Baclofen-letzte Hoffnung ???

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
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henry54
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Baclofen-letzte Hoffnung ???

Beitragvon henry54 » 13. November 2017, 23:28

Hallo
Wir (63+60 J) sind Eltern eines fast 40 jährigen Sohnes mit ADS Syndrom ,Abitur ,abgebrochenem Studium ,jetzt seit 10 Jahren arbeitsloser Harzvierer .Er hat eine 15 jährige Trinkerkarriere hinter sich ,die er lange verbergen konnte ,aber die sich im Jan 2017 durch einen Zusammenbruch offenbarte .In Folge: Engiftung LWL Do-Aplerbeck - 6 mon.Langzeittherapie
Brilonwald - 2 Tage zuhause Absturz !! -Entgiftung LWL Do. 1 Tag zuhause Absturz !!!! - Entgiftung LWL Do. 2 Std. zuhause Absturz .Der Psychotherapeut versagt und weiss nicht mehr weiter und lehnt Baclofen ab ,mit der Begründung "Das schädigt ja die Leber" Die Hausärztin sagt wortwörtlich ."Der säuft sich kaputt" und handelt nicht ausser Einweisungen in die LWL Do. zu schreiben und natürlich sagt sie auch das Baclofen die Leber schädigt .Wir wissen nicht mehr weiter ,wir sind su gut wie hilflos ,da wir ja keine "Routine" in dieser (fast) ausweglosen Situation haben .
Vor 3 wochen ist er wieder nach LWL Do. gekommen-1 Tag zuhause- Absturz .Zur Zeit bis 3 LITER Wodka am Tag.wir warten auf den nächsten Zusammenbruch-wir sind am Ende !!-wir bitten euch um Hilfe .Könnt ihr uns Ärzte nennen ,die in NRW ,am besten Kreis Unna ,Kreis Soest Stadt Hamm oder auch weiter mit Baclofen behandeln ?
Vielen Dank im Voraus
henry54

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shelf
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Re: Baclofen-letzte Hoffnung ???

Beitragvon shelf » 14. November 2017, 00:24

Hallo,

henry54 hat geschrieben:Hallo
Wir (63+60 J) sind Eltern eines fast 40 jährigen Sohnes mit ADS Syndrom ,Abitur ,abgebrochenem Studium ,jetzt seit 10 Jahren arbeitsloser Harzvierer .Er hat eine 15 jährige Trinkerkarriere hinter sich ,die er lange verbergen konnte ,aber die sich im Jan 2017 durch einen Zusammenbruch offenbarte .In Folge: Engiftung LWL Do-Aplerbeck - 6 mon.Langzeittherapie
Brilonwald - 2 Tage zuhause Absturz !! -Entgiftung LWL Do. 1 Tag zuhause Absturz !!!! - Entgiftung LWL Do. 2 Std. zuhause Absturz .Der Psychotherapeut versagt und weiss nicht mehr weiter und lehnt Baclofen ab ,mit der Begründung "Das schädigt ja die Leber" Die Hausärztin sagt wortwörtlich ."Der säuft sich kaputt" und handelt nicht ausser Einweisungen in die LWL Do. zu schreiben und natürlich sagt sie auch das Baclofen die Leber schädigt .Wir wissen nicht mehr weiter ,wir sind su gut wie hilflos ,da wir ja keine "Routine" in dieser (fast) ausweglosen Situation haben .
Vor 3 wochen ist er wieder nach LWL Do. gekommen-1 Tag zuhause- Absturz .Zur Zeit bis 3 LITER Wodka am Tag.wir warten auf den nächsten Zusammenbruch-wir sind am Ende !!-wir bitten euch um Hilfe .Könnt ihr uns Ärzte nennen ,die in NRW ,am besten Kreis Unna ,Kreis Soest Stadt Hamm oder auch weiter mit Baclofen behandeln ?
Vielen Dank im Voraus
henry54


Baclofen schädigt keineswegs die Leber! Deshalb findet es auch bei Patienten mit Leberzirrhose Anwendung.

Was richtig wäre ist dass Baclofen bei Patienten mit AD(H)S nur mit größter Vorsicht anzuwenden ist.
Bevorzugt sollte erst das AD(H)S therapiert werden und Baclofen erst bei möglichst optimaler Einstellung hinzugenommen werden.
Andernfalls muss mit sehr starken Nebenwirkungen und oft auch paradoxen Wirkungen gerechnet werden.

Das Beste wäre ein Besuch bei einem Neurologen (der auch Baclofen gegenüber aufgeschlossen ist) und diesem die Situation detailliert schildern. (AD(H)S dabei äußerst wichtig)
Adresse eines solchen Arztes in der "Nähe" gibt es hier von unserem Admin @DonQuixote.
Einfach eine PN an DonQuixote - mit dem Wunsch nach einem geeigneten Arzt und der Postleitzahl - schicken.

Damit wäre der erste Schritt getan.

Möglichst noch einmal entgiften, dann sind die Chancen auf einen Erfolg mit Baclofen erheblich größer.
Bei 3L Wodka am Tag verbietet sich eigentlich jegliche Medikation.

LG

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Re: Baclofen-letzte Hoffnung ???

Beitragvon Chinaski » 14. November 2017, 06:41

Hallo Henry,

das Baclofen die Leber schädigt ist ein Märchen und die Ärtzin deines Sohnes sehr schlecht informiert.
Baclofen wird über die Niere verstoffwechselt und ausgeschieden.
Baclofen hat eine kurze Halbwertszeit und muss auch deshalb mehrmals täglich genommen werden.

Ansonsten hat dir @shelf schon einige wichtige Informationen gegeben.

Weitere Informationen zur Baclofen Therapie findest du hier im Forum.

Das beste wäre allerdings wenn dein Sohn sich hier anmeldet um sich selbst zu informieren und fragen zu stellen.
Er muss ja schließlich auch selbst den Weg aus der Sucht gehen...und gehen wollen!!!

Gruß...
Chinaski

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Luphan
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Re: Baclofen-letzte Hoffnung ???

Beitragvon Luphan » 14. November 2017, 17:54

Hallo henry54,

Chinaski hat geschrieben:Das beste wäre allerdings wenn dein Sohn sich hier anmeldet um sich selbst zu informieren und fragen zu stellen.
Er muss ja schließlich auch selbst den Weg aus der Sucht gehen...und gehen wollen!!!

Das sehe ich auch so!

Oder wollt ihr eine Arztadresse und wollt dann euren Sohn einfach mitnehmen?

Auf jeden Fall kann ich eure Sorge nachvollziehen und es ehrt euch nach Hilfe für ihn zu suchen. Trotzdem sollte er in euer Vorhaben involviert sein.

Gruß

Luphan
"Es ist einfach Feeling pur, ich will die negativen Gedanken vertreiben, wie Schmutz um es als Vergleich von mir wegstreichen. Muss die Stimme dämpfen, diesen Text beenden und euch bitten nicht nach jedem Satz Kritik an mich persönlich zu wenden."

Mein Tagebuch: => Luphan und sein Weg mit Baclofen =<

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DonQuixote
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Re: Baclofen-letzte Hoffnung ???

Beitragvon DonQuixote » 14. November 2017, 20:38

Hallo Henry

Einen Arztvorschlag für Deine Region habe ich soeben abgeschickt, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <arcor.de>, mit der Du dich hier im Forum angemeldet hast. Es handelt sich um einen erfahrenen Suchtmediziner, der sich mit Baclofen sehr gut auskennt.

Die besten Erfolge erzielt man mit Baclofen, wenn man abstinent beginnt. Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch, zweigleisig fahren. Das heißt, den Alkohol langsam ausschleichen und Baclofen parallel dazu langsam gemäß Leitfaden für die Anwendung bzw. den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum einschleichen. Bitte den Alkohol nicht abrupt absetzen, da dies gefährlich sein kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir).

Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung oder die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht einfach so aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurückgeben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe mir bitte einfach eine entsprechende PN (Private Nachricht)

Aufmerksam machen möchte ich auch noch auf unseren „Arztkoffer“. Dort gibt es allerlei weitere Dokumente, welche Du Deinem Sohn in einem „günstigen Moment“ zum Lesen und als Motivationshilfe vorlegen könntest. Krankheitseinsicht und Motivation müssen aber letztendlich von Deinem Sohn selbst ausgehen, ohne das geht es nicht. Aber unterstütze ihn unbedingt dabei [good] .

Dir und Deiner Familie viel Erfolg bei der Überwindung der Krankheit Deines Sohnes wünscht

DonQuixote


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