Meta-Analyse zu Baclofen veröffentlicht

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Papfl
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Meta-Analyse zu Baclofen veröffentlicht

Beitragvon Papfl » 6. Dezember 2014, 18:31

Hallo zusammen!

In einer Meta-Analyse aus Frankreich wurden jüngst die Ergebnisse aus folgenden Studien (Baclofen vs. Placebo bzw. sonstiger Komparator) analysiert:


Ich habe die Zusammenfassung mal aus dem Englischen übersetzt:

Studie hat geschrieben:Hintergrund: Wir führten eine Meta-Analyse aus, um die Wirksamkeit von Baclofen im Bezug auf die Aufrechterhaltung der Abstinenz und der Reduktion von Craving bei alkoholabhängigen Patienten abzuschätzen.
Methoden: Alle randomisierten, kontrollierten, klinischen Studien, in denen Baclofen für mindestens vier Wochen gegenüber Placebo oder anderen Komparatoren getestet wurde, waren eingeschlossen. Primär untersucht wurde die Prozentzahl derjenigen Patienten, die nach Ende der Behandlung keinen Alkohol konsumierten. Messungen bezüglich der kumulativen Abstinenzwahrscheinlichkeit und Grad des Cravings wurden ebenfalls durchgeführt.
Ergebnisse: Verglichen mit Placebo brachte Baclofen ein signifikantes Plus von 179% bezogen auf die Prozentzahl der abstinenten Patienten nach Ende der Untersuchung, ohne Heterogenität. Für sekundäre Analysen basierend auf einem random effects model wurde kein signifikanter Effekt von Baclofen gegenüber Placebo ausgemacht.
Schlussfolgerung: Unsere Meta-Analyse gibt schwache Hinweise für die Wirksamkeit von niedrigen Baclofen-Dosierungen bezüglich der Aufrechterhaltung der Abstinenz bei alkoholabhängigen Patienten.

Anscheinend haben die Herrschaften sehr lange gerechnet, da sie in der Zusammenfassung schreiben, dass alle Studien einbezogen wurden, und die aktuellste ihrer Analyse die von Garbutt (2010) ist. Wahrscheinlich meinten sie alle Studien bis 30 mg/d, was für so eine Analyse ja auch sinnvoll sein kann [smile] .

Ich finde 179% "Wirkungsgrad" bezüglich der Aufrechterhaltung der Abstinenz bei dieser niedrigen Dosierung ganz passabel.

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Re: Meta-Analyse zu Baclofen veröffentlicht

Beitragvon DonQuixote » 7. Dezember 2014, 17:32

Hi Papfl

Erst mal Danke für das Fundstück, die Darstellung (Tabelle) und die Übersetzung. Aber da ist noch dieses:

Papfl hat geschrieben:Wahrscheinlich meinten sie alle Studien bis 30 mg/d, was für so eine Analyse ja auch sinnvoll sein kann [smile] .

Das verstehe ich jetzt nicht …

DonQuixote [pardon]

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Re: Meta-Analyse zu Baclofen veröffentlicht

Beitragvon Papfl » 7. Dezember 2014, 18:50

@ DonQ,

bei einer Meta-Analyse werden - vereinfacht gesagt - verschiedene Einzelstudien zusammengefasst und "so getan", als ob es sich um eine "große Studie" handelt. Signifikanznachweise und manche statistische Verfahren zum Beispiel sind mit kleinen Teilnehmerzahlen problematisch, da kann so eine Zusammenfassung mitunter ganz praktisch sein. Man kann auch besser Einflussfaktoren analysieren usw..

Die Parameter, die die einzelnen Studien voneinander unterscheiden, werden mathematisch angepasst (eine Studie, die nur 4 Wochen dauerte, darf bei sowas dann nicht gleich gewichtet werden, wie eine 12-wöchige Studie, eine Studie mit wenigen Teilnehmern wird entsprechend in Relation gesetzt usw.). Je mehr Parameter angepasst werden müssen und je unterschiedlicher die Einzelstudien ausgestaltet sind, desto komplizierter wird das Ganze natürlich.

Ich denke mal, dass gerade mit Blick auf die Einnahmemenge von Baclofen die Gewichtung zwischen Einzelstudien mit unterschiedlichen Höchstmengen problematisch bzw. gar nicht möglich ist. Ich wüsste z.B. nicht, wie ich eine Höchstmenge von 30 mg/d in der einen und 60 mg/d in der anderen Studie bei gleicher Patientenanzahl zueinander relativieren sollte. Dann hat halt im Durchschnitt jeder 45 mg/d bekommen [wacko] ?!? Eher nicht...

Ich bin jetzt nicht der Crack in Statistik, und es geht bestimmt auch irgendwie, wenn man die Daten lange genug ordentlich rotieren lässt [mocking] , aber ausschließlich Studien mit gleicher Höchstmenge zu untersuchen war wohl in diesem Fall die bessere Alternative.

Papfl
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