Vorstellung und kurzer Einblick

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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LeanOn
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Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Vorstellung und kurzer Einblick

Beitragvon LeanOn » 29. Januar 2019, 14:45

Ich bin 47 Jahre alt, männlich und habe im letzten Jahr angefangen, die Weichen für ein selbstbestimmtes und trockenes Leben ohne Alkohol zu stellen. Ich habe mir eingestanden, dass es so nicht weitergehen kann.
Abgesehen davon, dass sich meine alkoholspezifischen Blutwerte in den letzten vier Jahren nachweislich verschlechtert haben und ich zunehmend Probleme hatte, mein Leben ohne regelmäßigen Alkoholkonsum zu bewerkstelligen, haben sich zunehmend auch private Probleme aufgrund von Alkoholkonsum eingeschlichen.
Ich habe mich einem Suchttherapiezentrum anvertraut und bin im Sommer letzten Jahres dann für 10 Wochen auf Reha gegangen. Während dieser Zeit ging es mit mir sowohl körperlich als auch psychisch zügig bergauf. Ich habe wieder Zukunftspläne schmieden können und war zuversichtlich mein Leben nun wieder meistern zu können. Leider hatte ich meinen ersten Rückfall nach der für mich so wichtigen Reha bereits 5 Wochen, nach dem ich wieder zu Hause war.
Es folgten ein stationärer Entzug und bis heute habe ich noch weitere Rückfälle erlitten. Ich war so guter Dinge nach der Reha und es tat mir gut, wieder auf der hellen Seite des Lebens zu stehen, dass ich unbedingt dauerhaft ohne Sucht klarkommen will. Ich weiss, dass die Rückfallquote nach Entzug und Therapie sehr hoch ist, und ich nur der ganz normale Dutchschnitt bin. Ich werde aber nicht müde und besuche ,wenn auch unregelmäßig, verschiedene AA Meetings und regelmäßig einmal die Woche eine Gruppentherapie als Nachsorge im Suchttherapiezentrum. Der Erfolg ist überschaubar, die Gedanken an Alkohol sind teilweise überwältigend und machen mich immer wieder machtlos. Ich habe eine ganze Menge recherchiert und Baclofen scheint für mich eine realistische Möglichkeit darzustellen, mich endlich auf das wesentliche fokussieren zu können,meine Abstinenz, meine Genesung und notwendige Therapien , die einen langfristigen Erfolg sichern, ohne dabei immer und immer wieder durch die Kräfte zehrende Gedanken an Alkohol, vom Wesentlichen abgelenkt zu werden.
Ich
Danke an die( Mit)-Macher dieses Forums , für die mutmachende und saubere Ausarbeitung und Recherche.

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Papfl
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Re: Vorstellung und kurzer Einblick

Beitragvon Papfl » 29. Januar 2019, 14:58

Hallo LeanOn!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Wochen/Monaten Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist hier und hier erklärt.

Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht [unknown] , weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Wenn Du momentan noch trinkst, an dieser Stelle der Hinweis, dass abruptes Absetzen von Alkohol gefährlich sein kann (Stichwort: Krampfanfall, Delir). Vielleicht käme dann die Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich" in Frage. Das würde bedeuten, dass Du Baclofen langsam einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger). Hängt auch davon ab, wie hoch Dein täglicher Alkoholkonsum gegebenenfalls ausfällt. Wenn er deutlich über einer Flasche Wein (oder vier Halbe Bier oder einer halben Flasche Schnaps) liegt, wäre eine vorherige Entgiftung eventuell schon sinnvoll. Du hast ja Therapieerfahrung, kannst das selbst denke ich ganz gut einschätzen. Da Alkohol und Baclofen - vereinfacht gesagt - biochemische Gegenspieler sind und sich gegenseitig antagonisieren ("neutralisieren"), kann es auf diesem Weg zwar ein bisschen länger dauern, bis sich erste Erfolge abzeichnen, aber das ist denke ich auch kein Beinbruch. Zumal man für die Baclofen-Therapie ohnehin ein bisserl Geduld mitbringen sollte :wink: . Höher, schneller, weiter...ist hier IMMER kontraproduktiv. In der Ruhe liegt die Kraft.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Da wir die Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann mit allen Infos bei Dir melden.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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DonQuixote
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Re: Vorstellung und kurzer Einblick

Beitragvon DonQuixote » 30. Januar 2019, 19:50

Hallo LeanOn

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <gmx.de>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest. Ganz viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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