Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Hier erhalten Angehörige von Alkoholabhängigen Rat und Hilfe sowie auch Arztvorschläge. Und sie können dort lesen, wie andere mit dem Problem umgehen.
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chefofmembers
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Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon chefofmembers » 5. September 2018, 11:45

Guten Tag liebe Forummitglieder, mein Name ist Jürgen und ich möchte gerne eine Frage stellen. Ich bin stiller Leser ihres Forums und interessiere mich sehr für das Thema Baclofen, nachdem ich im NDR einen Fernsehbeitrag gesehen habe. Mein Schwager ist 56 Jahre alt und leidet seit seinem 24. Lebensjahr an einer Alkoholsucht. Wie Ihr euch vorstellen können, haben wir (Mutter, Schwester und meine Wenigkeit) nie aufgegeben nach Wegen für meinen Schwager aus der Alkoholsucht zu suchen. Vier Entzüge in Spezialkliniken und etliche Entgiftungen und Psychotherapien hier in Frankfurt am Main haben nie das Leiden verbessert. Schon lange bestimmt eine Trink-Routine mit Bier nach dem Muster einer Sinus-Welle den Alltag. Karenztage bringen die Möglichkeit für die Erledigung von Alltagsaufgaben für meinen Schwager und für uns einen normalen Umgang mit diesem lieben Menschen. Nach meiner Recherche ist Baclofen ein erster und sehr guter Ansatz die Qual der Sucht zu mindern um als Betroffener eine eigene Strategie zu entwickeln und umzusetzen zu können. Daher meine Bitte, unserer Familie eine Hilfe durch die Benennung eines Kontakts zu einem Arzt in Frankfurt am Main zukommen zu lassen. Ich würde mich über eine Nachricht freuen. Liebe Grüße Jürgen

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Lucidare
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Re: Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon Lucidare » 5. September 2018, 15:19

Hallo c.o.m.,

herzlich willkommen im Forum! [hi_bye]

chefofmembers hat geschrieben:Wie Ihr euch vorstellen können, haben wir (Mutter, Schwester und meine Wenigkeit) nie aufgegeben nach Wegen für meinen Schwager aus der Alkoholsucht zu suchen.


Respekt, dass Ihr Euch für euren Schwager so einsetzt. [good] Wichtig ist natürlich, dass bei Ihm auch der "Wille" da ist, etwas zu ändern!

Nachfolgend einige interessante Informationen für Dich und Deinen Schwager. Vielleicht kannst Du Ihn dazu motivieren darin zu stöbern respektive sich selbst hier anzumelden. [smile]

Falls Du es noch nicht gelesen hast, für Dich auch der Hinweis auf nützliche Texte zum Einstieg. Quasi ein Muss!

Leitfaden für die Anwendung

Hier sei auf die Dosierungstabellen hingewiesen:

Dosierungstabellen

Diese sind recht konservativ gehalten, um Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen. Wenn man das Medikament gut verträgt, kann man u. U. auch schneller aufdosieren. Die Dosierung wird er dann aber auch gegebenfalls mit seinem Arzt besprechen.

Craving und Die Rolle von Baclofen

Dort findest Du Näheres zum Thema Craving (Verlangen) und der Wirkungsweise von Baclofen.

Baclofen-Therapie vs. traditionelle Suchtbehandlung

erklärt den Unterschied zur traditionellen Suchttherapie und hier wird erkärt

warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet die Rubrik

Baclofen erste Schritte,

konkreter im

Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Die besten Erfolge erzielt man, wenn man abstinent geginnt. Bitte den Alkohol nicht ohne ärztliche Aufsicht selbständig abrupt absetzen, da dies gefährlich sein kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir). Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch, zweigleisig fahren. Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung oder die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht einfach so aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurückgeben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Die Arztadressen werden aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich herausgegeben. Daher möchte ich Dich bitten, unseren Administrator @DonQuixote mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Bis dahin für Euch alles Gute! [good]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon Langhaarfrosch » 5. September 2018, 20:55

Hallo Scheffe,
herzlich willkommen...

Das ist ja lieb, wie Du von Deinem Schwager schreibst. Und wie Ihr als Familie Euch sorgt und kümmert.

Ich wünsche Euch alles gute!

Herzliche Grüße
Froschi...

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Re: Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon DonQuixote » 5. September 2018, 21:20

Hallo Jürgen

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <Web.de>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest. Deinem Schwager ganz viel Erfolg bei der nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote

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Re: Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon chefofmembers » 30. Dezember 2019, 01:55

Hallo liebe Leute.

Im September 2018 habe ich hier für meinen Schwager nach Hilfe gesucht und wurde sehr nett empfangen und mit wertvollen Antworten bereichert.

Nun will ich auch eine Rückmeldung zur jetzigen Situation meines Schwagers mitteilen. Leider war mir das wegen einer schweren Erkrankung bis heute nicht möglich. Aber besser spät als nie. [biggrin]

Trotz der hier mitgeteilten konkreten Hilfsangebote haben es meine Schwiegermutter, meine Frau und ich nicht geschafft meinen Schwager zu der Annahme von Hilfe durch Behandler mit Baclofen zu bewegen.
Auch der Zugang zu einem Fernsehbeitrag des NDR und Unterlagen zum Thema Baclofen haben ihn nicht interessiert.

In dieser, für uns, langen Zeit ist das Leben meines Schwagers von Höhen und Tiefen begleitet. Die Tiefen kennt jeder, die Höhen waren kurze Arbeitsgelegenheiten - aus denen er viel Kraft und Selbstwertgefühl heraus zieht -, schöne Familienfeiern auch mit seinen zwei erwachsenen Töchtern die wir immer in die Familie integrieren obwohl sie bei der getrennten Mutter aufgewachsen sind. Diese Momente waren frei von Alkoholexzessen und emotional wichtige Etappen in seinem Alltag.

Vor etwa 3 Monaten bekam er die Chance zu einer sozialen Arbeitsgelegenheit in der Natur. Wald, Wiesen und Feld sind sein Steckenpferd. Keiner hätte es geahnt, seitdem kaum Alkohol und ein geordneter Tagesablauf.
Nicht dass wir uns nicht freuen, aber wir haben schon alles erlebt. Man wird als Angehöriger weniger naiv.
Aber es ist diesmal doch anders. Er achtet auf Körperhygiene, ist weniger nervös, wirkt ausgeglichener und nimmt selbst bestimmend an der Familie teil. So lassen wir ihn gewähren und warten jetzt auf eine Gelegenheit zum Hilfeangebot mit Baclofen.

Ich schreibe das hierher, um zu zeigen dass auch Angehörige Geduld brauchen und die Hoffnung NIE aufgeben sollten. Eine Mutter kann das sowieso nicht!

Und ich möchte auch daran erinnern, wir Angehörige sind da wenn ein lieber Mensch Hilfe sucht. Diese Hilfe wird nicht für jeden Betroffenen gegeben sein, aber vielleicht ist es ein Freund oder auch nur ein guter Nachbar. Vergesst diese Möglichkeit bitte nie. Es wird immer Menschen geben, die eine Form der Hilfe anbieten. Dafür bin ich dankbar.

Blablabla, genug gesabbert.

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr 2020! Kraft und Gesundheit ebenfalls!

Liebe Grüße Jürgen

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Re: Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon Lucidare » 30. Dezember 2019, 07:09

Hallo c. o.m.,

chefofmembers hat geschrieben:Blablabla, genug gesabbert.


Nenenene! Ich finde das echt cool, dass Du Dir die Zeit nimmst und hier ein Feedback gibst! [good]

chefofmembers hat geschrieben:Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr 2020! Kraft und Gesundheit ebenfalls!


Das wünsche ich Euch auch! [smile]

LG
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Re: Ich suche Hilfe für meinen Schwager

Beitragvon DonQuixote » 30. Dezember 2019, 19:13

Hallo Jürgen

Ganz ganz vielen Dank für Dein Feedback! Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute!

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