Vorstellung

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Saufziege
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Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 14. Februar 2020, 12:20

Hallo zusammen,
ich bin fast 40 Jahre alt und seit ich Alkohol konsumieren darf mindestens problematischer Nutzerin, seit etwa einem Jahr amtlich (nach Test der WHO) Alkoholikerin. Auch wenn ich nicht klassisch "abstürze", sondern "nur" gelegentlich bei Anlässen "richtig" besoffen bin, konsumiere ich zwei bis drei Flaschen Weißwein oder Prosecco am Tag (ich bin also richtig betrunken, aber noch halbwegs funktionierend). Ich fahre permanent angenasselt Auto, arbeite betrunken und bin kürzlich von einer Kollegin angesprochen worden auf meine Fahne. Für jemanden wie mich als Freiberuflerin, angewiesen auf Kundenzufriedenheit und Akquise, ein Albtraum.
Ich habe keine Kraft mehr: Die Flaschen zu verstecken, an die Kaugummis zu denken, die besorgten Blicke meiner Kinder und die Ausraster, wenn ich einen sitzen habe. Ein schlimmer Tiefpunkt war Weihnachten, ich war gestresst, es gab Konflikte und ich bin völlig ausgeflippt. Mein ältester Sohn hat sich für das klärende Gespräch ausbedungen, dass ich nicht betrunken bin. Das ist mein Offenbarungseid als Mutter.
Ich lebe in einer mittelgroßen Stadt und bin in der Öffentlichkeit unterwegs, mich kennen sehr viele Menschen: Ambulante Suchttherapie oder AA kommen keinesfalls in Frage, das wäre mein berufliches Ende.
Ich war ab meinem 25. Lebensjahr sieben Jahre in Therapie (Psychoanalyse) und weiß wahrscheinlich recht gut, wo die Ursachen für das Trinken liegen. Ich habe zwischendurch immer wieder aufgehört, in allen Schwangerschaften (drei) keinen einzigen Tropfen angerührt, aber manche Trigger sorgen immer wieder für den Griff zur Flasche. Dann ist es sowieso egal, ich mache weiter, bis es einen Schuss vor den Bug gibt, setze kurz aus, habe mir "bewiesen" dass es auch mal ohne geht und dann geht das Spiel wieder von vorne los. Aber ich weiß, dass die Abstürze immer schlimmer werden, und dass die Schäden immer größer werden die ich anrichte.
Also hoffe ich, dass ich mit Baclofen einen Weg einschlagen kann weg von der Flasche.

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Chinaski
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Re: Vorstellung

Beitragvon Chinaski » 14. Februar 2020, 15:19

Hallo Ziege,

Herzlich willkommen hier im Forum :-!?

Gut das du den Schritt endlich wagen möchtest und dich in einem Selbstheilungsversuch vom Alkohol befreien willst.

Da sind wir auch schon bei einem wichtigen Punkt bei der Baclofen Therapie...dein fester Wille vom Alkohol los zu kommen!
Baclofen ist keine Wunderpille die man nimmt und alles wird gut.
Baclofen gibt dir lediglich deine Entscheidungsfreiheit zurück...Trinke ich oder trinke ich nicht.

Das ist dann die eigentlich Arbeit das du dir Alternativen und Strategien suchst um nicht zu trinken.
Alternativen deiner Freizeitgestaltung, Strategien zur Streßbewältigung und um Probleme zu lösen.

Hört sich nach viel Arbeit an sich selbst an...das ist es auch.

Aber keine Angst, glaube an dich und du schaffst das!

Um einen Arzt vorgeschlagen zu bekommen schreibe bitte unserem Administrator DonQuixote https://www.forum-baclofen.com/member1021.html eine PN mit der Angabe deiner Postleitzahl.

DonQuixote schaut dann in unserer Ärzte Liste welcher Arzt für dich in Frage kommen kann und meldet sich dann zeitnah bei dir.

Es wird sich bestimmt auch bald ein anderes Mitglied hier melden und dich mit weiteren wichtigen Informationen zur Baclofen Therapie versorgen.

Bis dahin alles gute für dich...
Chinaski

PS.: Ziegen saufen gar nicht soviel [smile]
https://www.togev.de/service/pressemitteilungen/pm-detail/ueberlebenskuenstler-wie-ziegen-der-duerre-trotzen.html

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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 17. Februar 2020, 09:00

Hallo und danke für die Antwort!
Das mit dem festen Willen ist eine Sache, die ich nicht so wirklich verstehe: In der letzten Schwangerschaft war es relativ ok nichts zu trinken (die anderen beiden sind schon mehr als zehn Jahre her, war aber genauso). Der Impuls kam zwar immer mal wieder, aber das konnte ich wegdrücken - wegen der Babys (sind Zwillinge), ich habe ja auch zeitgleich mit dem Rauchen aufgehört (von einer Schachtel am Tag runter auf Null, und ich habe bis heute nicht wieder angefangen). Also ich glaube schon dass ich einen recht starken Willen habe, sonst würde man das ja nicht schaffen, oder?
Aber ich habe auch einen echten Sucht-Charakter. Ich kann nicht nur mal ein Glas alle paar Wochen oder nur mal eine Zigarette auf einer Party. Da fehlt mir der Schalter im Kopf für. Und seit ich nicht mehr stille geht's rapide bergab.
Ich habe einfach die Hoffnung, nach allem was ich über Baclofen gelesen habe, dass es mir hilft, über diesen Impuls drüberzukommen, gleich wieder eine Flasche aufzumachen (und komplett auszutrinken natürlich).
Parallel dazu übe ich mich im "Nein"-sagen an allen anderen Fronten, denn das ist wahrscheinlich die grundlegende Baustelle. Freizeit gibt's nicht wirklich als berufstätige Mutter von vier Kindern ;) Aber nicht jedes Kostüm muss selber genäht werden, nicht jede Freundin muss jederzeit durchtherapiert werden (bizarrerweise bin ich die Kummerkastentante für den halben Planeten, ausgerechnet) und manchmal tut's auch eine TK-Pizza.
Ich habe leider zu spät angefangen, in meinem Leben aufzuräumen. Ungesunde Beziehungen zu beenden, Ansprüche zurückzuweisen und so weiter. Mittlerweile hat sich mein Hirn an den Alkohol als Lösung gewöhnt, und "Nein" sagen als reine Kraftanstrengung ist zu viel als dass ich es (auch noch) allein schaffen könnte.
Mir ist schon klar, dass Baclofen keine Wunderpille für überlastete Hausfrauen ist (nix gegen Hausfrauen, es erinnert im Bild nur so an die 50er Jahre und auf Mutti auf Amphetamin), und mir geht's mit Sicherheit nicht um den bequemsten Weg. Ich suche schon ewig nach einer Lösung. In der Analyse wurde es besser, aber offensichtlich nicht komplett "gelöst". Ich bin auch sehr gut im Kaschieren und Verstecken. Auf der Couch habe ich zwar herausgefunden, wo die Ursachen liegen, aber leider eben nicht so richtig wie es anders geht. Ich habe Allen Carr rauf und runter gelesen und das Buch von Daniel Schreiber und alles mögliche sonst. Die AAs sind mir im Ansatz einfach zu, naja, esoterisch - ich denke die machen gute Arbeit, aber man muss da Sachen anerkennen die ich einfach nicht fühle, und ich kann das Risiko nicht eingehen dass mich da jemand erkennt genau wie in der tagesambulanten Suchtklinik in meiner Stadt. Mit zwei Kleinkindern im Haus kann ich nicht einfach mal so für 5 Wochen in eine Entzugsklinik, und die Wartelisten für Verhaltenstherapeuten sind so lang wie die A 7.
Mein Analytiker war immer total gegen Medikamente, aber ich glaube (oder hoffe vielmehr) dass ich es so mit Baclofen hinbekomme. Aber ich glaube, es ist so wie Schreiber mal in einem Interview gesagt hat: "Der Wille wird in diesem Zusammenhang fast immer überschätzt. Wenn man regelmäßig zu viel trinkt, wird das Gehirn strukturell verändert, auf einer zellulären und biochemischen Ebene. Diese Umprogrammierung wird den Abhängigen immer dazu bringen, zu viel zu trinken, wenn er trinkt." und ich hoffe und bete dass Baclofen wenigstens die Tür dazu öffnet dass mein Hirn die Zeit bekommt sich wieder zurück zu strukturieren.

Das war jetzt ein Roman, sorry.

PS: Die "Saufziege" habe ich meinem Vater zu verdanken, so hat er mich tatsächlich immer mal wieder genannt. Soviel dazu...

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Papfl
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Re: Vorstellung

Beitragvon Papfl » 17. Februar 2020, 12:52

Hallo "Saufziege"!
Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Mit dem starken Willen ist das so eine Sache :wink: . Die meisten alkoholabhängigen Menschen, die ich kenne, haben den. Zweifelsohne. Und eigentlich müssten sie stolz auf sich sein und vor Selbstvertrauen strotzen. Sie sind bzw. waren lange Zeit herausragend in ihrem Job, belastbar, immer für andere da, hilfsbereit etc.. Und ihnen gelingt bzw. gelang fast alles, was sie angepackt haben. Nur gegen diesen verdammten Suchtdruck (Trinkverlangen, "Craving") finden sie einfach kein Mittel, keine dauerhafte Lösung.

Ich kann mir vorstellen, dass Du diese Macht- und Ratlosigkeit auch ein Stück weit nachvollziehen kannst und möchte Dir deshalb die folgenden Links ans Herz legen:

Näheres zum Thema Craving und der Wirkungsweise von Baclofen findest Du hier. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird hier erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen - wie @Chinaski oben schon angemerkt hat - die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick. Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im Leitfaden für die Anwendung oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Den Link-Kontakt für die Arztsuche (Private Nachricht an @DonQuixote) hat Dir @Chinaski ja bereits gegeben.

Alles Gute einstweilen!

Papfl
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Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Re: Vorstellung

Beitragvon DonQuixote » 17. Februar 2020, 19:34

Hallo Ziege

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, und eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <gmail.com>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest.

Ganz viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht Dir

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Re: Vorstellung

Beitragvon Carina » 18. Februar 2020, 22:19

hallo Ziege,
ich kann mich gut in deine Lage hinein versetzen. Mir ging es ähnlich und ich bin froh, da raus zu sein.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass Baclofen eine Wunderpille ist. Mit 100 mg Baclofen am Tag, habe ich mittlerweile überhaupt keinen Gedanken mehr an Alkohol!
Aber es war ein langer Weg, am Anfang mit Rückfällen, diese wurden mit der Zeit immer weniger.

Ich wünsche dir dass du es schaffst.
LG Carina

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Re: Vorstellung

Beitragvon Lucidare » 19. Februar 2020, 17:47

Hallo,

Papfl hat geschrieben:Mit dem starken Willen ist das so eine Sache :wink: .


Ja. Ich will morgen 100.000€ haben. Wenn ich nicht gerade an der Börse spekuliere oder anderwertig finanzstarke Transaktionen ausführe, könnte das schwierig werden. Die Möglichkeiten sind da eher begrenzt. Lotto spielen, im Casino zocken, irgendetwas spontan Kriminelles...

Der Entschluss etwas ändern zu wollen ist aber wichtig. Ich möchte 100.000€ haben hört sich nicht mehr unlösbar an.

Saufziege hat geschrieben:Aber ich glaube, es ist so wie Schreiber mal in einem Interview gesagt hat: "Der Wille wird in diesem Zusammenhang fast immer überschätzt. Wenn man regelmäßig zu viel trinkt, wird das Gehirn strukturell verändert, auf einer zellulären und biochemischen Ebene. Diese Umprogrammierung wird den Abhängigen immer dazu bringen, zu viel zu trinken, wenn er trinkt."


Eine Reprogrammierung ist durchaus möglich. Allerdings nicht unbedingt bis übernächste Woche Donnerstag, 15:48Uhr. Wenn man immer so könnte, wie man wollte, würde es keine Sucht geben. Also überschätzen wir den Willen nicht und geben uns den Möglichkeiten hin.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Vorstellung

Beitragvon Chinaski » 20. Februar 2020, 06:45

Hallo @all,

Vielleicht habe ich mich mit dem Begriff "festen Willen" etwas missverständlich ausgedrückt.

Durch die Anti Craving Wirkung von Baclofen braucht man nicht mit seinem festen Willen gegen den Suchtdruck ankämpfen sondern man Entscheidet selbst ob man Alkohol trinkt oder auch nicht.
Dennoch bedarf es einen festen Willen etwas zu verändern um nicht bei der nächst besten Gelegenheit/Problem zur Pulle zu greifen.

Ein gewisser Kampf bleibt es nach wie vor nur das durch Baclofen der Gegner abgerüstet wurde und eine Waffen Gleichheit hergestellt ist.

Gruß...
Chinaski

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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 24. Februar 2020, 04:04

DonQuixote hat geschrieben:Hallo Ziege

Danke für Dein Interesse an unseren Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Deine PN (Private Nachricht) mit Angabe Deines Wohnortes habe ich erhalten, und eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <gmail.com>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest.

Ganz viel Erfolg bei Deiner nun hoffentlich bald beginnenden Baclofen-Therapie wünscht Dir

DonQuixote


Vielen herzlichen Dank dafür! Ich habe mich dazu entschieden, es doch erst einmal über meine Hausärztin zu versuchen. Ich werde ja sehen, wie sie reagiert. Habe mich argumentativ "aufgerüstet" und schaue einfach mal. Am schwierigsten ist für mich schon der Satz: "Ich bin hier, weil ich ein Alkoholproblem habe"...

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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 24. Februar 2020, 04:07

Carina hat geschrieben:hallo Ziege,
ich kann mich gut in deine Lage hinein versetzen. Mir ging es ähnlich und ich bin froh, da raus zu sein.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass Baclofen eine Wunderpille ist. Mit 100 mg Baclofen am Tag, habe ich mittlerweile überhaupt keinen Gedanken mehr an Alkohol!
Aber es war ein langer Weg, am Anfang mit Rückfällen, diese wurden mit der Zeit immer weniger.

Ich wünsche dir dass du es schaffst.
LG Carina


Vielen lieben Dank. Ich hoffe, dass ich bald auch so etwas schreiben kann wie Du... Das wäre wirklich fantastisch. Und es tut gut zu hören, dass man nicht allein dasteht mit so einer Geschichte. Ich schäme mich so! Ich steigere mich richtig rein in so Paranoia (deswegen kann ich auch grad wieder nicht schlafen). Ist schon alles ganz schön Mist manchmal.

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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 24. Februar 2020, 04:12

Chinaski hat geschrieben:Hallo @all,

Ein gewisser Kampf bleibt es nach wie vor nur das durch Baclofen der Gegner abgerüstet wurde und eine Waffen Gleichheit hergestellt ist.


Das finde ich toll formuliert! Dankeschön :)

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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 24. Februar 2020, 04:24

Papfl hat geschrieben:
Mit dem starken Willen ist das so eine Sache :wink: . Die meisten alkoholabhängigen Menschen, die ich kenne, haben den. Zweifelsohne. Und eigentlich müssten sie stolz auf sich sein und vor Selbstvertrauen strotzen. Sie sind bzw. waren lange Zeit herausragend in ihrem Job, belastbar, immer für andere da, hilfsbereit etc.. Und ihnen gelingt bzw. gelang fast alles, was sie angepackt haben. Nur gegen diesen verdammten Suchtdruck (Trinkverlangen, "Craving") finden sie einfach kein Mittel, keine dauerhafte Lösung.



Es ist fast schon ein bisschen prophetisch, dass ich vor langer Zeit mal über Harry Frankfurts Willensfreiheit gearbeitet habe... Ohne zu philosophisch zu werden: Ich hätte gern meine Wunsch-Fähigkeit zweiter Ordnung zurück, um nicht mehr nur denen erster Ordnung unterworfen zu sein. Oder: Ich will meinen freien Willen wiederhaben!
Vielen Dank jedenfalls für Deine Worte :)

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Re: Vorstellung

Beitragvon Lucidare » 24. Februar 2020, 15:59

Hallo,

Saufziege hat geschrieben:Es ist fast schon ein bisschen prophetisch, dass ich vor langer Zeit mal über Harry Frankfurts Willensfreiheit gearbeitet habe...


Harry Frankfurts hierarchische Theorie der Willensfreiheit mag gerne Ansätze zum Nachdenken geben.

philoclopedia hat geschrieben: Man kann diese Situation auch so beschreiben: Carstens Handeln wird durch einen Wunsch bestimmt, der (in einem gewissen Sinn) nicht "sein eigener" ist, der nicht "zu ihm gehört". Was es bedeutet, dass ein Wunsch zu einer Person gehört, kann wiederum mit Hilfe des Begriffs des Wunsches zweiter Stufe erläutert werden: Ein Wunsch W gehört genau dann zu einer Person, wenn diese Person den Wunsch zweiter Stufe hat, dass W existiert und handlungswirksam ist – kurz, wenn diese Person sich mit W identifiziert. Carstens Wünsche zweiter Stufe entscheiden also darüber, welche Wünsche erster Stufe "zu ihm gehören" bzw. "seine eigenen" sind.

Der Wille von Carsten wäre also nur dann frei, wenn auf der ersten Stufe sein Wunsch handlungswirksam wird, von dem er auf der zweiten Stufe möchte, dass sie handlungswirksam werden, die also seiner Volition zweiter Ordnung entsprechen, sprich: wenn Carsten bspw. mit dem Drogenkonsum aufhören wollen möchte und dies dann auch macht. Davon abhalten kann Carsten den Zwang der Drogensucht. Dieser Zwang ist hier kein äußerer (wie in Fällen, wo die Handlungsfreiheit einer Person eingeschränkt ist), sondern ein innerer, aber es ist dennoch eine Art von Zwang. Die Analogie zwischen Handlungs- und Willensfreiheit ist in diesem Punkt klar zu erkennen!


Grundsätzlich kneift die Hose oder nicht. Größere Hose kaufen oder abnehmen? Der Wille ist bitte auch von einem schlechten Gewissen zu unterscheiden. Du hast entschieden das "W1" nicht zu Dir gehört?

In der Regel macht eine Droge über kurz oder lang mit einem eine Karriere. Wie beschrieben wird es nur unwirsch, wenn das Allgemeinbefinden gestört ist. Das Beschäftigen mit der Situation bis in die letzte Feinheiten empfinde ich aber als eher kontraproduktiv.

Man sucht sich für mich nur Argumente, warum was nicht geht. Nicht erklären was nicht geht, sondern was geht. Wenn das Haus vom Sturm anfängt fortzuwehen, muss ich nicht während dessen neue schwedische Möbel aufbauen.

Das Denken bestimmt: Wieviel Schaden hat mein Konsum angerichtet oder wird es noch anrichten können?

Was bestimmt also was? Das Denken oder der Wille? :grbl

LG
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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 2. März 2020, 00:16

Lucidare hat geschrieben:Harry Frankfurts hierarchische Theorie der Willensfreiheit mag gerne Ansätze zum Nachdenken geben.

philoclopedia hat geschrieben: Man kann diese Situation auch so beschreiben: Carstens Handeln wird durch einen Wunsch bestimmt, der (in einem gewissen Sinn) nicht "sein eigener" ist, der nicht "zu ihm gehört". Was es bedeutet, dass ein Wunsch zu einer Person gehört, kann wiederum mit Hilfe des Begriffs des Wunsches zweiter Stufe erläutert werden: Ein Wunsch W gehört genau dann zu einer Person, wenn diese Person den Wunsch zweiter Stufe hat, dass W existiert und handlungswirksam ist – kurz, wenn diese Person sich mit W identifiziert. Carstens Wünsche zweiter Stufe entscheiden also darüber, welche Wünsche erster Stufe "zu ihm gehören" bzw. "seine eigenen" sind.

Der Wille von Carsten wäre also nur dann frei, wenn auf der ersten Stufe sein Wunsch handlungswirksam wird, von dem er auf der zweiten Stufe möchte, dass sie handlungswirksam werden, die also seiner Volition zweiter Ordnung entsprechen, sprich: wenn Carsten bspw. mit dem Drogenkonsum aufhören wollen möchte und dies dann auch macht. Davon abhalten kann Carsten den Zwang der Drogensucht. Dieser Zwang ist hier kein äußerer (wie in Fällen, wo die Handlungsfreiheit einer Person eingeschränkt ist), sondern ein innerer, aber es ist dennoch eine Art von Zwang. Die Analogie zwischen Handlungs- und Willensfreiheit ist in diesem Punkt klar zu erkennen!



Oh, Du kannst googeln! Krass.
Ich wollte keine Erklärungen oder gar Belehrungen (in einem Fachgebiet, in dem ich über einen akademischen Grad verfüge, btw). Ich hab' das Thema zwar aufgemacht, aber dieser pseudo-intellektuelle Diskurs ist doch etwas off-topic, oder?
Ich dachte, in diesem Forum geht es darum, dass sich Menschen gegenseitig unterstützen, beraten, gelegentlich korrigieren - aber keineswegs: Belehren. Dafür gibt's ja notfalls Universitäten. Argumente "sucht" man sich da übrigens nicht- die legt man dar, und zwar auf einer im Idealfall sehr gut belegbaren Basis. Falls Du einen Austausch in diesem Bereich suchst, gerne PM an mich und dann lade ich Dich gern zu einem offenen Kolloquium ein. In der Zwischenzeit empfehle ich die Lektüre aller verfügbaren Artikel zum Thema "mansplaining".

Lucidare hat geschrieben:Grundsätzlich kneift die Hose oder nicht. Größere Hose kaufen oder abnehmen? Der Wille ist bitte auch von einem schlechten Gewissen zu unterscheiden. Du hast entschieden das "W1" nicht zu Dir gehört?

In der Regel macht eine Droge über kurz oder lang mit einem eine Karriere. Wie beschrieben wird es nur unwirsch, wenn das Allgemeinbefinden gestört ist. Das Beschäftigen mit der Situation bis in die letzte Feinheiten empfinde ich aber als eher kontraproduktiv.

Man sucht sich für mich nur Argumente, warum was nicht geht. Nicht erklären was nicht geht, sondern was geht. Wenn das Haus vom Sturm anfängt fortzuwehen, muss ich nicht während dessen neue schwedische Möbel aufbauen.



Denn mir ging es nur darum, dass mich die Sucht-Frage erinnert hat an etwas von früher. Also unterm Strich ein sehr persönlicher, emotionaler Ansatz. Mit einem etwas weiteren Bezug zur Frage danach, was der Alkohol eigentlich mit unserem Hirn macht. In dem möglicherweise Teile dessen ablaufen, was wir als "Willen" verstehen. Und wie der dann funktioniert, so er denn existiert: Nun ja, das füllt Bücherwände. 

Lucidare hat geschrieben:
Das Denken bestimmt: Wieviel Schaden hat mein Konsum angerichtet oder wird es noch anrichten können?

Was bestimmt also was? Das Denken oder der Wille? :grbl

LG


Mir hilft ein Beitrag wie der von Carina jedenfalls 1000 Mal mehr als der von jemandem, dessen Ego offensichtlich - ach, egal. Geht ja nicht um küchentischpsychologische (oder -philosophische) Exkurse. 

Best wishes :*

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Re: Vorstellung

Beitragvon Lucidare » 2. März 2020, 19:12

Hallo Saufziege,

Saufziege hat geschrieben:Oh, Du kannst googeln! Krass.


Cool, oder? Manchmal verstehe ich sogar etwas. good Allerdings verlinken wir grundsätzlich externe Quellen. "Der Schreiber hat irgendwann, irgendwo, irgendwie was gesagt" ist hier eigentlich nicht Stil, der Leser soll schon einen gewissen Kontext erkennen. Notfalls verlinke ich nach, gehört zum Service.

Zum Rest schreibe ich jetzt nix. Ich bestimme immer noch selbst, wer mir meine Lebenszeit klaut. Insgesamt versuche Dich zu beruhigen und mit etwas Abstand oder erfolgter Lösung ergeben meine Texte für Dich vielleicht einen Sinn. Außer zwei Dinge:

Saufziege hat geschrieben: Falls Du einen Austausch in diesem Bereich suchst, gerne PM an mich und dann lade ich Dich gern zu einem offenen Kolloquium ein.


Ist wieder so eine Sache: Kolloquium. Du kannst hier gerne Deinen akademischen Charme versprühen. Verstehen die Leser*Innen aber nicht.

Was treibt Dich dazu, mich in aller Öffentlichkeit abzuwatschen um mich anschließend zu einem Gedankenaustausch im "stillen Kämmerlein" einzuladen? Grundsätzlich lohnt sich jede Diskussion hier im Forum. Es sei denn, es sind sehr intime Sachen. Diese Intimität wird aber zwischen uns nicht stattfinden. Beantworte einfach meine Fragen oder Du lässt es. Wir lernen hier voneinander und miteinander.

Also gerade Furche, offenes Visier!

Saufziege hat geschrieben:In der Zwischenzeit empfehle ich die Lektüre aller verfügbaren Artikel zum Thema "mansplaining".


Vorsicht, ganz dünnes Eis. Ich pflegte hier, oder wenn ich noch mal schreibe, eine Neutralität. Wenn Du mit Meinungen von Männern nicht klarkommst ist das nicht mein Problem. In der Vergangenheit, und wenn ich hier nochmal mitmische, hat jeder unabhängig von jeglicher Ausrichtung eine Antwort vom mir bekommen. Meine Integrität in Frage zu stellen scheint aber Dein Ziel zu sein.
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 23. März 2020, 16:10

Hallo @all,

ich habe soeben die Rückmeldung meiner Hausärztin bekommen, dass sie mir Baclofen verschreibt auf Privatrezept, unter der Bedingung dass ich mich durch eine Neurologin (oder Neurologen) begleiten lasse.
Ich bin gar kein Fan dieser Emojis, aber: [dance] :kl :fdc

Ich denke also, dass ich morgen ENDLICH anfangen kann mit der Therapie.
Ich möchte an dieser Stelle (ohne den Ausgang des Experiments zu kennen) schon einmal "Danke" sagen an alle, die dieses Forum betreiben bzw. durch ihren Einsatz am Laufen halten (@papfl @donquixote @chinaski) - merci, merci.
Es ist ein Silberstreif am Horizont und das allein ist soviel wert.

Natürlich gibt es auch immer mal dunkle Wolken, und diesbezüglich zitiere ich - ohne Verlinkung - aus einer meiner privaten Nachrichten an ein anderes Mitglied:

"Ich denke, dass *** einen großen Teil seines Egos, seiner Daseinsberechtigung und seines Selbstwertgefühls aus seiner Tätigkeit im Forum bezieht. Er schreibt ja sehr aktiv und engagiert sich stark.
Er belehrt gern, das ist offensichtlich, und genießt das Gefühl, gebraucht zu werden. Auf negative Rückkopplungen reagiert er sehr dünnhäutig, unreflektiert und teilweise auch regelrecht aggressiv.
Ich weiß nicht, was die richtige Reaktion ist:
Man kann ihn gewähren lassen, dann holt er sich seine narzisstische Bestätigung hier weiter ab und gefällt sich in seiner Rolle als pseudointellektueller Erklärer und Retter.
Man kann ihm verbal dazwischengrätschen, vielleicht dafür sorgen, dass reflektiertere Zeitgenossen wie DQ oder andere ihn reglementieren, die vielleicht noch etwas autoritären Einfluss auf ihn haben.
Man kann ihn ignorieren, soweit es geht.
Oder ihn vielleicht darum bitten, die eigenen Posts nicht mehr zu kommentieren. Das scheint mir der vernünftigste Gedanke zu sein. Er lebt ja sehr von der Aufmerksamkeit - wenn Du ihm die nimmst, hast Du ihm und dem Ausagieren seines Defizits den Nährboden entzogen.
Wenn das Forum Dir Kraft gibt, wenn Du gute Informationen und Rückmeldungen erhältst, dann lass' Dir das nicht nehmen. Es ist doch an Dir, wie Du es für Dich gestaltetest - und *** ist doch nur einer von vielen, oder?"

In diesem Sinne hoffe ich auf das Beste - nicht nur für mich, sondern alle Betroffene. I'll keep you posted.

Herzliche Grüße von der Ziege :P

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Re: Vorstellung

Beitragvon Lucidare » 23. März 2020, 17:32

Was treibt dich an? Was treibt dich an, in wirklich schweren Zeiten sich hinzustellen und Leute anzupinkeln?

Wenn Du auf mich abzielst, lese Dir bitte mal diesen Thread vom 4. Februar durch.

Leute wie du sind ein weiterer Grund auch noch meine "Mitleidsschreiberei", weil niemand schreibt, einzustellen. Wenn ich mir vorstelle, dass Leute wie du die Zukunft hier darstellen, gruselst mir.

Kein Dialog, nur ein Aufruf zur Hetze, Hass und Abgrenzung und Verfolgung. Populismus halt.

Kümmere dich um deine Genesung. Das ist wesentlich produktiver.
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Carina
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Re: Vorstellung

Beitragvon Carina » 23. März 2020, 22:28

hallo Ziege.
das sind ja gute Neuigkeiten. wieviel hat sie dir verschrieben?
halte uns auf dem Laufenden!
viel Glück ....

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Saufziege
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Re: Vorstellung

Beitragvon Saufziege » 3. April 2020, 14:16

Hallo zusammen,

ich hoffe, dass es allen gut geht - sind ja keine leichten Zeiten momentan, erst recht nicht für suchtkranke Menschen.
Insofern bin ich froh, dass ich gerade noch rechtzeitig "meine" Tabletten bekommen habe!Ich habe 100 Tabletten à 10 mg verschrieben bekommen - recht widerwillig, muss ich dazu sagen und mit der Auflage, mich neurologisch begleiten zu lassen. Ich habe also 100 Tabletten Zeit, mir einen geneigten Neurologen zu organisieren, der mir Baclofen verschreibt.
Seit dem 26.03., also jetzt seit neun Tagen, dosiere ich auf. Ich vertrage die Tabletten extrem gut, das einzige, was ich wahrnehme, ist vielleicht eine leichte "Kodderigkeit" / minimaler Schwindel relativ kurz nach der Einnahme. Deswegen habe ich auch etwas zügiger aufdosiert als im Plan und mich an der Packungsbeilage orientiert, so dass ich derzeit bei 30 mg am Tag bin. Das scheint die nahezu perfekte Dosis für mich zu sein - ich habe seit dem Tag der ersten Einnahme keinen Schluck mehr getrunken. Ich hatte mir das gar nicht so explizit vorgenommen, es war eher so eine "mal sehen, was passiert" - Attitude.
Passiert ist, dass im Kühlschrank noch immer eine Flasche Prosecco steht, und sie stört mich nicht, interessiert mich nicht. Das ist absolut unfassbar - abstinente Phasen hatte ich ja immer mal, aber die haben mich unglaubliche Kraft gekostet. Die Gedanken kreisten permanent um den Alkohol, um die nächste Gelegenheit oder Ausnahme, und der kleinste Anlass hat gereicht, um den Korken zu ziehen ("jetzt habe ich eine Woche durchgehalten, jetzt darf ich wieder").
Anlässe gäbe es gerade in den letzten Tagen genug (mit dem ganzen Corona-Theater, den kleinen Kindern den ganzen Tag im Haus, einer dramatischen Rückholaktion aus Südafrika und der ganzen beruflichen Herausforderung), aber die Gleichgültigkeit, die ich derzeit dem Alkohol gegenüber habe, ist stabil.
Um ehrlich zu sein, traue ich der Sache noch nicht so richtig und frage mich, ob das Ganze tatsächlich SO EINFACH sein kann... Wenn es das wirklich ist, dann pilgere ich höchstpersönlich mit der Prosecco-Flasche unter dem Arm zu Olivier Ameisens Grab und gieße seine Blumen mit der Plörre, das schwöre ich.
Ganz bemerkenswert ist für mich der Umstand, dass ich meinen Vierzigsten absolut nüchtern verbracht habe. Vollkommen anstrengungsfrei, einfach so - wie das normalste der Welt. Das berührt mich sehr. Das beste Geschenk das ich mir nur machen konnte! Ich hoffe, dass es so bleibt - auch wenn das gesellschaftliche Leben wieder losgeht und die Gelegenheiten bzw. Versuchungen wieder größer werden.
In jedem Fall bin ich extrem dankbar für diese Chance und auch für die ehrenamtliche Arbeit, die hier von allen geleistet wird. Ohne das würde ich jetzt die zweite Flasche köpfen. Stattdessen bringe ich die letzten leeren Flaschen zum Altglascontainer :)
I'll keep you posted. Ich wünsche allen, dass sie auf die eine oder andere Art gesund werden - und bleiben!

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Obelix
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Re: Vorstellung

Beitragvon Obelix » 3. April 2020, 21:59

Hallo Ziege,

das freut mich sehr, dass es Dir so gut geht!! doppd
Deine Euphorie kenne ich sehr gut. Bei meinem ersten Erlebnis mit Bac vor 10 Jahren war es Anfangs genauso. [dance]

Es war überwältigend, wie einfach es war, wie aktiv ich war und wie meine damalige Depression sich in kurzer Zeit verabschiedete. Nicht, dass es mir nicht auch momentan sehr gut gehen würde, aber es überrascht mich nicht so, wie damals. Die möglichen (unglaublichen) Effekte mit Bac waren mir eben bekannt....
Sicher fragst Du Dich jetzt, warum ich die Baclofenbehandlung damals eingestellt habe?
Damals war eher als heute das Credo etwas höher zu dosieren. Es gab kaum Erfahrungen, Dr. Ameisen war ein wichtiger Taktgeber...und in seinen Ausführungen waren ja eher 3stellige mg-Dosierungen beschrieben.
Zudem gab es erste "Experimente" parallel zum Bac auch gelegentlich "normal" trinken zu können.
Diese beiden Sachen waren es wohl, die dazu führten, dass Bac seine Wirkung bei mir verloren hat, bzw. was mich veranlasst hat abzubrechen.
Ich begann (zumindest viel zu früh) nach einigen Monaten gelegentlich zu trinken. Anfangs auch ohne Kontrollverlust. Weil ich schon lange damals unter extremer Müdigkeit litt bei Dosierungen über 70 mg, habe zeitgleich Bac etwas reduziert. So bekam der Alkohol wieder überhand. So kann ich mir das jedenfalls erklären. Die Wirkung von Bac war noch da. Aber nur noch sehr gering. Ich musste mir nach einigen Monaten eingestehen ob mit oder ohne Bac wieder fast bei meinen üblichen Trinkmengen angelangt zu sein.
Ich habe Baclofen herunterdosiert, noch 2 weitere Therapien gemacht und einige Jahre halbwegs verträglich weitergelebt...bis die zunehmenden gefährlichen Kontrollverluste mich vor 2 Monaten bewegt haben es ein 2. mal zu probieren.
Ich werde versuchen die Fehler nicht zu wiederholen. Bis jetzt läuft es sehr gut. Nicht so euphorisch...Aber sehr zufriedenstellend!!!

Ich will Dir Dein Glücksgefühl nicht nehmen! Genieß es!!!!!
Es ist so beeindruckend wie Du das beschreibst:
Saufziege hat geschrieben:Ganz bemerkenswert ist für mich der Umstand, dass ich meinen Vierzigsten absolut nüchtern verbracht habe. Vollkommen anstrengungsfrei, einfach so - wie das normalste der Welt. Das berührt mich sehr. Das beste Geschenk das ich mir nur machen konnte!

Saufziege hat geschrieben:Passiert ist, dass im Kühlschrank noch immer eine Flasche Prosecco steht, und sie stört mich nicht, interessiert mich nicht. Das ist absolut unfassbar - abstinente Phasen hatte ich ja immer mal, aber die haben mich unglaubliche Kraft gekostet. Die Gedanken kreisten permanent um den Alkohol, um die nächste Gelegenheit oder Ausnahme, und der kleinste Anlass hat gereicht, um den Korken zu ziehen


Aber tritt nicht in die selbe Falle!

lg
Obelix


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