Liebe Kira,
Ist moderater Alkoholkonsum möglich oder nicht? Diese Frage lässt mich nicht los
Oder ist es nur Wunschdenken?
Bedeutet wenig Trinken nicht sogar mehr Seelenpein als Garnichtstrinken. Die ständigen inneren Kämpfe ob ich jetzt darf oder nicht darf?
Ist ein klares Nein nicht die bessere Lösung - oder gar die einzige Lösung?
Meine unmaßgebliche, unzensierte und nicht als Empfehlung zu wertende Antwort lautet
aktuell:
Gut, dass Problembewusstsein da ist, und man nicht alles laufen lässt. Schlecht ist die Fixation. Alkohol ist und war nie alles für mich, ein paar mehr Facetten sind schon da
Ja, Stress führt weiterhin zu Konsum. Ja, ich hab deswegen viel verbockt, beruflich zum Beispiel wäre ich längst Tierärztin, statt nun mit fast 50 Jahren eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin anzufangen.
Und?
So ist es nun mal. Ich bin nicht Gott, tue niemandem was Zuleide und abgesehen von meinen Bafög-Schulden habe ich die Gesellschaft nicht geschädigt. Ich möchte mal wieder lockerer werden.
Es geht mir auf den Keks so reduziert mich zu fühlen, zu äußern und behandelt zu werden. Inzwischen nehme ich es wie eine Beeinträchtigung, die nur mit unangemessenem Aufwand "behandelbar" ist. Jo, vor Beziehungsgesprächen muss ich was trinken, sonst steh ich das schwer durch."
Ich halte mal parallel, dass ich mich dusche, täglich koche, das Katzenklo 2x täglich saubermache, mit dem Mietzchen spiele, und jeden Tag lerne. Ich bin nie fies zu Menschen, und helfe mit meiner Empathie ab und an Leuten aus Sackgassen raus.
Eigentlich bin ich ok.
So, nun zu Deinen Fragen:
Ist moderater Alkoholkonsum möglich oder nicht? Diese Frage lässt mich nicht los
Klar, was hält Dich davon ab?
Oder ist es nur Wunschdenken?
Ohne Visionen keine Ziele.
Bedeutet wenig Trinken nicht sogar mehr Seelenpein als Garnichtstrinken. Die ständigen inneren Kämpfe ob ich jetzt darf oder nicht darf?
In meinem Fall ja. Was DU aber als belastend erlebst, kann niemand anderer beantworten. Mach das so, wie es sich für Dich gut anfühlt. Wenn es sich nicht gut anfühlt, forsche nach. Was geht, was nicht. Mach aus dem Krieg im Inneren eine Strategie der Verbündeten, die alle an einem Strang ziehen. Niemand in Dir will Dir schaden. Es gibt aber gegenläufige Bedürfnisse. Schreib sie auf, und lass alle Beteiligten verhandeln. Mach innere Kompromisse. Kämpf nicht gegen Dich.
Ist ein klares Nein nicht die bessere Lösung - oder gar die einzige Lösung?
Das
kann die beste Lösung sein. Kein Kampf mehr, straight ahead, nicht im Einzelfall immer wieder hadern müssen. Ich glaube tatsächlich, dass das für viele die beste Lösung ist.
Alkohol schädigt, z.Teil irreversibel. Nehme ich für ein "bisschen Spaß" soviele Risiken in Kauf? Es bedarf enormer Anstrengung, Geduld, und Sturheit, sich alte Programme auszutreiben. Hast Du dafür die Kraft? Möchtest Du in der Quintessenz solch ein Leben für Dich realisieren? Dann lohnt sich das. Das bedeutet eine Qualitätsverschiebung. Die auch im Alltag Konzequenzen hat. Das ist nicht leicht.
Mir liegt etwas daran, mein Leben so zu führen, wie ich es bislang getan habe. Ich bin nicht imstande, alles auf Null zu setzen. Irgendwie bin ich eine faule Socke. Ich frag mich dann, reicht es mir, so eine faule Socke zu sein. Und ja, ja, ja. Mir ist es genug.
Ich habe die unbewussten, selbstzerstöreerischen Elemente auf ein Minimum reduziert, bin wieder liebesfähig und nicht mehr depressiv.
So, meine liebe Kira, das war ein langer Text, ich hoffe, Du kannst etwas damit anfangen,
LG und Bussi Conny