steht ganz oben. Ihr führt. Der Weg "dahin" ist sowas von egal. "Hilfe" ist für mich an dieser Stelle ein zu großes Wort. Nenne es ein Begleiten.

und natürlich
Lucidare hat geschrieben:[...] Manches löst sich nicht sofort auf, ergibt aber in der Nachbetrachtung einen Sinn.

[mocking]

Luphan hat geschrieben:So ihr lieben, jetzt habe ich recht viel geschrieben. [...]


Du schreibst mittlerweile sehr entspannt. Wenn Du Lust hast gerne auch mal wieder, wie es so läuft.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Lucidare » 21. Juni 2019, 15:34

Noch'n Nachtrag...

Luphan hat geschrieben:Ja, es war wieder die Holzhammermethode im Spiel. Am Wochenende Baclofen mal eben ganz absetzen und sich dann über da oben genannte Gefühl der "Nacktheit" wundern. Das ist mal wieder sehr typisch für mich, immer mit dem Kopf durch die Wand und nicht auf andere hören.


Meine Texte beruhen auf meinen Erfahrungen. Mein Erfahrungen basieren nicht darauf, im Leben alles richtig gemacht zu haben. Ganz im Gegenteil... [blus]

LG
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon DonQuixote » 21. Juni 2019, 20:56

Hallo Luphan

Danke für diesen ausführlichen und sehr interessanten Erfahrungsbericht [good]

Weiterhin alles Gute und viel Erfolg, insbesondere auch mit Deinem Studium, wünscht Dir

DonQuixote

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Luphan » 23. Juni 2019, 13:11

Hallo alle zusammen,

Chinaski hat geschrieben:Du bist einiger der wenigen die es bis jetzt hinbekommen haben kontrolliert zu trinken.
Ich wünsche Dir das es so bleibt!

Danke!

Ich bin mir tatsächlich dessen bewusst, dass es auch in die Hose gehen kann. Ich denke jetzt nicht mehr in kleinen Zeiträumen von Wochen und Monaten, sondern jetzt in Jahren. Die Sucht wird wahrscheinlich nie ganz weg sein und eine Gewisse Gefahr damit auch. Meine alten Trigger sind nicht mehr vorhanden und ich konnte sie verbannen. Ein neuer Trigger ist bei mir der Freitag an dem ich mein Sekt trinke. Ich kann ihn eigentlich Trigger-Freitag nennen. Vielleicht aber auch nicht. Der Freitag an sich ist ja nicht der Trigger.

Chinaski hat geschrieben:Weiterhin alles gute für dich und lass mal wieder etwas von dir hören [mail]
Ich bin dann bestimmt immer noch da.

Ich werde mich zu 100% immer wieder mal melden. Auch wenn ich nicht angemeldet bin und nicht schreibe, schau ich regelmäßig hier vorbei und lese gerne die Erfahrungsberichte.

Das du und einige andere dann noch immer da sind finde ich: doppd

Lucidare hat geschrieben:Du schreibst mittlerweile sehr entspannt. Wenn Du Lust hast gerne auch mal wieder, wie es so läuft.

Wie schon eben Chinaski beantwortet: Werde ich tun!

DonQuixote hat geschrieben:Hallo Luphan

Danke für diesen ausführlichen und sehr interessanten Erfahrungsbericht [good]

Weiterhin alles Gute und viel Erfolg, insbesondere auch mit Deinem Studium, wünscht Dir

DonQuixote

Vielen Dank Don!

Luphan hat geschrieben:Wobei ich mittlerweile auch die Feiern unterscheide und meinen Frau und ich im Jahr vielleicht auf sechs Feiern sind. Dazu zähle ich jetzt nicht Geburtstage in der Familie. Es ist eine sehr überschaubare Anzahl der "Trinktage" verbunden mit Feiern + meine der Freitag. Wobei ich mir mittlerweile die Frage stelle, ob ein Freitag auch zum Suchttag mit Craving werden kann? Zum Glück verspüre ich bisher keinen.

Was sagt ihr zu Frage?

Kann auch ein Tag zu einer Sucht werden?

Beste Grüße

Luphan
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Chinaski » 23. Juni 2019, 13:29

Hallo Luphan,

Ein bestimmter Tag oder dein Freitag kann nicht zur Sucht werden.
Denn der Tag ist egal!

Was zur Sucht bzw. zum nicht Stillstand der Sucht werden kann ist das warten und entgegen Fiebern auf diesen bestimmten Tag.

Gruß...
Chinaski

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Lucidare » 23. Juni 2019, 15:14

Hi Luphan,

Luphan hat geschrieben: Eigentlich wollte ich schrieben, dass es sich anfühlt wie das Trinkverhalten einer Person die kein Alkoholproblem hat. Mit der Schreibweise muss ich aber vorsichtig sein, denn ich ich trinke ja tatsächlich nicht nur ein Glas aus gesellschaftlichen Gründen oder weil es schmeckt. Im Kopf ist bei mir noch sehr stark verankert: Feier = Alkohol


Du hast Dir durch Dein Studium zusätzlichen Stress aufgeladen und denkst jetzt über Dein Konsumverhalten nach? So verkehrt ist das dann nicht... :grbl

Um mal 'ne alte Kamelle auszugraben -@Papfl hat es hier-, ziemlich locker, so formuliert:

Papfl hat geschrieben:Ich bin nicht weltfremd und mache mir da auch nichts vor: Klar probiert nahezu jede/r irgendwann mal, ob das "eine Gläschen zwischendurch" parallel zu Baclofen nicht doch vielleicht möglich ist...aber 1) muss man das nicht von Anfang an propagieren und 2) fallen die meisten damit ohnehin früher oder später auf die Schnauze. Die Frage erledigt sich also ohnehin von selbst. Man kann es sich also auch gleich von Beginn an leichter machen... :wink: .


Immer wieder die große Frage: Kann ich mit Baclofen meinen Alkoholkonsum regulieren?

Falsche Frage: "Kann Baclofen meinen Alkoholkonsum und das Leben regulieren?" wäre besser. Kann es das?

LG
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Luphan » 19. März 2021, 13:34

Hallo alle zusammen,

ist schon eine lange Zeit her als ich das letzte Mal hier geschrieben habe. Da sitze ich an meinem PC und Studiere und der Gedanke an das Forum kam mir. Wobei mir der Gedanke an das Forum und meine Zeit im Kampf gegen den Alkohol zwischendurch ins Gedächtnis gerufenen wird, oft verbunden in Situationen an den ich merke wie gut es mir eigentlich geht. Ich danke dann im Stillen Gott für diesen Weg und zeige mich dankbar für mein neues Leben.
Ein herzliches Hallo an alle hier: :-!?

Tja, jetzt ist fast ein Jahr vergangen und es hat sich recht viel bei mir getan. Baclofen nehme ich noch immer zu mir, auch wenn es nur einmal morgens gegen 7 Uhr ist und nur eine 25 mg Tablette. Ob ich die wirklich brauche, die Frage stelle ich mir dann auch selbst, da die Wirkung eigentlich zu meiner früheren Cravingzeit gegen 16 Uhr komplett abflacht. Diese ein Tablette gehört noch zu meinem festen Ritual und gibt mir das Gefühl der Sicherheit. Mein Arzt verschriebt sie mit weiterhin und kosten tut eine Packung auf mehr Monate auch nicht wirklich viel. Im Gegensatz zu 2017 bei 300 mg am Tag und manchmal auch mehr, spielt die aktuelle Einnahme finanziell keine Rolle. Vielleicht werden ich in den nächsten Wochen die 25 mg halbieren... .

Zu meinem Trinkverhalten muss ich eingestehen, dass sich hier nicht wirklich etwas verändert hat. Freitag ist noch immer mein fester Tag, an dem ich jetzt statt Sekt Wein trinke, vorher 2-3 kleine Gläser Marillenlikör und danach ca. 0,7 Liter Wein. Was soll ich dazu sagen, schlechtes Gewissen habe ich dabei nicht, schlecht schlafen tue ich auf jeden Fall, [blus] . Weitere Trinktage sind eher die Ausnahmen. Geburtstage, kleine Feiern zwischendurch, wobei ich anmerken muss, dass meine Frau und ich ein sehr "zweisames" Leben führen und die Anlässe dafür sehr spärlich ausfallen. Ob ich das jetzt als kontrolliertes Trinken bezeichnen würde, oder ein erlaubter "Such-Tag" kann ich selbst nicht so genau sagen. Obwohl, den Freitag einfach auszulassen habe ich noch nicht ausprobiert. Und hier genau liegt auch schon das Problem. Ich muss diesen Tag nicht auslassen bzw. weglassen, damit gehe ich dem "Übel" auch nicht an die Wurzel. Wobei das für mich selbstverständlich kein Übel ist!

Was ich aber hier aus dem Forum gelernt und mitgenommen habe ist, dass die Gefahr immer da ist und unser so liebes Gehirn uns gerne Sicherheit vortäuscht. Alles ist, mach dir auf keinen Fall Gedanken, ein Tag ist doch völlig legitim, und so weiter... . Einige kennen das sicherlich, [whistle] .

Ach ja, vor wichtigen Teamsitzung oder Gesprächen nehme ich manchmal eine zusätzliche Baclofen ein. Vielleicht 3-4 Mal im Jahr. Hierbei geht es nicht um Craving und meine Rezeptoren, viel mehr merke ich die Angstlösende Wirkung von Baclofen. Nur die eine zusätzliche Einnahme bewirkt bei mir recht viel. Ich rede viel mehr und fühle mich selbstbewusster in Gesprächen, und ja, ich dominiere oft diese Gespräche da ich viel Rede und die Leute teilweise überfahre. Das meine ich aber nicht im negativen Sinne und von einem Missbrauch möchte ich auch nciht unbedingt sprechen.

Gesundheitlich geht es mir recht gut. Seit einiger Zeit trinke ich täglich einen Chaga-Pilz-Tee. Kann ich nur allen empfehlen, da er eine sehr gesunde Wirkung hat. Für alle interessierten hier einer von vielen Links: Chaga-Pilz

Mir hat er die Schmerzen im oberen rechten Bauchraum unterhalb der Rippe genommen, die sich seit vielen Wochen als pulsierender Schmerz bemerkbar gemacht hatte. Für mich war das ein kleines Wunder.

Wie ich oben bereits geschrieben habe studiere ich noch. Unser Unternehmen läuft sehr gut und wir bauen dieses Jahr noch aus. Meine Frau und ich haben ein Haus (Volksbank) gekauft und lassen es umbauen, was wirklich viel Stress bedeutete und noch bedeutet. Wenn alles gut geht, dann ziehen wir Ende April aber ein. Ich hoffe euch allen geht es hier den Umständen nach gut. Wie ich sehen kann sind die "alten Hasen" hier noch immer täglich unterwegs. Euch gebührt mein größter Respekt!

Liebe Grüße

Luphan
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Lucidare » 19. März 2021, 14:50

Der Luphan! [hi_bye]

Freut mich wirklich von Dir mal was zu hören und das es bei Dir gut läuft! [good]

Was man ohne Permarausch so alles hinbekommt... [pardon] Ich melde mich später noch etwas ausführlicher, hab' im Mom noch Termine.

LG
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Chinaski » 21. März 2021, 07:09

Hallo Luphan,

Schaffe, schaffe Häusle bauen...

Da ich ab und zu mal an dich denken muss freut es mich zu hören das bei dir alles im grünen Bereich ist.

Mach weiter so in deinem Leben und lass immer mal wieder was von dir hören!

Bis dahin alles gute für dich.

Gruß...
Chinaski

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Lucidare » 21. März 2021, 07:28

Moin Luphan,

ist ja wieder ein Trubel hier im Forum... [cool]

Luphan hat geschrieben:Obwohl, den Freitag einfach auszulassen habe ich noch nicht ausprobiert. Und hier genau liegt auch schon das Problem. Ich muss diesen Tag nicht auslassen bzw. weglassen, damit gehe ich dem "Übel" auch nicht an die Wurzel. Wobei das für mich selbstverständlich kein Übel ist!


Da sind wir dann wieder bei meiner "Systemeimgrünenbereichtheorie". Übel hin oder her. Ich nasche auch ab und zu. Wichtig ist nicht wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen. Bei mir wäre das bei Angst und Frustration oder Ärger einen Aufguss zu tätigen. Kurzum, bin ich im Stress ist 0,0 angesagt.

Du brauchst irgendwie immer eine "rituelle Ordnung". So lange das nicht in besagten negativen Stress ausartet ist das doch OK. Du bist mit Deiner "Freitagstaktik" so lange im Recht wie es nicht mehr wird. [biggrin] Natürlich sind die Likörchen und die Pulle Wein auf einem Male nicht unbedingt konform mit den Empfehlungen der Gesundheitsorganisationen aber was soll's. [pardon]

Luphan hat geschrieben:Ach ja, vor wichtigen Teamsitzung oder Gesprächen nehme ich manchmal eine zusätzliche Baclofen ein. Vielleicht 3-4 Mal im Jahr. Hierbei geht es nicht um Craving und meine Rezeptoren, viel mehr merke ich die Angstlösende Wirkung von Baclofen. Nur die eine zusätzliche Einnahme bewirkt bei mir recht viel. Ich rede viel mehr und fühle mich selbstbewusster in Gesprächen, und ja, ich dominiere oft diese Gespräche da ich viel Rede und die Leute teilweise überfahre. Das meine ich aber nicht im negativen Sinne und von einem Missbrauch möchte ich auch nciht unbedingt sprechen.


Du bist Chef, Du trägst das unternehmerische Risiko. Wenn Die dieses kleine "Doping" hilft Deine Ideen und Vorgaben zu vermitteln sei's drum. Leute "überfahren" ist auch so eine Sache. Wenn es nicht in eine "Gutsherrenart" endet und bei den Mitarbeitern relativ gut ankommt mag's damit erledigt sein. Den Sinn einer Sache vermittelt man gerne, jedes Detail bis in das Letzte auszudiskutieren ist dann auch kontraproduktiv. Um dieses Level zu erreichen nehmen auch viele Alkohol, Benzo's, Kokain oder was weiß ich nicht zu sich.

Luphan hat geschrieben:Gesundheitlich geht es mir recht gut. Seit einiger Zeit trinke ich täglich einen Chaga-Pilz-Tee. Kann ich nur allen empfehlen, da er eine sehr gesunde Wirkung hat. Für alle interessierten hier einer von vielen Links: Chaga-Pilz


Alte slawische Naturheilkunde. Wenn's hilft... Die Wirkung ist allerdings wohl auch nicht wirklich in klinischen Studien nachgewiesen. Das Pulver ist so teuer nicht, ein Versuch wird einen nicht gleich in finanzielle Abgründe führen.

LG
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon shelf » 27. März 2021, 21:22

Guten Abend Luphan,

heute hab ich mal etwas Zeit über und kann meinen Senf dazugeben.

Erstmal Glückwunsch dass du am Ball geblieben und damit recht zufrieden bist.
"Einmal die Woche darf ich" - okay, why not.
Vielleicht findest du ja noch was anderes als Alkohol zum Dürfen. [smile]

Chaga-Pilz....
Hab mich mal bissel belesen.
"Schiefer Schillerporling" - enthält zumindest Polyphenole (antioxydativ, also gut gegen Sauerstoffradikale) und Polysaccharide (Mehrfachzucker die an der Entzündungshemmung beteiligt sind).
Ganz sicher kein Wundermittel für irgendwas, aber weder nutzlos noch schädlich.

Ansonsten, einfach weitermachen. good

LG
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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Karinlei » 31. März 2021, 21:26

Hallo Luphan,
ich habe hier mit sehr viel Interesse sehr viel über deinen Werdegang mit Baclofen gelesen und finde es toll, wie du das alles meisterst !
Ich bin für meinen Mann hier im Forum unterwegs und warte auf die Arztliste.
Auch mein Mann ist selbstständig und Geschäftsführer in unserer Firma, aber leider im Moment zu nichts mehr fähig, was für unseren Sohn, der ihn kräftig unterstützt, sehr schwierig ist, da er sich ziemlich allein gelassen fühlt !
Ich hoffe so sehr, wenn ich meinem Mann von deinen Erfolgen erzähle, dass er wieder Mut schöpft und vielleicht zuversichtlicher in die Zukunft schaut !!
Ich wünsche dir weiterhin viel Glück und Erfolg,
Ich melde mich wieder, wenn es hoffentlich was zu melden gibt.

Bis dahin alles Gute für dich

Karinlei

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Re: => Luphan und sein Weg mit Baclofen <=

Beitragvon Luphan » 15. März 2024, 15:08

Hallo ihr Lieben,

heute musste ich wieder an das Forum hier denken. Wie kam es dazu?

Meine Frau hatte heute ein Gespräch mit ihrer Cousine gehabt. Ihr Mann hat große Probleme mit Alkohol und meine Frau hat sie auf Baclofen hingewiesen. Als sie nach Hause kam und mir davon erzählte, waren meine Gedanken plötzlich hier im Forum.

Lucidare hat geschrieben:Mensch, der Luphan...

Ich kann es kaum glauben, aber ich freue mich echt mal wieder etwas von Dir zu hören. [lol]



Es ist so weit und ich möchte euch hiermit ein Update geben:

Mit meinem Studium bin ich noch immer nicht fertig. Es fehlte einfach an Zeit, obwohl ich fast fertig bin. Aktuell gründe ich eine zweite Firma - Baunutzungsänderung, Brandschutzkonzept und Betriebserlaubnisverfahren laufen aktuell - die Bürokratie nimmt viel Zeit in Anspruch, dann folgen noch Umbaumaßnahme und aktuell gehe ich davon aus, dass meine Frau und ich im Juni eröffnen werden.

Eigentlich klingt das ja sehr gut, oder?

    Eigentlich ja, aber der Ursprung war nicht so schön. Unser Familienbetrieb, in dem ich die Geschäftsführung war/ bin, hatte letztes Jahr massive Probleme. Es war die Hölle und eine der schlimmsten Zeiten in meinem Leben. Alles, was sicher war, war plötzlich nicht mehr so sicher. Meine Frau und ich konnte einfach nicht mehr.

    Mein Stiefvater hat meiner Frau gekündigt - trotz massiven Widerstand im Team bzw. unter den Kollegen und natürlich auch von mir. Mir hat er auch gedroht. Geht meine Frau zum Anwalt, dann wird er mich als Geschäftsführer mit seinem Anwalt herauswerfen. Nun ja, so einfach ist das nicht, aber alleine diese Drohung hat es in sich.

Es ist in den Jahren sehr viel passiert, ausgehenden von diesem ungerechten, fiesen Egomanen, was aber glücklicherweise nicht unseren Mitarbeitern verborgen blieb.

    Nennt es göttliche Fügung, oder nicht, aber meine Frau hat im Juli 2023 im Internet eine riesige Immobilie gefunden. Ein riesiges Hotel & Restaurant mit über 30 Zimmern. Perfekt für eine Einrichtung der stationären Kinder- und Jugendhilfe geeignet. Und so kam alles ins Rollen. Meine Frau war ja nicht mehr im Unternehmen, ich war noch dort, aber parallel haben wir alles in die Wege geleitet. Banktermine, Termine mit dem Landesjugendamt, Businessplan, Leistungsangebote und vieles mehr.

Mein Stiefvater hat im Dezember dann von mir erfahren, dass ich weg sein würde, was er zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich negativ aufgenommen hatte. Aber:

    Das Team war sehr unzufrieden mit ihm und die Vision und Mission für die Zukunft lagen bei mir. Einige der besten Mitarbeiter wollten in meiner neuen Einrichtung anfangen. Den Posten der Geschäftsführung bei meinem Stiefvater - der eh in 1-2 Jahren in Rente geht - wollte keiner übernehmen. Viele haben halt mitbekommen, wie falsch er in den letzten Jahren war und wie ungerecht er Menschen behandelte.
    Keine wolle so wirklich bleiben. Die Einrichtung ist aber quasi seine Rentenabsicherung und er ist angewiesen, dass er dort fähige Mitarbeiter hat, bzw. eine Person wie mich, die alles leitete und ihn ausbezahlt. Also habe ich ihm einen Vorschlag gemacht. Er geht deutlich früher in Rente - noch dieses Jahr - und ich kaufe oder pachte von ihm die Einrichtung, eröffne im Juni diesen Jahren meine Einrichtung und übernehme dann die Geschäftsführung beider Einrichtungen. Das ganze Team und auch viele neue Mitarbeiter, die ich bereits rekrutiert habe, stehen alle hinter mir. Er war also quasi ganz alleine!

Und so kam es in etwa, dass ich jetzt bald zwei Einrichtungen führen werde.

Ich erspare euch jetzt eine Ausführung der ganzen Gemeinheiten, die es gegeben hat. Ich wusste tatsächlich erst Ende November zu 100 %, dass die Bank mir die neue Einrichtung finanzieren wird. Die Zeit bis dahin war die Hölle. Was ist, wenn es nicht klappt? Dann muss ich bei meinem Stiefvater bleiben und die Hölle weiter ertragen, bis er dann endlich in Rente geht? Diese Zeit war echt krass. Es gab so viele Höhen und Tiefen. Ängste und Sorgen, jeder Tag war voller Anspannung und der Ausgang ungewiss.
Mein Stiefvater machte mir das Leben weiter zur Hölle, was aber auch gut war, da es halt nicht unbemerkt im Team blieb. Er hat sein wahres Gesicht gezeigt und irgendwann keinen Rückhalt mehr gehabt. Mit diesem ganzen Stress umzugehen, war extrem schwer.

Kurzfassung: Im Juli hatte ich einen Rückfall!

Ich habe wieder täglich einen Liter Wein getrunken und zusätzlich noch 1-2 Gläser Likör. Ihr kennt das ja mit den Trampelpfaden im Kopf - den Lösungsstrategien. Bei mir waren es aber keine Trampelpfade, nein, die eine dicke breite Autobahn war wieder da!

Stress => Lösung => Alkohol

Wie schnell das ging! Erst waren es ja "nur" ein paar Tage, dann wurden es Wochen und daraus dann Monate. Bis Januar 2024. Als ich nach "nur" paar Wochen aufhören wollte, war das volle Programm wieder da: Das liebe nette Craving klopfte ab 16 Uhr bei mir wieder an!

Dazu kamen dann noch die mir bekannten körperlichen Entzugserscheinungen hinzu. Flimmern in den Augen (Ameisen), Unwohlsein und Konzentrationsschwäche. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann resigniert. Den Absprung - dessen war ich mir sicher - schaffe ich zum gegeben Zeitpunkt mit Baclofen. Krasse Denke, oder?

Ich konnte nicht aufhören und wollte es auch nicht. Ich war wieder an dem Punkt, an dem ich früher schon mal war!

Das ging dann so weiter bis Anfang Januar. Ende Dezember habe ich erfahren, dass es Mitte Januar einen Bürgerdialog im Ort geben wird, an dem ca. 200 Bürger teilnehmen würden. Und dann auch noch zu der besten Uhrzeit, die es für mich geben könnte: 18 Uhr

18 Uhr, wo das Craving nicht nur anklopft, sondern die Tür eingeschlagen hat und ich körperlich und geistig nicht zu einem Dialog fähig wäre. Aber ich musste dort anwesend sein, es gab keine Ausreden, da es letztendlich um die Zukunft der zweiten Einrichtung ging.

Bereits im Dezember habe ich dann Baclofen von meinen täglich 25 mg morgens auf 125 mg am Tag hoch dosiert. Die letzten 10 Tage vor dem Dialog bin ich dann auf 240 mg hoch. In diesen 10 Tagen habe ich auch aufgehört zu trinken. Nach einem Tag leichten körperlichen Entzug was ich dann durch und die Symptome waren weg. Der Bürgerdialog verlief sehr gut. Aber danach lief es bei mir wieder gut. Den Freitag als Trinktag habe ich zwar beibehalten, alle anderen Tage sind wieder trink frei.
Baclofen lasse ich jetzt für einige Monate bei 125 mg. Die täglich 25 mg waren scheinbar zu wenig gewesen, um bei krass aufkommenden Stress dem Alkohol entsagen zu können.

Lucidare hat geschrieben:Hi Luphan,
Um mal 'ne alte Kamelle auszugraben -@Papfl hat es hier-, ziemlich locker, so formuliert:

Papfl hat geschrieben:Ich bin nicht weltfremd und mache mir da auch nichts vor: Klar probiert nahezu jede/r irgendwann mal, ob das "eine Gläschen zwischendurch" parallel zu Baclofen nicht doch vielleicht möglich ist...aber 1) muss man das nicht von Anfang an propagieren und 2) fallen die meisten damit ohnehin früher oder später auf die Schnauze. Die Frage erledigt sich also ohnehin von selbst. Man kann es sich also auch gleich von Beginn an leichter machen... :wink: .


Immer wieder die große Frage: Kann ich mit Baclofen meinen Alkoholkonsum regulieren?

Falsche Frage: "Kann Baclofen meinen Alkoholkonsum und das Leben regulieren?" wäre besser. Kann es das?

LG


Mit Baclofen kann ich meinen Alkoholkonsum regulieren. Zum Glück funktioniert das bei mir. Bin ich jetzt ein Held? Nein! Ohne Baclofen wären ich vor Jahren nicht vom Alkohol losgekommen und auch nicht bei meinem zweiten Versuch, den ich auch heute geschildert habe.

Und ich möchte hiermit alle ausdrücklich warnen: Macht es mir bitte nicht nach, es wird in die Hose gehen. Spielt nicht mit eurer Sucht herum!

shelf hat geschrieben:Guten Abend Luphan,
Erstmal Glückwunsch dass du am Ball geblieben und damit recht zufrieden bist.
"Einmal die Woche darf ich" - okay, why not.
Vielleicht findest du ja noch was anderes als Alkohol zum Dürfen. [smile]


Heute bin ich anderer Meinung. Sogar der eine Tag in der Woche ist zu viel. Ich empfehle niemanden hier im Forum den Weg so zu gehen, wie ich es in meinem Tagebuch beschrieben haben. Auf jeden Fall sollte das Ziel sein, keinen Alkohol mehr zu trinken. Diesen kleinen Puffer mit dem einen Trinktag, den ich mir gelassen habe, zeigt, dass ich eigentlich noch immer süchtig bin. Das Ziel sollte sein, ganz vom Alkohol wegzukommen.

Heute habe ich einigen von euch hoffentlich beschreiben können, wie schnell man wieder drin sein kann. Volles Brett und alles ist wieder wie vor Baclofen.

Karinlei hat geschrieben:Hallo Luphan,
ich habe hier mit sehr viel Interesse sehr viel über deinen Werdegang mit Baclofen gelesen und finde es toll, wie du das alles meisterst !
Ich bin für meinen Mann hier im Forum unterwegs und warte auf die Arztliste.
Auch mein Mann ist selbstständig und Geschäftsführer in unserer Firma, aber leider im Moment zu nichts mehr fähig, was für unseren Sohn, der ihn kräftig unterstützt, sehr schwierig ist, da er sich ziemlich allein gelassen fühlt !
Ich hoffe so sehr, wenn ich meinem Mann von deinen Erfolgen erzähle, dass er wieder Mut schöpft und vielleicht zuversichtlicher in die Zukunft schaut !!
Ich wünsche dir weiterhin viel Glück und Erfolg,
Ich melde mich wieder, wenn es hoffentlich was zu melden gibt.

Du kannst deinem Mann gerne meinen Weg/ Erfolg erzählen. Aber er muss seinen eigenen Weg gehen. Baclofen wirkt halt bei jedem Menschen unterschiedlich. Mir ist es jetzt mit Baclofen zweimal gelungen wieder vom Alkohol wegzukommen, was aber nicht jedem so gelingen muss.
Auch dieses schnelle Hochdosieren empfehle ich nicht. Bei mir halten sich die Nebenwirkungen sehr in Grenzen und nicht jeder verträgt das Medikament so gut wie ich.

So ihr Lieben, ich freue mich so sehr mich wieder bei euch gemeldet zu haben. Ich dachte, ich bin jetzt für mein Leben gerüstet und stabil mit den 25 mg täglich. Das war ein Trguschluss. Die Sucht habe ich nicht besiegt.

Lucidare hat geschrieben:Immer wieder die große Frage: Kann ich mit Baclofen meinen Alkoholkonsum regulieren?
LG

So sieht leider die Wahrheit aus. DIe Sucht ist noch da, Baclofen reguliert in meinem Fall den Alkoholkonsum, nicht ich selbst.

Viele Grüße

Luphan
"Es ist einfach Feeling pur, ich will die negativen Gedanken vertreiben, wie Schmutz um es als Vergleich von mir wegstreichen. Muss die Stimme dämpfen, diesen Text beenden und euch bitten nicht nach jedem Satz Kritik an mich persönlich zu wenden."

Mein Tagebuch: => Luphan und sein Weg mit Baclofen =<


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