"callehein" stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
Benutzeravatar

Thread-Starter
callehein
Beiträge: 5
Registriert: 14. Oktober 2015, 22:36
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

"callehein" stellt sich vor

Beitragvon callehein » 15. Oktober 2015, 00:17

Hallo, ich schreib jetzt einfach mal drauf los ohne mich vorher groß umgeschaut zu haben. Ich bin 40, männlich und komme aus dem Rhein-Main-Gebiet. Alkohol ist bei mir eigentlich seit etwa 2002 ein Thema, da wurde mein Konsum sehr regelmäßig (Großteil der Woche). Der Grund dafür waren Schlafstörungen die mich seit etwa 2000 begleiteten. Mit dem Einstieg in den Beruf Ende 2003/Anfang 2004 trank ich täglich. Anfangs kam ich damit sehr gut klar. Jedoch steigerte sich der tägliche Konsum. Am Anfang waren es vielleicht ein guter Liter Bier täglich. Irgendwann, waren es 2/2,5/3. Dann und wann kam es auch zu Abstürzen, dass es mir am nächsten Tag wirklich schlecht war. Das war ungefähr 2009 und ich merkte das erste mal, dass ich was machen muss.

Der Zwischenteil beschreibt die Zeit von 2010 bis Mitte 2015 und ist etwas langatmig, deshalb markiere ich ihn mal, wer keine Lust hat das alles zu lesen, kann gleich beim Schlussteil weitermachen:

Ich führte dann 2- 3 abstinente Tage die Woche ein. Damit wäre ich vielleicht auch ganz gut gefahren, jedoch kamen zum Alkohol im Jahr 2010 leichte Opiate. Namentlich Tramal und Codein.

Mit Codein hatte ich eine ganz andere Ebene betreten. Nach paar Monaten war ich soweit, dass ich Freitags anfing zu trinken und Codein zu nehmen und wirklich erst am Sonntag wieder aufhörte. Dazwischen hatte ich oft nicht mal geschlafen oder gegessen. Neben 600-900 mg Codein gingen am Wochenende zu 20- 30 große Flachen Bier weg.

Nach 2-3 Jahre hatte das System nicht mehr funktioniert. Im Winter/ Frühjahr 2013 hatte ich ein paar böse Wochenenden an denen es Aussetzer gab und es langsam nicht mehr schön war. Auch körperlich hatte ich abgebaut, mein Tiefpunkt war eine Einweisung ins Krankenhaus wegen Herzrhythmusstörungen. Da hatte ich tatsächlich mal 3 Wochen in denen ich abstinent war. Dann ging es mit "nur 3-4 Dosen Bier" wieder los und vom Codein kam ich schließlich zum Heroin.

Das war dann wieder eine neue Stufe die Anfangs auch wieder mal funktionierte. Mein Heroin Konsum war in den ersten Monaten wirklich gering. Ich kaufte anfangs die Woche 2 Plomben, dass waren immer rund 1,6 Gramm und kostete mit 70 Euro auch nicht die Welt. Die gingen wöchentlich nicht mal ganz drauf, so dass ich noch paar Vorräte bilden konnte. Mein Alkoholkonsum ging auch runter. Heroin und trinken geht nicht so zusammen. So das erste Jahr war eigentlich okay.

In der zweiten Jahreshälfte 2014 fingen dann die Probleme an. Der Konsum an Heroin stieg und wurde aufgrund von Entzugserscheinungen sehr regelmäßig/ bzw. auch irgendwann täglich. Ich schaffte keine Pause mehr. Meine Leistung auf der Arbeit und meine Leistungsfähigkeit allgemein nahm ab.

Hier war der Scheidepunkt Anfang 2015. Auf der Arbeit bin ich zum ersten mal angeeckt wegen zu Spät kommen und Arbeitsrückständen. Auf einen Urlaub im Ausland konnte ich nur Codein mitnehmen, hatte die ersten 2 -3 Wochen ziemlich mit Entzug zu kämpfen und mein Alkohol Konsum stieg wieder stark an. Auch merkte ich das erste mal eine Art unangenehmen Kontrollverlust im Bezug auf Alkohol. Mal nach zwei Bier aufhören und früh ins Bett ging irgendwie gar nicht. Ich bin 2 Wochen lang fast täglich mit dem Frühstück ins Bett und wusste, dass es so eigentlich nicht lange gehen kann. Nach diesen 2 Wochen wurde ich dann krank und lag 5 Tage mehr oder weniger auf der Nase, trank nicht und war Opiat (also Codein) frei. Letztlich hatte ich von den 4 Wochen Urlaub eigentlich nur die letzte Woche richtig genossen, mit moderatem Bier und Codein Konsum.

Zurück in Deutschland war ich keine 24 Stunden bis ich wieder beim Heroin war und ab März 2015 ging es dann mit der konsumierten Menge fast wöchentlich aufwärts. Am Schluss (August 2015) war ich bei 10 Gramm die Woche, ohne dabei an mehr als 1- 2 Tagen die Woche "high" zu sein. Kosten aber jede Woche über 300 Euro. Meist wirklich nur um über den Tag zu kommen und nicht mal das klappte. Die 8 Stunden im Büro waren zu lang um mit der morgens eingenommen Dosis auskommen zu können. Ich musste mit Codein oder Tramadol überbrücken, was nicht gut klappte. Wollte im Büro kein Heroin schnupfen.

August 2015 bin ich dann in die Substitution, ich bekam Subutex. Das nimmt die Entzugserscheinungen und die Trägheit die täglicher Heroin Konsum mit sich bringt. Man ist aber weitestgehend klar. Wirklich gut zurecht komme ich mit den Zeug nicht. Zwar war es erst mal ein Befreiungsschlag wieder uneingeschränkt arbeiten zu können und finanziell nicht so stark belastet zu sein. Aber mir fehlt einfach was. Zwar nicht ständig, aber über die gut 2 Monate doch regelmäßig kam es zu Alkohol Abstürzen. Gefühlt hab ich den Rekord am letzten Sonntag aufgestellt, eigentlich wollte ich nur 1 -2 Bier trinken und am frühen Nachmittag etwas entspannen, als ich um 5 Uhr am Montag ins Bett bin standen 14 Flaschen neben dem Schreibtisch. Dabei hat man auch Kopfweh und danach Alkohol Kater, es fühlt sich nicht an wie "Mischkonsum Opiate/ Alkohol", der wenn es gut läuft ohne Kater endet, so war es zumindest bei mir in vielen Fällen.

Eigentlich ist während der Opiat-Substitution gar kein Alkohol erlaubt! Auch wenn ich nach so nem "Horror-Tag" mal 2 -3 Tage Alkohol Pause hinbekomme und ich das in den Jahren zuvor noch als Ausgleich gesehen hätte, so kann ich es mir jetzt nicht mehr leisten.


Oi, jetzt hab ich doch viel geschrieben. Jetzt kommen wir zum eigentlichen Punkt. Mein Substitution-Arzt hat mir Baclofen vorgeschlagen. Ich bin seit einigen Monaten in der Heroin Substitution und bekomme meinen Alkohol Konsum nicht runter. Der nun eigentlich nahe Null sein muss. Über Baclofen habe ich mich nun etwas eingelesen und finde die Idee gut. Welche Erfahrungen habt ihr damit? Wie ist es mit Nebenwirkungen? Was passiert wenn man trotz Baclofen trinkt? Hat Baclofen eine eigene psychoaktive Wirkung oder einen Wohlfühlfaktor? Kann man es auch temporär nehmen, also z. B. 2- 3 Wochen Einnahme, dann 1- 2 Wochen nicht?

Benutzeravatar

andi
Beiträge: 323
Registriert: 14. April 2010, 22:42
Wohnort: Baden-Württemberg
Hat sich bedankt: 119 Mal
Danksagung erhalten: 73 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon andi » 15. Oktober 2015, 09:52

Hallo callehein!

vorab aus Erfahrung, Alkohol und Baclofen vertragen sich nicht! Du kannst ja versuchen weniger zu trinken und Baclofen langsam! steigern und dann den Alk komplett weglassen; nur mal vorab.

Am besten, lies dir die Erfahrungsberichte (die wo länger sind) hier durch und wirst schon merken, wie es mit Baclofen funktioniert!

Alles Gute noch und viel Erfolg!

lg
andi

Benutzeravatar

Papfl
Beiträge: 2509
Registriert: 28. Juli 2012, 14:25
Hat sich bedankt: 284 Mal
Danksagung erhalten: 736 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 15. Oktober 2015, 10:22

Moin Callehein!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] und vielen Dank für Deine ausführliche Vorstellung. Da hast Du ja schon einiges durchgemacht... [whistle] ...

Beruhigend ist, dass Du in ärztlicher Behandlung bist und dass Dein Arzt Dich auch parallel zur Substitution mit Baclofen behandeln würde. Da ist echt großes Glück [good] .

Zu Deinen Fragen: Beikonsum von Alkohol ist in der Substitution (obwohl eigentlich "verboten") leider keine Seltenheit. Es bleibt halt immer irgendwie die SehnSUCHT nach dem "Kick", den das Substitut nicht ersetzen kann. Den versucht man sich dann - zumindest ansatzweise - halt mit Alkohol zu verschaffen.

Im Grunde spricht auch bei Substituierten nichts gegen eine Verordnung von Baclofen gegen den Alkoholkonsum, zumal so ziemlich alle anderen Medikamente (Opiatantagonisten sowieso) nicht in Frage kommen.

Ich selbst habe keine Erfahrung mit dem Einsatz von Baclofen parallel zur Substitution, weiß aber von Ärzten, dass eine solche Maßnahme durchaus erfolgreich sein kann.

callehein hat geschrieben:Wie ist es mit Nebenwirkungen?

Die häufigste Nebenwirkung von Baclofen ist (Tages)Müdigkeit. Ich denke, im Vergleich zu all den anderen unerwünschten Effekten, die Du aus Deiner bisherigen "Suchtvergangenheit" kennst, ist das ein Kompromiss, mit dem man leben kann :wink: . Je nach Dosishöhe können auch andere UAWs (unerwünschte Arzneimittelwirkungen) auftreten, die aber allesamt (spätestens nach dem Ausschleichen von Baclofen) wieder komplett verschwinden.

callehein hat geschrieben:Was passiert wenn man trotz Baclofen trinkt?

Das hängt nicht zuletzt von der Dosierung - sowohl vom Alkohol als auch von Baclofen - ab. Klar ist es am besten, während der Baclofeneinnahme abstinent zu bleiben, weil das Medikament dann seine volle Wirkung entfalten kann. Wenn das (meist in der Anfangsphase) noch nicht so klappt, dann gilt: "So wenig wie möglich, so viel wie nötig". Idealerweise versucht man, den Alkohol langsam aus- und Baclofen langsam einzuschleichen. Viel Baclofen und viel Alkohol können schlimmstenfalls in Psychosen, Hallus und mitunter auch deliranten Zuständen enden.

Es geht eben sowohl bei der Substitution als auch bei der Baclofen-Therapie letztendlich darum, seine Gewohnheiten zu ändern, was mich gleich zur nächsten Frage führt:

callehein hat geschrieben:Hat Baclofen eine eigene psychoaktive Wirkung oder einen Wohlfühlfaktor?

Wenn Du darunter einen "Kick" oder ein Rauschgefühl verstehst: Nein. Baclofen macht weder "high" noch abhängig. Was Baclofen macht und wie es wirkt, haben wir u. a. in diesem Faden zusammen gefasst. Wenn Du unter "Wohlfühlfaktor" eine entspannte, ausgeglichene, relaxte Grundhaltung verstehst, dann: Ja. Dazu kann Baclofen Dir verhelfen. Die "Kicks", die Dir die Drogen einst verschafften, wirst Du wohl so leicht nie mehr zurück bekommen. Die musst Du Dir jetzt im wahren Wortsinn "erarbeiten" (<-- das meinte ich oben u. a. mit "Gewohnheiten" ändern).

callehein hat geschrieben:Kann man es auch temporär nehmen, also z. B. 2- 3 Wochen Einnahme, dann 1- 2 Wochen nicht?

Man sollte Baclofen - vor allem in der Anfangsphase - regelmäßig und mehrmals über den Tag verteilt einnehmen, um einen gleichmäßigen Wirkungsspiegel aufzubauen und so dem Stoffwechsel ("Hirn") die Chance zu geben, die Biochemie allmählich "umzustellen". Vereinfacht gesagt ist es das Ziel, für eine so ausgewogene Grundentspannung zu sorgen, dass der Griff zur Flasche überflüssig wird, weil man diese Form der Entspannung dann nicht mehr braucht. Nochmal: Wenn Du nach wie vor die "Kicks" in irgendeiner Substanz suchst, kann Dir Baclofen nicht helfen.

Generell gilt: Baclofen langsam aufdosieren, bis das Craving verschwindet oder Nebenwirkungen auftauchen. Bei Nebenwirkungen auf der jeweiligen Stufe verharren und abwarten, ob die Nebenwirkungen wieder verschwinden. Oft tun sie das in der Anfangsphase recht schnell. Dann wieder weiter aufdosieren. Bei erneuten Nebenwirkungen wieder innehalten und schauen, ob die Nebenwirkungen auch diesmal wieder abklingen und so weiter...

Irgendwann kommst Du an einen Punkt, bei dem die Nebenwirkungen auch nach 1 - 2 Wochen nicht mehr verschwinden. Dann ist die Dosierung höchstwahrscheinlich zu hoch und man muss wieder ein Stückchen runter gehen. Irgendwo in diesem Bereich (keine nennenswerten Nebenwirkungen, wenig bis gar kein Craving mehr) liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis.

Hilfreich im Zusammenhang mit dieser Frage ist auf jeden Fall ein Blick in den Leitfaden für die Anwendung.

Es ist also wichtig, dass Du Dich unter Baclofen ganz genau beobachtest: Wie stark ist das Craving (noch), wie stark sind die Nebenwirkungen von Baclofen?

Wir haben unter unseren Forenmitgliedern eine sehr gute Ärztin, die meines Wissens auch Erfahrungen in der Anwendung von Baclofen bei substituierten Patienten hat. Vielleicht kann sie Dir noch ein paar ergänzende Zeilen schreiben.

Vorerst alles Gute von mir und halt' die Ohren steif!
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

Benutzeravatar

jivaro
Beiträge: 182
Registriert: 17. August 2011, 22:07
Hat sich bedankt: 59 Mal
Danksagung erhalten: 171 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon jivaro » 15. Oktober 2015, 13:47

Hallo callehein,

herzlich willkommen im Forum!

Super, dass Dein Arzt Dir Baclofen empfohlen hat, das geschieht leider nicht so oft. Gegen die Verordnung von Baclofen bei Substituierten spricht gar nichts! In Frankreich ist es schon lange üblich, auch Substituierte mit Baclofen zu behandeln, teils wird sogar ein Rückgang des "Opiathungers" beschrieben.
Wichtig ist nur, dass Du wirklich Deinen Alkoholkonsum in den Griff bekommen willst.
Wenn Du nach wie vor die "Kicks" in irgendeiner Substanz suchst, kann Dir Baclofen nicht helfen.


Das ist leider so; besprich evtl. nochmal mit Deinem Substitutionsarzt diesen Wunsch nach dem "Kick", vielleicht lässt sich über Dosis oder Art des Substitutionspräparates noch etwas verbessern.

Herzlicher Gruss, viel Erfolg

jivaro

Benutzeravatar

DonQuixote
Beiträge: 5159
Registriert: 15. Dezember 2011, 14:48
Hat sich bedankt: 713 Mal
Danksagung erhalten: 831 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN
Kontaktdaten:

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 15. Oktober 2015, 21:00

Hi Callehein

Und auch von mir ein herzliches Willkommen in unserem kuscheligen Baclofen-Forum. Meine Vor-Schreiber (@Papfl und @Jivaro) haben eigentlich schon alles gesagt, aber zwei, oder besser gesagt drei Dinge möchte ich auch noch meinerseits bekräftigen:

Callehein hat geschrieben: Der Zwischenteil […] ist etwas langatmig […] Oi, jetzt hab ich doch viel geschrieben.

Nee, also das sehe ich gar nicht so. Das ist hier kein „Chat“, sondern ein ernsthaftes Selbsthilfeforum. Je „langatmiger“ und je mehr und ausführlicher Du uns von Deinen Lebensumständen schreibst, umso mehr schätzen wir das!

Und dann noch:

Callehein hat geschrieben:Hat Baclofen eine eigene psychoaktive Wirkung oder einen Wohlfühlfaktor?

Nein, eine psychoaktive Wirkung, in dem Sinne, dass Dich das „flasht“, hat Baclofen nicht. Aber es kann gewiss einen „Wohlfühlfaktor“, haben, nämlich dann, wenn es dank dieses Medikaments gelingt, andere Sucht- und Substitutionstmittel markant zu reduzieren oder sie sogar ganz auf Null herunterzufahren.

Callehein hat geschrieben:Kann man es [Das Medikament Baclofen, Anm. DonQ] auch temporär nehmen, also z. B. 2- 3 Wochen Einnahme, dann 1- 2 Wochen nicht?

Nein. Nach allem was wir wissen, funktioniert das so nicht. Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit oder anderer Süchte ist kein „Bedarfsmedikament“, es sollte vielmehr im Rahmen eines langfristigen Behandlungsplans dauerhaft eingenommen werden.

Viel Mut und Erfolg für Deine weitere Therapie wünscht Dir jedenfalls schon mal der

DonQuixote

Benutzeravatar

Thread-Starter
callehein
Beiträge: 5
Registriert: 14. Oktober 2015, 22:36
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon callehein » 21. Oktober 2015, 22:10

Danke erst mal für die vielen ausführlichen Antworten. Ich habe am Dienstag ein Rezept bekommen und die Tabletten heute aus der Apotheke geholt. Ich soll erst mal anfangen Abends 10 Milligramm zu nehmen.

Nein. Nach allem was wir wissen, funktioniert das so nicht. Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit oder anderer Süchte ist kein „Bedarfsmedikament“, es sollte vielmehr im Rahmen eines langfristigen Behandlungsplans dauerhaft eingenommen werden.


Ja, ich glaube ich bin im Moment doch noch ziemlich instabil. Mich wundert eigentlich, dass ich mich bisher recht problemlos in der Substitution halten konnte. Wenn ich ehrlich bin hab ich doch noch ziemlich Beikonsum. Zum einen ja Alkohol, dann aber auch noch Heroin, andere Opiate und Kokain. Nicht das es ein Eigentor wird mit dem Baclofen.

Die letzte Woche konnte ich meinen Alkoholkonsum auch senken. Aber das ist natürlich ein Nullsummenspiel, vor einer Urinkontrolle musste ich mit Heroin und Kokain auf Null, da ging der Bierkonsum hoch. Letze Woche nach der Urinkontrolle hab ich wieder weniger getrunken, dafür aber wieder Heroin und Kokain genommen.

Benutzeravatar

Thread-Starter
callehein
Beiträge: 5
Registriert: 14. Oktober 2015, 22:36
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon callehein » 21. Oktober 2015, 22:58

Das ist leider so; besprich evtl. nochmal mit Deinem Substitutionsarzt diesen Wunsch nach dem "Kick", vielleicht lässt sich über Dosis oder Art des Substitutionspräparates noch etwas verbessern.


Ja, ich bekomme im Moment Subutex. Das ist ein ganz eigenartiges Zeug, zwar hilft es gegen Entzugserscheinungen, aber es macht im Kopf wirklich nichts. Bereits am ersten Wochenende ohne Beikonsum bin ich mit dem Zeug im wahrsten Sinne des Wortes "abgesoffen". Um das in den Griff zu bekommen bin ich dann doch wieder beim Opiatbeikonsum gelandet.

Gleichzeitig ist aber auch Alkohol die Droge mit der ich nun wirklich die längste Beziehung habe. Meinen ersten Vollrausch hatte ich mit 13. An alle weiteren Drogen (außer Haschisch und Benzos) kam ich erst mit über 30 und unsere Beziehung war auch nie so elementar. Alkohol ist für mich immer eine Basis, egal was ich nehme, ein paar Bier trinke ich immer. Naja, Ausnahme sind vielleicht die Opiate. Ich hatte nie das Bedürfnis morgens Alkohol zu trinken. Allerdings brauche ich eigentlich Opiate um überhaupt arbeiten zu können. Das ist aber erst seit 1- 2 Jahren so.

Von daher kann ich mir eigentlich vorstellen, dass Baclofen doch was bringen kann. Wenn ich wirklich mal 2- 3 Wochen ohne Alkohol auskommen würde, hätte ich eine gute Basis um auch mit den Opiaten runter zu fahren oder zumindest wirklich nichts anderes als das Substitution Medikament zu nehmen. Morgens aus dem Bett kommen und leistungsfähig sein geht ja mit der Substitution.

Benutzeravatar

jivaro
Beiträge: 182
Registriert: 17. August 2011, 22:07
Hat sich bedankt: 59 Mal
Danksagung erhalten: 171 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon jivaro » 22. Oktober 2015, 07:12

Lieber callehein,

Danke für Deine Offenheit. Wieviel Subutex erhälts Du? Eine Rezeptorbelegung von 85-90% erhälts Du mit ca. 16mg Subutex (soviel mg wie die Unterteilung einer Ritter-Sport-Schokolade, grins). Bei konsequenter Einnahme (sublingual) müsste zumindest die Heroin-Wirkung deutlich reduziert sein und Du gibst "unnötig" Geld aus, abgesehen davon, dass Substitution ein anders Ziel hat. Ich will hier keinen Substitutionsthread eröffnen....die Meinungen über Subutexdosierungen differieren stark.
Viele Menschen fühlen sich unter Subutex klar und wohl, super! Andere benötigen mehr "Dämpfung", klagen über "Getriebenheit", Schlafstörungen.

Evtl. ist eine Umstellung auf L-Polamidon sinnvoll (keine so starke Dämpfung wie beim Metha, weniger Interferenzen im Leberstoffwechsel, weniger "Emotionsblockade"). Kann aber auch sein, dass Du die genau benötigst. Ich fände evtl. einen Versuch mit Substitol (retardiertes Morphin - was in Österreich seit mehr als 15 Jahren eingesetzt wird - hier Zulassung seit 4/15)) sinnvoll, das Opiatcraving lässt oft in verblüffender Weise nach. Leider setzen die Ärzte das Medikament sehr restriktiv ein. Führt in diesem Thread aber alles ein wenig zu weit...wichtig ist mir, dass Dein Substitut zu DIR passt.

Baclofen kann Dir aber auf jeden Fall beim Alkohol gut helfen, es zählt Deine Veränderungsbereitschaft!

Lieben Gruss

jivaro

Benutzeravatar

Thread-Starter
callehein
Beiträge: 5
Registriert: 14. Oktober 2015, 22:36
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon callehein » 24. Oktober 2015, 16:27

Die Frau von der Drogenberatung (da muss ich alle 5 Wochen hin) hat mir eigentlich auch eher Polamidon empfohlen. Ist ist jetzt halt blöd, dass ich beim Arzt immer gesagt habe keinen Beikonsum zu haben. Hab es mal vorsichtig angesprochen und konnte damit gar nicht überzeugen, warum auch: "Sie kommen ja mit dem Subutex gut zurecht". [angel]

Was bei Polamidon wohl ein Problem ist, dass man extrem schwitzt. Meine schon durch Subutex recht stark zu schwitzen, aber mit Pola soll es noch schlimmer sein. Hatte bereits "schwarz" mal Pola genommen und kam zusammen mit H und Codein damit gut zurecht.

Subtitol wäre mir eigentlich am liebsten, mit dem Arzt hatte ich darüber aber noch gar nicht gesprochen. Bei der Drogenberatung waren sie ganz dagegen. Angeblich wäre das Missbrauchspotential extrem hoch und die Zulassung auch noch nicht endgültig. In der Stadt in der ich lebe würde man damit angeblich gar nicht arbeiten.

Bei konsequenter Einnahme (sublingual) müsste zumindest die Heroin-Wirkung deutlich reduziert sein und Du gibst "unnötig" Geld aus,


Ich hab jetzt nicht so den Unterschied gemerkt. Hatte zum Teil sogar über 16mg Subutex genommen, trotzdem vom Heroin immer noch etwas gemerkt. Natürlich ist es besser erst mal stark runter zu dosieren oder mal 1- 2 Tage ganze Pause mit Subutex zu machen. Umgekehrt, wenn man einige Tage nur Heroin genommen hat und man will wieder wechseln, kommt man meist den ersten Tag mit 16 mg Subutex gar nicht aus.

Hatte auch etwas mehr Kokain genommen nachdem ich im Programm war. Kokain hätte ich mir vorher gar nicht leisten können.

Führt in diesem Thread aber alles ein wenig zu weit...wichtig ist mir, dass Dein Substitut zu DIR passt.


Ja, stimmt, hier soll es ja vor allem um Baclofen in Zusammenhang mit Alkohol gehen.

...es zählt Deine Veränderungsbereitschaft!


Ja, einerseits muss ich was ändern andererseits - ich denke man hört es auch raus - klappt es noch nicht so ganz. Vielleicht wären Baclofen und Pola bzw. Substitol ne gute Combi und wirklich erst mal beikonsumfrei zu bleiben. Wovor ich ehrlich gesagt etwas Angst habe meiner Ärztin jetzt nach 10 Wochen zu kommen: "April-April, hatte doch die ganze Zeit Beikonsum".

Benutzeravatar

jivaro
Beiträge: 182
Registriert: 17. August 2011, 22:07
Hat sich bedankt: 59 Mal
Danksagung erhalten: 171 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon jivaro » 30. Oktober 2015, 19:30

Also: wir wissen leider nicht ob Deine Ärztin "souverän" mit dem Problem des Beikonsums umgeht.
Sie sollte eigentlich froh über Deine Offfenheit sein...na ja, auch das Thema bleibt schwierig.

Wie wärs mit folgender Argumentation: Du fühlst Dich einfach zu wach und zu klar, innerlich etwas "getrieben", unruhig, hast Schlafstörungen und starkes Verlangen nach Opiaten. Vielleicht hast Du früher schon mal die Substanz Polamidon kennengelernt, die etwas mehr dämpft.....(sagt auch die Drogenberatung..... was allerdings auch wieder falsch verstanden werden kann)...

Als Patient kannst Du sehr überzeugend sein (ich erfahre das jeden Tag!!!!!).

Substitol ist ganz sicher seit April in Deutschland zugelassen und was seit über 15 Jahren in Österreich gut funktioniert kann sooo verkehrt nicht sein....logo kannst Du das missbrauchen, wie JEDES andere Substitut auch. Es gibt eine Stellungnahme der deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (die sich seit 2009 um die Zulassung bemüht hat), dass eine Erweiterung der zugelassenen Substitutionsmedikamente erwünscht ist (Um/-Einstellungen muss der Arzt begründen: zB verlängerte QT-Zeit, Opiatcraving, psychiatrische Komorbidität, gleichzeitige Gabe von Medikamenten die über das Zytochrom P-System abgebaut werden.....starkes Schwitzen). Aber auch hier sind die KollegInnen überwiegend noch nicht bereit, das Medikament einzusetzen.

In jedem Fall: nutze das Baclofen gegen Alkohol und Cocaincraving....und mach Dir DEINE Richtung klar! Baclofen ist mit allen Substitutionsmitteln gut kompatibel.

Herzlicher Gruss

jivaro

Benutzeravatar

Thread-Starter
callehein
Beiträge: 5
Registriert: 14. Oktober 2015, 22:36
Mann oder Frau?: Ich habe keine AHNUNG

Re: "callehein" stellt sich vor

Beitragvon callehein » 6. November 2015, 04:18

Hallo Jivaro, danke für deine Antwort. Es hat sich seit meinem letzten Post einiges getan, bin jetzt auf Pola umgestellt. Das ist eine ganz andere Welt. Werde wohl mit 6ml auskommen. Das ist eine "niedrige-mittlere" Dosis. Bis 5ml gilt als niedrig, von 6-9 als mittlere Dosis. Das Verlangen nach Alkohol ist wesentlich niedriger, das nach Heroin geht gegen Null. Ich denke in den nächsten Wochen werden wir sehen ob wir noch Baclofen einschleichen. Im Moment soll aber erst mal die Substi mit dem Pola stabil laufen. Ich bin je nun gerade erst frisch eingestellt. Substitol ist hier noch recht schwer zu bekommen. Da ich bereits Probleme mit Herz Rhythmusstörungen hatte könnte ich vielleicht mit der verlängerten QT Zeit argumentieren? Aber ich denke, wenn ich jetzt akut keine Probleme habe, wird das wenn überhaupt mittelfristig ein Thema werden.


Zurück zu „Mitglieder stellen sich vor“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste