Meine Erfahrung mit Baclofen im Kampf gegen die Bulimie
Verfasst: 8. November 2016, 16:23
Ich selbst bin nicht alkoholabhängig, hoffe aber sehr dass ich meine Erfahrung hier mit euch bezüglich Baclofen und Bulimie teilen darf. Auf dieses Forum bin ich eigentlich nur zu Recherchezwecken für meinen Freund (u. A. Alkohol und Bulimie) gestoßen.
Jedoch durch einige Berichte und auch auf nachfragen hier im Forum keimte die Hoffnung in mir auf, dass Baclofen auch mir, im Kampf gegen die Bulimie, welche nun schon 19 Jahre mein Begleiter mit täglichen Ess/Brechattacken von 8-10x am Tag, helfen kann. Ich selbst bin ein sehr reflektierender Mensch, hatte etliche Therapien unter anderem auch in Bad Oeynhausen (Fachklinik für Essstörungen) durchlaufen. Ich kenne die Hintergründe, was ich wann wie hätte besser machen können, aber leider waren die Erfolge immer nur von sehr kurzer Dauer, bevor ich erneut wieder einbrach.
Die erste Wendung kam für mich mit dem Buch von Imke Jochims "Zucker und Bulimie" Endlich hieß es mal nicht, ganz lapidar ausgedrückt, das man nur wollen muss. Ich wollte definitiv diese Erkrankung besiegen aber war so machtlos und bevor ich mir tgl. Schuldgefühle machte, dass ich es wieder nicht geschafft habe, habe ich mich dem eben ergeben. Es war halt so, wenngleich ich nicht glücklich mit der Situation war.
In dem Buch wurde erstmal aufgezeigt, das Bulimie sehr wohl auch eine stoffgebundene Sucht ist, und nicht (wie es immer wieder in vielen Fachbüchern heißt) eine nicht stoffgebundene Sucht. Ich habe versucht mich genau an die Anweisungen zu halten bestimmte Lebensmittel wie Zucker, Weißmehl etc. wegzulassen. Auch hier ging es 3 Wochen (was schon eine sehr lange Zeit des Durchhaltens für mich war) gut aber ich schaffte es nicht alleine weiterzumachen.
Durch das Forum haben mein Freund und ich die Adresse eines Arztes bekommen. Da ich sehr unsicher war, das Medikament ja eher off Label für Alkohol verschrieben wird, hatte ich wenig Hoffnung ebenfalls ein Rezept zu bekommen und habe bei dem ersten Arztbesuch für mich auch gar nicht erst gefragt.
Mein Freund nahm nun Baclofen ein und wir beobachteten, dass sich das sich Baclofen nicht nur gegen den Alkohol positiv auswirkte sondern auch die Essbrechattacken erst weniger wurden, und irgendwann sogar einige Tage ausblieben.
So nahm ich bei dem nächsten Besuch meinen Mut zusammen und fragte nach ob die Möglichkeit bestünde mir ebenfalls Baclofen zu verschreiben. Ich war froh, wie unkompliziert dieser Arztbesuch war. Weder musste ich irgendwelche Formulare bezüglich Regressansprüchen unterschreiben noch Überredungskünste anwenden. Auch war ich sehr erstaunt, das Medikament auf Kassenrezept zu bekommen, da ich wirklich dachte es selbst tragen zu müssen.
Nun zu meinen Beobachtungen:
Tag 1 und 2 ---> jeweils 2x erbrochen
Tag 3 -----> 1x erbrochen
Tag 4 und 5 -----> seit Ewigkeiten gar nicht mehr erbrochen
Tag 5 und 6 -----> jeweils 1x erbrochen
Tag 7- 19 ---> gar nicht erbrochen.
Tag 20 ---> 1x
Tag 21 ---> gar nicht
Tag 22 ---> 1x
Seit 3 Tagen wieder gar nicht
Parallel zu der Einnahme des Medikaments versuche ich gleichzeitig, was früher unmöglich war, weil immer wieder Essattacken dazwischen kamen, mich so gut es geht zuckerfrei, mit vielen Vollkornprodukten usw. zu ernähren. Ich habe gestern ein Stück Schokoriegel probiert und es schmeckte mir nicht einmal. Es schmeckte ekelhaft künstlich und viel zu süß. Das heißt aber nicht das der Schnucken auf Süßes einfach so weg ist. Aber ich habe nun die Möglichkeit auch mal nein dazu zu sagen. Und dagegen ankämpfen zu können.
Es ist so toll einkaufen gehen zu können und statt 30 € für 1-2 Tage Einkäufe nur noch 6-8 € bezahlen zu müssen.
Was mir sonst noch positiv aufgefallen ist:
Ich leide neben der Essstörung unter anderem an einer komplexen PTBS, Dissoziationen, rezidivierende mittelschwere oder auch schwere Depressionen, Ängste/soziale Ängste und einer angeborenen Hüfterkrankung (3 OP`s, Beinunterschied von 2,5cm und oftmals starken Schmerzen).
Ich hatte das Gefühl meine Amygdala feuerte ständig. Täglich triggerten mich Dinge und ich hatte Mühe die Kontrolle zu behalten. Ich war schreckhaft, angespannt, und immer auf der Hut. Ich hatte vor so vielen Dingen Angst, setze mich allerdings dennoch aus, denn Kneifen gab es nicht.
Zwar ging es mir, was die Stimmung anbelangt vor Einnahme von Baclofen schon ein wenig besser (ohne Medikamente wie Antidepressiva welche ich seit 1 Jahr nicht mehr einnahm) aber Baclofen hat die enorme Wendung nicht nur was die Bulimie anbelangt, gebracht.
Ich bin nicht mehr so angespannt, habe kaum noch Muskelschmerzen nach längeren Spaziergängen. Ich traue mich Dinge die vor einiger Zeit unmöglich gewesen wären, weil sie mich permanent triggerten. Zudem dissoziiere ich nicht mehr, bin viel stressresistenter.
Selbst mein Psychiater meinte ich wirke nicht mehr so ängstlich, angespannt, wirke viel offener.
Negativ ist mir nur der ständige Harndrang zu Beginn aufgefallen und dass ich ein enormes Verlangen hatte eine Zigarette zu rauchen. Dazu muss ich sagen ich bin immer bis auf die Zeit in stationären Therapien, der Genussraucher gewesen, konnte 1-5 Zigarette am Tag rauchen und ab dem nächsten Tag evtl. mal Wochenlang gar nicht. Und so ein starkes Verlangen danach hatte ich nie bisher gehabt. Zum Glück hat sich dies inzwischen auch wieder gelegt, hatte ich doch schon monatelang nicht mehr geraucht.
Zwar habe ich schon Probleme zuzunehmen aber aktuell ist alles 1000 Mal besser als vorher. Gewichtszunahme nehme ich dann halt in Kauf auch wenn es schwer fällt.
Aktuell bin ich bei 35 mg Baclofen. Bei 25 mg dachte ich schon: „Ach das klappt ja super.“ Aber nach den letzten Rückfällen und doch das Gefühl mehr kämpfen zu müssen habe ich hoch dosiert und werde es denke ich langsam auch noch steigern. Dazu muss ich sagen das ich eigentlich jemand bin der bei manchen Medikamenten auch bei sehr niedrigen Dosen gut anspricht. Darum hatte ich es so lange wie Möglich in diesem Bereich versucht. Ich hatte irgendwo auch mal gelesen, dass bei Bulimie auch nicht so hoch dosiert werden muss wie bei Alkohol.
Sollte mein Beitrag evtl. weil es nicht um Alkohol geht, nicht erwünscht sein, so werde ich diesen gerne löschen.
Jedoch durch einige Berichte und auch auf nachfragen hier im Forum keimte die Hoffnung in mir auf, dass Baclofen auch mir, im Kampf gegen die Bulimie, welche nun schon 19 Jahre mein Begleiter mit täglichen Ess/Brechattacken von 8-10x am Tag, helfen kann. Ich selbst bin ein sehr reflektierender Mensch, hatte etliche Therapien unter anderem auch in Bad Oeynhausen (Fachklinik für Essstörungen) durchlaufen. Ich kenne die Hintergründe, was ich wann wie hätte besser machen können, aber leider waren die Erfolge immer nur von sehr kurzer Dauer, bevor ich erneut wieder einbrach.
Die erste Wendung kam für mich mit dem Buch von Imke Jochims "Zucker und Bulimie" Endlich hieß es mal nicht, ganz lapidar ausgedrückt, das man nur wollen muss. Ich wollte definitiv diese Erkrankung besiegen aber war so machtlos und bevor ich mir tgl. Schuldgefühle machte, dass ich es wieder nicht geschafft habe, habe ich mich dem eben ergeben. Es war halt so, wenngleich ich nicht glücklich mit der Situation war.
In dem Buch wurde erstmal aufgezeigt, das Bulimie sehr wohl auch eine stoffgebundene Sucht ist, und nicht (wie es immer wieder in vielen Fachbüchern heißt) eine nicht stoffgebundene Sucht. Ich habe versucht mich genau an die Anweisungen zu halten bestimmte Lebensmittel wie Zucker, Weißmehl etc. wegzulassen. Auch hier ging es 3 Wochen (was schon eine sehr lange Zeit des Durchhaltens für mich war) gut aber ich schaffte es nicht alleine weiterzumachen.
Durch das Forum haben mein Freund und ich die Adresse eines Arztes bekommen. Da ich sehr unsicher war, das Medikament ja eher off Label für Alkohol verschrieben wird, hatte ich wenig Hoffnung ebenfalls ein Rezept zu bekommen und habe bei dem ersten Arztbesuch für mich auch gar nicht erst gefragt.
Mein Freund nahm nun Baclofen ein und wir beobachteten, dass sich das sich Baclofen nicht nur gegen den Alkohol positiv auswirkte sondern auch die Essbrechattacken erst weniger wurden, und irgendwann sogar einige Tage ausblieben.
So nahm ich bei dem nächsten Besuch meinen Mut zusammen und fragte nach ob die Möglichkeit bestünde mir ebenfalls Baclofen zu verschreiben. Ich war froh, wie unkompliziert dieser Arztbesuch war. Weder musste ich irgendwelche Formulare bezüglich Regressansprüchen unterschreiben noch Überredungskünste anwenden. Auch war ich sehr erstaunt, das Medikament auf Kassenrezept zu bekommen, da ich wirklich dachte es selbst tragen zu müssen.
Nun zu meinen Beobachtungen:
Tag 1 und 2 ---> jeweils 2x erbrochen
Tag 3 -----> 1x erbrochen
Tag 4 und 5 -----> seit Ewigkeiten gar nicht mehr erbrochen
Tag 5 und 6 -----> jeweils 1x erbrochen
Tag 7- 19 ---> gar nicht erbrochen.
Tag 20 ---> 1x
Tag 21 ---> gar nicht
Tag 22 ---> 1x
Seit 3 Tagen wieder gar nicht
Parallel zu der Einnahme des Medikaments versuche ich gleichzeitig, was früher unmöglich war, weil immer wieder Essattacken dazwischen kamen, mich so gut es geht zuckerfrei, mit vielen Vollkornprodukten usw. zu ernähren. Ich habe gestern ein Stück Schokoriegel probiert und es schmeckte mir nicht einmal. Es schmeckte ekelhaft künstlich und viel zu süß. Das heißt aber nicht das der Schnucken auf Süßes einfach so weg ist. Aber ich habe nun die Möglichkeit auch mal nein dazu zu sagen. Und dagegen ankämpfen zu können.
Es ist so toll einkaufen gehen zu können und statt 30 € für 1-2 Tage Einkäufe nur noch 6-8 € bezahlen zu müssen.
Was mir sonst noch positiv aufgefallen ist:
Ich leide neben der Essstörung unter anderem an einer komplexen PTBS, Dissoziationen, rezidivierende mittelschwere oder auch schwere Depressionen, Ängste/soziale Ängste und einer angeborenen Hüfterkrankung (3 OP`s, Beinunterschied von 2,5cm und oftmals starken Schmerzen).
Ich hatte das Gefühl meine Amygdala feuerte ständig. Täglich triggerten mich Dinge und ich hatte Mühe die Kontrolle zu behalten. Ich war schreckhaft, angespannt, und immer auf der Hut. Ich hatte vor so vielen Dingen Angst, setze mich allerdings dennoch aus, denn Kneifen gab es nicht.
Zwar ging es mir, was die Stimmung anbelangt vor Einnahme von Baclofen schon ein wenig besser (ohne Medikamente wie Antidepressiva welche ich seit 1 Jahr nicht mehr einnahm) aber Baclofen hat die enorme Wendung nicht nur was die Bulimie anbelangt, gebracht.
Ich bin nicht mehr so angespannt, habe kaum noch Muskelschmerzen nach längeren Spaziergängen. Ich traue mich Dinge die vor einiger Zeit unmöglich gewesen wären, weil sie mich permanent triggerten. Zudem dissoziiere ich nicht mehr, bin viel stressresistenter.
Selbst mein Psychiater meinte ich wirke nicht mehr so ängstlich, angespannt, wirke viel offener.
Negativ ist mir nur der ständige Harndrang zu Beginn aufgefallen und dass ich ein enormes Verlangen hatte eine Zigarette zu rauchen. Dazu muss ich sagen ich bin immer bis auf die Zeit in stationären Therapien, der Genussraucher gewesen, konnte 1-5 Zigarette am Tag rauchen und ab dem nächsten Tag evtl. mal Wochenlang gar nicht. Und so ein starkes Verlangen danach hatte ich nie bisher gehabt. Zum Glück hat sich dies inzwischen auch wieder gelegt, hatte ich doch schon monatelang nicht mehr geraucht.
Zwar habe ich schon Probleme zuzunehmen aber aktuell ist alles 1000 Mal besser als vorher. Gewichtszunahme nehme ich dann halt in Kauf auch wenn es schwer fällt.
Aktuell bin ich bei 35 mg Baclofen. Bei 25 mg dachte ich schon: „Ach das klappt ja super.“ Aber nach den letzten Rückfällen und doch das Gefühl mehr kämpfen zu müssen habe ich hoch dosiert und werde es denke ich langsam auch noch steigern. Dazu muss ich sagen das ich eigentlich jemand bin der bei manchen Medikamenten auch bei sehr niedrigen Dosen gut anspricht. Darum hatte ich es so lange wie Möglich in diesem Bereich versucht. Ich hatte irgendwo auch mal gelesen, dass bei Bulimie auch nicht so hoch dosiert werden muss wie bei Alkohol.
Sollte mein Beitrag evtl. weil es nicht um Alkohol geht, nicht erwünscht sein, so werde ich diesen gerne löschen.