Begleitende ambulante Psychotherapie hilfreich?

Benutzeravatar

Thread-Starter
Patsony
Beiträge: 4
Registriert: 4. April 2018, 11:49
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Begleitende ambulante Psychotherapie hilfreich?

Beitragvon Patsony » 27. Juni 2018, 13:22

Hallo, liebe Forumsmitglieder,

dank der Unterstützung durch dieses Forum stehe ich nun ganz am Anfang meiner Baclofen-Therapie, bin überglücklich damit und werde bald auch gern meine Erfahrungen hier teilen.

Allerdings treibt mich noch eine Frage um, mit der ihr euch vielleicht auch beschäftigt habt:
Wenn ich davon ausgehe, dass meine Depression und Ängste den Weg in die Alkoholabhängigkeit gefördert haben, wäre es dann nicht vermutlich hilfreich, es begleitend zur Baclofen-Einnahme noch einmal mit einer ambulanten Therapie zu versuchen?

Mögt ihr eure Einschätzungen und Erfahrungen mit mir teilen?

Und gibt es eventuell auch eine Adressliste von Therapeuten, die auf die Depression-Sucht-Kombi spezialisiert sind?

Trotz intensiver Recherche habe ich für meine nähere Region bis auf einen Arzt niemanden finden können, der sich dazu bekennt. Leider war die Begegnung mit diesem Mann nicht sehr erfreulich. Dogmatisch lehnte er Baclofen als "nutzloses Alibimittel" ab und nannte mir als einzige Möglichkeit einen viermonatigen Klinikaufenthalt mit anschließender Verabreichung von Antabus zur größtmöglichen Abschreckung. [shok]

Also, falls ihr Lust habt, was dazu zu sagen, freue ich mich.
Danke vorab und beste Grüße
Patsony

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Begleitende ambulante Psychotherapie hilfreich?

Beitragvon Lucidare » 27. Juni 2018, 19:05

Hallo Patsony,

Patsony hat geschrieben:Allerdings treibt mich noch eine Frage um, mit der ihr euch vielleicht auch beschäftigt habt:
Wenn ich davon ausgehe, dass meine Depression und Ängste den Weg in die Alkoholabhängigkeit gefördert haben, [...]


Der erste Teil der Frage ist grundsätzlich etwas schwierig für Außenstehende zu beanworten: Was war zuerst da, die Angst oder der Alkohol oder der Alkohol und dann die Angst?

Aus meiner Erfahrung als Betroffener gibt es natürlich einen Grund zum Trinken. Das kann eine posttraumatische Belastungsstörung sein, eine Angststörung, eine Depression, Stress usw... Als "Spaßtrinker" hat man sich u.U. in der Menge vertan.

Baclofen hat eine angstlösende Wirkung. In meinem ersten Versuch, etwas genervt von vielen verschiedenen Medikationen, habe ich "mal eben" spontan mit 75mg/tägl. Baclofen angefangen. Es trat so etwas wie eine "Übernachtheilung" ein. Die Ängste waren verschwunden, die Energie war wieder da. Im Nachhinein war es für mich, als wenn jemand nach langer Dunkelheit das Licht anknipst. Ich war geblendet und habe die Realität dadurch nicht erkannt. Das ist dann auch gegen die Wand gelaufen... [sad]

Man muss es langsam angehen lassen und in sich hineinhören.

Der zweite Teil der Frage:
[...] wäre es dann nicht vermutlich hilfreich, es begleitend zur Baclofen-Einnahme noch einmal mit einer ambulanten Therapie zu versuchen?


Ein Reflektieren seiner eigenen Gedanken, um diese besser einzuordnen, kann sehr wichtig sein. Dieses mit einer neutralen Person zu tun, kann sehr hilfreich sein. Es muss natürlich auch eine Bereitschaft dazu da sein.

Mögt ihr eure Einschätzungen und Erfahrungen mit mir teilen?


Natürlich. Ich denke auch, dass noch einige andere aus diesem Forum dazu etwas sagen können.

Und gibt es eventuell auch eine Adressliste von Therapeuten, die auf die Depression-Sucht-Kombi spezialisiert sind?


Das ist übrigens eine spannendes Thema. Ich sehe das Baclofen als einen sehr wichtigen Baustein. Leider ist man in Ausnahmesituationen nicht immer zu einer weitreichenden Planung befähigt. Das soll jetzt nicht heißen, dass es bei Dir so ist! Du planst ja. good

Dogmatisch lehnte er Baclofen als "nutzloses Alibimittel" ab und nannte mir als einzige Möglichkeit einen viermonatigen Klinikaufenthalt mit anschließender Verabreichung von Antabus zur größtmöglichen Abschreckung. [shok]


Ja. Es könnte Ihn doch arbeitslos machen! [mocking] Das passiert leider immer wieder, diese kategorische Ablehnung. Eine "Kombi-Therapie" geht ja gar nicht. [cool]

Für dich als Tipp: Wie finde ich einen Psychtherapeuten?

Papfl hat geschrieben:Die Erfahrung und auch verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Weg raus aus der Abhängigkeit mit mehreren "Bausteinen" besser funktioniert. Baclofen kann einer davon sein. Neben Baclofen kann aber auch eine unterstützende/begleitende Psychotherapie den "Genesungsprozess" entscheidend beeinflussen/beschleunigen.


Sicher eine Option. Auch wenn der Weg etwas komplizierter ist. [smile]

LG

Edit. Die kleine Diskussion zu dem "Therapeuten-Thema" bitte nicht überbewerten. Es muss halt möglich sein, über alles zu reden. [pardon]
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

shelf
Beiträge: 1226
Registriert: 10. September 2017, 21:20
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 198 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Begleitende ambulante Psychotherapie hilfreich?

Beitragvon shelf » 29. Juni 2018, 23:20

Hallo ihr Beide,

was war zuerst da, die Henne oder das Ei?

Rückblickend auf meine Suchtkarriere habe ich festgestellt, dass ich zwar "zuvor" auch Ängste und depressive Verstimmungen hatte, diese jedoch NACH dem Alkoholkonsum (respektive dessen erfolgtem Abbau) stetig zugenommen hatten sodass ich diese dann wiederum mit Alkohol gemildert habe.

Eine "Früherkennung" und entsprechende Behandlung hätte mir meinen "Alkohol-Umweg" vielleicht erspart.
Nur war die Medizin damals noch nicht in der Lage dazu, und heute ist sie nicht bereit.
Ich muss allerdings auch zugeben dass ich inzwischen meine Suchtkarriere als wertvolle Erfahrung betrachte, die ich nicht missen möchte.
"Hinterher ist man eben immer schlauer!"

Zur begleitenden Psychotherapie...
Wenn es dir lediglich vernünftig erscheint, dann tu es nicht.
Verspürst du das Bedürfnis dazu, dann tu es! Denn nur dann ist die (von @Lucidare bereits erwähnte) Bereitschaft gegeben.

Wenn Baclofen ein "Alibimittel" - "damit ich nicht trinken muss" ist, dann ist Antabus ein "Alibimittel" - "damit ich nicht trinken darf!
Zu erwarten dass sich der Patient selbst vergiftet damit er bei Kontakt mit seinem Suchtmittel (im ungünstigen Fall) in Lebensgefahr gerät, sollte jedem Mediziner fremd sein!

Baclofen ist kein Wundermittel und es benötigt viel Geduld um den richtigen Umgang damit zu lernen.
Denn Baclofen kann auch anders!

Wie @Lucidare habe auch ich meinen ersten Versuch mit Baclofen mit Elan an die Wand gesetzt.
Natürlich war erstmal Baclofen schuld und mein "Bac-Doc" ein Scharlatan.
Es hat ein wenig gedauert bis ich bereit war den Fehler bei mir zu suchen...

Also immer schön sachte, aber zielstrebig, vorwärts.

[good_luck]

LG


Zurück zu „Seele / Lebenshilfen / Alltagstipps“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste