Einerseits-Andererseits

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon Lucidare » 16. Dezember 2018, 09:19

Moin,

shelf hat geschrieben:Dass dich die Gedanken belasten verstehe ich vollkommen.
Gerade dann ist ein offenes Wort angebracht. Eben "tut mir leid, mir ist nicht danach".


Das habe ich damals auch praktiziert. Aber erst mit einem "tut mir leid, ich kann nicht mehr". [pardon]

bimbam_u hat geschrieben:Abgesehen davon - Schwiegereltern und Eltern besuchen. Neben der ganzen Melancholie die im Raum schwebt sind da noch rd 600 km auf der Autobahn.


Die Energie ist auch nicht mehr unbegrentz vorhanden. Depressionen kosten viel Kraft. Dein Unmut kann durchaus eine Schutzreaktion sein, die Dich zur Ruhe ermahnt.

bimbam_u hat geschrieben:Jedenfalls, hab ne ganz patente Ärztin für gefunden, ambulante Psychotherapie geht im Jan los, mal schaun was dann wird.


Das ist doch schon mal eine gute und mutige Entscheidung. [good] Auch wenn keine sofortige "Wunderheilung" eintritt, können solche Gespräche sehr stark entlastend sein.

bimbam_u hat geschrieben:BAC bei 50mg, irgendwie vertrage ich keine höhere Dosis, hab paar mal versucht laaangsam hochzudosieren, vergeblich.
Nach wie vor ist der abendliche RotWein ein sehr wichtiges Gut, einfach mal runterkommen. Leider ist irgendwann abends dann wieder mal die Flasche fast leer.


Ohne irgend jemand zu nahe treten zu wollen aber von diesem "Muster" liest man hier und da öfters. Männlich, beruflich relativ erfolgreich, gegen 50 und in stabilen sozialen und familiären Verhältnissen. Baclofen kann meist nicht höher als >50mg aufdosiert werden, wegen der plötzlich auftretenden Nebenwirkungen. Scheint eine "schwierige" Gruppe zu sein. :grbl

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
bimbam_u
Beiträge: 52
Registriert: 30. Mai 2016, 17:19
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon bimbam_u » 16. Dezember 2018, 18:11

Ja, Maenner um die 50 scheinen wohl ne besondere Gruppe zu sein...
Der Beruf...abgesehen von aktuellen ziemlich miesen Tiefschlägen (arbeite nahe der Politik), bin ich halbwegs "erfolfreich" (wie man das auch immer im öffentlichen Dienst messen will), er ist irgendwie mein "Halt", da funktioniere ich ganz gut.
Nicht dass ich mich jeden Tag auf die Arbeit freue, nein, aber wenn ich am Pförtner vorbei die Zeiterfassung bediene machts irgendie "Klick"—nun musst du funktionieren, dann laufe ich 8h (und meist mehr) am Tag in einer Art Verkleidung rum, niemals würde wer auf die Idee kommen, nach Alkoholabusus oder Depressionen bei mir zu suchen.
Aktuell denk ich aber darüber nach, mal ne Auszeit zu nehmen, diese tägliche Fassade nach aussen kostet Kraft und die mag ich ich nicht mehr aufbringen.
Weihnachtslüegen— Ja, ein grosser Teil meiner Probleme (und damit auch der Alkohol) hängen bestimmt damit zusammen, dass ich mein Umfeld permanent anlüge. Meinen Eltern immer vorgaukeln, dass alles ok ist und es mir gut geht. Weihnachten heile Welt mitzuspielen, obwohl sie alles andere als das ist. Meiner Frau das Gefühl zu geben, der starke Man zu sein, obwohl ich das nicht bin, meiner Frau zu sagen dass alles super ist obwohl es das nicht ist und ich mir —um hin und wieder mal aus dieser Welt auszubrechen— heimlich ein kleines "Abenteuer" gönne.
Ja es ist ein Leben voller Lügen....
Januar 2019 gehts dann mit der Ärztin für Psychosomatik los. Bin ja durchaus therapieerfahren und daher realistisch. Die Frau hat mir bei der Vorstellung gefallen—handfest und realistisch, oft hat man ja bei Therapeuten das Gefühl, dass die selber eigentlich Fall für ne Therapie sind... Glaub, mit der Frau wirds gut werden, Alkoholabusus ist zwar nicht ihre Spezialität, aber sie ist lebenserfahren und handfest, evtl lotst die mich aus meinem Lügendschungel raus

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon Lucidare » 17. Dezember 2018, 10:05

Moin bimbam,

bimbam-u hat geschrieben:Glaub, mit der Frau wirds gut werden, Alkoholabusus ist zwar nicht ihre Spezialität, aber sie ist lebenserfahren und handfest, evtl lotst die mich aus meinem Lügendschungel raus


Versuche die Feiertage so gut wie möglich zu überstehen. Wenn Du bei der Therapeutin ein gutes Gefühl hast, kann man solche Sache wie eine Auszeit oder eine grundsätzliche Änderung seiner Lebensplanung ganz gut besprechen. Finde ich jedenfalls. Dort kann man auch, im Gegensatz zum Forum, wesentlich mehr in's Detail gehen.

Wenn Dir die Tage danach ist, einfach hier schreiben. Manchmal hilft es schon nicht alleine mit seiner Krankheit zu sein.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

laggard
Beiträge: 422
Registriert: 26. März 2016, 21:11
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 68 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Noch so ein Exemplar

Beitragvon laggard » 19. Dezember 2018, 06:53

Hallo zusammen ,
bimbam_u hat geschrieben:Ja, Maenner um die 50 scheinen wohl ne besondere Gruppe zu sein.

da funktioniere ich ganz gut

niemals würde wer auf die Idee kommen, nach Alkoholabusus oder Depressionen bei mir zu suchen


Aber Hallo !! ...da erkenne ich mich ja sowas von wieder
Ich bin sogar der Motivator in unserem Laden , weil mir das echt Spass macht
Nur das mit der Frau habe ich geändert ...vor ca 2 Jahren habe ich mich da als Alki geoutet....eine der besten Entscheidungen in meinem Leben
Seitdem weiss sie , das ich manchmal einfach trinken muss......warum auch immer ......ist ja nicht immer nachvollziehbar

bimbam_u hat geschrieben:aber sie ist lebenserfahren und handfest, evtl lotst die mich aus meinem Lügendschungel raus

Viel Erfolg , Bimbam
Hilfe anzunehmen ist immer gut
Das viele Lügen muss doch sehr anstrengend sein ,oder ?

Ich war schon 2 Monate nicht mehr bei meinem Therapeuten
Die Krankenkasse hat mich schon angeschrieben
Ausser einem netten Gespräch komme ich da nicht weiter


by the way :Gibts eigentlich dieses Jahr wieder Lichterketten zum Frustablassen , Don ? [biggrin] [biggrin]
[biggrin] [biggrin]

VG Laggard

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon Lucidare » 19. Dezember 2018, 07:15

Moin Laggard,

schön mal wieder was von Dir zu lesen! [good]

laggard hat geschrieben:by the way :Gibts eigentlich dieses Jahr wieder Lichterketten zum Frustablassen , Don ? [biggrin] [biggrin] [biggrin] [biggrin]


Stimmt! Ich war schön die ganze Zeit am Grübeln, was mir dieses Jahr vor Weihnachten gefehlt hat... :grbl

Das isses! [biggrin]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

laggard
Beiträge: 422
Registriert: 26. März 2016, 21:11
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 68 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon laggard » 19. Dezember 2018, 07:54

Hi Lucidare
gehts dir gut ?
Lucidare hat geschrieben:schön mal wieder was von Dir zu lesen!


Ich schau hier regelmässig rein
Als stiller Mitleser
Ist ein gutes Zeichen ,wenn ich wieder schreibe
....ich setzte mich wieder mit meinem Konsum auseinander

Überstundenabbau ...Papa hat schon Weihnachtsruhe ...gääääähn :kst
Stimmung entspannt bis leicht euphorisch
Direkt mal ein bischen planen ,sonst leg ich nur auf dem Sofa mit TV und Playstation [mocking]

Lucidare hat geschrieben:Stimmt! Ich war schön die ganze Zeit am Grübeln, was mir dieses Jahr vor Weihnachten gefehlt hat...

Bischen Schnee im Hintergrund wäre auch toll
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau :vgn

VG

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon Lucidare » 19. Dezember 2018, 12:17

Hi,

laggard hat geschrieben:[...] gehts dir gut ?


Jo, läuft... Allerdings mutieren wir hier langsam zum Familientreffpunkt. Wie auch an Weihnachten. Ich bin schon am überlegen, ob man Knödel und Kartoffeln unbedingt Kochen muss, wieviel Salz Gemüse verträgt bis es sich gänzlich zersetzt und wie die Gäste mit dem Essen von kandiertem Großgeflügel klar kommen. Hammer und Meisel würde ich dazu reichen... [cool]

Ist ein gutes Zeichen ,wenn ich wieder schreibe
....ich setzte mich wieder mit meinem Konsum auseinander


Na dann mal los. [good]

Stimmung entspannt bis leicht euphorisch


Ist doch cool... good Das Glück hat auch nicht jeder. [blum]

Bischen Schnee im Hintergrund wäre auch toll
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau :vgn


Genau. Mal sehen, vielleicht ist der Admin in Stimmung im Keller nach den Glühbirnen zu suchen. Schneien tut es hier meist nur, wenn es in Helvetien auch schneit. Hoffentlich macht der Klimawandel uns da keinen Strich durch die Rechnung... :grbl Egal, ich habe Deinen Beitrag oben mal "gemeldet". [mocking]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
bimbam_u
Beiträge: 52
Registriert: 30. Mai 2016, 17:19
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon bimbam_u » 2. Januar 2019, 20:42

Das Angebot war meiner Wahrnehmung nach, sich auch mal den Frust von der Seele schreiben zu dürfen. Nehme ich hiermit an...
Aber als allererstes freue ich mich über die Resonanz und darüber, dass Altbekannte sich gemeldet haben. Zudem tut es gut zuwissen, dass es andere gibt, die in einer ähnlichen Situation sind.
Endlich vorbei die Weihnachts-und Silvestertage.
Alles eigentlich gut soweit, alle haben sich gut verstanden -ausnahmsweise-, nun noch der Luxus, bis zum 6.1 frei zu haben.
Die Tage bin hierhin sind ziemlich verflogen, über Nacht schlafe ich rd 10-12 Stunden, dazu schlafe/döse ich noch nach dem Mittagessen für 2h. Wer schläft sündigt -und va säuft - nicht....
Was mich maximal stört, ist dass diese Ruhe nicht in positive Energie umgesetzt werden kann, neben vielem Schlafen kommt so ab 18h das Gefühl nach dem entspannenden Rotwein unerträglich stark zum Vorschein.
Ach irgendwie würd ich eigentlich den Lebenrest gern so verbringen, lange schlafen, guter Kaffee und Abends guter Rotwein. Aber natürlich geht das nicht, irgendwie muss ich die Kurve wieder kriegen, statt 10 nur 8 h Schlaf, Sport machen, deutlich weniger Rotwein. Ach ja, und weniger rauchen.
Null Ahnung wie das gehen soll, aber mit dieser null Ahnung starte ich schon ne Ewigkeit in ein neues Jahr. Und 50 bin ich damit schon geworden, wenns noch paar Jahre hinhaur wars nicht dasAllerschlechteste... Aber evtl hilft mir die Psychothreapeutin weiter, da gehe ich ab Mitte Jan hin, schaun mer mal.
Ich entschuldige mich für dieses wohl belanglose Zeug, aber ... wollts mal aufschreiben. Zumindest merk ich dabei, wie unendlich dämlich ich bin aber auch wie wenig hoffnungsvoll ich bin, aus diesem Mist rauszukommen

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon shelf » 2. Januar 2019, 23:14

Hallo bimbam_u,

wofür entschuldigst du dich? Du warst in keiner Weise unflätig oder beleidigend.

Und, ja, es ist (das sehe sicher nicht nur ich so) nicht nur erlaubt, sondern durchaus erwünscht dass man sich mal "auskotzt".
Schließlich kommt dabei rum was den einzelnen beschäftigt und/oder belastet.
Das bleibt sonst im Dunkel und somit "unbeachtet".

bimbam_u hat geschrieben:Zumindest merk ich dabei, wie unendlich dämlich ich bin aber auch wie wenig hoffnungsvoll ich bin, aus diesem Mist rauszukommen

Dämlich wäre es "gar nichts zu tun" - eine Bedingung die du offensichtlich nicht erfüllst.
"Wenig hoffnungsvoll"? Hoffnung ist die Planung der Einfältigen.
Bissel Zweckoptimismus kann hingegen nicht schaden.

Wie wäre es abends mit einer "Notfalldosis"?
Du könntest dadurch Zeit gewinnen - beziehungsweise "Saufzeit verlieren" was allemal ein Gewinn wäre.

Das Schlafbedürfnis reduziert sich von ganz alleine je weniger Alkohol im Spiel ist.
Nach'm Mittag eine Runde dösen mach ich auch ganz gerne mal - oder ich gehe spazieren.

bimbam_u hat geschrieben:Ach irgendwie würd ich eigentlich den Lebenrest gern so verbringen, lange schlafen, guter Kaffee und Abends guter Rotwein.

So ähnlich dachte ich auch mal - heute sehe ich das anders.
Mir geht es nicht darum "etwas aus meinem Leben zu machen", das überlasse ich anderen.
Aber mich der seichten Glückseligkeit hinzugeben die der Alkohol mir bieten könnte erscheint mir nicht mehr erstrebenswert - im Gegenteil.
Da lupfe ich lieber mein Gesäß und begebe mich auf die Suche nach echtem Schönem.
Und da gibt es für jede Stimmungslage etwas. Allerdings erkennt man es nur mit wachen Sinnen und dem steht der Alk entgegen.

Geh es in Ruhe an und vermeide Stagnation.

LG

Benutzeravatar

laggard
Beiträge: 422
Registriert: 26. März 2016, 21:11
Hat sich bedankt: 212 Mal
Danksagung erhalten: 68 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon laggard » 3. Januar 2019, 21:01

Servus ,
bimbam_u hat geschrieben: Zudem tut es gut zuwissen, dass es andere gibt, die in einer ähnlichen Situation sind.

.... sehr viele sogar
Leider lesen die wenigsten hier im Forum
Baclofen ist leider immer noch ein sozialer Underdog [unknown]

bimbam_u hat geschrieben:Ach irgendwie würd ich eigentlich den Lebenrest gern so verbringen, lange schlafen, guter Kaffee und Abends guter Rotwein. Aber natürlich geht das nicht, irgendwie muss ich die Kurve wieder kriegen, statt 10 nur 8 h Schlaf, Sport machen, deutlich weniger Rotwein. Ach ja, und weniger rauchen


Hört sich eher nach Sehnsucht an als wie nach "Ich brauche Hilfe" [help]

Wie wichtig ist dir der Alkohol ?


Egal...schön von dir zu lesen
Du hast angefangen dich einer unbequemen Wahrheit zu stellen good

shelf hat geschrieben:Hoffnung ist die Planung der Einfältigen.
Geil good
shelf hat geschrieben:Das Schlafbedürfnis reduziert sich von ganz alleine je weniger Alkohol im Spiel ist.

Stimmt
Gibts abends kein Alk , komme ich ohne Mittagsschläfchen aus
Wobei Bac auch wach macht ...je nachdem

shelf hat geschrieben:Aber mich der seichten Glückseligkeit hinzugeben die der Alkohol mir bieten könnte erscheint mir nicht mehr erstrebenswert - im Gegenteil.
Da lupfe ich lieber mein Gesäß und begebe mich auf die Suche nach echtem Schönem.
Und da gibt es für jede Stimmungslage etwas. Allerdings erkennt man es nur mit wachen Sinnen und dem steht der Alk entgegen.

Shelf "at its best " doppd
Wie schon oft kickt mich so eine Aussage zur Nüchternheit enorm

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon Lucidare » 3. Januar 2019, 23:11

Hi bimbam,

bimbam_u hat geschrieben:Die Tage bin hierhin sind ziemlich verflogen, über Nacht schlafe ich rd 10-12 Stunden, dazu schlafe/döse ich noch nach dem Mittagessen für 2h. Wer schläft sündigt -und va säuft - nicht....
Was mich maximal stört, ist dass diese Ruhe nicht in positive Energie umgesetzt werden kann, neben vielem Schlafen kommt so ab 18h das Gefühl nach dem entspannenden Rotwein unerträglich stark zum Vorschein.
Ach irgendwie würd ich eigentlich den Lebenrest gern so verbringen, lange schlafen, guter Kaffee und Abends guter Rotwein. Aber natürlich geht das nicht, irgendwie muss ich die Kurve wieder kriegen, statt 10 nur 8 h Schlaf, Sport machen, deutlich weniger Rotwein. Ach ja, und weniger rauchen.


Erst mal Glückwunsch, dass Du noch so schön schlafen kannst. [smile] Normalerweise kann man die Ruhe versuchen zu genießen. Weil, normalerweise erholt man sich in der Zeit und diese Zeit sollte auch gennommen werden. Der Idealzustand ist das "Seelebaumelnlassen" ohne trübe Gedanken.

Ich verfüge nur über eine gewisse "Betroffenen-Küchenpsychologie", habe auch verschiedene Phasen durchlebt. Ich habe dieses Phase, von der Du berichtest, immer als Grenzgängertum bezeichnet. Es werden bestimmte Dinge getan die nicht "gut" sind, das schlechte Gewissen meldet sich und es muss was dagegen getan werden. Dann wird eine gewisse Zeit "dagegen" gearbeitet, es geht einem wieder etwas besser, ist ja alles nicht soo schlimm, wir können ja mal wieder Einen usw.. Oder es wird erkannt, dass das Loswerden gar nicht so einfach ist... Auf alle Fälle meldet sich das schlechte Gewissen wieder. Das führt wiederum zu einem permanten Krieg gegen sich selbst. Wer Krieg gegen sich selbst führt läuft immer Gefahr, sich selbst dabei niederzumachen.

Ich bin auch Anhänger der "Systemeimgrünenbereichtheorie". Wenn alles sozial- und gesundheitsverträglich läuft, man mit sich selbst einigermaßen im Reinen ist? Was solls... Du bist garantiert nicht der oder die Erste, die oder der meint, mit 50 eben sein Leben nochmal komplett umkrempeln zu müssen. Weil er oder sie ja mindestens hundert werden will. Dann kommt einem dabei auch noch die Erkenntnis, dass früher einiges einfacher war... [pardon] Ich verrate Dir noch ein Geheimnis: Sicher ist 12 Stunden schlafen, guter Kaffee am Morgen und guter Rotwein am Abend eine verlockende Option. Wenn Geist und Körper noch ganz gut funktionieren, wird Dir das über kurz oder lang tierisch auf den Keks gehen.

Es ergeht sich bei mir bei den "Grenzgängern" auch immer wieder der Eindruck, den Alkohol auch nicht so wirklich "abgeben" zu wollen (wie gesagt, mein Eindruck). Es besteht vordergründig auch keine Notwendigkeit. Oder anders: Was kommt danach? Ich habe auch manchmal das Gefühl das die Leutchen Angst haben, dass Baclofen wirkt oder wirken könnte. Ist aber nur so'n Gefühl... :grbl Bei den Leutchen ist das aber eher noch eine "Kann-" und keine "Mussoption". Der Volksmund sagt, dass der oder die Betroffene erst "in der Gosse landen muss um schlau zu werden".

Ich erwähne auch gerne wieder, dass unter dem Einfluss von Alkohol die wenigsten Psychopharmaka ihre volle Wirkung entfalten können. Das ist, so bitter es klingt, für mich irgendwie eine Alibihandlung. Mir geht es schlecht, ich muss etwas ändern aber... selbst erlebt. Grundsätzlich bist Du mit Deiner derzeitigen Situation garantiert kein Einzelfall. Vielleicht trägt das noch etwas mehr zur Beruhigung bei. Du hattest etwas weiter oben geschrieben, dass Dein Sohn sich mit Deiner Frau über Deine Lage unterhalten haben. So etwas kann auch positiv angenommen werden. Vielleicht macht man sich wirklich Sorgen und nicht nur darum, dass der "Lastesel" ausfallen könnte.

Einem Depressiven zu sagen "mach mal" grenzt für mich schon an Körperverletzung. [mocking] Genau wie einem Angstler zu sagen, da ist doch nichts dabei. Versuch doch mal, im Kleinen anzufangen. Vom Kleinem zum Großen. Wer nur liegt sollte mit dem Sitzen anfangen. Wenn man richtig fest sitzt, übt man das Aufstehen. Wenn Du stehst, kannst Du die ersten Schritte wagen. Kt finde ich in Ordnung. Vor allem die "Spitzen" zu kappen. Möglichst Vollräusche zu vermeiden, statt 2 Pullen Wein an einem Tag und dann wieder nix, lieber jeden Tag eine. Über die Woche in der Menge eine Gesamtreduktion zu ereichen, sollte das Ziel sein.

Eigentlich wollte ich schon ab dem 19. September nicht mehr explizit so viel hier schreiben. Ich wollte das aber eben noch "loswerden". Vielleicht schaffts Du einen Zustand, an dem Du Deine 2 oder 3 Gläser Rotwein am Abend genießen kannst. Ist alles nicht WHO-konform, ich weiß. Ich bleibe aber entschieden bei meiner Lebensweisheit number1: Lieber annähernd richtig als zu 100% falsch. Versuche das Ganze nebenher laufen zu lassen. Ich trinke, ja. Ich bin von Depressionen und Ängsten durchsetzt, ja. Ich fange aber an und ich weiß, dass ich mich nicht sofort an Erfolgen erfreuen kann. Ich arbeite aber trotzdem an einer Stelle. Im Stillen und für mich. Versuche, einen positiven Gedanken zu fangen. Nur für Dich. Das ist dann Deiner und den kann Dir keiner nehmen oder zerstören. Weil es Deiner ist. Dein Geheimnis.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
bimbam_u
Beiträge: 52
Registriert: 30. Mai 2016, 17:19
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon bimbam_u » 4. Januar 2019, 23:04

besonderes herzliches "Hallo" an Shelf, Laggard und Lucidare
als ich bei meinem letzten Beitrag auf "absenden" gedrückt habe, kam ich mir wenig später total dämlich vor. Was sollen die Menschen denken,denen es bei weitem schlechter geht als mir?
Deshalb freue ich mich umso mehr über die vielen Zeilen. Bin zwar nicht der Allerdümmste, aber .... gleichwohl, brauche ich noch etwas Zeit um über die wirklich sehr inspirierenden Beiträge nachzudenken und um mich wieder zu melden.
Spontan und ganz ohne nachzudenken ist aktuell die Situation wie folgt: 3 Tage Urlaub und zudem ganz alleine in einem grossen Haus, kann mich nicht an eine ähnliche Situation erinnern. Morgen endlich ist aber das Haus wieder voll. good
Lange geschlafen, wie immer wenn frei ist. Das vollziehe ich gern und oft—für mich die einzige Möglichkeit all den Gedanken zu entfliehen.
Den Tag über nur am "brasseln", komme nicht zur Ruhe. Keller aufgeräumt, 2 Lampen gebaut und bisschen gemalert. Der eine Therapeut würde ne "1" für Kreativität vergeben, ein anderer Therapeut würde ne "6" vergeben wegen dem Unvermögen zur Ruhe zu kommen.
Tja, die Unruhe kommt wohl auch von der Orientierungslosigkeit. Wo stehe ich mit 50? Bald sterben Eltern, Schwiegereltern und Hund, bald zieht mein Sohn (19) aus —erst in die Ferne, dann evtl. Medizinstudium. Wie gehe ich mit der anstehenden Trauer um, wie unterstütze ich meine Frau bei Ihrer Trauer, wo ich doch immer so kraftlos bin, traue ich mich nochmal mit dem Boxen anzufangen oder doch lieber Golf? etc etc....
Viel rumgeschraubt und rumgemalert heute, wenn der Alkoholgedanke aufkam hab ich noch ne Ecke gesucht, die nen Klecks Farbe vertragen konnte. Bis 19h geht das so, danach... leider Rotwein, versuche zu reduzieren, unter 1Fl am Tag.....

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Einerseits-Andererseits

Beitragvon Lucidare » 5. Januar 2019, 04:56

Moin,

bimbam_u hat geschrieben:als ich bei meinem letzten Beitrag auf "absenden" gedrückt habe, kam ich mir wenig später total dämlich vor. Was sollen die Menschen denken,denen es bei weitem schlechter geht als mir?


Das mit dem dämlich vorkommen solltest Du versuchen sein zu lassen. Leiden ist immer individuell und dekadent kommst Du jetzt nicht unbedingt rüber.

Zum Rest: Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt? Ich möchte meine Ruhe aber zu ruhig bitte nicht. [angel] Kann es sein, dass Du Dich sehr fremdbestimmt fühlst?

bimbam_u hat geschrieben:Tja, die Unruhe kommt wohl auch von der Orientierungslosigkeit. Wo stehe ich mit 50? Bald sterben Eltern, Schwiegereltern und Hund, bald zieht mein Sohn (19) aus —erst in die Ferne, dann evtl. Medizinstudium. Wie gehe ich mit der anstehenden Trauer um, wie unterstütze ich meine Frau bei Ihrer Trauer, wo ich doch immer so kraftlos bin, traue ich mich nochmal mit dem Boxen anzufangen oder doch lieber Golf? etc etc...


Tja, wo steht man mit 50? Sicher eine Zahl die zum Nachdenken anregen kann. Das Nachdenken ist dann natürlich von der derzeit vorherschenden Stimmung geprägt. Das hat auch viel mit verschiedenen Ansichten zu tun. Kinder werden nun mal älter. Die Natur hat den Jungerwachsenen, mehr oder weniger stark ausgeprägt, eine Reisefreudigkeit mitgegeben. Ich habe meine Kids immer emutigt das zu tun, mit dem sie meinen glücklich zu werden. Auch wenn das restliche Umfeld anderer Meinung war. So Sprüche wie "Wieso willst du dir ein Studium antun? Du studierst, machst deinen Abschluss, kriegst Kinder und alles war umsonst" oder "Akademiker haben wir genug, wir brauchen mehr Leute an der Werkbank" waren gar nicht so selten. [meise] Die Natur hat den Kids an dieser Stelle richtigerweise eine mangelnde Emphatie gegenüber den Elterntieren oder vergleichbaren Exemplaren "eingebaut". Sonst würden die womöglich ewig zu Hause hocken. Machen auch manche, Ok. Das würde mir allerdings gegen den Strich gehen.

Auch der größte Perfektionist oder "Bestimmer" wird die uralte Erfindung des Todes höchstens verzögern, aber nicht aufhalten können. Jedenfalls nach heutigem Stand der Wissenschaft. Der Umgang damit ist aber wieder Ansichtssache. Zumal Du, dies sei leider mal angemerkt, Dich darüber beklagst Weihnachten mit den Herrschaften zu verbringen. Mir geht das bei der einen oder anderen Veranstaltung genau so. Meine beste Ehefrau von allen verdeutlicht mir dann immer, dass solche Gelegenheiten durchaus die Letzten sein können, die Leute geistig klar bzw. lebend zu sehen. Dieser Argumentation kann ich folgen. Sicher alles eine Art von vorgezogener Trauer. Oder sieht man dabei nur seine eigene Vergänglichkeit? :grbl Vorausschauend meine Reaktion auf Todesfälle zu bewerten, kann ich mir mittlerweile GsD verkneifen. Das wird sich dann zeigen wenn es so weit ist. Es kommt eh meist anders.

Eine spannende Frage ist auch noch, was macht der Alkohol bei solchen Ereignissen oder Schicksalsschlägen mit einem? Das mit dem Sorgen ertränken ist allgemein bekannt ein Fake. Die Sorgen schickt man nur auf Tauchstation und wenn der Alkohol abgeflossen ist, sind sie wieder da. Um sein Umfeld neutral zu bewerten und Negatives verarbeiten und Positives annehmen zu können, muss man es vorzugsweise mal nüchtern betrachten. Der Rotwein kann Deine Gefühlswelt durchaus in's Trübe verlagern. Ich sage das gerne auch noch einmal: Ob dem so ist wirst Du nur herausfinden, wenn Du ihn weglässt oder Dich zumindest auf irgendeine Art mit Ihm arrangierst. [pardon] Vielleicht "greifen" die Medikamente dann auch besser. Mit dem Rotwein wieder anfangen könntest Du notfalls jederzeit wieder. Diese Frage wird sich aber nur auf diese Art beantworten lassen.

Alternativ bleibt wie immer "lerne Leiden ohne zu klagen". Wenn die Handlungsfähigkeit zu sehr eingschränkt ist klappt das aber nicht immer. Meine Erfahrung. Das Boxen oder Golfen kann dabei durchaus als Ablenkung dienen. Auch wenn man vielleicht nicht gleich so groß einsteigen muss. Jetzt nicht auf Dich bezogen, es kann z.B. auch das Brötchenholen mit dem Fahrad anstatt mit dem Auto sein. Oder Lampen bauen. :wink:

Ach so, ein Edit noch: Alkohol mach auf dauer ziemlich "Dunnhäutig". Es wird nicht gerne gehört aber man steht emotional nicht unbedingt sicher. So schön der Alkohol im ersten Moment betäubt, so empfindlicher wird es auf die Dauer. Stresssituationen werden wesentlich intensiver wahrgenommen und dadurch bauen sich natürlich Ängste auf. Man steht permanent unter Strom und besser wird es nur mit mehr usw, usw... Ist auch allgemein bekannt. Stehen unausweichliche Stresssituationen an, wie kurzfristige Auszüge oder Todesfälle in der Zukunft, gruselt mich das "unter Strom" natürlich wesentlich mehr

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne


Zurück zu „Erfahrungsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste