Der Zwischenteil beschreibt die Zeit von 2010 bis Mitte 2015 und ist etwas langatmig, deshalb markiere ich ihn mal, wer keine Lust hat das alles zu lesen, kann gleich beim Schlussteil weitermachen:
Ich führte dann 2- 3 abstinente Tage die Woche ein. Damit wäre ich vielleicht auch ganz gut gefahren, jedoch kamen zum Alkohol im Jahr 2010 leichte Opiate. Namentlich Tramal und Codein.
Mit Codein hatte ich eine ganz andere Ebene betreten. Nach paar Monaten war ich soweit, dass ich Freitags anfing zu trinken und Codein zu nehmen und wirklich erst am Sonntag wieder aufhörte. Dazwischen hatte ich oft nicht mal geschlafen oder gegessen. Neben 600-900 mg Codein gingen am Wochenende zu 20- 30 große Flachen Bier weg.
Nach 2-3 Jahre hatte das System nicht mehr funktioniert. Im Winter/ Frühjahr 2013 hatte ich ein paar böse Wochenenden an denen es Aussetzer gab und es langsam nicht mehr schön war. Auch körperlich hatte ich abgebaut, mein Tiefpunkt war eine Einweisung ins Krankenhaus wegen Herzrhythmusstörungen. Da hatte ich tatsächlich mal 3 Wochen in denen ich abstinent war. Dann ging es mit "nur 3-4 Dosen Bier" wieder los und vom Codein kam ich schließlich zum Heroin.
Das war dann wieder eine neue Stufe die Anfangs auch wieder mal funktionierte. Mein Heroin Konsum war in den ersten Monaten wirklich gering. Ich kaufte anfangs die Woche 2 Plomben, dass waren immer rund 1,6 Gramm und kostete mit 70 Euro auch nicht die Welt. Die gingen wöchentlich nicht mal ganz drauf, so dass ich noch paar Vorräte bilden konnte. Mein Alkoholkonsum ging auch runter. Heroin und trinken geht nicht so zusammen. So das erste Jahr war eigentlich okay.
In der zweiten Jahreshälfte 2014 fingen dann die Probleme an. Der Konsum an Heroin stieg und wurde aufgrund von Entzugserscheinungen sehr regelmäßig/ bzw. auch irgendwann täglich. Ich schaffte keine Pause mehr. Meine Leistung auf der Arbeit und meine Leistungsfähigkeit allgemein nahm ab.
Hier war der Scheidepunkt Anfang 2015. Auf der Arbeit bin ich zum ersten mal angeeckt wegen zu Spät kommen und Arbeitsrückständen. Auf einen Urlaub im Ausland konnte ich nur Codein mitnehmen, hatte die ersten 2 -3 Wochen ziemlich mit Entzug zu kämpfen und mein Alkohol Konsum stieg wieder stark an. Auch merkte ich das erste mal eine Art unangenehmen Kontrollverlust im Bezug auf Alkohol. Mal nach zwei Bier aufhören und früh ins Bett ging irgendwie gar nicht. Ich bin 2 Wochen lang fast täglich mit dem Frühstück ins Bett und wusste, dass es so eigentlich nicht lange gehen kann. Nach diesen 2 Wochen wurde ich dann krank und lag 5 Tage mehr oder weniger auf der Nase, trank nicht und war Opiat (also Codein) frei. Letztlich hatte ich von den 4 Wochen Urlaub eigentlich nur die letzte Woche richtig genossen, mit moderatem Bier und Codein Konsum.
Zurück in Deutschland war ich keine 24 Stunden bis ich wieder beim Heroin war und ab März 2015 ging es dann mit der konsumierten Menge fast wöchentlich aufwärts. Am Schluss (August 2015) war ich bei 10 Gramm die Woche, ohne dabei an mehr als 1- 2 Tagen die Woche "high" zu sein. Kosten aber jede Woche über 300 Euro. Meist wirklich nur um über den Tag zu kommen und nicht mal das klappte. Die 8 Stunden im Büro waren zu lang um mit der morgens eingenommen Dosis auskommen zu können. Ich musste mit Codein oder Tramadol überbrücken, was nicht gut klappte. Wollte im Büro kein Heroin schnupfen.
August 2015 bin ich dann in die Substitution, ich bekam Subutex. Das nimmt die Entzugserscheinungen und die Trägheit die täglicher Heroin Konsum mit sich bringt. Man ist aber weitestgehend klar. Wirklich gut zurecht komme ich mit den Zeug nicht. Zwar war es erst mal ein Befreiungsschlag wieder uneingeschränkt arbeiten zu können und finanziell nicht so stark belastet zu sein. Aber mir fehlt einfach was. Zwar nicht ständig, aber über die gut 2 Monate doch regelmäßig kam es zu Alkohol Abstürzen. Gefühlt hab ich den Rekord am letzten Sonntag aufgestellt, eigentlich wollte ich nur 1 -2 Bier trinken und am frühen Nachmittag etwas entspannen, als ich um 5 Uhr am Montag ins Bett bin standen 14 Flaschen neben dem Schreibtisch. Dabei hat man auch Kopfweh und danach Alkohol Kater, es fühlt sich nicht an wie "Mischkonsum Opiate/ Alkohol", der wenn es gut läuft ohne Kater endet, so war es zumindest bei mir in vielen Fällen.
Eigentlich ist während der Opiat-Substitution gar kein Alkohol erlaubt! Auch wenn ich nach so nem "Horror-Tag" mal 2 -3 Tage Alkohol Pause hinbekomme und ich das in den Jahren zuvor noch als Ausgleich gesehen hätte, so kann ich es mir jetzt nicht mehr leisten.
Oi, jetzt hab ich doch viel geschrieben. Jetzt kommen wir zum eigentlichen Punkt. Mein Substitution-Arzt hat mir Baclofen vorgeschlagen. Ich bin seit einigen Monaten in der Heroin Substitution und bekomme meinen Alkohol Konsum nicht runter. Der nun eigentlich nahe Null sein muss. Über Baclofen habe ich mich nun etwas eingelesen und finde die Idee gut. Welche Erfahrungen habt ihr damit? Wie ist es mit Nebenwirkungen? Was passiert wenn man trotz Baclofen trinkt? Hat Baclofen eine eigene psychoaktive Wirkung oder einen Wohlfühlfaktor? Kann man es auch temporär nehmen, also z. B. 2- 3 Wochen Einnahme, dann 1- 2 Wochen nicht?