Guten Abend Lucidare,
Lucidare hat geschrieben:ich hoffe mal, dass nicht zu viele Fachleute bei unserem Exkurs in die Hirnchemie mitlesen.
Nuja, wenn doch dann bekommt jeder was zum Lachen oder Grübeln - je nach dem.
In diesem Thread werden wir wohl keinen großen Schaden anrichten - nochmal danke für's Verschieben, DonQ.
Für eventuell mitlesende Interessenten gebe ich trotz allem den Hinweis, dass es sich hier um Gedankenspiele und Schlussfolgerungen von Laien (gebietsspezifisch) handelt.
An den Rezeptoren dockt ja GABA an und dadurch wird ein "Signal" zur Beruhigung gesendet. Die A'ler haben ihre Art und die B'ler auch. Das die sich dabei in die Quere kommen, glaube ich nicht.
Nee, nicht in die Quere kommen.
Wozu "A" die Zelle auf negativ zieht ist mir noch nicht ganz klar.
Die Beruhigung kommt nicht durch ein Signal, sondern durch die reduzierte Leitfähigkeit der Zellwand.
Jede Aktivität zwischen den Zellen erfolgt durch Elektrizität, es "wandern" also Elektronen.
Willst du das dämpfen hilft nur "Zelle isolieren" oder Potentialdifferenz reduzieren.
Das Isolieren macht "A" selbst solange Stimulation vorliegt.
"B" verringert die Potentialdifferenz, sodass im Normalfall (wenn "A" nicht mehr stimuliert wird und die Leitfähigkeit der Zellwand langsam wieder auf normal geht) wieder eine "normale" (geringe bis keine) Differenz vorliegt und somit kein Stress (unkontrollierte Aktivität) entsteht.
Kein in die Quere kommen, eher "hinter A aufräumen".
"A" ist ja selbst nicht in der Lage zum Ausgleich, da dort nur CL- (minus) durchgelassen werden.
"B" lässt K+ und Ca+ (plus) durch (bzw stiftet dazu an) wodurch das von "A" verursachte Minus ausgeglichen werden kann.
Wird "A" künstlich überstimuliert wird das Minus zu fett als dass "B" es "rechtzeitig" weit genug ausgleichen könnte.
Die Zelle ist dadurch immer noch zu stark negativ geladen wenn (nach Wegfall der "A" Stimulation") die Zellwand wieder normal leitfähig wird.
Folge ist ein zu starker Stromfluss (und damit unerwünschte und unkontrollierte Aktivität) zwischen den Zellen.
An diesem Punkt ist dann völlig wurst womit "A" als nächstes stimuliert wird (BSP vorher Alk und jetzt Benzos) - die Leitfähigkeit der Zellwand wird wieder reduziert und dadurch der Stromfluss wieder gestoppt/gebremst und es kehrt wieder Ruhe ein.
Bis die Stimulation von "A" endet und der ganze Zirkus von vorne losgeht.
Es wird also bei der Sucht nicht "der Stoff" eingebaut, sondern lediglich dessen "A"-stimulierende Wirkung zur Bedingung für Stressfreiheit erhoben.
Um das zu beheben muss der Stoff (bzw dessen Wirkung auf "A") ausgeschlichen werden.
Alkohol mit Alkohol auszuschleichen ist zwar möglich, aber zu schwer kontrollierbar.
Benzos sind für diesen Zweck wesentlich geeigneter.
Nochmal in Kurzfassung.
Es ist nicht der Stoff, sondern nur dessen Fähigkeit "A" zu stimulieren was bei der Sucht "eingebaut" wird.
Das z.B. der Alkohol Einfluß auf die Hirnchemie nimmt ist evulotionär wahrscheinlich nicht geplant.
Da stimme ich dir hochprozentig zu!
Geringe Alkoholmengen (zB faulendes Obst) stellen kein großes Problem dar - wobei auch da das Übertreiben böse Folgen hat. Das wurde in verschiedenen Tierdokus recht anschaulich (wenn auch manchmal dramatisiert) dargestellt.
Ganz früher können das natürlich Umwetlfaktoren wie Nahrungsangebot, Klima, Gefahren etc gewesen sein. Darauf muss natürlich "kurzfristig" reagiert werden. Wenn ich jetzt aber brav bin und verschaffe mir des Öfteren solche "positiven" Erlebnisse, springen die B'ler an. Die "merken" das genügend GABA da ist und denken sich "Cool, der Bengel ist brav und die Gegend ist auch OK, zu futtern gibt's auch genug wir machen jetzt gleich mal ein paar Zweigstellen auf". Das würde dafür sorgen, dass die "empfindlicheren" A'ler nicht sofort und überall alles bestimmen und man beim kleinsten Stress das Weite sucht, weil die überfordert sind und sich sofort "anpassen".
Da gehe ich nicht mit.
Bedenke, dass GABA-A nicht gegessen, sondern vom Organismus/Hirn aus Glutaminsäure synthetisiert wird.
"B" scheint (auf natürliche Weise) nur Stimulation zu erfahren wenn "A" bereits aktiv ist.
Also muss GABA-B (wird ja auch nicht gegessen) parallel dazu synthetisiert werden.
Da wird es mir aber (hobbymäßig) zu aufwendig.
(Syntheseprozesse - was womit unter welchen Bedingungen zu was werden kann...)
Das mit dem Baclofen ist doch im positiven Sinne ein mieser Trick. Während die A'ler randalieren funken die B'ler "Ist doch alles i.O., hier ist doch genug". Von der Natur vorgesehen ist das auch nicht.
Da stimme ich dir (zumindest sinngemäß) zu.
Wenn du die Beiträge der unterschiedlichen Anwender betrachtest fällt auf, dass bei denen die Abstinent bleiben nur anfangs eine höhere Baclofen Dosis erforderlich ist. Die benötigte Dosis sinkt gaaanz allmählich ab bis es gar nicht mehr benötigt wird. (dafür bist du ja das Paradebeispiel)
--- Durch Baclofen "dauerstimuliert" wird der Potentialausgleich fortgesetzt, währen "A" ohne künstliche Stimulation die Differenz nicht mehr so stark erhöht. ---
Bei den Anwendern hingegen die weiter Alkohol konsumieren sinkt die benötigte Dosis nicht. (oder extrem langsam)
"A" ja immer noch künstlich stimuliert und erhöht die Differenz stärker als ohne.
Es wird quasi ein "doppelt-künstliches Gleichgewicht" gehalten.
Mal so dahergesponnen, als Cheftheoretiker.
Dito, Herr Kollege.
Hier noch ein Vergleich für "Liganden" und "Bindungsstellen":
Ligand = Faust, Bindungsstelle = Auge ; "A" hat für viele Fäuste ein passendes Auge!
Und noch was zur Physik und den anderen beiden.
Physik ist die eigentliche Wissenschaft.
Chemie ist der Teil der Physik der sich mit der Zusammensetzung von Stoffen und deren Veränderbarkeiten, nebst deren Auswirkungen, beschäftigt wobei die Vorgänge und Auswirkungen wiederum physikalischer Natur sind.
Mathematik ist das Hilfsmittel um das alles erfassen, einordnen und berechnen zu können.
Mathematik selbst ist KEINE Wissenschaft!
Beispiel:
Mathematik sagt: "Wenn 5 Personen in einer Straßenbahn sind und 7 steigen aus, dann müssen 2 wieder einsteigen damit die Straßenbahn leer ist. (mathematisch völlig korrekt)
Physik sagt (ohne sich auch nur zur Mathematik umzudrehen): "Ist Quatsch, weil nicht möglich!"
Chemie sagt: "Hääää?"
Kausalität sagt (zur Mathematik): "Was soll das? Erst nimmst du eine nicht erfüllbare Bedingung als Basis und dann soll ich herhalten um die abstrusen Folgen zu rechtfertigen?"
Die Kausalität ist übrigens eine ganz Liebe.
Wenn du zB denkst "ich bin so ungeschickt mit'm Hammer - ich haue mir wieder den Daumen blau...".
Dann sagt sie: "Dann ändere die Bedingungen - bitte jemand anders den Nagel zu halten! - Wähle aber mit Bedacht, sonst hat DER am Ende einen blauen Daumen und Du ein blaues Auge..."
So, für jetzt hab ich erstmal genug rumgealbert. (bezieht sich nur auf den Abschnitt nach "Dito, Herr Kollege...")
LG