Ein glückliches Leben

[argentina]

Hallo alle

@ Dirk, ich meinte mit meinem grundlosen Glückszustand nicht den Alkohol. Ich meinte das ich manchmal einfach plötzlich glücklich bin, manchmal mitten bei der Arbeit halte ich inne und fühle mich unglaublich glücklich. Ich meine damit eher die Innere Ruhe, Zufriedenheit, etc, über die ich dann glücklich bin. Einfach halt glücklich.

Im Gegensatz dazu „schrecken“ mich wirkliche Glücksmomente mit Endorphinausschüttung viel zu viel auf – da brauche ich dann gleich einen Drink!!! So wie jetzt die Nachricht das ich nach D fliegen soll/ kann/ darf. (Noch hat sich nichts weiter ergeben). Als aber die Nachricht kam, wurden dementsprechend Endorphine ausgeschüttet, von denen ich mich erstmal runtertrinken musste, jetzt ist nur noch eine gemütlicher Glücksseeligkeits Zustand da, über den ich mich sehr freue und wegen dem ich nicht trinken „Muss“, den genieße ich einfach. Verstehst du den Unterschied? Ich bin nicht auf den Glücksmoment aus, eher auf die innere Ruhe, die bei mir einen Glückszustand auslöst, also ohne Alk.

Was Spielsucht angeht, ein Beispiel: der Baumeister, der „mein“ Haus auf der Farm (EX Mann) gebaut hat, hat immer toll gearbeit, hat sich hoch gearbeit, ein tolles Auto, Haus, Familie. Vor ca. 3 Jahren fing er mit dem Spielen an weil seine Ehe nicht mehr so gut lief ....heute hat er seine Frau verloren, er musste alles verkaufen, hat Schulden ohne Ende, läuft eigentlich nur noch 24 Std am Tag betrunken durch die Gegend, weil er sich selbst nicht mehr erträgt.Seiner 8 Monate alten Enkelin musste wegen Krebs eine Niere entfernt werden, also veranstaltete die Familie eine Benefitz Tanzveranstaltung, der Erlös war nicht wow, aber immerhin genug um ein oder zwei Chemotherapien zu bezahlen – dazu kam es aber nicht, er hat alles vorher verspielt!!! Es ist für mich oft so unfassbar wie ihm das passieren konnte, aber tja....das ist Sucht!!!!!!!!

@ Ginger

Muslimische Frauen sind viel glücklicher als wir West – Frauen glauben. Ich habe da auch schon viele Berichte drüber gelesen.

Depressionen, Drogen und Alkoholismus sind hier ein Thema, Argentinien ist eines der Länder mit den meisten Alkoholikern weltweit und ich glaube fast 40 % nehmen Antidepressivas. Das sind aber vor allem die, die in den Großstädten leben. Ich habe selbst 5 Jahre in der „Pampa“ gelebt und habe da Familien kennengelernt die unter den ärmsten Bedingungen glücklicher waren, als ich als „ Großgrund Farm Besitzer Ehefrau“. Ich habe sie oft aus vollem Herzen dafür beneidet!!! Die Familie ist hier das ein und alles, oft leben 4 Generationen unter einem Dach, Freundschaften hingegen sind hier eine Rarität, was ein großer Nachteil für mich ist, da ich deswegen keinen Anschluss finde.

Für mich ist es oft schwer nach vollziehbar, wieso soviele Menschen nicht versuchen „Besser“ zu leben, da es in meinen Augen Armut ist, aber für die Menschen hier ist es NORMAL.

Gerade heute kam eine Reportage über eines der größten Volksfeste in Argentinien, in „Chamame“ – da war ein Ehepaar, er 75, sie 71, beide keinen Zahn mehr im Mund, 14 Kinder!!!!!!!!! Die waren soooooooooooo glücklich das es mir kalt den Rücken runter lief. Auch die Familie meines Freundes....13 Geschwister. Die sind in einem Haus mit 3 Schlafzimmern aufgewachsen, eins für die Eltern, eins für die Brüder und eines für die Schwestern. Ein Badezimmer und eine Küche, mehr nicht! JEDEN Sonntag versammelt sich dort die gesamte Familie, mit Kind und Kegel....für mich ein Graus, deswegen gehe ich nie hin.

Ok etwas Off Topic....

@ Conny,

„Da hat die Gewohnheit ein Wort mitzureden gehabt. Ich fühlte mich so wohl im Zustand von Klarheit, dass ich darauf was trinken wollte. Argentina kann ein Lied davon singen...“

Wie meinst du das denn jetzt? Gebe zu das ich mich ein bisschen auf den Schlips getreten fühle. Ich saufe nicht einfach so weiter!

Lg Argentina

[GoldenTulip]

[dphn]

[razow]

Bin gerade an dem Satz " so süchtig bin ich ja nun auch nicht" hängen geblieben.

Der war früher in mein Herz und Hirn gemeißelt. Ich verglich immer meine Trinkmengen,Anlässe,Alkoholsorten,Lebensumstände mit der von anderen Trinkern. Und dann tat sich immer der trügerische Rückschluß in meinem verpeilten Hirn auf:"so schlimm isses nicht.Nur eine Phase....klappte es dann mal einige Wochen ohne Kontrollverlust,erfasste mich ein solcher Stolz und ein solch euphorisches Gefühl,dass ich mich natürlich nur bei den vielleicht "gefährdeten Alkoholkonsumenten" einordnete....

Ich kann heute darüber schmunzeln,über mein ewiges Gesuche in andern Leben zum Vergleich.Objektiv hat es mich natürlich Jahre gekostet, in denen ich es mir auch mit Gott und der Welt verdarb.Mit mir selbst ja sowieso schon.Auch wollte ich es partout nicht wahrhaben, dass andere Menschen mich nicht mehr so ernst nahmen, wie ich es doch gerne mag.(das andere Menschen an mir objektive Kritik anbringen dürfen, dass ist erst in den letzten Monaten gewachsen.Vorher "keilte" ich immer unverhältnismäßig aus,und hatte ein Gedächnis wie ein Elefant, was Abwertungen an meiner sakrosanten Person anging...).Klar, wo kein echtes Selbstwertgefühl ist, da auch keine Toleranz gegenüber anderen Meinungen.

Echte Eigenliebe kann nämlich auch vergeben,reflektieren und annehmen. Alles Worte, die mir absolut wesensfremd waren,im tiefen,inneren Kern.Wie ich schon sagte, schaffte ich es natürlich "gesellschaftskonform" nicht immer wie ein Kotzbrocken daher zu kommen.Aber mein echtes Selbst war Zynismus,Überheblichkeit und Unruhe.
Das was GT schrieb,tut auch mir gut.Direktes Ansprechen von "Unannehmlichkeiten/Abwertungen etc.". Dann staut sich in mir nicht mehr diese Woge aus Hass,Kopflosigkeit, Vergeltung und Überheblichkeit an. Ich übe.Selektiv authentisch könnte man das nennen.Vielleicht liegt es auch mithin an meinem Alter. Dem Verlust von Erwartungen, dem Erkennen und Akzeptieren der eigenen Grenzen.

Weihnachten 2011 war es, wo ich das letzte Mal ein wirklich übles craving hatte. Ich erwartete meine Kinder .Da die Situation sehr ungeklärt und angespannt ist, überfiel mich schon auf dem Nachmittagsspaziergang, den ich wegen des sehr unguten Gefühles sehr ausdehnte, diese fieberhafte Unruhe, dieser rauschähnliche Zustand , der mich schon VOR dem eigentlichen Trinken erfasst. Erst, als ich mir in der Dämmerung, allein auf der Wiese eingestand, dass ich echte Angst vor diesem Besuch habe,dass ich mich hilflos und klein fühle, ging es etwas besser.Wie gerne hätte ich diese Unsicherheit, diese tiefe Sehnsucht nach Harmonie weggetrunken.Das dieser Tag ohne Alkohol verging, das hat mich sehr glücklich gemacht, denn es war wirklich nicht leicht, da mein Suchgedächnis alle Register der "Erlösung" durch einige Gläser zog.Ich wirkte auch komisch beim Essen.Wurde darauf angesprochen. Das ich den Mut besass, meinen erwachsenen Kindern zu sagen, dass ich Angst vor ihrem Kommen hatte,das war wieder ein weiterer kleiner Meilenstein.
Anbei:ihnen ging es nicht anders als mir.Nur ohne Alkohol.
Es sind diese neuen (für mich!) Situationen, die mein Leben bereichern.Natürlich auch das Weglassen von Alkohl.Doch die Lücke, die ich durch ihn erst überdeckte, nun mit mir selbst zu füllen, das ist schon etwas Besonderes für mich. Neu.

[WilloTse]

[WilloTse]

[argentina]

@ Conny,
Da habe ich dich wirklich falsch verstanden! Hat mich auch selbst gewundert, aber egal, war gestern nicht so mein Tag.Das Paradoxe Denken bekomme ich langsam, dank Razows vielen Beiträgen laaaaaaaaaaaaangsam aus meinem Kopf raus. Das nächste mal wenn ich trinke werde ich mir eine Stoppuhr zur Hand nehmen und die Zeit messen wie lange ich "glücklich" bin!! In mir macht sich immer mehr der Gedanke breit, das, wie Razow sagt, diese Vorfreude auf Alk nur eine Fiktion ist und das hört sich für mich sehr logisch an und alles was logisch ist ist für mich brauchbar und in die Tat umsetzbar!

@Dirk,

Da stimme ich dir nicht zu. In meinem Fall will ich das nicht noch toppen, aber ich bin dann so aufgeregt das ich mich mit dem Alk dann wieder beruhige und dann erst mal in Ruhe über diese "Neuigkeit" nachdenken muss.Wahrscheinlich würde mir in dem Fall auch eine Beruhigungstablette helfen - bin sogar wirklich schon manchmal am überlegen es zu tun.

Lg Argentina

[GoldenTulip]

[Ginger]

[GoldenTulip]

[Ginger]

[dphn]

@Conny
die Trinkanlässe und Beweggründe sind eben verschieden. Ich bin ja sowas wie der klassische Rauschtrinker. Alkohol während der Arbeit fand ich noch nie als sonderlich produktiv. Aber wenn das Suchtmittel wirkt und dann der Anlass auch noch gestimmt hat (Bsp. freitag mittags nach Dienstschluss ein angenehmes Beisammensein) war es absolut vorbei mit mir. Ich rannte nach Hause, trank, rannte in Kneipen und trank und dann noch zur Tanke. Es gab kein zurück und war ein totaler Kontrollverlust.
Wenn ich aus Langeweile trank wie üblich, konnte es durchaus sein, dass ich nur 3-4 Halbe trank und das mal ein paar Tage halten konnte. Manchmal ging das, so gegen Ende meiner Suchtlaufbahn aber nur mit größter Anstrengung. Dann aber mal wieder 8 Halbe und darauf folgte dann meist auch wieder ein Absturz oder mehrere hintereinander. Ich glaube ganz ähnlich wie bei dir, Ginger.

LG
Dirk

[argentina]

@ Conny,

War die Langeweile denn dann weg? Ist das nicht das selbe Trugschluss denken, wie bei dem "glücklich sein Gefühl" wenn man angefluetet ist ( was ich ja nun mit der Stoppuhr messen will ).

Wird die Langeweile denn weniger wenn man trinkt? Bei mir nicht, trinke aber dennoch oft aus lauter Langeweile - völlig absurd, um so mehr ich über all das nachdenke umso absurder scheinen mir meine ganzen Ausreden um zu trinken!!!

Bin auf deine (und von anderen) Antwort(en) gespannt.

Lg Argentina

[dphn]

@argentina

eine kurze Antwort. Es war für mich nichts geeigneter wie Alkohol trinken. Ich brauchte nur Stoff und Musik und meine Suchtwelt war in Ordnung. Der Stoff half gegen alles.

Bin doch gerade mal bei Gingers Post hängengeblieben. "Mehr als drauf kannste ja nicht kommen". Da steckt richtig was drin, finde ich. Ich wollte doch auch immer nur das Anfluten, aber ich konnte so oft nicht aufhören, bis ich rotzevoll in der Ecke lag. Warum geht das nicht?

LG
Dirk

[argentina]

@ Dirk,

Das deinige Problem kenne ich nicht. Das habe ich höchsten wenn ich mich bewusst abschießen will und ich mich dann echt voll laufen lassen. Ansonsten trinke ich zwar zu viel, aber meistens nicht bis ich "rotzevoll" bin, sondern halt nur müde und dann gehe ich schlafen. Ich war nie der Rauschtrinker, eher der Wirkungstrinker. Das man nicht mehr aufhören kann liegt wahrscheinlich daran das man süchtig ist oder in deinem Fall das du süchtig auf den Rausch bist, auf den ich nicht aus bin. Ähnlich war ja da auch unser Gespräch gestern wegen dem Endorphin Kick oder sehe ich das falsch?

Lg Argentina

[Ginger]

[argentina]

@ Ginger,
Kann gut sein das die Langeweile eher noch zunimmt, aus der Perspektive habe ich es überhaupt noch nie betrachtet! Macht aber Logik, weil man ja seine Freizeit nur noch mit trinken verbringt. Danke Razow bin ich ja nun auf dem "Fiktions" Trip, sage mir halt das es mit ALk auch Langweilig ist und irgendwie scheint das zu funktionieren - mir ist zwar langweilig, aber ich trinke nicht, ha, wenn das kein Fortschritt ist .

Ich denke am Anfang der Bac Therapie sollte man sich nicht mit dem Gedanken "Nie wieder trinken" auseinandersetzen, das ist zu furchteinflössend. Dank Bac sind ja auch einige Ausnahmen, wie du es sagts, machbar, aber auch die sind mit Vorsicht zu genießen.

Lg Argentina

[GoldenTulip]

ich habe soviel Angst durch die Nüchternheit bekommen, dass ich vor Schreck die Wahrheit sage.
Conny

[Ginger]

[GoldenTulip]

Hallo Ginger,

dass war völlig OT, hatte nichts mit dem Forum zu tun. Ich hab meinem Feund erzählt wie es mir geht. Das hab ich lange nicht getan, aus Furcht, nicht gut genug zu sein.
Er hat gesagt, dass ich davor keine Angst haben muss.

LG Conny