Olivier Ameisen verstorben

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fetsecht
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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon fetsecht » 4. August 2013, 15:46

Tulip, ich gehe mit Argentina.
Es geht auch nicht darum, Ameisen noch einen reinzudruecken, nur man sollte die sache nicht einfach vom tisch schieben.

Verstand nie, das wir nie hoerten mit wieviel mg, er am tag so durchging und wir werden es wohl nie erfahren.

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Papfl
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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon Papfl » 4. August 2013, 16:32

fetsecht hat geschrieben:Verstand nie, das wir nie hoerten mit wieviel mg, er am tag so durchging und wir werden es wohl nie erfahren.

@ fets

Auf seiner Höchstdosis von 270 mg/Tag verharrte Ameisen nur 12 Tage lang. Danach dosierte er auf 120 mg/Tag runter, was er zunächst als Erhaltungsdosis beibehielt (s. Buch). Mit der Zeit hat er diese wohl allmählich nach unten hin angepasst. Seit Anfang 2012 soll er auf 50 mg/Tag gewesen sein.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon fetsecht » 4. August 2013, 16:39

Papfl hat geschrieben:Mit der Zeit hat er diese wohl allmählich nach unten hin angepasst. Seit Anfang 2012 soll er auf 50 mg/Tag gewesen sein.


das buch ist mir nicht unbekannt.

aber deine zeilen hier sind reine spekulation, dafuer wuerde ich nie und nimmer gerade stehen, du etwa? :)
source please.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon Papfl » 4. August 2013, 17:08

Ach fets,

es ist immer das gleiche...

Ich weiß, dass Du auf Infos aus dem anderen Forum nichts gibst, aber anders herum gefragt: Warum sollte sich F. sowas aus den Fingern saugen? Schließlich waren die beiden bekannt.

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?f=0&t=2394&p=23204#p23204

Außerdem hatte @jivaro Olivier Ameisen noch Anfang Juni persönlich in Frankreich getroffen.

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?f=57&t=2269&p=22172#p22172

Deshalb gehe ich schon davon aus, dass diese Infos stimmen. Man muss doch nicht immer alles und jeden in Frage stellen - auch wenn man nicht miteinander kann.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon fetsecht » 4. August 2013, 17:43

Ach fets,

es ist immer das gleiche...

erlaeuter mir das mal bitte, nicht ganz verstehe.

--------------

Frederico als reference zu nennen, ist...

Das Jivaro O. Ameisen auf einem seminar getroffen hat ist natuerlich bemerkenswert und wurde fotografisch festgehalten.
sehe aber hier nicht das persoehnliche gespraech wo O.Ameisen, nur ihr sagt, wieviel mg Baclofen er nun nimmt [blus]

haben wir keine franzoesischen referencen?
da wo O.Ameisen heimisch war, oder publicationen?

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon Papfl » 4. August 2013, 18:22

@ fets

fetsecht hat geschrieben:erlaeuter mir das mal bitte, nicht ganz verstehe.

Guckst Du z. B. hier.

Im Übrigen reichen mir in diesem Fall die angegebenen Quellen (sprich: .de-Forum) vollkommen aus.

fetsecht hat geschrieben:haben wir keine franzoesischen referencen?
da wo O.Ameisen heimisch war, oder publicationen?

Gibt's bestimmt. Brauchst aber nicht glauben, dass ich mich jetzt für Dich dort auf die Suche mache... :wink: .

Frei nach Popper: Kannst meine Aussage ja falsifizieren, wenn Du möchtest.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon fetsecht » 4. August 2013, 18:47

Papfl hat geschrieben: fetsecht hat geschrieben:erlaeuter mir das mal bitte, nicht ganz verstehe.
Guckst Du z. B. hier.

*kopfschuettel* was soll das, ein forum ist dazu da, sich mit themen auseinernader zu setzen, deine beitraege haben fuer MICH, keinen naehrwaehrt, da du nur allgemeinwissen aus dem nets kopierst, das bringt MIR persoehnlich nichts Papfl.
mir waere es wichtig gewesen, deinen erfahrungsbericht zu lesen...ach ja, das tat ich heute...http://www.forum-baclofen.com/erfahrungsberichte/neues-vom-papfl-t696.html
hm... das sind so erfahrungsberichte, wo andere forums user richtig was lesen koennen, wie es dem menschen der sich hier als akoholiker outet, so geht...sehr hilfreich...?

Papfl hat geschrieben:@ fets
Im Übrigen reichen mir in diesem Fall die angegebenen Quellen (sprich: .de-Forum) vollkommen aus.


ja fuer dich...was soll ich sagen? das ich gerne etwas lesen wuerde von O.Ameisen selber?
von seinem umfeld? von denen die ihn wirklich kannten?

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 6. August 2013, 14:52

Hi fets

Welchen Wert sollte es haben, zu wissen, wieviel mg ganz genau Olivier Ameisen zuletzt benötigte? Welchen Wert sollte es haben, von ihm nahestehenden Personen dieses zu erfahren, oder von denen zu erfahren, wie es ihm sonst so ging? Das ist alleine seine Sache. Er hat sich genug geoutet. Mehr kann man nicht verlangen. Herztod wegen Baclofen? Mach Dich bitte nicht lächerlich. So was (Herztod wegen Baclofen) gibt es nicht. Klar, ein Beweis der Nichtexistenz einer Sache ist per se unmöglich, und so ist das Verlangen nach solch einem Beweis der Nichtexistenz einer Sache unredlich. Redlich ist nur der Beweis der Existenz einer Sache. Evident ist jedenfalls der Umstand, dass man in über 40 Jahren keinen Hinweis auf herzschädigende Wirkungen von Baclofen gefunden hat, auch in hohen Dosierungen nicht.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 6. August 2013, 16:16

Ja, ich noch mal.

Kein Beweis, den gibt es eh nicht, aber sehr hohe Evidenz, dass Baclofen keinerlei Wechselwirkungen oder Auswirkungen mit/auf Herzkrankheiten oder Erkrankungen der Herzkranzgefäße hat ist der Umstand, dass:

  • Es bei allen bisherigen klinischen Untersuchungen keinerlei Ausschlusskriterien in dieser Richtung gab.
  • Der offizielle Beipackzettel von Baclofen (Lioresal) keinerlei Hinweis darauf enthält.
Und dies wie gesagt nach über 40 Jahren Erfahrung mit dem Medikament. Einen Kausalzusammenhang des Todes von Olivier Ameisen mit dessen Baclofeneinnahme herstellen zu wollen ist Blödsinn.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon GoldenTulip » 6. August 2013, 19:35

Who will ever know,

meine Mutter ist mit 37 jahren an einem Herzfehler plus Apfelkorn über x-Jahre gestorben.
Baclofen als Ursache erscheint mir absurd.

Das ins Feld zu führen als Gegenargument für Baclofen ist zynisch, sonst nichts.

Ich glaube, sie hätte lange leben können, wenn sie diesen Ausweg gehabt hätte.

Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon GoldenTulip » 6. August 2013, 20:45

gelöscht wegen doch zu privat
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Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 2. Februar 2014, 07:05

Hallo erst mal

Hier noch ein Nachruf von Dr. Pascal Gache, einem praktizierenden Arzt (Internist) in Genf, Mitstreiter Olivier Ameisens der ersten Stunde(n), Mit-Autor des „Leitfadens“ und aktuell Ausbilder an Seminaren für die Weiterbildung von Ärzten in Sachen Baclofen-Therapie. Erschienen ist der Artikel in „Alcoologie et Addictologie“, 2013, Band 35(4), Seiten 411 – 412.

Dr. Pascal Gache hat geschrieben:Olivier Ameisen verstarb am 18. Juli 2013 in seiner Pariser Wohnung an einem Herzinfarkt. Innerhalb nur weniger Jahre ist sein Name tausenden Personen vertraut geworden: Alkoholkranken und ihren Angehörigen, Suchtmedizinern, Journalisten …

Olivier Ameisen schließt sein Abitur im Alter von 16 Jahren ab und schwankt zwischen einer Karriere als Pianist oder als Arzt, welch letztere er dann wählt. Er wird Kardiologe und arbeitet in New York, legt eine steile Karriere hin. Diese unterbricht er auf Grund seiner schweren Alkoholerkrankung, die er nicht mehr beherrscht und von der er befürchtet, dass sie zu einem ärztlichen Kunstfehler führen könnte.

Immer noch in den Vereinigten Staaten, versucht er gewissenhaft, letztendlich aber erfolglos, mit allen zur Verfügung stehenden therapeutischen Mitteln gegen seine Krankheit anzukämpfen: Entgiftungen, Ärztliche Betreuung, Medikamente (selbst Antabus hielt ihn nicht vom Trinken ab), Klinikaufenthalte, Psychoanalysen und Verhaltenstherapien, Alternativmedizin, und natürlich auch unzählige Meetings der Anonymen Alkoholiker. All dies erzählt Olivier in seinem 2008 erschienen Buch „Das Ende meiner Sucht“ (Franz: „Le dernier verre“). Er beschreibt dort, wie er zu verstehen begann, worunter er litt, dass er nicht mehr trinken darf, weil er es nicht mehr stoppen kann, und sich sonst desaströse Folgen einstellen werden. Doch, um seinen schweren Angstzuständen zu begegnen, lässt ihn ein unwiderstehliches Verlangen immer wieder zum Glas greifen, es erlaubt ihm kein normales Leben. Nach Klinikaufenthalten versucht er abstinent zu bleiben, doch es ist eine Qual, jede einzelne Sekunde beschäftigen ihn diese unwiderstehlichen Gelüste, erneut zu trinken.

Olivier versteht, dass er an einer Krankheit leidet, die im Gegensatz zu dem, was man hier und da in Zeitschriften und Leitlinien liest, erst dann nachlässt, wenn es gelingt, das Craving nach Alkohol auszuschalten, diese nahezu unbezwingbare Begierde nach dem Suchstoff. Und er weiß, dass das in seinem Fall sonst in den Tod führen wird, ist er doch an diesem bei einigen seiner exzessiven Trunkenheitsvorfälle nur knapp vorbeigeschrammt.

In seinen luziden Momenten beginnt er, alles darüber zu suchen und zu lesen, was ihn von diesem Craving und somit von seiner Sucht befreien könnte. Soweit seine Ausgangsthese. Und wie immer in solchen Fällen, ist es sowohl Glück als auch Beharrlichkeit, die ihm den möglichen Nutzen von Baclofen gewahr werden lassen. Glück deshalb, weil man ihm einen Artikel der „New York Times“ zuspielt, in dem ein an Paraplegie und Kokainsucht leidender Patient davon erzählt, wie das Medikament Baclofen, welches er zur Behandlung der Spastizität erhält, ihm erlaubte, seinen Kokainkonsum ganz markant zu reduzieren. Und Beharrlichkeit darum, weil Olivier alles sucht und liest, was es über Baclofen in der wissenschaftlichen Literatur zu finden gibt. Es ist nun 2003, und er entdeckt die ersten Arbeiten von Krupitsky, dann diejenigen von Addolorato und vor allem die Studie von Colombo, in der dieser die Unterdrückung - nicht etwa die Reduktion - des Alkoholkonsums bei auf Alkoholabhängig konditionierten Ratten beschreibt.

Dieser Effekt trat dosisabhängig bei 3 mg/kg Körpergewicht ein. Roberts, im Jahr 1997, beschrieb das Gleiche bei Ratten und Kokainabhängigkeit bei einer Dosis von 5 mg/kg. Olivier erkundigt sich bei Neurologen über die Toleranz des Medikaments und seine Nebenwirkungen. Nachdem er von ihnen erfuhr, dass in der Neurologie auch eine hohe Dosis möglich sei, beschließt er, eine Selbstmedikation durchzuführen. Er unternimmt zwei Versuche und beim letzten, nach 37 Tagen, erreicht er das von ihm gewünschte Resultat bei einer Dosis von 270 mg / Tag oder anders gerechnet bei 3.6 mg/kg. Das „Wunder“ nimmt seinen Lauf, er kann abstinent bleiben, ohne sich mit dem Craving herumschlagen zu müssen. Es ist verschwunden.

Überzeugt, ein Schlüsselelement für die Behandlung des Alkoholismus gefunden zu haben, publiziert er seinen Fall, Dezember 2004, in der international angesehenen Fachzeitschrift „Alcohol and Alcoholism“. Er wartet zunächst ab und ist überzeugt, dass die Leserschaft enthusiastisch auf seinen Artikel reagieren werde. Er sollte sich irren. Nichts geschah, oder eben fast nichts. Keine begeisterten Kommentare, keine weiteren Aktionen. Tiefe Enttäuschung und Groll auf die Spezialisten der Suchtmedizin erfassen ihn. Er beschließt, bei den universitären Pforten anzuklopfen, um sich zu erklären und um praktizierende Ärzte für eine Studie zu finden, die seine Hypothese bestätigen würde. Auch dort hört man ihn gerne an, beglückwünscht ihn, verspricht, man werde sehen, nachdenken, versuchen, aber nichts geschieht, obwohl einige Leute guten Willens durchaus bereit sind, ihm zu folgen. Es ist ohne Zweifel zu früh.

Wetternd schreibt er Tag und Nacht geharnischte Mails und SMS an all die Zaghaften, die ihn nicht begreifen wollen. Doch die Zeit vergeht und nichts passiert. Er wird jetzt ein Buch schreiben, um gehört zu werden. Oktober 2008 erscheint „Das Ende meiner Sucht“ (Franz: „Le dernier verre“). Und wenn Olivier bisher nur wenig Erfolg bei seinen Fachkollegen hatte, so hat er ihn jetzt bei den Journalisten … Auf breiter Ebene folgen Buchbesprechungen in Rundfunk und TV, in der Presse und im Internet. Die Neuigkeit verbreitet sich bei den Patienten im Tempo einer unter Feuer gesetzten Lunte aus Zündpulver. Ein Medikament, das den Alkoholismus heilen kann, aber nicht zur strikten Abstinenz verpflichtet, das kommt einem Schatz aus Gold gleich. Doch das Eldorado ist weit weg. Die Ärzte kennen das Medikament nicht und wollen es deshalb nicht verschreiben, die ärztlichen Fachverbände und die offiziellen staatlichen Aufsichtsorgane sprechen Warnungen aus. Nur einige wenige mutige Abweichler, meist nicht aus der suchtmedizinischen Nomenklatura hervor gehend, riskieren es, das Medikament zu verschreiben und sehen, wie ganze Busladungen von Patienten vor ihren Praxen vorfahren, Personen, die auf der Suche nach dem Heiligen Gral manchmal durch ganz Frankreich fahren oder sogar die Schweizer Grenze(!) überqueren.

Olivier versucht unermüdlich, weiter Überzeugungsarbeit zu leisten, gerät außer sich, niemand will ihn verstehen, so denkt er sich, ist selbst über die verschreibenden Ärzte verärgert, es geht nichts voran. Er wird ultra-sensibel. Wer nicht vollumfänglich für ihn ist, ist gegen ihn. Er beleidigt, schilt, verwarnt, schimpft ohne Unterlass gegen die Skeptiker, die Kleingläubigen, die Unentschlossenen, die Ängstlichen, die Zweifler, ja selbst gegen die eifrigsten Verfechter seiner Therapie, weil sie ihm nicht eifrig genug erscheinen. Leidenschaftlicher „Gladiator“, bis hin zum Extremen, Polemiker, kampfeslustig wenn er auf Widerspruch trifft, überzeugt von seiner Entdeckung, und dass man diese anerkennen solle, führt Olivier seinen Kampf ohne Unterlass weiter, angetrieben und beseelt von der Überzeugung, dass die Hilfe für die Patienten dringlich ist. Er, der selbst unter dieser schrecklichen Krankheit, die einen Teil seines Lebens zu Grunde richtete, gelitten hat, und der sich wünscht, dass eine möglichst große Zahl von Personen von diesen Ketten befreit werde.

Seiner Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass bisher Tausende Patienten von seinem therapeutischen Modell profitierten. Aber mehr noch als das: Mit seiner Vision zur Therapie des Alkoholismus hat er einen Wandel bei der Betreuung solcher Patienten in Gang gesetzt, indem er das Craving, dieser eigentliche Motor des Suchtverhaltens, ins Zentrum der Betrachtung und der Behandlung gerückt hat.

Die Zukunft der Baclofen-Therapie ist noch nicht festgeschrieben, es sind weitere Arbeiten im Gange. Sie sind es Dank Olivier Ameisens enormer Streitlust. Die Zukunft wird uns lehren, wann, wie und für wen Baclofen geeignet ist. Aber das Warten auf diese wissenschaftlich fundierten Ergebnisse soll uns nicht vergessen lassen, dass es in der Suchtmedizin, was den Alkohol betrifft, eine Ära des Vor- und des Nach-Baclofen gibt. Dafür sei Olivier Ameisen unendlich gedankt.

Seiner Lebensgefährtin Noëlle und ihrer Familie gilt unser tiefstes Beileid.

Die letzten Absätze beschreiben Charakterzüge Olivier Ameisens, die einer breiten Öffentlichkeit bisher so nicht bekannt, allenfalls vage zu erahnen waren. Jetzt erklärt sich auch diese Geschichte sehr viel besser. Die Übersetzung des Artikels stammt von mir, ich habe den Text lediglich mit ein paar Links angereichert. Hier geht’s zum französischen (Faksimile-) Original. Dazu noch eine Anmerkung: Die „Revue Alcoologie et Addictologie“ ist das offizielle Sprachrohr der französischen ärztlichen Fachvereinigung „SFA“ (Société Françaises d’Alcoologie), die sich bisher nicht eben als Befürworter der hochdosierten Baclofen-Therapie gegen Alkoholismus profiliert hat *räusper*. Insofern ist die Unterbringung des Artikels in diesem Blatt recht bemerkenswert.

Bien à vous, DonQuixote

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 19. Februar 2014, 00:17

Hoppla!

DonQuixotes Geschriebsel hat geschrieben:Dazu noch eine Anmerkung: Die „Revue Alcoologie et Addictologie“ ist das offizielle Sprachrohr der französischen ärztlichen Fachvereinigung „SFA“ (Société Françaises d’Alcoologie), die sich bisher nicht eben als Befürworter der hochdosierten Baclofen-Therapie gegen Alkoholismus profiliert hat *räusper*.

Oh, das das kann man jetzt korrigieren, denn kuckt mal:

DonQuixotes Geschriebsel aber auch hat geschrieben:Glaubt man diesem Artikel des „Nouvel Observateur“, einer der meistgelesenen Wochenzeitschriften Frankreichs, in politischer Ausrichtung und Auflage etwa vergleichbar mit „Die ZEIT“ in Deutschland, dann verschreiben in Frankreich bereits 71 % der Mitglieder der „SFA“ (Société Française d’Alcoologie) das Medikament Baclofen zur Behandlung der Alkoholsucht, und dies „meist in hoher Dosierung“. (Quelle)

Ja, ganz klar, so manche Verschwörungstheorie wächst einem mit der Zeit halt ans’s Herz *seufz*

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 19. Februar 2014, 00:30

Ok, denken wir mal laut darüber nach: Was die Mitglieder der „SFA“ (Société Française d’Alcoologie) tun und lassen, muss ja längst nicht das sein, was ihr Verband verlautbart.

Verschwörungstheorie, da bist Du wieder, lass mich Dich herzen und haschen! :-P

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 11. März 2014, 18:42

Le baclofène a guéri mon frère (Baclofen hat meinen Bruder geheilt)

Hallo erst mal

Im französischsprachigen Schweizer Fernsehen http://www.rts.ch gab es am 5. März ein sehr ausführliches Interview mit Prof. Jean-Claude Ameisen, dem derzeitigen Präsidenten der Französischen Nationalen Ethikkommission (CCNE) und Bruder von Prof. Olivier Ameisen. Prof. Jean-Claude Ameisen muss hier natürlich einen Spagat machen, nämlich von persönlicher Betroffenheit und familiärer Bindung einerseits, und hin zu seiner öffentlichen Funktion sowie dem Ansehen und dem politischen Gewicht seines Amtes andererseits.

Und was das für ein Interview war! 49 Minuten, fast ohne jeglichen Schnitt und ohne irgendeinen Einspieler. Das ist selbst für einen öffentlich-rechtlichen Sender wie http://www.rts.ch eine kleine Sensation. Man erfährt vieles über das stets sehr enge Verhältnis der beiden Brüder zueinander und die sonstigen familiären Bindungen, die oft sich einstellende Hilf- und Ratlosigkeit, wie man Probleme wahrgenommen oder eben auch nicht wahrgenommen, sich unterstützt und Ratschläge erteilt hat. Oder wie man manchmal halt ganz einfach nicht aufeinander hören wollte.

Prof. Jean-Claude Ameisen erzählt von einer deutlich wahrzunehmenden Wandlung seines Bruders, von einem hoffnungslosen Fall, hin zu einer sich seiner Kräfte selbst wieder gewahr werdenden Person, und wie die ganze Familie, die Mutter, der Bruder, die Schwägerin und der Neffe an der Genesung ihren Anteil hatten und ihm bei seinen Recherchen halfen. Nicht nur die Entdeckung und die Anwendung der neuen Therapie an sich selbst, sondern insbesondere auch deren intellektuelle Verarbeitung und Veröffentlichung hätten ganz wesentlich zur Genesung seines Bruders beigetragen. Und Ja, es habe das schwierige Problem gegeben, selbst Überbringer der Botschaft und gleichzeitig Betroffener zu sein.

Hilflosigkeit von Ärzten und Patienten gegenüber dem offiziellen Medizinal-Betrieb sei in den letzten Jahrzehnten vermehrt mit Selbshilfeorganisationen begegnent worden, er nennt unter anderem Aids als Beispiel in den 1980er Jahren (Anmerkung DonQuixote: Das wird durch den soeben oskar-prämierten Film (bester Haupt- und Nebendarsteller) „Dallas Buyers Club“ thematisiert). Auch der Widerstand von Entwicklungsländern gegen Lizenzgebühren, die für ihre Bevölkerung zu unbezahlbaren Medikamenten führen, und dem mit von den jeweiligen Pharmaunternehmen nicht genehmigten patentbefreiten Generika begegnet werde, gehe in diese Richtung.

Selbstversuche von Ärzten seien ebenfalls nichts Neues, J-C. Ameisen nennt das spektakuläre Experiment von Prof. Barry Marshall. Um seine Theorie zu beweisen, trank dieser 1984 ein Reagenzglas mit Helicobacter-pylori-Bakterien, dem Verursacher der meisten Magengeschwüre. Prompt entwickelte er eine schwere Gastritis, die er ebenso prompt mit Antibiotika wieder heilte. Doch es dauerte noch Jahre und Jahrzehnte, bis seine Entdeckung von der Fachwelt anerkannt wurde, ging man doch zuvor, ebenfalls schon seit Jahrzehnten, davon aus, dass diese Krankheit hauptsächlich durch Stress, scharfe Speisen etc. hervorgerufen werde und als Therapie ein multidisziplinärer Ansatz zu bevorzugen sei. 2005 erhielt Prof. Barry Marshall für seine Entdeckung den Nobel-Preis

Und J-C. Ameisen stellt die Moral-Frage. Ist etwa der HIV-Infizierte ein Opfer seines eigenen schuldhaften Verhaltens? Wie oft seien bei unheilbaren Krankheiten die Opfer bisher in eine Täterrolle gedrängt worden? Er nennt dafür zahlreiche Beispiele. Und wenn dann ein Medikament auftrete, dass dieses Rollenverständnis in Frage stelle, sei das immer „schwierig“ gewesen. Den bisherigen Widerstand der offiziellen französischen Suchtmedizin gegenüber Baclofen bezeichnet er jedenfalls als „befremdend“. Er hält auch nichts von einem „Wundermittel“ („Pillule miracle“). Für ihn gebe es nur Medikamente die gut funktionieren, und solche, die das schlecht, oder gar nicht tun.

In diesem Video äußert sich Prof. Jean-Claude Ameisen nun erstmals öffentlich zu Leben und Tod seines Bruders und unterstützt dabei auch sehr dezidiert die Baclofen-Therapie. Es wäre zu wünschen, dass er mit seiner Haltung vermehrt an die Öffentlichkeit tritt. Mit Prof. Jean-Claude Ameisen (Immunologe), spricht sich somit eine weitere französische Persönlichkeit gesundheitspolitisch höchsten Ranges für die hoch dosierte Baclofen-Therapie zur Behandlung von Alkoholismus aus. Seit längerem engagieren sich bereits:

  • Prof. Didier Sicard, Internist, Amtsvorgänger Prof. Jean-Claude Ameisens und heutiger Ehrenpräsident der französischen nationalen Ethikkommission.
  • Prof. Bernard Debré, Urologe, Pariser Abgeordneter und ehemaliges Mitglied der französischen nationalen Ethikkommission.
  • Prof. Jacques-Louis Binet, Hämatologe, Ständiger Sekretär der französischen Académie nationale de Médecine.
  • Prof. Jean-Roger Le Gall, Intensivmediziner, Mitglied der französischen Académie nationale de Médecine.
DonQuixote

______________________________________________________________

Link zur Mediathek: Le Baclofène a guéri mon frère.

Link zu Youtube.

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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon agnesl » 1. Juli 2014, 17:44

Hi DonQ,
hab da mal eine Frage zu O.Ameisen!
Weisst du zufällig,wie hoch Ameinsen zuletzt mit Bac eingestellt war,oder ob er überhaupt noch welche nahm.
Gruß
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Re: Olivier Ameisen verstorben

Beitragvon DonQuixote » 2. Juli 2014, 18:01

Hallo Agnesl

Über seine letzten ein – zwei Jahre gibt es keine bestätigten Berichte, was die Höhe seiner Dosis betrifft. Ich gehe aber davon aus, dass Olivier Ameisen Baclofen bis zuletzt einnahm.

DonQuixote


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