Baclofen absetzen

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Moni
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Baclofen absetzen

Beitragvon Moni » 6. Januar 2019, 05:38

Hallo in die Runde,

ich nehme seit 4 Jahren Baclofen ein und trank von diesem Zeitpunkt an keinen Tropfen Alkohol mehr:-) Heute bin ich bei einer Tagesdosis von 150-175 mg. Es geht mir nicht mehr gut mit so einer hohen Dosis.
Meine Frage an euch:
Wenn ich das Medikament langsam aus schleiche, wie lange dauert es bis mein Körper wieder
frei von Rückständen ist?
Was passiert danach wenn ich doch wieder rückfällig werde, spricht mein Körper dann wieder auf eine niedrige Dosis an oder muss ich dann gleich wieder mehr nehmen?
Hat jemand hier diesen Schritt schon einmal gemacht?

Herzlich

Moni

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shelf
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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon shelf » 6. Januar 2019, 07:47

Moin Moni,

Moni hat geschrieben:Was passiert danach wenn ich doch wieder rückfällig werde, spricht mein Körper dann wieder auf eine niedrige Dosis an oder muss ich dann gleich wieder mehr nehmen?

EIn Rückfall würde sich langfristig durch stärker werdenden Trinkwunsch ankündigen.
In dem Fall fängst du einfach wieder klein an bevor er so stark wird dass du nachgibst.
Eine hohe Dosis wäre dann hoffnungslos überdosiert (je nach dem wie lange du nichts genommen hast).

Das ausschleichen selbst wird am längsten dauern. "Rückstände" sind dann aufgrund der kurzen Halbwertsszeit von Baclofen (3-4 Stunden) recht schnell weg. Nach erreichen von Einnahme=Null nur weinige Tage bis kein Krümelchen mehr drin ist.

Selbst gemacht habe ich es noch nicht. Jedoch stellt es sich für mich aufgrund der Eigenschaften von Baclofen so dar.

Beim Ausschleichen auch wieder viiiel Geduld mitbringen und gut beobachten was passiert.

[good_luck]

LG

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Fallada
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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Fallada » 6. Januar 2019, 08:23

Guten Morgen Moni,

Erst einmal: :-!? Respekt, 4 Jahre ohne Alkohol, toll!

Ich habe Baclofen deutlich früher ausgeschlichen, weil ich es nicht wirklich gut vertrage, depressiv davon werde, leider bin ich von dieser sehr seltenen Nebenwirkung betroffen.

Vielleicht kann ich dir ja helfen: meine Maximaldodis lag bei 105 mg im Sommer 2017. Nachdem ich damit kein Craving mehr hatte, habe ich bereits ab August 2017 bis Ende Oktober 2017 sehr langsam auf 75 mg reduziert und diese Dosis bis zum Ende des Jahres beibehalten. Ab Januar 2018 habe ich in 2,5 mg Schritten (eine halbe 25er gegen eine 10er ausgetauscht) pro Woche sehr langsam ausgeschlichen, im August 2018 war ich dann auf Null.

Abstinent war ich von März 2017 bis April 2018. Mein Ziel war nie die lebenslange Abstinenz, sondern das kontrollierte Trinken. Zwar ihatte ich ch mir das nicht fest vorgenommen, aber von Ende April bis Ende September habe ich dann kontrolliert getrunken. Am 29.9.2018 hatte ich dann leider einen Kontrollverlust, habe mit massivem Verlangen innerhalb einer Stunde ein Flasche Roséwein konsumiert. Danach habe ich bis zum Ende des Jahres nichts mehr getrunken, was insgesamt nicht schwer war. Aktuell habe ich mich entschlossen, weitere 15 Monate abstinent zu bleiben. Meine Vermutung ist, dass ich nicht ohne Baclofen kontrolliert trinken kann und daher die Abstinenz wohl der einzige Weg sein wird, da ich Baclofen nicht dauerhaft nehmen möchte. Derzeit klappt es gut, natürlich mit Notfalltablette, wenn es sein muss, ich brauche sie aber sehr selten.

Zu deinen Fragen: ich glaube, dass die Wirkung von Baclofen bei mir endgültig Ende September weg war, also 4 bis 5 Wochen nach der letzten Einnahme. Rein rechnerisch sollte es natürlich früher komplett aus dem Körper heraus sein, aber man muss ja nicht immer alles erklären können. Ausschleichen würde ich an deiner Stelle auch sehr langsam, aber ich glaube 5 mg pro Woche sind auch o.k. Was ist denn dagegen einzuwenden, dass du Baclofen in einer deutlich niedrigeren Dosis weiter nimmst? Ich würde das tun, hätte ich nicht diese blöden depressiven Symptome (in erster Linie eine massive Antriebsminderung). Ich würde dann runterdosieren bis zu dem Punkt an dem das Verlangen wieder kommt. Dann würde ich bei der Dosis drüber bleiben.

Frau Dr. Schnell, eine Ärztin in Regensburg, die sehr viele Patienten mit Baclofen behandelt, empfiehlt übrigens eine dreijährige Einnahme von Baclofen unter Abstinenz, dann einen Absetzversuch. Und da bist du ja nun deutlich drüber.


Ich wünsche noch einen schönen Sonntag
LG Fallada

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon DonQuixote » 6. Januar 2019, 08:41

Hallo Moni!

Was für eine Freude, Dich nach so vielen Jahren wieder mal in unserem Forum anzutreffen :vic

Und dann auch noch dies:

Moni hat geschrieben:Ich nehme seit 4 Jahren Baclofen ein und trank von diesem Zeitpunkt an keinen Tropfen Alkohol mehr:-)

Alles klar :vic

Dann allerdings:

Moni hat geschrieben:Heute bin ich bei einer Tagesdosis von 150-175 mg. Es geht mir nicht mehr gut mit so einer hohen Dosis.

Was ist das genau, das da "nicht mehr gut" geht? Kannst Du das irgendwie beschreiben?

Fragt DonQuixote

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon shelf » 6. Januar 2019, 09:11

Hallo Fallada,

Fallada hat geschrieben:Zu deinen Fragen: ich glaube, dass die Wirkung von Baclofen bei mir endgültig Ende September weg war, also 4 bis 5 Wochen nach der letzten Einnahme. Rein rechnerisch sollte es natürlich früher komplett aus dem Körper heraus sein, aber man muss ja nicht immer alles erklären können. Ausschleichen würde ich an deiner Stelle auch sehr langsam, aber ich glaube 5 mg pro Woche sind auch o.k. Was ist denn dagegen einzuwenden, dass du Baclofen in einer deutlich niedrigeren Dosis weiter nimmst? Ich würde das tun, hätte ich nicht diese blöden depressiven Symptome (in erster Linie eine massive Antriebsminderung). Ich würde dann runterdosieren bis zu dem Punkt an dem das Verlangen wieder kommt. Dann würde ich bei der Dosis drüber bleiben.

Du beziehst dich auf die gabaerge Wirkung von Baclofen.
Diese nimmt nach erreichen von Null nur langsam ab. Stimulierst du GABA-A künstlich (zB durch Alk) dann geht das natürlich schneller.

So wie ich es verstanden habe ist der "normale" Vorgang (vereinfacht) so:
GABA-A wird stimuliert, GABA-B zieht (mit wesentlich schwächerer "Wirkung") nach um wieder Auszugleichen.
Negative "Nachwehen" bleiben aus.

Ist dieses System gestört (GABA-B wird nicht, oder zu schwach aktiviert) wird der Konsum von GABA-A Stimulanzien zur Sucht.

Dass du nach längerem kontrollierten Trinken wieder einen Kontrollverlust hattest deutet (aus meiner Sicht) darauf hin dass dieses natürliche Regulativ bei dir nicht (oder nicht ausreichend) funktioniert.
Auch bei völligem Alkoholverzicht KANN also nach längerer Zeit wieder Craving auftreten, da GABA-A auch auf natürlichem Weg stimuliert wird.

Fazit:
Kontrolliertes Trinken nicht ohne regelmäßige Baclofen-Einnahme.
Stabile und zufriedene Abstinenz nicht ohne "gelegentliche" (oder regelmäßige niedrig dosierte) Einnahme von Baclofen.

Baclofen "ersetzt" quasi ein kaputtes Rädchen im Getriebe.
Es kann dadurch die Sucht unwirksam machen, aber ein "neues natürliches Rädchen erschaffen" kann es meiner Ansicht nach nicht.
Du wirst also auch nach erfolgreicher Abkehr vom süchtigen Verhalten nicht zum "Normalo".

Der Wunsch ohne Baclofen leben zu wollen ist zwar nachvollziehbar, aber wenn jemand die Sonne nicht verträgt rät jeder zu Sonnenschutz.

LG

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Fallada » 6. Januar 2019, 10:43

...dann bleibt mir nur, mit Notfalltablette zu arbeiten. Ich kann Baclofen nicht dauerhaft regelmäßig einnehmen, auch in niedriger Dosierung sind die Nebenwirkungen zu schlimm. Würde es sonst tun, vielleicht habe ich mich da mißverständlich ausgedrückt. LG

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon shelf » 6. Januar 2019, 11:42

Notfalltablette ist so erstmal nicht verkehrt.
Ich hatte es schon so verstanden dass du gern regelmäßig in kleiner Dosis weitermachen würdest wenn du es besser vertragen würdest.
Regelmäßig muss nicht täglich sein. :wink:
Durchaus denkbar dass bei dir 2x pro Woche 10mg bereits ausreichen um kein Craving aufkommen zu lassen.
Vielleicht mehr, vielleicht auch weniger.

LG

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Lucidare » 6. Januar 2019, 11:46

Hallo Fallada,

Fallada hat geschrieben:...dann bleibt mir nur, mit Notfalltablette zu arbeiten. Ich kann Baclofen nicht dauerhaft regelmäßig einnehmen, auch in niedriger Dosierung sind die Nebenwirkungen zu schlimm. Würde es sonst tun, vielleicht habe ich mich da mißverständlich ausgedrückt.


Ne, hast du nicht. [mocking] Es hängt alles nur von vielen verschiedenen Faktoren ab. Beispiele dafür sind (die mir spontan einfallen) @Mellchen, @Suchtreisender, @Gretikatz oder meine Wenigkeit, die Baclofen komplett abgesetzt haben. Ich habe aber auch meine "Klippen", wie ich das hier beschrieben habe. Obwohl es so im Alltag stabil ist, haben mich in der Vergangenheit wohl durchaus einige Erlebnisse traumatisiert. Beim "erwecken" alter Geschichten" wird's kritisch. Wenn das mit einer Notfalldosis Baclofen überstanden werden kann, ist doch alles gut.

Alles andere ist wirklich hyperindividuell. Eine heutige Medikamentenmenge von X kann übermorgen schon wieder zu viel sein. Ein klassisches Beispiel ist meine ehemaliges Luxuseinschlafmedikament Quetiapin. Angefangen hatte ich mal mit 100mg täglich, 50mg täglich, 50mg sporadisch und 25mg sporadisch. Die Wirkung des Medikamentes hat sich immer weiter verstärkt. Die gewünscht Sedierung über Nacht zog sich immer mehr in den nächsten Tag hinein. Weiter teilen war mir zu blöd, als habe ich die entsorgt. (Ich habe jetzt das Baclofen wiederentdeckt, geht auch! good ).

Genauso kann es mit dem Baclofen natürlich auch sein. Durch Veränderungen der Hirrnchemie oder dem Wegfall von Stressoren ist es zuviel und wird vielleicht auch als unangenehm empfunden. Zum kontrollierten Trinken: Was ist das? Ich nasche auch ab und zu. Was ich allerdings strikt vermeide ist "Frustsaufen". Bei dem Wunsch sich in einen anderen Gemütszustand zu versetzen, sollten alle Alarmglocken klingeln und man das Glas gar nicht erst anfassen.

Ich persönlich habe eine gewisse Neugierde und daraus entwickelt sich eine gewisse Experemtierfreudigkeit. Da sich meine Grundkrankheit gebessert hat, bringt mir der Alkohol keinen Vorteil mehr. Ich möchte das als langweilig bezeichnen. Mir ist Silvester ein Glas Sekt angeboten worden. Milder, lauwarm *schüttel*. Ich habe daran genippt und es dann unauffällig in einer Ecke entsorgt. [cool]

Zu unnötigen Experimenten rate ich keinem. Allein der Wunsch, mit Baclofen oder ohne, "irgendwann" mal wieder "kontolliert" zu trinken, zeugt ein bissl von Verlustängsten. [pardon] Wenn bei einem das Baclofen wirkt (das Glück hat auch nicht jeder), sollte man sich an der Wirkung erfreuen und dies nicht als Makel sehen. [angel] Werden kritische Situationen (mit oder ohne Notfalldosis) ohne große Schrammen überstanden, kann man stolz auf sich sein und muss nicht erschrecken. Ich habe mich neulich diebisch gefreut eine Lösung gefunden zu haben, habe mich vor die Pulle gestellt und so [blum] gemacht.

Meiner Meinung nach spürt man, wenn man das Baclofen absetzen kann. Es wird mal 'ne Tablette vergessen, vielleicht ist ein gewisses "Sicherheitsgefühl" vorhanden ect.. Wenn Unsichertheit da ist: Sein lassen! Wenn Du mit einer Notfalldosis klar kommst, ist das doch positiv. Auch wenn kurzzeitge Nebenwirkungen ertragen werden müssen. Ist immer noch besser als eine totaler Rückfall in alte Muster. [cool]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Lucidare » 6. Januar 2019, 12:09

@Moni, entschuldige bitte! [sad] Bei uns ist im Moment ein wenig Hektik. [runner]

Moni hat geschrieben:[...] ich nehme seit 4 Jahren Baclofen ein und trank von diesem Zeitpunkt an keinen Tropfen Alkohol mehr:-)


Glückwunsch noch zu Deiner Leistung! [good]

LG
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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Fallada » 6. Januar 2019, 21:14

Liebe Moni,

Entschuldige, jetzt ging es doch sehr über mich. Aber das hilft vielleicht ja auch. Mich würde auch sehr interessieren, warum Baclofen dir nicht mehr gut bekommt.

Ich bin ja hauptsächlich im Nachbarforum unterwegs. Schreibe dort auch weiter, wer möchte kann hier nachlesen: Fallada's Weg

Danke Lucidare, du hast mich auf eine Idee gebracht.

LG Fallada

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Lucidare » 7. Januar 2019, 12:18

Hallo,

Fallada hat geschrieben:Entschuldige, jetzt ging es doch sehr über mich. Aber das hilft vielleicht ja auch. Mich würde auch sehr interessieren, warum Baclofen dir nicht mehr gut bekommt.


Ich hatte meine Begrüßung in der Hektik auch etwas daneben gesetzt. [blus] Allerdings kann man durch solche Diskussionen durchaus Erkenntisse für sich selber ziehen. Ich denke, @Moni wird uns noch einmal verzeihen... [smile]

Ich bin ja hauptsächlich im Nachbarforum unterwegs. Schreibe dort auch weiter, wer möchte kann hier nachlesen: Fallada's Weg

Dafür muss man sich aber im Nachbarforum anmelden. [pardon]

Danke Lucidare, du hast mich auf eine Idee gebracht.


Lasse mich bei Gelgenheit einmal wissen, welche Idee das ist. :wink:

LG
Zuletzt geändert von Lucidare am 7. Januar 2019, 14:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Fallada » 7. Januar 2019, 13:57

Lucidare hat geschrieben:Lasse mich bei Gelgenheit einmal wissen, welche Idee das ist.

LG Fallada
Hihi...heisst du jetzt auch Fallada?

Die Idee ist, es tatsächlich einfach mal mit 2 x 12,5 mg die Woche zu versuchen. Aber jetzt mache ich erst mal nur mit Notfalltablette weiter. Hat ja bisher 3 Monate lang geklappt, damit abstinent zu bleiben. Das letzte Woche (zwei Gläser Rotwein mit Freunden) zähle ich nicht als Vorfall oder gar Rückfall, weil ich weder wegen Craving noch aus Frust getrunken habe noch hatte ich einen Kontrollverlust.

LG Fallada

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Lucidare » 7. Januar 2019, 15:56

Hi,

Fallada hat geschrieben:
Lucidare hat geschrieben:Lasse mich bei Gelgenheit einmal wissen, welche Idee das ist.

LG Fallada
Hihi...heisst du jetzt auch Fallada?


Uuuups! Sorry, da war wohl noch'n Rest vom Zitieren übrig... [cool]

Die Idee ist, es tatsächlich einfach mal mit 2 x 12,5 mg die Woche zu versuchen.


Die Idee war jetzt so explizit nicht von mir. [cool] Ich würde es vielleicht mal mit 12,5mg/d zur Nacht versuchen. Hört sich unkonventionell an aber man würde die Nebenwirkungen verschlafen.

Hat ja bisher 3 Monate lang geklappt, damit abstinent zu bleiben. Das letzte Woche (zwei Gläser Rotwein mit Freunden) zähle ich nicht als Vorfall oder gar Rückfall, weil ich weder wegen Craving noch aus Frust getrunken habe noch hatte ich einen Kontrollverlust.


Das wird dann wohl alles doch ein bisschen OT. [mocking] Die Diskussion wird in den Foren immer wieder regelmäßig geführt. "Kontrolliertes" oder "moderates" Trinken, gerne nach eigenem Gusto, scheint eine erstaunliche Anziehungskraft zu haben. Vor allem für Leutchen mit einem (ehemaligen) Alkoholproblem. Ob man damit seinen eigenen Ego streicheln will, neidisch auf die "Normalen" ist oder einfach Angst hat, sich durch Abstinenz als ehemaligen Alkoholproblematiker*inn erkennen zu geben, entzieht sich meiner Kenntnis. Wegen des Geschmackes oder doch gerne ein leichter Rausch? Gelerntes Ritual?

Das soll jede*r so machen wie sie/er mag. Sicher sind zwei Gläser Rotwein im Grunde nicht erwähnenswert. Dies jetzt nicht auf Dich bezogen aber wenn eine diese zwei Gläser verunsichern, unsicher machen wieder aufhören zu können oder in alte Muster zu verfallen, sollte man es lassen. Bei mir scheint die Grundproblematik nicht der Alkohol sondern die Angst gewesen zu sein. Mittel zum Zweck. Ohne Angst braucht man kein "Mittel" mehr. Ausgenommen der "alten Geschichten" ist die Problematik für mich ganz weit weg und dafür habe ich eine Lösung gefunden.

Ich würde von meinen gelegentlichen Naschereien eigentlich nicht berichten. Ich habe viel zu viel Angst zu "verführen". Andererseits wäre es nicht ehrlich, das zu verschweigen. Das kontrollierte oder moderate Trinken stelle ich mir ziemlich stressig vor. Es ist ein ständiges "anfüttern" der Rezeptoren. Vor allem wenn man dieses aus einer erlangten Abstinenz startet. Umgekehrt, von einer gewissen Menge X auf 2 Gläser runterzukommen ergibt da für mich eher einen Sinn. Der "ideale" Weg ist nunmal eine längere Abstinenz, um dem Gehirn die Chance zur Regeneration zu geben und sich andere Verhaltensweisen anzueignen. Wenn ich mir dann 1000% sicher bin, das dieses Glas das Einzige bleibt, kann das auch mal gut gehen. Es kann natürlich aus dem einen Stück Schokolade doch wieder die ganze Tafel werden. Vieles hängt auch davon ab, welcher Trinkertyp man ist. Die Wahrscheinlichkeit als ehemaliger Schwerstabhängige*r "Kt" zu praktizieren stufe ich als sehr gering ein.

Sicher, unter Baclofen mag der "moderate" Konsum "einfacher" sein und Schlimmeres wird vermieden. Aber wozu? Eine Unverträglichkeit von Lactose und Gluten gehört heute schon zum guten Ton. Alkoholunverträglickeit noch nicht so sehr.

LG
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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Fallada » 7. Januar 2019, 21:56

Genau darum geht es: ich bin nicht sicher genug. Und ich will mich nicht quälen. Nach 13 Monaten Abstinenz und 4 Monaten moderatem Trinken OHNE mich zu quälen hatte ich einen Vorfall mit Kontrollverlust. Dann 3 Monate wieder Abstinenz, dann der Genuss mit Freunden...sieht ja ganz gut aus. Wenn da nicht der Kontrollverlust im September gewesen wäre und die Unsicherheit nach dem Abend mit meinen Freunden. Drum bleibe ich jetzt wieder abstinent. Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich keinen Alkohol trinken möchte, das wird auch von fast allen respektiert und wer es nicht respektieren möchte ist mir nicht wichtig. Mein Grundproblem habe auch ich weitestgehend im Griff. Und was bitte soll schwerstabhängig sein? Für mich gibt es nur abhängig oder nicht abhängig. Mein maximaler Konsum war 1 Flasche Wein am Abend, ganz selten 1 1/2. Aber die eine Flasche Wein eben jeden Abend und es hat mich unglücklich gemacht, trotzdem kam ich lange nicht los davon, körperliche Entzugserscheinungen hatte ich keine. Wie will man das werten? Manche halten sich bei vergleichbarem Konsum für nicht abhängig. Wie auch immer - unsere Wege sind nun mal verschieden und allgemein gültige Lösungen gibt es nicht, es muss jeder für sich selbst entscheiden.

Eine gute Nacht
wünscht Fallada

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Jack1957 » 7. Januar 2019, 22:53

Ich halte es auch für sicherer, auf das "ständige Anfüttern der Rezeptoren" (schön gesagt, Lucidare!) zu verzichten. Wenn es nur mal ein lecker Bierchen wäre, gut. Aber was da drinnen in der Black Box dann alles abgeht, macht mir Angst. Allerdings erst neuerdings, seit ich mich mit diesen neurologischen Ebenen näher beschäftigt habe. Ist ja wirklich wie so'n JoJo-Effekt, auf den ich keine Lust mehr habe. Das Ziel der "zufriedenen Abstinenz" ist bei mir noch lange nicht erreicht, aber ich merke, wie sich die inneren Widerstände gegen das "nie mehr was trinken dürfen" langsam abbauen und neuen Sichtweisen Platz machen. Klar, sind Prozesse, die Zeit brauchen. Jetzt will ich es mal wissen, was eigentlich passiert, wenn ich es sein lasse. Was dann an die Stelle tritt, wo vorher der Alkohol gethront hat. Und die Suche nach Alternativen kann ja auch spannend sein. Ob es funktioniert, weiß ich natürlich erst im Hinterher, aber dafür muß ich mich auch mal ganz einlassen auf das Experiment "ohne klar zu kommen". Und verdammt noch mal: Entspannung muß doch auch anders möglich sein ...
Jack

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Lucidare » 8. Januar 2019, 12:56

Hallo Fallada,

naja, ich finde das "ganz" könntest Du streichen. Du ziehst doch die richtigen Konsequenzen.

Fallada hat geschrieben:Und was bitte soll schwerstabhängig sein? Für mich gibt es nur abhängig oder nicht abhängig.


Im Grunde ja. Es gibt hier aber mal wieder "Schubladen" für Konsummuster und Menge. Das sind einerseits die verschiedenen "Trinkertypen" und anderseits ist die verschiedene Symptomatik auch genaustens geregelt. Es gibt noch andere Beispiele, auf die Verlinkung verzichte ich aber.

Der empfundene Leidensdruck hat für mich persönlich nichts mit der konsumierten Menge zu tun. Betroffene, die erkennen das man sich auf einen falschen Weg befindet, die Toleranz nach oben ausbremsen und das Ganze aus eigener Kraft dann noch in's Gegenteil verändern haben meine volle Bewunderung. Mir war das zum Schluß streckenweise nicht mehr vergönnt. Das geht mit einem totalen Kontrollverlust einher. Kontrollverlust bedeutet, dass die konsumierten Mengen nicht mehr von einem selbst beeinflusst werden können. Ohne handfeste "externe" Hilfe ist dann nicht mehr viel möglch. Eine "Trinkerkarriere" hat leider ihre Stufen und Nuancen.

Kurzum: Menschen wie Du, die die Kontrolle verteidigt haben werden es bei solchen Experiment wohl leichter haben, als Betroffene die den totalen Kontrollverlust über längere Zeit schon erlebt haben. Du sprichst bei Deinem Vorfall von Kontrollverlust. Das kann ich jetzt, sorry dafür, so nicht erkennen. Abgesehen von der konsumierte Menge bei diesem Vorfall hast Du das mit einer dreimonatigen Abstinenzphase quittiert. Mehr Kontrolle geht für mich eigentlich nicht. [pardon] Sicher erschrickt man und das kann sehr motivierend sein. Darauf das du es geregelt bekommen hast, sollte man aber auch ein bisschen Stolz sein. Das ist u.U. ein wenig quer gedacht aber das ist meine Denkweise. :grbl Troubleshooting vom Feinsten. Um nicht wieder erschrecken zu müssen kann man sein Handeln in Zukunft doch danach ausrichten, was Du auch tust.

LG
Zuletzt geändert von Lucidare am 8. Januar 2019, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon shelf » 8. Januar 2019, 16:28

Hallo Fallada,

auch auf die Gefahr hin "klugzuscheißen" oder zu nerven...

Fallada hat geschrieben:Genau darum geht es: ich bin nicht sicher genug...

Da gibt es nichts "sicher zu fühlen".

Du hast die "GABA-B-Stütze" Baclofen langsam weggezogen während du bereits moderat Alkohol konsumiert hast.
Als, nach deiner Einschätzung, die Wirkung von Baclofen nicht mehr da war hattest du einen Kontrollverlust.
( aus meiner Sicht eine nachvollziehbare Folge von "Stütze weg + moderat Alk" )

Den Begriff "Kontrollverlust" habe ich hier in der von dir beschriebenen Form "kein Ende gefunden" verwendet.

Die Frage für dich ist nicht ob das wieder passieren kann, sondern ob es dir das wert ist.

LG

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon Caterneved » 16. Januar 2019, 11:23

kein Verlangen zu haben
Vielleicht mehr, vielleicht weniger.

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Re: Baclofen absetzen

Beitragvon shelf » 17. Januar 2019, 15:43

Caterneved hat geschrieben:kein Verlangen zu haben
Vielleicht mehr, vielleicht weniger.

Aus dem Zusammenhang gerissen wirkt das Zitat reichlich sinnfrei.
Ich stelle mal eben den Zusammenhang wieder her.

"kein Verlangen ("craving") zu haben" bezog ursprünglich sich auf die Einnahme von Baclofen um craving zu vermeiden.
"vielleicht mehr / weniger" bezog sich auf die Dosierung von Baclofen.

LG


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