Erfahrungsberichte WilloTse

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Suse
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Suse » 7. November 2013, 23:36

Hi Willo,

ich denk an dich. Drück den Stöpsel mit aller Kraft!

liebe Grüße, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

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WilloTse
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 8. November 2013, 07:25

Danke Euch!

Ich stehe mit beiden Füßen auf der Bremse, das wird schon. Es ist jetzt auch nicht so, dass ich gramgebeugt und leise schluchzend über der Altglasschublade hänge.

Natürlich ärgert mich die Bauchlandung, aber mal ehrlich: drei Monate Abstinenz, das ist für mich schon ein einsamer Rekord. Es wäre jetzt auch extrem blauäugig gewesen, davon auszugehen, dass der Drecksalk jetzt plötzlich kampflos das Feld geräumt hätte.
Und wenn es denn noch eines Beweises bedurft hätte, dass jeder Gedanke an gelegentlichen, moderaten Konsum, weil mir der Alkohol ja ach so egal geworden ist, ein verschwendeter Gedanke ist, dann habe ich ihn jetzt. O.k., ich war vorher schon überzeugt, von daher hätt's das jetzt nicht gebraucht [biggrin] , aber Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert.
Was mich betrifft, ist die Abstinenzfrage geklärt, und da geht's jetzt auch wieder hin. Ohne Zwischenlandung, hoffe ich.

In diesem Sinne

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Gartenwoelfin » 8. November 2013, 08:12

Guten Morgen,

WilloTse hat geschrieben: Ich stehe mit beiden Füßen auf der Bremse, das wird schon.


Dann ist es ja gut, etwas anderes hatte ich eigentlich auch nicht erwartet. [smile]

Und wenn es denn noch eines Beweises bedurft hätte, dass jeder Gedanke an gelegentlichen, moderaten Konsum, weil mir der Alkohol ja ach so egal geworden ist, ein verschwendeter Gedanke ist


Ich will Deine Entscheidung Deine eigene Person betreffend keineswegs in Frage stellen, aber: Die sogenannten normalen Menschen, die von sich sagen, Alkohol wäre ihnen egal (und das insofern erfolgreich behaupten, als sie jedenfalls nicht innerhalb von wenigen Tagen nach einem Absturz reif für die Klinik sind, sondern am nächsten Tag schlichtweg einen Kater haben und gut is'), pflegen sich ggf. auch zu betrinken, wenn sie einen Trauerfall erleben oder sich in einer anderen psychischen Extremsituation befinden. Und ist daran denn etwas Schlechtes, an sich?

Fragt sich, bzw. aus gegebenem Anlass Dich:
Maria
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Erst kommt der Wahn, dann die Größe. (Helmut Krausser)

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 8. November 2013, 09:19

Hallo Maria,
Gartenwoelfin hat geschrieben:Und ist daran denn etwas Schlechtes, an sich?

Nein, für den "Normalo" sicher nicht. Ich habe mich aber im Laufe der Zeit von der Vorstellung verabschiedet, dass ich dahin nochmal zurückkommen könnte. Und, so weit ich das überblicke, hat das auch kaum ein anderer bisher geschafft, Baclofen hin oder her.
Das widerspricht zwar der "reinen Lehre" von Ameisen, aber meine Erfahrung ist nun mal so.

Ich hätte mir zwei Jahre 'Rumkasperei sparen können, wenn ich das direkter angegangen wäre. Und da ich immer noch und immer wieder mit der Position, dass nach ein paar Monaten Abstinenz moderater Konsum angedacht werden könne in Verbindung gebracht werde, obwohl ich davon längst abgerückt bin, werde ich gelegentlich darauf hinweisen [twiddle] .

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Chinaski » 8. November 2013, 09:46

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 19. November 2013, 09:01

Hallöle!

Kurze Wasserstandsmeldung: es ist bei dem zweitägigen Rückfall geblieben, seit dem 6.11. bin ich wieder da, wo ich hingehöre: bei null Alk. Besser is' das;-))

LG
Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Gartenwoelfin » 20. November 2013, 20:21

Lieber Willo,

fein, dass das so ist [smile]

Ich wollte gerne die Entfremdungs-Diskussion wieder aufgreifen, von der ich mal ein Zitat von Dir aus einem Thread herauskopiert hatte. Das habe ich nun in meinem Bericht getan und würde mich über eine Fortführung freuen, dort oder hier.

Herzliche Grüße,
Maria
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Suse » 21. November 2013, 00:33

bester Willo,

dann gehen wir den Weg ja fast gemeinsam (gleichzeitig) - vom ewigen herumgezappel zum aus - vielleicht, hope so.

Man verzeihe mir, während ich stets über alles herumberichte, reicht eine Wasserstandsmeldung doch auch [biggrin]

Hoffe, es geht dir gut, weiterhin gut, für immer gut,

GlG, Suse
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 21. November 2013, 13:05

Desperatio hat geschrieben:Man verzeihe mir, während ich stets über alles herumberichte, reicht eine Wasserstandsmeldung doch auch

Na, ich hab' schon so viele kilometerlange Berichte geschrieben, da hast Du noch Luft nach oben. [biggrin]
Desperatio hat geschrieben:Hoffe, es geht dir gut, weiterhin gut, für immer gut,
Danke, Dir auch!!

Gartenwoelfin hat geschrieben:Ich wollte gerne die Entfremdungs-Diskussion wieder aufgreifen

Na, aber gern doch. Ich antworte dann bei Dir. @bb: Kopf einziehen, das wird "pseudo"philosophisch. [blum]

LG

Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon GoldenTulip » 21. November 2013, 13:17

Mein lieber Willo-Tse,

ich dachte, Du studierst Psychologie? Kennst die ICD x und F10 ff. etc. pp?

Von wegen, einmal und gut is...

Ich war gestern schon wieder so hacke, dass ich die Anrufliste meiner Telefonanlage überprüfen musste um zu sehen, mit wem ich telefoniert habe. Vier Flaschen Wein, drei Flaschen Bier und gute Nacht, Marie.

Das ist dann wohl ein veritabler Rückfall.


Also. Fangen wir mal von vorne an. Versteh das mal als wissenschaftlich ernst gemeinte Fragen, ok?

1. Definiere Alkoholismus bzw. Abhängigkeitssyndrom.

2. Definiere Heilung. Beachte dabei physische, soziale, psychische und emotionale Aspekte.

3. Definiere Rückfall.

4. Erstelle eine faktengestützte Kurve des eigenen Alkoholkonsums über 3 Jahre.

5. Definiere nun Rückfall erneut.

6. Beschäftige Dich mit dem System innerer Anteile. Erkläre, was ein Bestrafer, Richter, Verfolger und was ein Retter ist.

7. Beschäftige Dich mit dem "Inneren Kind". Wer bestraft, richtet, verfolgt und wer rettet?

8. Setze Dich qualitativ mit dem Begriff "Bedürfnis/ Bedürftigkeit" auseinander.

9. Dann subjektiviere das Verstandene in Begriffen wie

- Bedürftigkeit gibt mir das Gefühl ... (bitte sebst vervollständigen)
- ich habe das Bedürfnis, ....(bitte sebst vervollständigen)
- ich bedarf, der .... (bitte selbst vervollständigen)
- wenn ich nicht bedürftig bin, ist das gut weil .... (bitte sebst vervollständigen)
- wenn ich dennoch bedürftig sein sollte, könnte es gut sein weil .....(bitte sebst vervollständigen)

Und weil ich nun mal die Conny bin, noch was für Fortgeschrittene (optional):

- Was hat Bindungstrauma mit Alkohol zu tun?

- Wie wirkt Alkohol bei einer bindungstraumatischen Symptomatik?

- Welche Auswirkungen hat der Verzicht auf Alkohol auf ein mögliches Bindungstrauma?

- Welche heilsamen Wirkungen hat Baclofen auf Bindungstraumata?

- Ist mit der Angstbewältigung auch ein Bindungsproblem zu den Akten zu legen?

- Was unterscheidet eine Bindungsstörung von einem Verlust der Impulskontrolle unter Alkohol?

- Lässt sich ein Bindungstrauma durch Alkoholverzicht heilen?


Vielleicht findest Du dadurch ein paar hinreichend innovative Fragen für Deine Doktorarbeit, Mr. Caribbean,

bei Sturm ist der Affe schnell auf dem Mastbaum, der Cäpt'n geht als letzter von Bord oder man heuert nach bestimmten Erfahrungen nicht mehr bei der gleichen Handelsgesellschaft an,

Dir alles Liebe,

Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon GoldenTulip » 21. November 2013, 13:21

das wird "pseudo"philosophisch. [blum]


Jau, da entschuldige ich mich gleich mit für. Nix für ungut, bb, das muss so eine Art Philosophen-Gen ( nicht zu verwechseln mit "vielleicht mal Saufen gehen") sein.
[cool]
Conny
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 21. November 2013, 15:40

Hi Conny,
schön, dich mal wieder zu lesen.
GoldenTulip hat geschrieben:1. Definiere Alkoholismus bzw. Abhängigkeitssyndrom.

Die Unfähigkeit, eine bestimmte Situation ohne Alkohol oder das dringende Verlangen danach zu bewältigen.

GoldenTulip hat geschrieben:2. Definiere Heilung. Beachte dabei physische, soziale, psychische und emotionale Aspekte.

Das Erlangen der Fähigkeit, alle bisher alkoholinduzierten Situationen ohne Gedanken an Alkoholkonsum zu bewältigen

GoldenTulip hat geschrieben:3. Definiere Rückfall.

Rückfall in alte Denkmuster und damit verbundene Trinkgewohnheiten. Ein Tag reicht, "Vorfall" ist ein Euphemismus.

GoldenTulip hat geschrieben:4. Erstelle eine faktengestützte Kurve des eigenen Alkoholkonsums über 3 Jahre.

In bestimmten, vorhersehbaren Situationen neige ich dazu, mich zu betrinken.

GoldenTulip hat geschrieben:5. Definiere nun Rückfall erneut.

Wozu?

GoldenTulip hat geschrieben:6. Beschäftige Dich mit dem System innerer Anteile. Erkläre, was ein Bestrafer, Richter, Verfolger und was ein Retter ist.

So was hab' ich nicht;-) Ich kann Dir aber die Spannung zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich gern wäre, erklären.

GoldenTulip hat geschrieben:7. Beschäftige Dich mit dem "Inneren Kind". Wer bestraft, richtet, verfolgt und wer rettet?

Ich belohne, ich bestrafe, ich richte und rette. Eltern haften für ihre inneren Kinder.

GoldenTulip hat geschrieben:8. Setze Dich qualitativ mit dem Begriff "Bedürfnis/ Bedürftigkeit" auseinander.


Bedürftigkeit ist für mich materiell konnotiert, Bedürfnis emotional. Beide können letztlich nie vollständig befriedigt werden (ich habe alles und werde immer gekuschelt)

GoldenTulip hat geschrieben:9. Dann subjektiviere das Verstandene in Begriffen wie

- Bedürftigkeit gibt mir das Gefühl, dringend in eigener Sache aktiv werden zu müssen....
- ich habe das Bedürfnis nach Anerkennung meiner Denkweise
- ich bedarf, der Verbindung mit verstehenden anderen
- wenn ich nicht bedürftig bin, ist das gut weil ich satt bin
- wenn ich dennoch bedürftig sein sollte, könnte es gut sein weil satt sein nicht reicht


GoldenTulip hat geschrieben: noch was für Fortgeschrittene (optional):

- Was hat Bindungstrauma mit Alkohol zu tun?

- Wie wirkt Alkohol bei einer bindungstraumatischen Symptomatik?

- Welche Auswirkungen hat der Verzicht auf Alkohol auf ein mögliches Bindungstrauma?

- Welche heilsamen Wirkungen hat Baclofen auf Bindungstraumata?

- Ist mit der Angstbewältigung auch ein Bindungsproblem zu den Akten zu legen?

- Was unterscheidet eine Bindungsstörung von einem Verlust der Impulskontrolle unter Alkohol?

- Lässt sich ein Bindungstrauma durch Alkoholverzicht heilen?

Gegenfrage: ab wann ist das Konstrukt "Bindungstrauma" eine Ausrede, keine Eigenverantwortung für das Hier und Jetzt mehr übernehmen zu müssen?

Herzliche Grüße

Willo
Zuletzt geändert von WilloTse am 22. November 2013, 08:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon GoldenTulip » 21. November 2013, 19:27

Entschuldige, es sollte kein Verhör sein, mehr eine Quintessenz, die "Ausrutscher" ins rechte Licht zu setzen.
Und diese elendige Ursachendiskussion gleich mit. Ich brauche viel mehr Zeit, als mein Kopf. Da bist Du schneller.

LG Conny
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 25. November 2013, 12:16

Hi Conny & all.
GoldenTulip hat geschrieben: Lässt sich ein Bindungstrauma durch Alkoholverzicht heilen?

Ja.

Bindungstraumata können heilen. Das dauert und es funktioniert nur, wenn man neue Bindungserfahrungen macht. Dafür muss man sie erstmal zulassen. Wenn sie dann gut, ehrlich und frei sind, können sie die alten Erfahrungen zwar nicht überschreiben, aber relativieren. Wie geht "gut, ehrlich und frei", wenn Du zulässt, dass Dein bester Freund auch weiterhin "Fürst Metternich" ist?
GoldenTulip hat geschrieben:Ich bin selbst ganz fassungslos, welche Wege ich mir damit verbaue.
(...)
Ich will nicht tauschen. Keine Sekunde mehr vermissen.

von hier

Wie viele Tage bleiben noch? Einer? Zehn? 100? Vielleicht 10.000?
Wie viele davon noch wegschmeißen für den Alkohol?
Wie viele Tage kostet eine Flasche Sekt? Den Trinktag, den folgenden mindestens auch mit Kater, Depressionen, Angstzuständen, auch Selbstvorwürfen.
Und es kommt der Tag, da liege ich auf der Bahre und die letzen Worte werden sein: "Ach, hätte ich doch nur noch einen Tag, ich würde ja so gern noch...!" Und habe es nie getan, ich hatte zu viel Angst oder war zu besoffen.

NEIN! Nicht mehr mit mir. Es ist gelegentlich ein Kampf, klar ist es das. Und die eine oder andere Schlacht werde ich wohl auch noch verlieren.
Aber ich will keine beschissene Sekunde mehr dem Alkohol opfern. Ich weiß, dass ich sie irgendwann vermissen würde. Und schon gar nicht will ich Baclofen gegen den Saufdruck, Johanneskraut gegen die alkoholinduzierten Depressionen und Talcid gegen die Übersäuerung des Magens schlucken, um gelegentlich mal "ein Gläschen" trinken zu können. Wozu?

Das ist meine Überzeugung geworden, ich habe sie mir hart erarbeitet. Ich hatte auch gehofft, irgendwann unproblematisch ein bisschen hier und da mal die Weintheke aufräumen zu können. Vergiss' es. Vielleicht können andere das, obwohl ich noch nicht viele davon getroffen habe. Ich kann es nicht.

Und ja, nochmal: das nüchterne Leben ist gelegentlich ein Kampf. Nicht nur wegen der Versuchung, auch der ganze Rest. Aber mich dann wieder mit dem Pülleken ins Zimmer verkriechen und so tun, als würde das Monster mich nicht sehen, wenn ich nur die Augen fest genug zumache? Und dann dafür die vielen bunten, schönen, warmen, eriegnisreichen Tage opfern, die nüchtern und im real life nun mal auch da sind?

Ich nicht mehr.

Kodo Sawaki hat geschrieben:Wichtig ist, dass du entschlossen in den Fluss des Lebens hineinspringst: Es macht einen Unterschied, ob du dich ziellos treiben lässt und erschöpft nach Luft schnappst oder aber allen voran in den Strom springst - ob du dein Leben als Qual oder als Vergnügen empfindest, entscheidet sich hier.


LG

Willo
Zuletzt geändert von WilloTse am 25. November 2013, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Gartenwoelfin » 25. November 2013, 12:26

WilloTse hat geschrieben:
Kodo Sawaki hat geschrieben:Wichtig ist, dass du entschlossen in den Fluss des Lebens hineinspringst: Es macht einen Unterschied, ob du dich ziellos treiben lässt und erschöpft nach Luft schnappst oder aber allen voran in den Strom springst - ob du dein Leben als Qual oder als Vergnügen empfindest, entscheidet sich hier.


Das ist ein sehr schönes und wahres Zitat.

Für's Vergnügen:
Maria
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Suse » 25. November 2013, 18:16

ich weiß gar nicht, ob ich das darf...

aber dieses hier hat mich ähnlich berührt wie dein Text

Offener Brief an den Alkohol:

http://www.forum-alkoholiker.de/ftopic3948.html

weiterhin alles Beste,

Suse
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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon restless » 26. November 2013, 09:57

.... JEDER sollte diesen Brief lesen!

Corry

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 12. Dezember 2013, 15:16

Tach zusammen,
Desperatio hat geschrieben:ich weiß gar nicht, ob ich das darf...

na, wieso denn nicht?? Bisschen melodramatisch hie und da der Brief, aber weder bin ich Deutschlehrer noch frei von Melodramatik [biggrin] .

Kurze Rückmeldung von mir: ich habe Baclofen wieder abgesetzt. Auch meine letzte Hoffnung, es könne meine Alltagsängste irgendwie unter Kontrolle kriegen, hat sich nicht bewahrheitet. Ob ich das Zeug nehme oder in Hamburg platzt 'ne Bratwurst...

Trotzdem bin ich abstinent und habe meinen Frieden damit. Es ist o.k. Es wäre einfacher gewesen und es wäre schneller gegangen, hätte ich mir nicht vorgaukeln lassen, ich könne mit Baclofen wieder irgendwie "normal" trinken.

Wo stehe ich heute? Ich bin wieder gesund (sagen zumindest alle gängigen Laborwerte und sonstigen Check-Up-Daten).
Und ich bin zufrieden nüchtern. Es ist keine "Tortur". Es ist.

Ich möchte dennoch JEDEN ermutigen, diese Alternative zu testen. Dass es bei mir nicht funktioniert hat, heisst ja nun wirklich nicht, dass es nicht funktionieren kann. Es gibt genügend Gegenbeispiele.

LG

Willo

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon Dr_Domuch » 13. Dezember 2013, 09:03

WilloTse hat geschrieben:Trotzdem bin ich abstinent und habe meinen Frieden damit. Es ist o.k. Es wäre einfacher gewesen und es wäre schneller gegangen, hätte ich mir nicht vorgaukeln lassen, ich könne mit Baclofen wieder irgendwie "normal" trinken.

Wo stehe ich heute? Ich bin wieder gesund (sagen zumindest alle gängigen Laborwerte und sonstigen Check-Up-Daten).

also Primärziel (Alkoholabstinenz) und Sekundärziele (Labordaten, zufriedene Abstinenz) erreicht, Behandlung zu 100% erfolgreich. So richtig glücklich klingst Du trotzdem nicht, oder lese ich Dich falsch? Sind Deine "Alltagsängste" pathologisch oder bist Du halt eher der vorsichtige Typ?

LGDD

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Re: Erfahrungsberichte WilloTse

Beitragvon WilloTse » 14. Dezember 2013, 06:52

Moin DD & all
Dr_Domuch hat geschrieben:Behandlung zu 100% erfolgreich. So richtig glücklich klingst Du trotzdem nicht,

das liest Du schon richtig. Ja, das Problem Alkohol ist anscheinend keins mehr, ich bin dafür auch dankbar, keine Frage. Ich habe aber immer behauptet, Alkohol ist nicht mein Problem, sondern Symptom meines Problems. Ergo ist das Problem noch da: mein Leben und ich wollen nicht recht zusammenpassen. Mit dem Adapter C2H5OH ist das keine große Sache, ohne schon.
Dr_Domuch hat geschrieben:Sind Deine "Alltagsängste" pathologisch oder bist Du halt eher der vorsichtige Typ?

Nein, die (chronischen Bewertungs-)Ängste sind anerzogen. Sobald ich aus jeglicher Bewertungssituation 'raus bin, hat sich was mit "vorsichtiger Typ". Und dieses Umfeld suche ich proaktiv auf. Lass' mich bitte nicht auf Einzelheiten eingehen, aber sozialverträglich ist anders.

Was ich leider nicht hinbekomme, ist, mir meine Kicks eben sozialverträglich zu holen oder zu meinen weniger sozialverträglichen zu stehen und sie einfach auszuleben.

Falls Du mich jetzt fragen willst, wie mir dabei 'ne Pille hätte helfen sollen, lass' es. Hab's verstanden :wink: [cool] .

Danke für Deine Antwort.

LG

Willo


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