Mein Wunsch nach Anstinenz durch Baclofen-Therapie

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Embe28
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Mein Wunsch nach Anstinenz durch Baclofen-Therapie

Beitragvon Embe28 » 9. Dezember 2017, 13:42

[font=Times New Roman]Hallo Leute,
als Neuer hier im Forum möchte ich mich vorstellen: 55 alt, habe den 1. Kontakt zum Alkohol mit 13 Jahren gehabt. Im Laufe meines Lebens hat sich mein Alkoholkonsum stetig gesteigert. Ich gestehe mir ein, dass ich seit mindestens 10 Jahren alkoholabhängig bin. In der Zeit von 2012 bis 2016 habe ich 3 stationäre (Langzeit-) Therapien gemacht, in denen eigentlich viel für mich gelernt habe (man hat mir "gute Techniken" beigebracht) - doch für eine dauerhafte Abstinenz vom Alkohol hat es bis heute für mich nicht gereicht! Ich kam mir so richtig disziplinlos vor. Kurz nach der letzten Therapie kam bei wieder dieser unbändige Suchtdruck auf. Ich schaffe es, ungefähr 30-40 Trage trocken zu sein - da geht es aber wieder los! Die Freunde meiner Selbsthilfegruppe haben auch schon ordentlich auf mich eingeredet.

Weil meine Frau diesen Zustand nicht mehr tragen kann, will sie sich von mir trennen - das ist für ein Schock und ich fühle mich jetzt so ziemlich "mit Allem" am Ende zu sein! Und dennoch will ich kämpfen gegen die Sucht und das ich meine liebe Frau nicht verliere.

Meine einzige Hoffnung liegt nun in der Behandlung mit Baclofen! Ich habe einiges über dieses Medikament gelesen, ebenso auch das Buch dazu von Dr. Ameisen. Weil Baclofen für die Behandlung von Alkoholabhängigkeit eben nicht zugelassen ist hier bei uns, will weder mein Hausarzt noch andere Psychotherapeuten, bei denen ich in Behandlung war / bin, nicht verschreiben.

Ich hoffe, das ich mit Hilfe dieses Forums an Adressen von helfenden, verschreibungswilligen Ärzten komme!

Freundliche Grüße
Martin

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Luphan
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Re: Mein Wunsch nach Anstinenz durch Baclofen-Therapie

Beitragvon Luphan » 9. Dezember 2017, 15:38

Hallo Martin,

Embe28 hat geschrieben:Weil meine Frau diesen Zustand nicht mehr tragen kann, will sie sich von mir trennen - das ist für ein Schock und ich fühle mich jetzt so ziemlich "mit Allem" am Ende zu sein! Und dennoch will ich kämpfen gegen die Sucht und das ich meine liebe Frau nicht verliere.

Deinen Schock kann ich gut nachvollziehen!

Du musst unseren Foum-Administrator eine persönliche Nachricht schicken, mit Angabe deines Wohnortes und der Bitte dir einen verschreibenden Arzt in deiner Nähe, vielleicht mit Glück sogar vor Ort, zu nennen.

Sein Name und Link zur PN:

DonQuixote

Unser Forum-Administrator wird sich dann sicherlich bald bei dir melden.

Bis dahin kannst du auch gerne hier lesen:

Erfahrungsbereichte

Das hat mir in meiner Anfangszeit viel Kraft gegeben. Konnte mich in der einen oder anderen Person selbst wiederfinden und sah, viele haben einen ähnlichen Leidensweg hinter sich.

Aber vor allem auch:

Wie gut Baclofen wirklich helfen kann!

Gruß

Luphan
"Es ist einfach Feeling pur, ich will die negativen Gedanken vertreiben, wie Schmutz um es als Vergleich von mir wegstreichen. Muss die Stimme dämpfen, diesen Text beenden und euch bitten nicht nach jedem Satz Kritik an mich persönlich zu wenden."

Mein Tagebuch: => Luphan und sein Weg mit Baclofen =<

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Lucidare
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Re: Mein Wunsch nach Anstinenz durch Baclofen-Therapie

Beitragvon Lucidare » 9. Dezember 2017, 18:24

Hallo embe28,

Herzlich willkommen! Schön, dass Du da bist! [good]

Falls Du es noch nicht gelesen hast, für Dich auch der Hinweis auf nützliche Texte zum Einstieg. Quasi ein Muss!

Leitfaden für die Anwendung

Hier sei auf die Dosierungstabellen hingewiesen:

Dosierungstabellen

Diese sind recht konservativ gehalten, um Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen. Wenn man das Medikament gut verträgt, kann man u. U. auch schneller aufdosieren. Die Dosierung wirst Du dann aber auch gegebenfalls mit Deinem Arzt besprechen.

Craving und Die Rolle von Baclofen

Dort findest Du Näheres zum Thema Craving (Verlangen) und der Wirkungsweise von Baclofen.

Baclofen-Therapie vs. traditionelle Suchtbehandlung

erklärt den Unterschied zur traditionellen Suchttherapie und hier wird erkärt

warum Baclofen kein Alkoholersatz ist.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet die Rubrik

Baclofen erste Schritte,

konkreter im

Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Die besten Erfolge erzielt man, wenn man abstinent geginnt. Bitte den Alkohol nicht ohne ärztliche Aufsicht selbständig abrupt absetzen, da dies gefährlich sein kann (Stichworte: Krampfanfall, Delir). Wer das nicht schafft, kann auch - vorausgesetzt, der tägliche Alkoholkonsum ist nicht zu hoch, zweigleisig fahren. Generell gilt: Baclofen langsam in kleinen Schritten in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung oder die auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen Dosierungstabellen hier im Forum aufdosieren, bis erste Nebenwirkungen auftreten oder das Craving verschwindet. Die Nebenwirkungen sind häufig "nur" erhöhte Müdigkeit oder ein bisschen "Neben-Sich-Stehen"...also nichts Weltbewegendes.

Dann auf dieser Stufe (bei der die ersten Nebenwirkungen aufgetreten sind) verharren. In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach wenigen Tagen wieder. Besteht nach wie vor Craving ("Trinkverlangen"), dann sollte die Dosis - nachdem die Nebenwirkungen abgeklungen sind - langsam weiter gesteigert werden, bis erneut Nebenwirkungen auftreten. Dann wieder innehalten und so weiter [schritte] .

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem die Nebenwirkungen auch nach ein oder zwei Wochen nicht mehr verschwinden. Etwas unterhalb liegt dann die ideale individuelle Erhaltungsdosis. Im Idealfall pendelt es sich so ein, dass man bei der idealen persönlichen Erhaltungsdosis kein oder kaum Craving ("Trinkverlangen") und keine oder kaum Nebenwirkungen hat.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist

a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und

b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht einfach so aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurückgeben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Vielleicht noch kurz ein paar Zeilen zum Buch von Olivier Ameisen:

Papfl hat geschrieben:Olivier Ameisen war mit seinem Selbstexperiment quasi sein eigenes "Versuchskaninchen". Sein Erfahrungsbericht erschien 2005 (!!!) in der renommierten Fachzeitschrift Alcohol And Alcoholism, und manche Vorgehensweise, die Olivier Ameisen als Patient Nummer eins in seinem Buch noch "ausprobierte", gilt heute - über zehn Jahre später - als überholt. In der letzten Dekade hatten zahlreiche Wissenschaftler die Gelegenheit, anhand Tausender Patienten zu erforschen, wie Baclofen bei einer Mehrheit am besten funktioniert. Alle, die heute mit Baclofen beginnen, haben das große Glück, auf diesen Erfahrungsschatz und die daraus resultierenden bewährten Schemata der Baclofen-Therapie zurück greifen zu können (Leitfaden für die Anwendung). Sie müssen also keine "Versuchskaninchen" mehr sein [smile] .

Man ist geneigt - nachdem man Olivier Ameisens Buch gelesen hat - nach dem Switch-Erlebnis zu suchen, das Ameisen bei 270 mg/Tag beschreibt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass nur ganz wenige (mir fällt im Moment nur ein Patient ein) ebenfalls von so einem "Switch" berichten. Für die meisten hat sich die Standardvorgehensweise nach Leitfaden eher bewährt.


Die Arztadressen werden aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich herausgegeben. Daher möchte ich Dich bitten, unseren Administrator @DonQuixote mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Bis dahin alles Gute für Dich! [good]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne


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