Was ich nicht so gut finde ...

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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GoldenTulip
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Was ich nicht so gut finde ...

Beitragvon GoldenTulip » 22. November 2013, 09:39

...ist die Ignoranz gegenüber der Tatsache, wie oft mir der Alkohol den Hintern gerettet hat.
Abstinenz hört sich so sinnvoll an. Die Konfrontation mit der "Leere danach" ist schon aber eine Art Kulturschock.

Wenn man nicht ideologisch daran geht, hatte diese Überlebensstrategie durchaus Sinn.
Ich bin mir unsicher, ob mein mangelndes Selbstwertgefühl im Nachhinein repariert werden kann.Das ist der Unterschied zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit.

Ich kann tagelang nichts Trinken, am Ende fehlt das Gefühl, zuhause zu sein. Bei mir zu sein. Ob es eine Chimäre ist oder nicht. Ich bin selbst ganz fassungslos, welche Wege ich mir damit verbaue. Traurig, wütend und ohnmächtig.

Sowas wie Stockholmsyndrom.
Ich kenne keine Welt außerhalb. Hier ist es sicher. Draußen ist unwägbar bis böse.


Ich habe versucht, mit dem Kopf dagegen anzuarbeiten, und es hat nicht funktioniert.

Ich hab beschlossen, das für mich anzunehmen, das Gute zu wissen und das Schlechte zu tun. Gnade walten zu lassen.
Mir selbst gegenüber. Geduldig zu werden. Niemand wollte mich, wie ich bin. Das Rumgezerre an mir macht mich so böse und hilflos.

Ich versuche mit radikaler Akzeptanz etwas nachzuholen, was ich nie bekommen habe: unbedingte Liebe und Akzeptanz.

Da ist kein Raum für Abstinenz. Die hatte ich schon. Es hat nicht geholfen.


Es kommt ein ganz verzagtes Gefühl von Selbstachtung auf, mich nicht mehr zu schämen für meine Andersartigkeit, sondern mich mit meinen Grenzen selbst lieb zu haben. Das kommt von ganz tief unten.

Ich will nicht tauschen. Keine Sekunde mehr vermissen.

Kann ja sein, dass ich auch scheußlich bin, verantwortungslos und versoffen.

Aber: Das bin Ich.

Take it or leave it.

Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

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Ginger
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Re: Was ich nicht so gut finde ...

Beitragvon Ginger » 22. November 2013, 15:30

GoldenTulip hat geschrieben:Ich will nicht tauschen. Keine Sekunde mehr vermissen.

Kann ja sein, dass ich auch scheußlich bin, verantwortungslos und versoffen.

Aber: Das bin Ich.

Take it or leave it.


Schapoo! So kann ich dich achten. Jeder, der sein Ding macht und dahinter steht kann nicht wirklich verlieren.
Der Prophet (Frieden und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: „Die Frau ist Aura, und wenn sie das Haus verlässt, macht sich der Shaitan Hoffnungen (sie irrezuführen). Nirgends ist sie Allah näher als in ihrem Haus.“ (Berichtet von Ibn Hibban und Ibn Khuzaima; von al-Albani in as-Silsila as-Sahiha, Nr. 2688 als sahih eingestuft.)

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evah
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Re: Was ich nicht so gut finde ...

Beitragvon evah » 25. November 2013, 12:41

...grundsätzlich finde ich es ja auch toll, wenn jemand zu dem steht, was er ist/was er tut! Das ist das beste, was einem passieren kann im Leben! Aber ob das in solchen Fällen einer Abhängigkeit (welcher Form auch immer) nicht nur eine Müde ausrede ist, um dem Stress der Abstinenz zu entfliehen ist, bleibt dahingestellt..........

Auch dieses mit dem Stockholm Syndrom zu vergleichen, finde ich ein wenig seltsam.. ist dies doch eine Form der physischen Entstehung von Zuneigung.. ob man dies für ein "Ding" empfinden kann!?

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Re: Was ich nicht so gut finde ...

Beitragvon GoldenTulip » 25. November 2013, 13:15

Hallo evah,

schön, dass Du zu uns gefunden hast; herzlich Willkommen hier im Forum [hi_bye]

Aber ob das in solchen Fällen einer Abhängigkeit (welcher Form auch immer) nicht nur eine Müde ausrede ist, um dem Stress der Abstinenz zu entfliehen ist, bleibt dahingestellt..........


Meine Bequemlichkeit und Abneigung gegenüber Veränderungen spielen sicher auch eine Rolle, nicht einfach mal so von Alkohol auf Abstinenz umzuschwenken. Das ist eine richtige und wichtige Erkenntnis.

Das Stockholm-Syndrom bezeichnet glaube ich weniger eine "physische Entstehung" von Zuneigung, als eine Form psycho-physischer Abhängigkeit, bei der man subjektiv Dankbarkeit gegenüber dem vorgeblichen "Bestimmer und Retter" erlebt, obwohl man objektiv keinen Grund zur Dankbarkeit hätte, weil einem real geschadet wird.
Nach Deiner Nachfrage erscheint mir mein Vergleich noch plausibler, als vorher. Danke, dafür.

edit:
ob man dies für ein "Ding" empfinden kann!?

Mir ist nicht klar, welches "Ding" Du meinst. Alkohol und seine Wirkungen sind ja keine Blumenvase, die irgendwo herumsteht. Es macht etwas mit einem. Für mich geht mit dem Verzicht auf das Trinken ein großes Verlustgefühl einher. Es ist mehr wie Verhungern, als wie ein Verzicht auf mein Lieblingseis. Existenziell halt. Mit "zu faul und willensschwach" ist es da leider nicht getan.



Bist Du so lieb, und stellt Dich hier vor? Ich mag lieber antworten, wenn ich ein Gegenüber habe [smile]
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LG Conny
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Suse
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Re: Was ich nicht so gut finde ...

Beitragvon Suse » 26. November 2013, 16:30

Hi Conny,


...ist die Ignoranz gegenüber der Tatsache, wie oft mir der Alkohol den Hintern gerettet hat.
Abstinenz hört sich so sinnvoll an. Die Konfrontation mit der "Leere danach" ist schon aber eine Art Kulturschock.


Wie es scheint hat jeder so seine Erfahrungen. Ich persönlich kenne keine, in der mir der Alkohol den Hintern gerettet hätte.
Auch die Leere danach kenne ich nicht. Eher im Gegenteil, die Leere kommt bei mir nach dem Konsum.
Ich fand Evas Einwand durchaus verständlich...und sehr mutig.

Jedem sein Weg.

Grüße, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse


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