Ein besonderer Tag für mich.....

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Woelfle
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Ein besonderer Tag für mich.....

Beitragvon Woelfle » 15. August 2016, 13:12

.....heute ist der Tag "X", an dem ich aktiv was tu und meinem Leben eine neue Richtung geben werde!

Ich habe ein Alkoholproblem und ich rede es nicht mehr schön und verdrängen werde ich es auch nicht mehr. Es ist Zeit Verantwortung zu übernehmen mir wieder gut zu tun und nicht zu flüchten.

Viele Versuche hinter mir, es alleine in den Griff zu bekommen, es gab auch Zeiten da war es nicht präsent, kein Bedarf nach Alkohol.

Auch ich habe immer nur abends Verlangen nach Wein oder Sekt, nie tagsüber.

Schön hier zu sein.

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Papfl
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Re: Ein besonderer Tag für mich.....

Beitragvon Papfl » 15. August 2016, 14:34

Hallo Woelfle!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Ich glaube, von diesen ungezählten Versuchen, alleine vom Alkohol los zu kommen, können viele ein Lied singen. Selbst bei professionellen Therapien kennen wir dieses leidige "Drehtürenproblem" (Therapie, Rückfall, Therapie, Rückfall...). Dass so ein hoher Prozentsatz der Patienten nach der Therapie wieder rückfällig wird, ist m. E. der weitläufigen Unterschätzung des Cravings geschuldet. Man lernt in den Wochen unter der "Käseglocke" zwar mitunter vorbildlich, in welchen Situationen man gefährdet ist, was man außer Alkohol zu trinken stattdessen tun könnte, wie man alternativ Entspannung findet und schreibt das auch alles brav auf sein "Notfallkärtchen"...nur geht einem dieses Kärtchen im Ernstfall - wenn sich im Kopf längst nur noch alles um das eine dreht (Craving) - gelinde gesagt am Allerwertesten vorbei, weil der Kopf zu rationalen Gedanken gar nicht mehr fähig ist.

Hier kann Baclofen helfen. Es ist zwar keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen und rückfällig werden, eindämmen.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Weil ich nicht genau weiß, wie weit Du schon in der Materie "drin" steckst, sind hier zunächst mal ein paar Links mit Informationen zu Baclofen:

Einen ersten Überblick rund um das Medikament findest Du in unserer Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Genaueres zur Dosierung und Therapie steht im Leitfaden für die Anwendung.

Desweiteren lohnt sich die Lektüre des Buches "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe bitte einfach eine Private Nachricht (PN) an @DonQuixote.

Hast Du denn konkret vor, es mit einer Baclofen-Therapie zu probieren? Wie viel trinkst Du denn abends im Moment? Und: Hättest Du denn gegebenenfalls einen Arzt, der Dich begleiten könnte?

Das wird aus Deinem Posting nicht ganz ersichtlich [pardon] . Wenn Du magst, kannst Du das gerne noch ein bisschen konkretisieren. Dann können wir Dir auch besser weiterhelfen [smile] .

Alles Gute einstweilen!

Papfl
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Re: Ein besonderer Tag für mich.....

Beitragvon Woelfle » 15. August 2016, 19:06

Hallo lieber Papfl,

hier noch mehr Details zu meiner momentanen Situation:

ich wünsche mir eine "Starthilfe", so habe ich auch meine Depressionen überwunden, für den Anfang wenn man es zunächst nicht im Alleingang schafft. Daher möchte ich die Baclofen-Therapie unbedingt machen.

Es ist mittlerweile eine Flasche Wein abends und es zieht so viel nach sich, das will und kann ich nicht mehr. Nein, ich habe mich noch keinem Arzt anvertraut. Ich bin auf der Suche nach einem Arzt, der mich diesbezüglich beraten und begleiten kann.

Freue mich auf Erfahrungsaustausch und vielen Dank für die ausführliche Info und Begrüssung
herzlich Woelfle good

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Papfl
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Re: Ein besonderer Tag für mich.....

Beitragvon Papfl » 15. August 2016, 20:06

Hallo Woelfle!

Danke für die Rückmeldung [good] .

Am besten wäre es natürlich, wenn Du Deinen Hausarzt "überreden" könntest, sich gemeinsam mit Dir auf eine Baclofen-Therapie einzulassen. Er oder sie kennt Dich (meistens [unknown] ?!?) schon länger und weiß am besten über die bisherige Krankheitsgeschichte etc. Bescheid.

Manchmal hilft es, z.B. folgende Texte aus unserem Baclofen-Arztkoffer mit in die Praxis zu bringen:


Ich weiß aber, dass so ein Unterfangen manchmal ein zweischneidiges Schwert sein kann: In gewisser Weise ist es eine Gratwanderung zwischen "besserwisserisch" zu erscheinen oder nur "gut vorbereitet" und "informiert" zu sein. Ein paar Tipps für so ein "Überzeugungsgespräch" gibt's unter anderem hier.

Leider haben viele Hausärzte vom physischen Craving und den biochemischen Zusammenhängen, wie wir sie hier aufschlüsseln, noch nie etwas gehört. Man ist sehr schnell beim "Abhängige müssen nur wollen, dann klappt das mit dem Aufhören auch...".

Ärzte mit einer solchen Einstellung kann man (als Betroffener) mitunter nur schwer dazu bewegen, ein Medikament zu verschreiben, das für die zu behandelnde Krankheit offiziell (noch) gar nicht zugelassen ist und die Gefahr einzugehen, dass damit verantwortungslos umgegangen wird (Stichwort: Gleichzeitiger Konsum von viel Alkohol und viel Baclofen mit den zum Teil gravierenden Folgen) und im schlimmsten Fall der Verlust der Approbation drohen kann.

Deshalb kannst Du alternativ natürlich auch von uns einen Ansprechpartner in Deiner Gegend bekommen, der sich bereits mit der Baclofen-Therapie auskennt. Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Vom Ablauf her würde das in Deinem Fall dann in etwa so aussehen: Baclofen langsam in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung beziehungsweise die Tabellen hier im Forum einschleichen und versuchen, den Wein parallel dazu langsam zu reduzieren. Jeden Abend ein Gläschen weniger oder eventuell auf Schorle umsteigen.

Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit, ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes. Dann auf dieser Stufe (bei der erste Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter. Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis [smile] .

Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Wenn Du ein bisschen Geduld mitbringst und Dich an die Dosierungsempfehlungen (langsames Einschleichen des Medikaments) hältst, stehen die Chancen ziemlich gut, dass Du bereits recht bald erste Erfolge verbuchen
kannst [smile] .

Schau'n mer mal... :wink:

Papfl
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Re: Ein besonderer Tag für mich.....

Beitragvon DonQuixote » 15. August 2016, 22:09

Hallo Woelfle

Papfl hat schon recht, es ist nicht so einfach, auf eigene Faust einen Baclofen verschreibenden Arzt zu finden. Danke für Deine PN (Private Nachricht), eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an <s******m@freenet.de>. Ganz viel Erfolg wünscht Dir schon mal

DonQuixote


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