Co- Abhängigen

[Fiffi]

Meine Lieben

Meine gestrigen Ratschläge haben bei mir selbst versagt. Nach einer Angstattake habe ich Unmengen getrunken und sitze jetzt hier mit zittrigen Händen und heule. Ich wollte auch weiter trinken, unten in der Kneipe etwas holen, der Schlafanzug hat mich dabei gar nicht gestört. Nur mein Sohn hatte Fieber bekommen und ich torkelte in sein Bett, um ihn dann den Rest der Nacht im Arm zu halten. ..

Heute will mein Körper sterben, er will sich aufs Sofa legen und mein Leben verlassen.. In diesem kranken Körper bin ich aber so aussichtslos gefangen, wie eine Fliege im klebrigen Spinnennetz.

Das ist aber nicht das größte Problem, sondern die Ereignisse gestern abend. Mein Mann weint jetzt auch, ein großer, starker Mann, der nicht mehr weiter weiss.. Er kann es nicht mehr ertragen, will unsere Ehe beenden, gehen...

Gestern abend hat er mich angeschrien und ich habe ihm eine gehauen... Ich trinke immer ganz leise. alleine in meinem Zimmer, verstecke mich und höre Musik. Aber auch das Trinken ohne Exzesse erträgt er nicht mehr und so hat es angefangen.

Wir werden uns Hilfe suchen, Hilfe für co-Abhängige, sonst geht alles, was ich noch habe, den Bach runter. Wie leben Eure Angehörigen damit? Was tun?

Ich kann nicht mehr, kann mein zerstörtes Gesicht im Spiegel nicht mehr sehen.... Muss jetzt aufhören, sehe die Tasten nicht mehr, durch meine Tränen. Ich schreibe später.

Die Dame mit dem Kater

[WilloTse]

[Fiffi]

Ich danke Dir für deine schönen und herzlichen Worte. Sie wärmen mein Herz.
Wie konnte es passieren, dass sich diese Krankheit in mein Hirn und meinen Körper hineingeschliechen hat. Dieser Vampir an meinem Hals.

Was passiert mit uns?

Ich glaube, dass die Familie nicht verstehen oder einsehen kann, dass Alkoholsucht eine Krankheit ist. Keine Freizeitbeschäftigung, mangelnde Selbstdisziplin oder Langeweile. Wenn ein Mensch Grippe hat oder ohne Arm leben muss, das kümmern sich die Angehörigen um ihn. Aber Alkohol hat etwas Abstoßendes, verändert den Kranken, macht ihn minderwertig und schwach. Ich selbt sehe das als eine Schwäche und schlage auf mich ein. Obwohl ich weiss, dass ich eigentlich Schutz brauche und keinen Hammer für meine Seele.

Na und. Ich mache es immer wieder, weil ich denke, dass damit endlich eine Veränderung eintritt. Und so machen es viele Ehemänner und Ehefrauen. Aus Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht.

Aber kein Wunder. Wer will schon mit einer Flasche Wein verheiratet sein, neben ihr einschlafen und mit ihr Kinder bekommen? Wer denn? Ich nämlich auch nicht. Und was kann man sich dann noch erzählen? Die menschliche, partnerschaftliche Verbindung erlöscht und die Liebe geht ein.


Vielleicht gibt es auch ein Forum für Co - Abhängige, ja, das gibt es ganz bestimmt. Ich muss nur suchen.


Hier zu schreiben bedeutet mir sehr viel. Ohne Euch und meine beiden Kinder würde heute mein Körper im Garten hängen.

Danke und liebe Grüße

[WilloTse]

[Fiffi]

Nein, entschuldige für diesen Satz.... ich bin nicht suizidgefährdet, will noch leben, nur dass es gerade so verdammt schwer für mich war.
Jetzt ist es aber schon ruhiger...

danke

Fiffi

[WilloTse]

Hatte ich auch nicht so verstanden, aber vorbeugen ist besser als tieferlegen;-))
LG
Willo

[Argentina1]

Hallo Fiffi,
Ich bin auch zickmal abgestürzt...es wird sein Ende haben, glaub mir!

Kurz zur Co abhängigkeit.....ich hatte schon Tage wo ich meinen Sohn losschickte um mehr "Nachschub" zu besorgen, obwohl ich mich bis heute frage ob er " damals" eigentlich kapierte warum, oder wieso.
Was meinen Lebensgefährten angeht....das ist eine Sache für sich. In meinem Fall ist er halt "Nur" der Lebensgefährte und nicht der Mann meines Sohnes, der trinkt/trank noch mehr als ich und hat mir NIE Vorwürfe gemacht. Mein jetziger Lebensgefährte aber ja, von Drohhung einer Trennung, bis zur Trennung, der totalen Kontrolle usw. was immer dazu führte das ich aus Frust und Protest noch mehr trank. Erst nach vielen Streiterein, Trennungen und was auch immer, merkte er das er mir nur helfen kann wenn er NIX sagt! Das hat 6 Monate Bac Therapie gedauert, erst dann konnte ich wirklich etwas ändern und so ist es heute auch noch. Die Co Abhängigkeit ist das schlimmste von der ganzen Sucht, denn nur du kannst die in den Griff bekommen und keiner sonst.
Gruss, Argentina

[Fiffi]

Danke für Deine Antwort

Es ist so seltsam aus der Ferne zu schreiben, ohne zu wissen, wer die Anderen sind und wie sie leben. Ich dachte, Du wäres ein männliches Mitglied....

Ja, am besten ist es, als co - Abhängiger NIX zu sagen. Alles andere zerstört noch mehr.
Ich glaube ein co-Forum kann ich meinem Mann nicht empfehlen, da werden so ziemlich schreckliche Sachen geschrieben. Habe überall reingeschaut... Das tut ihm nicht gut.

Schluss für heute.

Fiffi

[Argentina1]

Hallo Fiffi,
Ich hoffe dir geht es inzwischen wieder besser.

Es ist nicht so das die Co-abhängigen nichts sagen sollen, aber in meinem Fall waren gut gemeinte Ratschläge: Trink doch heute mal nichts, oder weniger, oder denk an deinen Sohn, an deine Leber, etc. etc. etc. die TOTALEN Trinkauslöser, weil ich mir noch hilfloser, schwacher und kranker vorkam als ohnehin schon. Das ging soweit das mein Lebensgefährte auch nur das Wort Alkohol erwähnen brauchte und ich massiven TW bekam, selbst das Forum hat mich hier getriggert. Ich glaube ich habe irgendwann mal geschrieben, das es nicht sein kann, das sich mein ganzes Leben und meine Beziehung um Alk und Bac dreht, das geht irgendwann natürlich in die Hose. Dank eines Mitglieds hier (Betalbatime) bin ich dann zur Einsicht gekommen das ich mich von alle dem fern halten muss - zumindestens für eine gewisse Zeit. Und das hat sehr gut funktioniert, gleichzeitig hat mein Freund "mich in Ruhe gelassen" und seitdem geht es ganz gut.
Ich denke auch das du nicht nach einem Forum für deinen Mann suchen solltest, das sollte wenn er tun, und dir auch nicht sagen was er da so schreibt oder liest - ich denke das könnte ein Ventil für seinen Frust sein, so wie das Forum hier ein Ventil für dich ist.

So weit so gut und bis bald, Argentina

[Fiffi]

Hallo Argentina

Nein, leider sind es gerade keine besonders guten Zeiten, die wir in der Familie erleben. ... Hoffen sehr auf baldige Besserung

Aber das, was Du mit den gut gemeinten Ratschlägen und den Trinkauslösern beschrieben hast, trifft zu 100% auch auf mich zu. Es ist die gleiche Lokomotive, die damit bei mir in Bwegung gesetzt wird und ich rase mit viel Dampf und Krach davon. Zurzeit ziemlich häufig.

Und mir ist es aufgefallen, dass man/Mann mich durch diese Krankheit in der Hand hat und meine Schuldgefühle ausnutzten kann. Traurig, aber es wird manchmal getan. Möglicherweise passiert dies aus Hilflosigkeit oder Überdruss, ein wenig vielleicht auch aus Bosheit... Nur dass damit alles noch katastrophaler wird und ein richtiger Teufelskreis entsteht. Mein Gatte will darüber nachdenken und -

- wir gehen auf Distanz, jeder muss durchatmen, friche Luft schnappen, anderes sehen und denken.

Ersehnter Baclofen- Arzt-Dienstag kommt näher. Dann werden wir sehen.

Danke für Deine Worte!

herzlich
Fiffi