Hi Luphan,
das artet langsam richtig in Arbeit aus, Dir zu antworten.
Luphan hat geschrieben:Das "aktive Zuhören" beherrschst du dann aber wirklich sehr gut!
Das kann erlernt werden. Aufmerksamkeit und Konzentration auf den Gesprächspartner. Bei wichtigen Dingen kein Papperlapapp und nicht im Vorbeigehen, und (eigentlich
) nicht immer sofort etwas dazu sagen. Eine gewisse Bedenkzeit muss man sich freihalten. Ich denke aber auch, Angstler haben eine etwas andere Wahrnehmung. Jetzt nicht so
savantsmäßig. Da man ständig Furcht hat, wird die Umwelt permanent gescannt. Leider ist dann schnell ein Reizüberflutung da und die Logik setzt aus. Trotzdem, die Angst hat nicht nur Nachteile. Angstler sind sehr aufmerksam und wenn sie können, auch hilfsbereit.
Luphan hat geschrieben:Berater und Begleiter klingt eigentlich gut, dennoch würdest du das Wort "Helfer" für dich nicht in Anspruch nehmen wollen. Aber auch wenn du es nicht willst, du bist es für mich!
Das scheint noch nicht ganz rübergekommen zu sein. Die schwierigsten Krankheiten sind die, wo der Patient aktiv an seiner Genesung mitarbeiten muss. Wie die Sucht zum Beispiel. Beinbruch, Ok, gipsen, u.U. OP, lange nicht laufen können und das mit der Sicherheit sagen zu können, ich habe alles ertragen und überstanden. Da machen sehr viel andere die "Heilung". In punkto der Alkoholsucht ist man Kranker und Heiler zugleich. Inwieweit erträgt man sich selbst. Wann ist man Kranker, wann Heiler? Villosofisch...
Luphan hat geschrieben:Für mich sind das wirklich gute Taten und damit auch gute Menschen die dahinter stehen. Da ich religiös angehaucht bin sind das wirklich gute Taten die auch nicht unbemerkt bleiben werden. Für mich habt ihr eine Vorbildfunktion und macht eure "ehrenamtliche" Arbeit wirklich sehr gut.
Ich denke, Du hast soviel Gutes getan, dass Dir Gutes getan wird?
Luphan hat geschrieben:Ihr nimmt euch für jeden Neuankömmling Zeit und steht ihnen Beratend und als Begleiter zur Seite. Wenn das nicht helfen ist was dann?
Das möge jeder für sich selbst entscheiden.
Luphan hat geschrieben:Vor allem kostet das auch viel eurer privaten Zeit!
Geht so, bei mir. Danke @DonQuixote, der das Forum betreibt und für seine Recherchearbeiten. Danke @Papfl, der das Forum mit sehr viel Fachwissen befüllt hat und hoffentlich bald wieder befüllt. @jivaro, die trotz Ihres Arbeitspensums sich trotzdem immer wieder die Zeit nimmt, in den Foren zu schreiben.
Luphan hat geschrieben:Eigentlich kann ich wirklich froh sein mit dem guten Schlaf. Nur halt die Müdigkeit am Nachmittag ist schon krass!
Unterzuckert? Für mich verwischen die Grenzen der Nebenwirkungen und die wiedereintretenden "normalen" Reaktionen des Körpers. Der Alkohol ist weg, es erfolgt eine Umstellung der Hirnchemie die nur mit der Pubertät zu vergleichen ist (*). Das Doping fehlt, der Körper will Ruhe. Ob das nur vom Baclofen kommt? Ich bezweifele es.
Luphan hat geschrieben:Wie meinst du das?
Kleiner Insider für uns Beide. Wo sind die 0,45l rot markiert? Ich hab' die nicht gefunden, lasse mich aber gerne überzeugen.
Ich muss jetzt noch mal kurz bei @Chinaski wildern.
Chinaski hat geschrieben:Ich sage es mal so:
Hätte jemand zu mir gesagt du musst jeden Tag einen Liter Jauche trinken um keinen Alkohol mehr trinken zu müssen...ich hätte mir sofort Literweise Jauche besorgt und getrunken.
Soviel zu meinem Leidensdruck und den alternativen die ich vor Baclofen noch hatte.
Ich hätte natürlich auch so weiter machen können wie gehabt nur dann wäre ich schon seit über zwei Jahren Tod.
Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass ich Katzenscheiße gefressen hätte.
Chinaski hat geschrieben:Mein Alkohol Background ist ein anderer wie deiner.
Hatte ich weiter vorne im Thread schon mal beschrieben. Der Mensch ist komisch: Ist die Herdplatte wirklich heiß? Deinen
Plan zitiere ich jetzt nicht. Aber
, Du hast einen. Für
mich intern bezeichne ich so etwas als "Kinder entdecken die Welt". Wenn man hier noch... und da noch... was kommt dann eigentlich dabei heraus.
Evolutionär haben nur die Schisser überlebt. Wenn da nicht der Forscherdrang wäre. Ich kann es nachvollziehen.
Luphan hat geschrieben:Nur meine jetzige Ehefrau hat mich dann behalten und mich genommen wie ich bin trotz Alkohol. Hätte ich sie nicht kennengelernt dann wäre mein Weg sicherlich weiter gegangen und schlimmer geworden. Dann hätte ich jede Woche das gleiche Programm.
Ehre und bewahre!
Luphan hat geschrieben: Gemessen an vielen tragischeren Schicksalen bin ich bisher noch glimpflich entkommen und kann auch gut nachvollziehen, wenn meine Baclofen-Therapie dann etwas "beschmunzelt" wird. Für mich ist sie eigentlich auch noch der letzte Weg ohne das ich vor gesundheitlichen Problemen Angst haben muss. Wenn ich heute meinen Vorstellungs-Thread lesen, dann merke ich wie schlimm es eigentlich bei mir schon war.
Nein, es schmunzelt keiner. Wenn die eine oder andere Neckerei dabei ist, wehre Dich. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Und ja, Du bist vernunftgesteuert und sehr reflektiert.
Ronja von Rönne hat am 26.02.2017 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung geschrieben:
[…] Wenn ich Depressionen nicht todernst nehmen würde, würde ich keine Witze über sie reißen. Ich finde, man muss Themen, die man ernst nehmen muss, unbedingt ab und zu nicht ernst nehmen, um sie beherrschbar zu machen. Um Distanz zu Ihnen zu gewinnen. Um zum Beispiel Depressionen lächerlich zu machen. Nicht etwa, um Betroffene als weinerliche Mimosen darzustellen, sondern um für sich selbst Souveränität darüber zu erlangen. Humor ist für mich verschossenes Pulver, wenn er sich mit Dingen auseinander setzt, die eh amüsant sind. Humor ist ein Schutzschild gegen das Dunkle, und dazu gehören sowohl Trump - Karikaturen als auch ein belächeln der Depression, nicht des Depressiven. Ich verstehe aber, wenn Leute verärgert sind. Es stört mich nur in dem Fall nicht besonders, weil ich mich im Recht empfinde. Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen.
Ich bin neulich im Leben ob einer todernsten Sache mal als Witzbold bezeichnet worden. Einen Tag später war ich auf einer Reise und in einer Zeitung am Zielort las ich das. Wenn Dich jemand anlächelt, glaubst Du, dass Du ausgelacht wirst? Ich bin mir da bei mir auch nicht immer so sicher.
Letztendlich kann ich dazu ein Buch schrieben wie hier im Forum viele andere auch.
Bitte nicht! Ich gebe zu, ich habe Vorurteile gegen "Selbsthilfebücher". Nicht gegen alle. Praktische finde ich auch praktisch (z.B.: Wie überlebt mein Basilicum vom Aldi mehr als drei Tage?). Der Rest ("Wie ich meine Magen- und Darmgrippe überlebt habe" oder "Mein Schnupfen und ich". Oder noch besser: "Was ich neulich in Indien auf dem Fleischmarkt gegessen habe - Chronik meines Überlebens"), also alles, was in den Menschen an sich eingreift, empfinde ich als emotionale schwarze Löcher. Man liest eine Schilderung, kann aber keine Fragen stellen. Ein Therapeut, der mir nur vorliest. Jede Krankheit wird in der Regel retrospektiv betrachtet. Mein Weg heraus... Das Leben und die Alkoholsucht lässt sich nicht in Matrizen pressen. Wer, wie, wann, wo und weshalb man dahingetrieben wurde. Im Grunde ist jede Suchtgeschichte einzigartig wie eine Schneeflocke. Der Ausstieg übrigens auch, jedenfalls für mich. Es gibt dafür keine Weltformel.
LG
(*) Ich denke, ich zähle das Climakterium auch dazu.