da sitze hier zu Hause, ganz vertieft in mein Studium und meine Gedanken schweifen nebenbei ab an das Forum hier. Was gibt es neues, neue Erfahrungsberichte, neue Studien und wie geht es den Menschen die meinen Weg begleitet haben. Kurzum, ich habe mich eingeloggt und schreibe jetzt aktuell in meinem Tagebuch.
Mit "vertieft in meine Studium" mein ich tatsächlich, dass ich seit April 2019 mit dem Studium der Sozialen Arbeit angefangen habe. Das tu ich neben meiner Selbstständigkeit berufsbegleitend in Form eines Online-Studiums. Alles von zu Hause aus. Arbeiten werden weggeschickt und Klausuren online abgeschlossen. Natürlich ist es neben der regulären Arbeit eine zusätzliche Belastung, aber es ist eine auch eine sehr große weggefallen: Der Alkohol!
Meine aktuelle Medikation:
Morgens um 7:30 sind es 75 mg und zwischen 08:30 und 9:30 nochmal 25 mg.
Wie geht es mir damit?
Sehr gut!
Vielleicht könnt ihr euch noch an meine Frage mit der "Leistungssteigerung" erinnern, die mir wirklich Sorgen bereitet hat und ich mich schon in Zukunft im Missbrauch des Medikaments gesehen habe.
Ich zitiere mich mal eben selbst.
Luphan hat geschrieben:Es wird mir jetzt sehr schwerfallen euch das zu erklären:
Früher ohne Baclofen kam mein Craving circa gegen 15 Uhr. Das Gefühl kenne ich eigentlich noch sehr gut!
Jetzt an den beiden "Test-Samstagen" hatte ich kein Craving spüren können, oder kein Craving wie es mal früher war. es war ein ganz andere Gefühl oder Wahrnehmung meines "Ichs". Ich fühlte mich irgendwie nackt, verletzlich und mein Selbstbewusstsein war geschrumpft. Ich fühlte mich außerstande Sachen zu tun, die ich sonst mit Baclofen tun könnte.
Irgendwie erschreckend und ich habe dann an beiden Samstagen meine Tests abgebrochen!
Problem dabei ist, dass ich die Tests nicht wegen Craving abgebrochen habe, sonder wegen diesen unbeschreiblichen Gefühl in mir. Wenn ich so ohne Baclofen immer sein würde, dann nehme ich lieber mein Baclofen bis an mein Lebensende. Solche Gedanken gehen mir bis heute durch den Kopf. Ich habe bisher auch noch nie gelesen, dass jemand Baclofen für sein Selbstbewusstsein missbrauchen würde. Aber in meinem Tagebuch habe ich bereits davon berichtet. Je höher ich mit Baclofen gegangen bin, um so selbstbewusster habe ich mich gefühlt.
Vielleicht hat hier jemand doch ähnliche Erfahrungen dazu gemacht, oder jemand kann mir helfen und mir schreiben, was da mit mir los war!
Hier ist danach eine informative Diskussion entstanden, aus der ich auch persönlich meine Schlüsse ziehen konnte. Wie ihr oben in der Excel-Tabelle sehen könnt, bin ich jetzt aktuell auf 100 mg runter und fast schon so weit auf 75 mg zu reduzieren. Die weitere Reduzierung um 25 mg kann ich erklären, da ich die 25 mg ab 08:30 oft vergesse und keinerlei Bedarf danach verspüre. Es geht mir nicht schlechter ohne und vor allem aber:
Es geht mir nicht besser mit!
Luphan hat geschrieben:Ich fühlte mich irgendwie nackt, verletzlich und mein Selbstbewusstsein war geschrumpft. Ich fühlte mich außerstande Sachen zu tun, die ich sonst mit Baclofen tun könnte.
Ohne Baclofen hatte ich tatsächlich dieses Gefühl gehabt!
Was bedeutete in meinem Fall "ohne Baclofen"?
Dazu wieder ein paar Zitate:
Chinaski hat geschrieben:Hallo Luphan,Luphan hat geschrieben :Das könnte damit böse in die Hose gehen... .
So wie du das geplant hast könnte es durchaus sein das es in die Hose geht!
Es ist denkbar das du Craving + Absetzerscheinungen bekommst...und dann noch vielleicht Alkohol!?!
Du willst mit dem Holzhammer drauf hauen.
Ich empfehle dir deine komplette Dosierung schrittweise zu reduzieren.
So kannst du dich auch an dein persönliches Craving ran tasten und deine Dosierung anpassen.
Du hast doch Zeit oder steht jemand mit einer Pistole hinter dir?
Gruß...
Chinaski
Lucidare hat geschrieben:Hi Luphan,
ich weiß, Du hast den Kopf voll und nicht viel Zeit. Geht mir im Moment genauso.Chinaski hat geschrieben:Du hast doch Zeit oder steht jemand mit einer Pistole hinter dir?
Ich kann @Chinaski da nur zustimmen.
LG
Lucidare hat geschrieben:An zwei Wochenenden habe ich versucht kein Baclofen zu nehmen. Das habe ich dann auch für mich vorbereitet. Freitag keinen Alkohol und Samstag dann kein Baclofen.
Mal wieder ziemlich hardcore...
Ja, es war wieder die Holzhammermethode im Spiel. Am Wochenende Baclofen mal eben ganz absetzen und sich dann über da oben genannte Gefühl der "Nacktheit" wundern. Das ist mal wieder sehr typisch für mich, immer mit dem Kopf durch die Wand und nicht auf andere hören. Aber ich habe auch euch gehört und auch auf mich, meinen Körper, meine Psyche und bin dann von 150 mg auf 125 mg und letztendlich auf die aktuellen 100 mg runter. In kleinen Schritten, teilweise habe ich die 25 mg Reduktionen halbiert und über den Vormittag in meinen Einnahmen verteilt. Und dadurch kam es nicht zu dem Gefühl der von mir erklärten "Nacktheit" ohne Baclofen. Alles war und ist gut!
Ein langsame Reduktion von Baclofen bzw. ein Ausschleichen auf eine kleiner Tagesdosis: Ja
Ein komplettes weglassen von Baclofen: Nein
Mir geht es zur Zeit sehr gut und ich habe keine Angst vor einer weiteren Reduktion auf 75 mg. Auf der Dosis werde ich dann längere Zeit verbleiben und dann irgendwann über eine weitere Reduzierung nachdenken. Alles Step by Step.
Während ich hier grade geschrieben habe und die Zitate eingebaut habe, kamen mir tatsächlich die Tränen. Ich verbinde dieses Forum auf einer emotionalen Art mit einer sehr guten Zeit. Ungefähr ein Jahr lang habe ich mich hier mehr oder weniger kräftig beteiligt, in dem ich mein Tagebuch geschrieben hab, viele Fragen gestellt habe und auch versucht habe anderen etwas zu helfen. Es war für mich eine Form der Therapie, hier alle Erfahrungsberichte zu lesen, mir "Weisheiten" einiger User, Informationen, Gedankengänge in Form von Zitaten auf meinem Rechner abzulegen, hier immer Hilfestellung erhalten zu haben und Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Mir hat es sehr viel gebracht und grade deshalb bin ich bis heute hier noch emotional sehr gebunden.
Chinaski hat geschrieben:Hallo Luphan,
du wirst es nicht glauben aber ich habe heute an dich gedacht!
Ich habe mich gefragt was du wohl so machst und wie es dir so geht.
Und...da ist er.
Es freut mich wirklich zu hören das es dir so gut geht.
Du scheinst eine gute individuelle Dosierung für dich gefunden zu haben.
Eine Dosierung mit der du im Alltag gut zurecht kommst
Herzlichen Glückwunsch!
Lass immer mal wieder etwas von dir hören...
Alles gute weiterhin,
Chinaski
Lucidare hat geschrieben:Hi Luphan!Chinaski hat geschrieben:Es freut mich wirklich zu hören das es dir so gut geht.
Dem kann ich mir nur anschließen!Luphan hat geschrieben: Es bereitet mir aber Spaß und ich bin zur Zeit für alles gewappnet was arbeitstechnisch auf mich zukommen kann.
Ohoh, wir lösen Probleme, bevor Sie da sind? Coole Sache.
LG
Vielen Dank für die netten Worte!
Mein aktueller Alkoholkonsum:
Es ist bisher alles beim Alten geblieben und ich trinke noch immer meine Flasche Sekt. Falls es mal eine Feier gibt, was relativ selten vorkommt, diese dann auf Samstag fällt, dann ist am Freitag kein Sekt angesagt. Dann trinke ich auf der Feier auch mal was anderes. Letztes Mal waren es paar Gläser Gin und Sekt gewesen. Definitiv sind es nicht mehr die Mengen von früher, da sie für mich unverträglich geworden sind. Ich achte dann auch nicht auf die Trinkmenge und bin über den Abend ganz entspannt. Eigentlich wollte ich schrieben, dass es sich anfühlt wie das Trinkverhalten einer Person die kein Alkoholproblem hat. Mit der Schreibweise muss ich aber vorsichtig sein, denn ich ich trinke ja tatsächlich nicht nur ein Glas aus gesellschaftlichen Gründen oder weil es schmeckt. Im Kopf ist bei mir noch sehr stark verankert: Feier = Alkohol
Wobei ich mittlerweile auch die Feiern unterscheide und meinen Frau und ich im Jahr vielleicht auf sechs Feiern sind. Dazu zähle ich jetzt nicht Geburtstage in der Familie. Es ist eine sehr überschaubare Anzahl der "Trinktage" verbunden mit Feiern + meine der Freitag. Wobei ich mir mittlerweile die Frage stelle, ob ein Freitag auch zum Suchttag mit Craving werden kann? Zum Glück verspüre ich bisher keinen.
So ihr lieben, jetzt habe ich recht viel geschrieben. Ich hoffe es geht euch allen gut und ich sehe auch, dass die Personen die meinen Weg, viele der Wege anderer Personen zuvor begleitet haben, noch immer sehr aktiv hier dabei sind.
Das ehrt euch und ist eine besondere und lobenswerte Leistung!
Beste Grüße
Luphan