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Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 12:44
von Offenbacher
Hier also mein Tagebuch, aber erstmal noch was zur Ausgangssituation und meiner Motivation.

Am 1. Juli 2011 kam ich wieder in Deutschland an, nachdem ich grandios nach 7 Jahren in der DomRep gescheitert war und dort zum Alkoholiker wurde. Freunde hatten mir den Rückflug geschenkt, aber da stand ich nun… Alleine, Obdachlos und mit gut 20 Kilo Klamotten im Gepäck und 200 US$. Das war mein gesamter Besitz. Naja wenig zu Besitzen macht frei… hab ich mal irgendwo gelesen.

Ich fand zum Glück schnell eine Unterkunft und so begann mein Neustart in einem Obdachlosenheim, da wurde natürlich auch feste gesoffen. Aber das war mir damals eh egal, ich war im Rausch und ein Tag ging und ein anderer kam.

Freunde hatte ich in Deutschland keine mehr, dafür war ich zu lange weg gewesen. Und in Offenbach hatte ich zuletzt gelebt, da war ich 6 Jahre alt.

Mein Hautproblem war: ich stellte mir immer wieder die Frage wofür sollte ich überhaupt noch Kämpfen? Ich habe keine Familie, keine Frau/Freundin und auch keine Kinder. Ergo: Ich habe niemanden gegenüber Verantwortung. Ich habe soweit ein gutes Leben gehabt, zwar mit vielen höhen und Tiefen, aber ich hatte auch meine Erfolge. Ich habe viel erlebt, in vielen Ländern gelebt und es hat auch viel Spass gemacht. Es war immer spannend und aufregend. Das war nun vorbei, also wofür noch einmal aufstehen?

Wäre ich damals gestorben, ich hätte mich nicht beschwert.

Aber ich bin nicht gestorben. Und wenn ich eines kann, dann Kämpfen. Je mehr mir die Scheisse nur so um die Ohren fliegt, je ungerechter die Welt ist, umso stärker ist mein Überlebenswille. So nicht, nicht mit mir!

Leider kann ich mir auch am besten selber ein Bein stellen wenns mir zu gut geht. Zur Not brauche ich dazu weder das Schicksal oder jemanden anderen. Das kann ich auch sehr gut alleine…

Aber zum Glück siegte einmal mehr der Kämpfer in mir. Ich begann mich mit „Kontrollierten trinken“ zu beschäftigen und begab mich auf Wohnungssuche. Ich musste mich erstmal wieder lieben und schätzen lernen und einer Hoffnung auf bessere Zeiten Raum geben.

Es war nicht leicht, aber ich fand eine tolle Wohnung und begann mich in die Arbeit zu stürzen. Renovieren, das Programm Kontrolliert trinken durchackern, Selbsterforschung, den Alltag wieder meistern.

Dann kam Weihnachten 2014… und nix mehr mit Kontrolle. Viel Alkohol. Viel Selbstmitleid. Ein Selbstmordversuch.
Ich hab mich einmal mehr aufgerappelt und dann, im Juni 2015, war ich erstmals bereit für einen ersten wirklichen Versuch der Abstinenz, mit klinischem Entzug und einer Reha über 12 Wochen. Das habe ich auch durchgezogen und es begann wieder alles gut zu laufen. Ich war zum ersten mal in meinem Leben trocken. Ich habe mich auch wieder selbstständig gemacht, kurzum ich war zufrieden.

Mein Absturz kam nur 3 Monate später. Gut 4 Wochen durchgesoffen, aber dann hab ich hab mich wieder aufgerappelt und es ging irgendwie weiter. Aber immer nur kurz, spätestens nach ein paar Monaten landete ich wieder beim Alkohol, und immer für Wochen dann durchgesoffen. Ich musste erkennen, ich kann nicht trocken bleiben.

Also wieder Kontrolliertes trinken, mal mit 4 Tagen trocken, mal 3 Tage durchsaufen. Später dann im Schnitt 2 – 4 mal die Woche mit Alkohol, meist so 1 - 2 Liter Wein und sonst trockene Tage. Ich hatte die Kontrolle über mein Leben wieder, aber leider nicht meine Gesundheit.

Deswegen bin ich so froh hier gelandet zu sein, selbst wenn Kontrolliertes trinken bei mir einigermaßen funktioniert, es gibt dennoch mal Ausrutscher und mein Konsum ist definitive immer noch zu hoch und schädigt dadurch auch weiterhin meine Gesundheit.

Ich hoffe also, mich mit Baclofen endlich trockenzulegen good

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 13:12
von Offenbacher
Weiter zur Bestandsaufnahme, Medikament die ich sonst noch nehme:

50gm Doxepin (Antidepressiva)
Das hebt meine Stimmung und hilft mir vor allem wenn ich trocken bleibe den Kopf beim Einschlafen abzuschalten. Ich bin leider sehr Tageslichtabhängig, daher steigere ich je nach befinden die Dosis auch mal ein paar Tage, vor allem im Winter.

Levodopa 100/25mg (Restless-Leg-Syndrom)
Eigentlich für Parkinson Patienten, hilft aber eben auch super bei "Ruhelosen Beinen".

2,5 mg Bisoprolol (Blutdruck) ohne schnell bei 180/150/100 mit teils sehr heftigem schwitzen bei kleinsten Anstreungungen und mit bei 150/100/80 und ohne das heftige schwitzen.

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 13:27
von Offenbacher
Gesundheitliche Schäden durch Alkohlabusus:

Fettleber
Hoher Blutdruck
Kribbeln in den Zehen und oft kalte Füsse die auch schmerzen
Schlechtes Kurzzeitgedächniss, häufig leichte Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen, Muskelkrämpfe Fuss und Wade.

Wenn ich mal wieder zu viel trinke:
Brustschmerzen die sich wie ein Herzinfarkt anfühlen können, nur hat kein Mensch je über Stunden einen Herzinfarkt gehabt. Trockene Augen, will heissen häufig tränende Augen mit Schleimfäden im Auge.

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 14:21
von Purzelbaum
Offenbacher hat geschrieben:
Also wieder Kontrolliertes trinken, mal mit 4 Tagen trocken, mal 3 Tage durchsaufen. Später dann im Schnitt 2 – 4 mal die Woche mit Alkohol, meist so 1 - 2 Liter Wein und sonst trockene Tage.



Das ist kontrolliertes Trinken?

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 14:59
von Chinaski
Hallo,

purzelbaum hat geschrieben :Das ist kontrolliertes Trinken?


Ja!

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kontrolliertes_Trinken

Gruß...
Chinaski

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 15:28
von Offenbacher
Purzelbaum hat geschrieben:Das ist kontrolliertes Trinken?


Es gibt keine festen Regeln oder Ziele, grob gesagt geht es darum sich zu hinterfragen warum man Trink und zu welchen Anlässen. Ziel ist sich selber und seine Muster zu hinterfragen und durch Verhatensänderung eine Reduktion der Alkoholmenge gegenüber dem "Davor-Zustand" zu erreichen. Optimalerweise auf eine nicht mehr Gesundheitsgefährdende Menge an Alkohol.

Zugegebenermassen waren meine Erfolge nicht sonderlich gut, aber so konnte ich zumindest Tageweise funktionieren und mir mein Leben wieder aufbauen und meinen Verpflichtungen nachkommen. Eben durch Planung der Trinktage und einer Reduktion der Alkoholmenge !

Auch hat mich der Weg des Kontrollierten trinkens überhaupt erst sensibilisiert gegenüber dem Thema Alkohol, habe auch viel dazu gelesen um was es dabei überhaupt geht... Wie Sucht entsteht und was Sie bewirkt etc... und hat dazu geführt das ich überhaupt eine Abstinenz-Therapie in Erwägung zezogen UND gemacht habe.

Ich bin wieder gescheitert, aber ich habe gelernt das Scheitern dazu gehört und mache weiter auf meinem Weg. Diesmal der Versuch mit Baclofen.

Lesen, Verstehen, Nachdenken, Antworten... Zugegebenerweise nicht immer leicht [biggrin]

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 16:08
von Purzelbaum
Als ich noch gesoffen habe, da hab ich so zwei drei Tage vor wichtigen Behördenterminen auch 'nen kalten Entzug gemacht um nüchtern dort zu erscheinen. Oder wenn wenig Geld da war, musste das auch mal mit einer oder anderthalb Flaschen Schnaps am Tag gehen. Paar längere Trinkpausen - meistens während 'ner LZT - waren auch drin.

Mir wär aber nie eingefallen, das als kontrolliertes Trinken zu bezeichnen.

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 16:43
von Lucidare
Hi Purzelbaum,

schön mal wieder was von Dir zu lesen. [smile]

Purzelbaum hat geschrieben:Mir wär aber nie eingefallen, das als kontrolliertes Trinken zu bezeichnen.


Ich denke es gibt kaum eine Krankheit, die soviel Interpretationspielraum lässt, wie die Alkoholsucht.

1000 Shades Of Alcohol Addiction.

[pardon]

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 25. Oktober 2017, 18:17
von Luphan
Hallo alle zusammen,

schön das du ein Tagebuch führst Offenbach!

Purzelbaum hat geschrieben:Als ich noch gesoffen habe, da hab ich so zwei drei Tage vor wichtigen Behördenterminen auch 'nen kalten Entzug gemacht um nüchtern dort zu erscheinen. Oder wenn wenig Geld da war, musste das auch mal mit einer oder anderthalb Flaschen Schnaps am Tag gehen. Paar längere Trinkpausen - meistens während 'ner LZT - waren auch drin.

Du verstehst das Prinzip des kontrollierten Trinkens nicht richtig!

Schau mal hier:

Kontrolliertes Trinken

Offenbacher hat geschrieben:Levodopa 100/25mg (Restless-Leg-Syndrom)
Eigentlich für Parkinson Patienten, hilft aber eben auch super bei "Ruhelosen Beinen".


Offenbacher hat geschrieben:Nur der Tremor,(Also das Zittern vor allem der Hände) ist noch recht heftig und die "Watte" im Kopf.

Mit dem Medikament kann das aber nichts zu tun haben oder?

Eigentlich müsste ein Medikament für Parkinson den Tremor verbessern. Oder gibt es da Wechselwirkungen und es kommt nicht von Baclofen?

Gruß

Luphan

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 26. Oktober 2017, 10:52
von shelf
Hallo Offenbacher,

Offenbacher hat geschrieben:50gm Doxepin (Antidepressiva)
Das hebt meine Stimmung und hilft mir vor allem wenn ich trocken bleibe den Kopf beim Einschlafen abzuschalten. Ich bin leider sehr Tageslichtabhängig, daher steigere ich je nach befinden die Dosis auch mal ein paar Tage, vor allem im Winter.

Levodopa 100/25mg (Restless-Leg-Syndrom)
Eigentlich für Parkinson Patienten, hilft aber eben auch super bei "Ruhelosen Beinen".

2,5 mg Bisoprolol (Blutdruck) ohne schnell bei 180/150/100 mit teils sehr heftigem schwitzen bei kleinsten Anstreungungen und mit bei 150/100/80 und ohne das heftige schwitzen.


Bisoprolol stellt mit Baclofen zusammen kein Problem dar.

Doxepin hingegen schon. Mein "Bac-Doc" hat Doxepin bei mir umgehend ausgeschlichen.
Das "Warum" wird dir dein Doc erklären.
Doxepin hat übrigens "trockene Augen" als Nebenwirkung. Seit ich es nicht mehr nehme brauche ich keine Augentropfen ("Tränen-Ersatz") mehr.
Falls nötig findet dein Doc dafür eine Alternative die sich gut mit Bac verträgt.

Levodopa kann bei dir mit Baclofen überflüssig werden. Doc fragen.

Informiere deinen "Bac-Doc" über alle Probleme, insbesondere Schlafstörungen.
Sowas muß erstmal unterdrückt werden, denn dafür war Alkohol ja immer ein "probates Mittel".

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 26. Oktober 2017, 13:17
von Offenbacher
So, dann fange ich mal mit meinem Tagebuch zu Baclofen an:

Am letzten Freitag habe ich angefangen, kannte da aber das Forum noch nicht und hab mich auf meinen Arzt verlassen… und wohl Überdosiert, also Achtung, auch Ärzte sind nur Menschen !

Freitag, 20. Oktober 4 x 25mg / 10 Uhr / 13 Uhr / 16 Uhr / 20 Uhr
Keine Nebenwirkungen, alles ok. Spüre aber auch noch keine Wirkung.
Habe keinen Alkohol getrunken.

Samstag, 21. Oktober 4 x 25mg / 10 Uhr / 13 Uhr / 16 Uhr / 20 Uhr
Heftige Nebenwirkungen, fast nicht zum aushalten:
    • Leichter Druck auf den Kopf, Ohren & Augen
    • Nervös und hibbelig, wie nach 10 Espresso mit Coffein-Rausch
    • Trockener Mund (kommt auch vom Doxepin bei mir, hat sich aber verstärkt)
    • Tremor (Zucken, vor allen in den Händen wie beim Alkoholentzug)
    • Starker Schwindel
    • Hungergefühle zu seltsamen Zeiten
    • Leichte Magen-Darm Beschwerden, Völlegefühl, Druck im Oberbauch, Durchfall
Habe ab 20 Uhr eine Flasche Rum getrunken. Komme mir vor wie auf Entzug… ohne Erfolg. War nur besoffen…

Sonntag, 22. Oktober 4 x 25mg / 10 Uhr / 13 Uhr / 16 Uhr / 20 Uhr
Selbe Nebenwirkungen wie am Samstag, war völlig unerträglich. Dachte zeitweise gleich falle ich um… Ab 18 Uhr getrunken, habe es nicht mehr ausgehalten. Diesmal 3 Liter Wein. Werde ab morgen runter dosieren, auch den Alkohol [wacko]

Montag, 23. Oktober 4 x 12,5mg / 9 Uhr / 13 Uhr / 16 Uhr / 20 Uhr
    • Noch trockenerer Mund
    • Mittelstarker Tremor und unruhig/hibbelig wie im Coffeinrausch
    • Schwankend starker Schwindel, im Sitzen geht‘s einigermaßen.
    • Dumpfes Gefühl im Kopf, fast wie bei Schlafentzug. Ich schlafe aber gut.
Habe nichts getrunken, hatte aber schon Lust auf was… Werde ab morgen die Zeiten etwas verändern.

Dienstag, 24. Oktober 4 x 12,5mg / 10 Uhr / 14 Uhr / 18 Uhr / 22 Uhr
Nebenwirkungen sind gleich wie am Montag, bin aber voller Hoffnung das es sich bessern wird. Getrunken habe ich ab 18 Uhr 0.7 Liter Wein mit Wasser. Hatte auch nicht mehr Durst.

Mittwoch, 25. Oktober 4 x 12,5mg / 10 Uhr / 14 Uhr / 18 Uhr / 22 Uhr
Die Nebenwirkungen fast alle weg, man bin ich froh. Nur den Tremor habe ich noch ganz leicht. Hatte schon Angst dass ich Baclofen absetzen muss. Getrunken habe ich wieder ab 18 Uhr 0.7 Liter Wein mit Wasser… Die Macht der Gewohnheit ;-(

shelf hat geschrieben:Doxepin hingegen schon. Mein "Bac-Doc" hat Doxepin bei mir umgehend ausgeschlichen. Das "Warum" wird dir dein Doc erklären.

Laut meinem Arzt ist es völlig unbedenklich und das Doxepin nehme ich schon seit mehreren Jahren. Kannst mir aber gerne eine PM dazu schicken, würde mich schon interessieren. Aber ich werde es erst einmal weiter einnehmen.

Ich werde erstmal noch bis Samstag bei 4 x 12,5mg und meinen Einnahmezeiten bleiben. Ab Sonntag werde ich um 14 Uhr und 18 Uhr 6,75mg mehr einnehmen. Mal sehen ob es meinen Durst weiter reduziert.

Papfl hat geschrieben:Manchmal hilft hier ein Tablettenteiler oder noch besser: Baclofen-Tabletten von AL. Die lassen sich prima vierteln.

Danke für den Tipp, den Pillenteiler hab ich heute bestellt good

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 26. Oktober 2017, 14:36
von Lucidare
Hi Offenbacher,

Offenbacher hat geschrieben:Am letzten Freitag habe ich angefangen, kannte da aber das Forum noch nicht und hab mich auf meinen Arzt verlassen… und wohl Überdosiert, also Achtung, auch Ärzte sind nur Menschen !


Das stimmt wohl auf's Wort... [unknown]

Laut meinem Arzt ist es völlig unbedenklich und das Doxepin nehme ich schon seit mehreren Jahren.


Es kann durchaus sein, dass sich die Nebenwirkungen von Medikamenten "aufschaukeln", also gegenseitig verstärken.

Beipackzettel Doxepin hat geschrieben: Mundtrockenheit, verstopfte oder trockene Nase, Müdigkeit, Benommenheit, Schwitzen, Schwindel, Blutdruckabfall, Kreislaufstörungen beim Wechsel vom Liegen zum Stehen, Beschleunigung des Herzschlages, Herzrhythmusstörungen, Zittern, Sehstörungen, Verstopfung, Gewichtszunahme und meist vorübergehender Anstieg der Leberwerte im Blut.


Beipackzettel Baclofen hat geschrieben:Häufig beobachtete Nebenwirkungen sind: Mundtrockenheit, niedriger Blutdruck, Herzklopfen (Palpitationen), abnehmende Herzleistung, Zittern (Tremor), Bewegungsstörungen (Ataxie), Augenzittern (Nystagmus), gestörte Scharfeinstellung des Auges (Akkommodationsstörungen), Sehstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelschwäche, Muskelschmerzen [...]


Bei dem zügigen Einstieg kann ich mir Wechselwirkungen schon vorstellen und das sich da was in die "Quere" gekommen ist. Ich würde das auf alle Fälle noch mit meinem Arzt besprechen.

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 26. Oktober 2017, 18:14
von Luphan
Hallo Offenbacher,

gleich mit 100 mg Tagesdosis anzufangen ist wirklich sehr viel und die Nebenwirkungen kamen ja auch recht schnell. Doxepin hat mir mal ein Arzt verschrieben, gegen Alkoholsucht, die habe bin aber komplett abgeschossen. Ich habe den ganzen Tag durchgeschlafen und bin erst nächsten Tag wach geworden. Danach hatte ich genug von Doxepin und die Packung liegt bei mir in meiner Medi-Kiste bis dato rum. Gut, du bis an das Medikament gewöhnt, aber Lucidare hat dir ganz anschaulich die fast gleichen Nebenwirkungen aufgezeigt.

Offenbacher hat geschrieben:Mittwoch, 25. Oktober 4 x 12,5mg / 10 Uhr / 14 Uhr / 18 Uhr / 22 Uhr
Die Nebenwirkungen fast alle weg, man bin ich froh. Nur den Tremor habe ich noch ganz leicht. Hatte schon Angst dass ich Baclofen absetzen muss. Getrunken habe ich wieder ab 18 Uhr 0.7 Liter Wein mit Wasser… Die Macht der Gewohnheit ;-(

Da bin ich mal sehr froh, dass die Nebenwirkungen rückgängig sind und du nicht Baclofen absetzten willst. Ich persönlich würde dann eher alles andere absetzte und mit BGaclofen alleine weitermachen.

Offenbacher hat geschrieben:Ich werde erstmal noch bis Samstag bei 4 x 12,5mg und meinen Einnahmezeiten bleiben. Ab Sonntag werde ich um 14 Uhr und 18 Uhr 6,75mg mehr einnehmen. Mal sehen ob es meinen Durst weiter reduziert.

Kleine Aufdosierungsschritte klingen sehr vernünftig!

Vor allem hast du jetzt aber auch den nötigen Respekt vor dem Medikament.

Gruß

Luphan

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 00:36
von shelf
Hallo Offenbacher,

Offenbacher hat geschrieben:Laut meinem Arzt ist es völlig unbedenklich und das Doxepin nehme ich schon seit mehreren Jahren. Kannst mir aber gerne eine PM dazu schicken, würde mich schon interessieren. Aber ich werde es erst einmal weiter einnehmen.


Dein Arzt hat augenscheinlich noch nicht viel Erfahrung mit Baclofen.
...PN wäre übrigens kontraproduktiv, wenn es hier steht können andere später auch noch davon profitieren
....und auch eventuelle Fehler korrigieren, Bedenken äußern, Verbesserungen anbringen...

Lucidare hat es schon auf den Punkt gebracht. Die Nebenwirkungen (und auch die Wirkungen) der beiden Medikamente kumulieren zum Teil und kollidieren andererseits auch.
Baclofen wirkt entspannend und sedierend.
Doxepin wirkt ebenfalls sedierend - nicht aber wenn es überdosiert (oder durch Baclofen verstärkt) wird.
- dann kommt es zu paradoxem Wirken (hibbelig, Tremor)
Zusätzlich verstärkt das verstärkte Doxepin die Neigung zu Krämpfen (hier "nur" lokal).

Dadurch daß du mit Baclofen extrem hochdosiert angefangen hast (hier gibt es einen sehr guten Leitfaden zum Einstieg) sind auch die unerwünschten Wirkungen "extrem".
Schleich das Doxepin aus während du nochmal sachte mit Baclofen beginnst.
Langsam aufdosieren - jede Stufe ein paar Tage beibehalten und beobachten!
Wenn du jeden Tag ein bisschen mehr nimmst hast du dich ganz schnell überdosiert und machst unnötigerweise Erfahrungen die von nervig bis beängstigend alles sein können.

Bei akutem craving (Trinkverlangen/Saufdruck) kannst du eine KLEINE extra-Dosis nehmen.
Dann aber keinen Alkohol.

Eine sehr gute Alternative zu Doxepin (für den von dir beschriebenen Zweck) ist Quetiapin.
Verträgt sich mit Baclofen, wobei sich die sedierende Wirkung von Baclofen und Quetiapin verstärken können -
aber nicht müssen.
Kann schon genommen werden wenn das Doxepin noch nicht ganz "raus" ist. (keine Einnahme mehr aber noch Reste im Organismus)
Aber auch hier gaaanz klein anfangen!

Sprich deinen Doc ruhig mal darauf an.
Denk dabei daran daß es für Doxepin Alternativen gibt, für Baclofen aber nicht. (zumindest keine die auch nur ansatzweise so erfolgreich sind)

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 09:18
von Lucidare
Hallo,

shelf hat geschrieben:Bei akutem craving (Trinkverlangen/Saufdruck) kannst du eine KLEINE extra-Dosis nehmen.


Das Thema der Notfalldosis hatten wir neulich hier mal wieder angesprochen.

DonQuixote hat geschrieben:Die Hälfte einer ganzen Tagesdosis scheint mir schon etwas hoch zu sein. Leider geben weder der „Baclofen-Leitfaden“ noch sonstige Informationen im Netz, z.B. die Anwendungsempfehlungen der RESAB ("Fiches Pratiques"), eine Empfehlungen über die mögliche Höhe einer solchen Notfalldosis ab. Man muss auch unterscheiden, ob es sich dabei um eine Zusatzdosis oder eine Ersatzdosis handelt. Deshalb hatte ich seinerzeit versucht, das Ganze in einem speziellen Beitrag aufzudröseln.


und

jivaro hat geschrieben:Bei einer Tagesdosis von 150mg kannst Du [ gemeint ist natürlich @Luphan ], falls nötig, zunächst mit einer Notfalldosis von 25mg beginnen und diese zerkauen (rasche Aufnahme über die Mundschleimhaut), nach 10 min. eventuell noch einmal 12,5-25mg. Das wäre mein Vorschlag. Gleich 75mg auf einmal finde ich viel, ich weiss dass die Franzosen hohe Einzeldosen generell etwas sportlicher sehen. . die gesamte "Tagesdosis" von Notfalldosen sollte 50% der Tagesdosis nicht überschreiten, in Deinem Fall also 75mg. Die 50% sind nicht pharmakologisch begründbar sondern stammen aus meiner "praktischen Erfahrung".
Wird die Notfalldosis häufiger benötigt, ist der Mensch meist noch etwas unterdosiert und hat "seine" Dosis noch nicht gefunden.
Schau in DonQs Ausführungen zur Notfalldosis, da ist eigentlich wirklich "alles drin". Auch der "Smarties-Effekt" : ich werfe Baclofen nach weil ich getrunken habe. Vorsicht!


Wie vieles in der Baclofen-Therapie ist auch die Notfalldosis u. U. individuell zu handhaben. Es gilt wie immer: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Und vertragen muss man es auch.

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 12:17
von Offenbacher
shelf hat geschrieben:Eine sehr gute Alternative zu Doxepin (für den von dir beschriebenen Zweck) ist Quetiapin.
Verträgt sich mit Baclofen, wobei sich die sedierende Wirkung von Baclofen und Quetiapin verstärken können -
aber nicht müssen...

Sprich deinen Doc ruhig mal darauf an. Denk dabei daran daß es für Doxepin Alternativen gibt, für Baclofen aber nicht. (zumindest keine die auch nur ansatzweise so erfolgreich sind)

Es scheint wohl so zu sein das Antidepressiva generell mit Vorsicht zu genießen sind, weil eben alle auch schwere Nebenwirkungen auslösen können.

Zu Quetiapin habe ich auf die Schnelle folgendes gefunden:

Seit der Markteinführung des Wirkstoffs sind mehrere Fälle von akutem Leberversagen während der Therapie vorgekommen. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen oder vorgeschädigter Leber sollte der Arzt daher während der Behandlung regelmäßig die Blutleberwerte kontrollieren und eventuell die Dosis des Wirkstoffs verringern.

Quetiapin verstärkt die Wirksamkeit von Alkohol, Benzodiazepinen, Beruhigungsmitteln, Anticholinergika (zum Beispiel Tiotropium), H1-Antihistaminika, Antiarrhythmika, opioiden Schmerzmitteln, tri- und tetrazyklischen Antidepressiva, blutdrucksenkenden Mitteln sowie von Narkosemitteln.

Das Reaktionsvermögen, die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein.

http://www.onmeda.de/Wirkstoffe/Quetiap ... nt-10.html

Mögliche Nebenwirkungen:

    Gewichtszunahme
    • Erhöhung des Blutzuckerspiegels
    Kopfschmerzen, Benommenheit, Schwindel
    Schläfrigkeit
    • niedriger Blutdruck, Kreislaufbeschwerden
    Mundtrockenheit
    • Übelkeit, Erbrechen
    • Durchfall oder Verstopfung
    • schneller oder unregelmäßiger Herzschlag, Herzrhythmusstörungen
    parkinsonähnliche Symptome: Zittern, Steifheit, verlangsamte Beweglichkeit
    • Störungen der Motorik, unkontrollierbare Muskelbewegungen
    • Krämpfe und Krampfanfälle
    • Veränderung von verschiedenen Blutwerten
https://www.gesundheit.de/medizin/wirks ... /quetiapin

Da bleibe ich dann doch lieber erstmal bei meinem Doxepin...

Gestern und heute (bis jetzt zumindest) sind keine Nebenwirkungen mehr spürbar, und trocken war ich gestern auch. Hatte aber mehrmals das Verlangen etwas zu trinken, aber mangels Alk in der Wohnung gabs es nur Tee & Wasser mit Zitrone [pardon]

Was trinkt Ihr so anstelle von Alk wenn die Sucht wieder zuschlagen will?

Alkoholfreies Bier ist nicht mein Ding, und alkoholfreier Wein ist nicht nur teuer, er schmeckt auch zum wegrennen... Hab schon an Kaffee gedacht, so nen super leckeren oder so, aber da ich Coffein nicht mehr vertrage taugt das auch nicht wirklich.

Vielleicht erhöhe ich schon ab morgen meine Dosis und 12,5mg
12,5 / 18,75 / 18,75 / 12,5 bei gleichbleibender Einnahmezeit 10 Uhr / 14 Uhr / 18 Uhr / 22 Uhr

Leider sind bei mir die Anfälle von Arbeitswut wie von manch anderen beschrieben ausgeblieben, aber gestern hab ich es mal geschafft wieder die Wohnung durchzusaugen und den Boden zu wischen. Am Wochenende ist Grosswaschtag angesagt und Balkon "Winterfest" machen. Das ist zumindest der Plan [twiddle]

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 15:02
von Luphan
Hallo alle zusammen,

Lucidare hat geschrieben:
jivaro hat geschrieben:Bei einer Tagesdosis von 150mg kannst Du [ gemeint ist natürlich @Luphan ], falls nötig, zunächst mit einer Notfalldosis von 25mg beginnen und diese zerkauen (rasche Aufnahme über die Mundschleimhaut), nach 10 min. eventuell noch einmal 12,5-25mg. Das wäre mein Vorschlag. Gleich 75mg auf einmal finde ich viel, ich weiss dass die Franzosen hohe Einzeldosen generell etwas sportlicher sehen. . die gesamte "Tagesdosis" von Notfalldosen sollte 50% der Tagesdosis nicht überschreiten, in Deinem Fall also 75mg. Die 50% sind nicht pharmakologisch begründbar sondern stammen aus meiner "praktischen Erfahrung".
Wird die Notfalldosis häufiger benötigt, ist der Mensch meist noch etwas unterdosiert und hat "seine" Dosis noch nicht gefunden.
Schau in DonQs Ausführungen zur Notfalldosis, da ist eigentlich wirklich "alles drin". Auch der "Smarties-Effekt" : ich werfe Baclofen nach weil ich getrunken habe. Vorsicht!


Habe ich da was verpasst?

Das war doch nicht in meinem Tagebuch, oder hast du meinen Namen hier ergänzt @Lucidare?

Offenbacher hat geschrieben:Da bleibe ich dann doch lieber erstmal bei meinem Doxepin...


Offenbacher hat geschrieben:50gm Doxepin (Antidepressiva)
Das hebt meine Stimmung und hilft mir vor allem wenn ich trocken bleibe den Kopf beim Einschlafen abzuschalten. Ich bin leider sehr Tageslichtabhängig, daher steigere ich je nach befinden die Dosis auch mal ein paar Tage, vor allem im Winter.

Ich lese zwei Argumente für die Einnahme von Doxepin aus deinem Tagebuch raus. Stimmung aufhellen und vorm Einschlafen abschalten. kannst du beides ohne Doxepin nicht mehr?

Offenbacher hat geschrieben:Was trinkt Ihr so anstelle von Alk wenn die Sucht wieder zuschlagen will?

Ich habe leider Wein konsumiert. Dann später Wein mit Wasser, den Tipp habe ich von Papfl erhalten.

Aber Respekt und weiterhin viel Stärke beim Durchhalten. Den Alkohol ganz wegzulassen ist natürlich das Optimum.

Vielleicht ein zuckerhaltiges Getränk?

Ich trinke zur Zeit sehr gerne Eistee und ab und an mal eine 0,5 Liter Cola aus der Dose eiskalt. Aus der Dose muss sein, schmeckt mir sehr prickeln und erfrischend, irgendwie viel viel besser als aus den Plastikflaschen und in drei bis vier Zügen ist sie geplättet und ich satt.

Offenbacher hat geschrieben:Vielleicht erhöhe ich schon ab morgen meine Dosis und 12,5mg
12,5 / 18,75 / 18,75 / 12,5 bei gleichbleibender Einnahmezeit 10 Uhr / 14 Uhr / 18 Uhr / 22 Uhr

Halt dich an die 5 Tage und wenn es dich überkommt, dann nimm den Tipp mit der Notfalldosis an.

Gruß

Luphan

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 15:48
von Lucidare
Hallo Luphan,

Luphan hat geschrieben:Das war doch nicht in meinem Tagebuch, oder hast du meinen Namen hier ergänzt @Lucidare?


Ich habe hier geschrieben:

Lucidare hat geschrieben:Das Thema der Notfalldosis hatten wir neulich hier mal wieder angesprochen.


In eckigen Klammern und Kursiv ist eigentlich von fremd eingefügt. Gut, ich hätte noch "Ergänzung von @Lucidare" beischreiben können.

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 15:50
von Lucidare
Hallo,

Luphan hat geschrieben:Halt dich an die 5 Tage und wenn es dich überkommt, dann nimm den Tipp mit der Notfalldosis an.


Weiß nicht. Vielleicht doch erst mal an das Medikament gewöhnen bevor wieder UAW's auftreten? :grbl

LG

Re: Baclofen: Ein Selbstversuch

Verfasst: 27. Oktober 2017, 16:05
von Luphan
Hallo Offenbacher,

Lucidare hat geschrieben:Weiß nicht. Vielleicht doch erst mal an das Medikament gewönnen bevor wieder UAW's auftreten? :grbl

Da gebe ich Lucidare natürlich Recht!

Gruß

Luphan