Hi Shelf
Jetzt heute Abend ausführlicher:
shelf hat geschrieben:DonQuixote hat geschrieben:Selbstverständlich war das Ei zuerst, und dann erst kam das Huhn.
Einspruch. Trotz der schönen Erklärung sehe ich es anders. Das Ei (als Form) war kosmisch betrachtet mit Sicherheit eher da.
Ebenfalls Einspruch!
Zunächst einmal geht es nicht um „Das Ei als Form“, und andererseits gibt es natürlich keine „mit Sicherheit“, wenn man die Sache „kosmisch betrachtet“. So viel zum Einstieg. Und jetzt hier nochmal ganz von vorn:
DonQuixote hat geschrieben:Selbstverständlich war das Ei zuerst, und dann erst kam das Huhn.
Möglicherweise ist da die Fragestellung falsch. Das „Konzept Ei“ ist viele hunderte Millionen Jahre älter als der Disput um das Ei des
Gallus gallus domesticus (Gemeines Haushuhn). Denn wie wir alle wissen, entstammen laut Evolutionsbiologie alle Landlebewesen aus Vorfahren von aus im Wasser lebenden Tieren.
Und damals „im Wasser“ war es gute Sitte, dass man seine Nachkommen lebend gebärte. Bis es dann eben anders kam … Die Frage muss also NICHT lauten: „Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“, sondern die Frage muss lauten: „Was war zuerst da, der Fisch oder der Laich?“
Und jetzt wird’s knifflig: Irgend so ein gen-mutierter Ur-Fisch dachte sich nämlich: „Hey, das mit den Lebendgeburten ist doch voll doof! Es funktioniert doch alles viel besser, wenn wir stattdessen Eier (Laich) ablegen!“ Gesagt, getan, und so legten auch des Fisches Nachkommen zukünftig nur noch Eier, statt ihre Nachkommen lebend zu gebären. Ganz schön praktisch, wie die nachfolgende Evolution dann später eingestehen musste. Jetzt haben wir aber ein zusätzliches Problem, nämlich die Frage: „Was war zuerst da, der Fisch oder der Laich?“
Der „erste laichende Fisch“ wurde ganz normal „lebend geboren“, also ohne Laich und ohne Ei, also so wie das damals Sitte war. Das arme Tier hatte allerdings einen Gen-Defekt, so dass es seine Nachkommen nicht mehr lebend gebären konnte und stattdessen den Umweg „über ein Ei“ nehmen musste. Im Moment sicher irgendwie tragisch, aber auf lange Sicht hatte sich das dann halt ausgezahlt. Und da ist auch schon eine weitere Frage beantwortet: Das erste Tier, welches ein Tier gebar, das sich als erstes über ein Ei fortpflanzte, war ein Tier, welches nicht aus einem Ei, sondern „nach guter alter Väter Sitte“ lebend aus seiner Mutter (Vater) geboren wurde. Und demzufolge wäre dann eben das „Tier“ zuerst da gewesen,, und nicht das Ei.
Aber stimmt das? Auf einige Millionen Jahre hinaus betrachtet stimmt das eben nicht. Lesen wir aber zunächst mal einen
aktuellen Netzkommentar:Netzkommentar hat geschrieben: Da das erste Huhn sich ebenso wie der erste Hahn des Zutuns der mit ihm lebenden Nichthühner hätte versichern müssen, um sich fortzupflanzen, liegt es nahe, hier ebenfalls von einem Hahn auszugehen, da dieser mit vielen Nichthühnern mehr Nachkommen zeugen konnte als ein Huhn mit vielen Nichthähnen, also die Ausbreitungs- und Durchsetzungsgeschwindigkeit von Gallus gallus domesticus im Falle eines Urhahnes um ein Vielfaches höher gewesen wäre, als im Falle eines Urhuhnes.
Tja, da fällt es einem dann natürlich wie Schuppen von den Augen
Das „Problem“ ist ja nicht neu, bereits Plutarch und Aristoteles hatten sich damit beschäftigt. Umso überraschender dann der
„Lösungsansatz“ von SPIEGEL ONLINE (2006):
SPIEGEL ONLINE (2006) hat geschrieben: Das erste Ei sei ein Hühnerei gewesen, weil es ein Huhn in sich trug, führte auch der Wissenschaftsphilosoph David Papineau vom renommierten Londoner King's College anschließend aus. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass es von einem anderen Tier gelegt wurde. "Der Schluss ist deshalb zwingend, dass das Hühnerei zuerst kam und die Henne danach", führte er aus. Damit schloss er aus, dass das erste Huhn aus einem Nicht-Hühnerei geschlüpft sein könnte.
Oha! Das ist ja jetzt schon mal eine Ansage!
SPIEGEL ONLINE weiß aber noch mehr und hat weitere Experten befragt:
SPIEGEL ONLINE (2006) hat geschrieben:Auch der Hühnerzüchter und Chef des Geflügel-Handelsverbands Great British Chicken, Charles Bourns, kam zu dem Ergebnis, dass das Ei zuerst da war. Allerdings legte er seinen methodischen Ansatz nicht offen: "Eier gab's schon lange, bevor die Hühner dahergekommen sind", wurde er lediglich zitiert
Tja, das klingt jetzt für mich nicht absolut überzeugend, aber Fakt ist: Das Ei war VOR dem Huhn da!
Und dann noch:
Terry Pratchett hat geschrieben:Die wichtigste Frage lautet aber nicht, was zuerst da war. Das ist eine alberne Frage. Es ist klar, dass das Huhn nur die Methode ist, mit der das Ei ein anderes Ei herstellt. Lange vor den Haushühnern benutzte dieselbe Abstammungslinie von Eiern Dschungelvögel, um mehr Eier herzustellen. Wiederum lange davor benutzte sie kleine Dinosaurier, um ihre Eier zu produzieren. Noch früher benutzte sie urtümliche Amphibien.
Tja. Bei all den Meinungen hat man es als Nicht-Evolutionsbiologe natürlich schwer. Schön aber, im Netz dann und wann auf allgemein verständlich Texte wie zum Beispiel diesen zu stoßen:
Das Internet hat geschrieben:Unsere gefiederten Vogelfreunde und deren Urahnen leben bereits seit über 150 Millionen Jahren auf der Erde. Doch die erste eierlegende Spezies waren sie nicht. Denken wir beispielsweise an die Dinosaurier während der Kreidezeit (vor ca. 130 Millionen Jahren), von einer Unzahl an Insekten ganz zu schweigen (die im übrigen bereits schon über 400 Millionen Jahre auf dem Buckel haben).
Und aus wissenschaftlicher Sicht existiert weder ein „erstes Huhn“ noch ein „erstes Hühnerei“. Die Begründung dafür finden wir in Charles Darwins vielfach bestätigter Evolutionstheorie:
Nach heutigen Erkenntnissen entwickelten sich die Vorfahren der Landwirbeltiere (dazu zählt auch das uns bekannte und allseits geschätzte Haushuhn) durch einen Landgang aus in Süßwasser lebenden Knochenfischen, die sich mittels Laichablage vermehrten. Zwischen dem Laich und dem Ei gab es eine Zwischenform der Lebendgeburten in einer Plazenta.
Für die nun die meiste Zeit an Land lebenden Nachfahren der Knochenfische war das Laichen jedoch ein evolutionärer Nachteil, der sich im Laufe der Zeit durch Anpassung an die neuen Lebensbedingungen korrigierte: Um die Plazenta herum bildete sich zuerst eine dickere Haut aus Melanin, um den Embryo vor Austrocknung zu schützen. So entstand ein Vorläufer der Eierschale.
DonQuixote