Rückfall unter Baclofen/Angehörige

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Zuckerschnute
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Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Zuckerschnute » 1. September 2017, 11:04

Hallo in die Runde......

Es fällt mir ziemlich schwer unsere Geschichte hier in Worte zu fassen.......

Es geht um meinen Sohn, der ( heute 35 jährig ) seit seiner frühesten Jugend alkoholkrank ist.Zunächst fiel es nicht so wirklich auf, bis es dann nach einem familiären Schicksalsschlag zum ersten Mal eskalierte. Wochenlanges Trinken, totaler Absturz, der in der Entgiftung und Entwöhnungsbehandlung endete.
Danach folgten Jahre des " Kampfes " um Abstinenz / Selbstbestimmung. Es kam zu diversen Rückfällen und mit der Zeit entwickelte sich die Form des periodischen Trinkens.......die Abstürze waren heftig, es kam immer alles zum Stillstand, die Abstände wurden immer kürzer.
Nach einem wirklich schlimmen Absturz vor ca 2 Jahren, stieß mein Sohn selber auf die Behandlungsmöglichkeit mit Baclofen, hat sich die Adresse eines Arztesbesorgt, der mit der Behandlung begann.
Und die Wirkung setzte sehr schnell ein, nicht nur das Verlangen nach Alkohol verschwand, auch er selber wurde ein anderer Mensch......gelöst, heiter, konzentriert und , wie ich vermute, endlich ohne Angst.
Er war auch endlich in der Lage seine Lebenszräume zu verwirklichen.
Soweit so gut.

Durch welchen Grund auch immer, kam es vor ca 10 Tagen zu einem Rückfall......mit voller Wucht.
Mein Sohn selbst ist fest davon überzeugt, dass starke körperliche Symptome ihm keine andere Wahl ließen, als seine Angst und Not mit Alkohol zu behandeln. Er hat dann innerhalb von 2 Tagen das Baclofen abgesetzt und ist jetzt wieder " voll drauf " Er leidet sehr unter dieser Situation, ist voller Scham, sein Verhalten wird aber täglich irrationaler, zumindest aus meiner Sicht. Er dreht sich völlig rein in eine Schleife aus Somatisierung, fühlt sich zunehmend missverstanden, fordert absolute Unterstützung ein, da er ja schwer krank ist......und reagiert auch zunehmend aggressiv, wenn wir nicht so reagieren, wie er es sich vorstellt.

Ich bin mal wieder völlig hilflos, da ich ihn nicht erreichen kann, er jedes Hilfsangebot ausschlägt.......das Leben steht mal wieder völlig still, er arbeitet nicht und trinkt 24 Stunden.

Ja, so sieht es aus.......eigentlich weiß ich garnicht, ob ihr mir helfen könnt.
Soll ich abwarten? Geht diese Periode alleine wieder vorbei? Kann ich etwas tun?
Ich bin im Moment völlig ratlos.......

Herzliche Grüsse

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Lucidare
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Lucidare » 1. September 2017, 17:51

Hallo Zuckerschnute,

herzlich willkommen im Gästebereich! [hi_bye]

Zuerst einmal :-!? , dass Du Dich so um Deinen Sohn kümmerst!

Zuckerschnute hat geschrieben:Durch welchen Grund auch immer, kam es vor ca 10 Tagen zu einem Rückfall......mit voller Wucht.


Das ist tragisch und tut mir leid. [sad]

Mein Sohn selbst ist fest davon überzeugt, dass starke körperliche Symptome ihm keine andere Wahl ließen, als seine Angst und Not mit Alkohol zu behandeln.


Einen Auslöser wird es wohl geben. Bei mir selbst ist vor einiger Zeit ein wunder Punkt getroffen worden, der einen "Vorfall" ausgelöst hat. Zum Glück verlief alles glimpflich. Ich hatte an der Stelle auch nicht damit gerechnet.

Er dreht sich völlig rein in eine Schleife aus Somatisierung, fühlt sich zunehmend missverstanden, fordert absolute Unterstützung ein, da er ja schwer krank ist......und reagiert auch zunehmend aggressiv, wenn wir nicht so reagieren, wie er es sich vorstellt.


Die Somatiserung kann vielleicht eine Überlastungsreaktion sein. Dazu kommt der Frust, der Ärger über sich selbst, Wut, Enttäuschung, Angst... Eine durchaus blöde Situation. Als Betroffener wie auch als (naher) Angehöriger.

Er leidet sehr unter dieser Situation, ist voller Scham, sein Verhalten wird aber täglich irrationaler, zumindest aus meiner Sicht.


Ja, ich habe früher ähnlich reagiert. Man schämt sich in Grund und Boden. [sorry]

Ich bin mal wieder völlig hilflos, da ich ihn nicht erreichen kann, er jedes Hilfsangebot ausschlägt.......das Leben steht mal wieder völlig still, er arbeitet nicht und trinkt 24 Stunden.


So hart es klingt, er muss sich bewegen. Erzwingen kannst Du aus meiner Sicht eher wenig. Wenn Du noch einmal an heran kommst, muss man sicher mal seine Erfolge zur Sprache bringen. Wenn ich das richtig gelesen habe, war er wohl eine längere Zeit trocken. Ansonsten wäre natürlich von Vorteil, wenn er sich in ärztliche Betreuung begeben würde. Die Möglichkeit einer stationären Entgiftung ist immer kurzfristig gegeben.

Rückschläge gehören leider manchmal dazu. Wie wird im Forum immer penetriert:

Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. [runner]

Vielleicht kannst Du Deinen Junior motivieren, sich hier anzumelden. Ich empfinde es durchaus nicht als übergriffig oder so, wenn Du seine Situation erkannt hast und Dich kümmerst. Manch einer oder eine ist nicht einmal mehr in der Lage, einen Laptop aufzuklappen, respektive aktiv Hilfe zu suchen. Das ehrt Dich. :vgn

Fallenlassen kann jeder, aufheben ist die schwierige Disziplin.

LG
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Zuckerschnute
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Zuckerschnute » 2. September 2017, 09:28

Hallo Licidare,

vielen, lieben Dank für Deine Antwort.

Es ist sehr nett, dass Du anerkennst, dass ich mich um meinen Sohn kümmere.......es tut mir gut, auch wenn es nicht nötig ist.
Fallenlassen ist keine Option, in der ganzen Familie nicht. Obwohl es nicht immer einfach ist.
Aber er kämpft ja.......also er will die Abstinenz. Und du hast recht.....mit Baclofen war er fast 2 Jahre trocken.

Nach dieser guten,wirklich richtig guten Zeit, hat es uns eben kalt erwischt.

Ich bin heute auch etwas ruhiger.......seit gestern Nachmittag ist er in stationärer Behandlung und wird entgiftet.

Und jetzt habe ich auch wieder den Kopf konkrete Fragen zu formulieren.

Ich bin sicher, wenn die Situation durchgestanden ist, macht und kann er das auch selbst, aber ich würde auch gerne etwas besser informiert sein......

Also zunächst: Kann er bzw. muss er vielleicht sogar sobald er ganz ausgenüchtert ist, wieder mit Baclofen beginnen?
Muss wieder genauso schleichend aufdosiert werden? Sein Körper war ja schon einmal an Baclofen gewöhnt. Die letzte Einnahme war ja erst vor ca. 2 Wochen.

Und : Mit welchen Rückfall Präventionsstrategien seid ihr vielleicht erfolgreich......wie kann ein Rückfall verhindert werden ?

Und zu guter Letzt: Er bekommt sein Baclofen von einem Internisten verschrieben......der sicherlich auch sehr gut ist.
Meine Idee ist jetzt, dass es von Vorteil wäre doch einen Suchtmediziner zu konsultieren, der sich wahrscheinlich ja doch besser auskennt , als ein Internist. Habt ihr da Adressen?

Ja, das wäre es erst mal.

Danke für's Zuhören und ein schönes Wochenende

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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Chinaski » 2. September 2017, 15:43

Hallo Zuckerschnute,

dein Sohn kann und sollte sofort nach der Entgiftung wieder einschleichend mit Baclofen beginnen.
Wahrscheinlich kann er mit einer höheren Baclofen Dosis beginnen und etwas schneller hoch dosieren da er das Medikament schon genommen hat und daran gewöhnt ist.

Einen Rat zu einer funktionierenden Rückfallprophylaxe zu geben ist schwierig da jeder erkrankte andere Auslöser für einen Rückfall hat.
Auch muss man zwischen Vorfall und Rückfall unterscheiden.
Vorfall - einmaliges trinken, danach Rückkehr zur Abstinenz.
Rückfall - trinken wie vor der Abstinenz, oft mit noch höheren Konsum.
Die Ursachen und Auslöser für einen Rückfall - Vorfall muss der erkrankte selbst ergründen und sich alternativen zum trinken suchen.
Diese alternativen zu finden ist eine der schwierigsten Aufgaben während der Therapie.
Auch eine Ahnung davon zu haben warum man trinkt eröffnen einem alternative Handlungsweisen
Hier kann eine Psychotherapie oder Verhaltenstherapie Zielführend sein.

Ich wünsche euch alles gute...
Chinaski

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DonQuixote
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon DonQuixote » 2. September 2017, 20:06

Hallo Zuckerschnute

Zunächst ist es wichtig, Deinen Sohn nicht einfach fallen und sich selbst zu überlassen, bis er „ganz unten“ ist und dann von „gezwungenermaßen von selbst“ zur „Besinnung“ kommt. Studien haben gezeigt, dass ein verständnisvolles Umfeld sehr wichtig ist. Ich finde jetzt aber den Link nicht mehr, es handelte sich um einen Vortrag eines Suchtexperten, auf den seinerzeit @Lucidare hingewiesen hatte. Du machst also alles richtig. Wobei das natürlich zwischen Verständnis und Selbstaufgabe der Angehörigen oft ein schmaler Grat ist. Eine eindeutige Empfehlung kann man da nicht geben, zu unterschiedlich sind da die jeweiligen individuellen Verhältnisse, sowohl bei den Suchtkranken, als auch bei den Angehörigen. Als Empfehlung kann ich nur abgeben: Nach besten Kräften „am Ball“ bleiben! Erfolgversprechend wäre vielleicht, Ihn bei passender Gelegenheit an die guten Zeiten mit Baclofen und Abstinenz zu erinnern.

Zur Wiederaufnahme der Baclofen-Medikation: Nach 2-jähriger Einnahme und einer 2-wöchigen Pause würde ich wieder einschleichen, dies kann jedoch meist in sehr viel höherem Tempo erfolgen, als empfohlen. Ich würde da also mal ziemlich forsch rangehen. Falls unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, das Tempo einfach drosseln oder gegebenenfalls die Dosis etwas reduzieren und vor einer weiteren Erhöhung etwas abwarten. Wie hoch war denn die Dosis, die Dein Sohn vorher eingenommen hatte?

Zuckerschnute hat geschrieben:Und zu guter Letzt: Er bekommt sein Baclofen von einem Internisten verschrieben......der sicherlich auch sehr gut ist. Meine Idee ist jetzt, dass es von Vorteil wäre doch einen Suchtmediziner zu konsultieren, der sich wahrscheinlich ja doch besser auskennt, als ein Internist.

Das ist nicht unbedingt zwingend. Es gibt auch erfolgreiche Fälle, wo es einen „simplen Baclofen-Verschreiber“ gibt und parallel dazu eine begleitende Therapie z.B. bei einem in der Suchtmedizin erfahrenen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Da müsste Dein Sohn natürlich bereit sein, sich einer solchen Therapie zu unterziehen.

Zuckerschnute hat geschrieben:Habt ihr da Adressen?

Ja, das haben wir, nämlich rund 100 über ganz Deutschland verteile Ärzte. Dazu müsstest Du Dich aber im Forum registrieren,denn wir brauchen eine gültige Mail-Adresse von Dir. Und keine Angst: Du bleibst völlig anonym, Deine Mail-Adresse ist für die Öffentlichkeit absolut unsichtbar, auch für jegliche Art Suchmaschinen wie Google & Co. Dir und Deiner Familie viel Kraft wünscht einstweilen

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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Lucidare » 2. September 2017, 21:11

Hi DonQ.,

DonQuixote hat geschrieben:Ich finde jetzt aber den Link nicht mehr, es handelte sich um einen Vortrag eines Suchtexperten, auf den seinerzeit @Lucidare hingewiesen hatte.


Meinst Du den Prof. Rumpf mit Tacos?

LG
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon DonQuixote » 2. September 2017, 21:19

Hi Lucidare

Ja, ich denke der war es. Es gab den Vortrag und dann auch noch Folien dazu. Kannst Du das mal raussuchen? Bin grad fürchterlich beschäftigt, DropBox hat nämlich wie angekündigt das Licht ausgeknipst :kst .

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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Lucidare » 2. September 2017, 21:28

Hallo Zuckerschnute,

Zuckerschnute hat geschrieben:Nach dieser guten,wirklich richtig guten Zeit, hat es uns eben kalt erwischt.

Ich bin heute auch etwas ruhiger.......seit gestern Nachmittag ist er in stationärer Behandlung und wird entgiftet.


Genau. Erst einmal durchschnaufen. [good]

Ich bin sicher, wenn die Situation durchgestanden ist, macht und kann er das auch selbst, aber ich würde auch gerne etwas besser informiert sein......


Ja sicher. Information ist immer gut. [smile]

Und : Mit welchen Rückfall Präventionsstrategien seid ihr vielleicht erfolgreich......wie kann ein Rückfall verhindert werden ?


Das meiste haben meine Vorschreiber ja schon "besprochen". Er muss über den Auslöser nachdenken. Es kann sein, dass die neuerlichen Ängste durch etwas wieder hochgekommen sind. Eben dieser "wunde Punkt". Es kann durchaus sein, dass durch diesen Vorfall der "wunde Punkt" erkannt wurde und sich damit erledigt hat. Oder man muss daran arbeiten. Grundsätzlich kann es aber auch durch eine derzeitige Überlastung ausgelöst worden sein. Es gibt auch durchaus die Begründung, einfach mal wieder einen "Trinken" zu wollen. So aus Übermut. Das sind aber alles Spekulationen.

Chinaski hat geschrieben:Hier kann eine Psychotherapie oder Verhaltenstherapie Zielführend sein.


Hat er in der Hinsicht schon Therapieerfahrung?

LG
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Lucidare » 2. September 2017, 21:36

Hi,

DonQuixote hat geschrieben:Kannst Du das mal raussuchen?


Schaust Du hier?

LG
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Lucidare für den Beitrag:
DonQuixote (2. September 2017, 21:49)
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Zuckerschnute » 3. September 2017, 09:18

Guten Morgen.......

vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

Ich hatte schon vermutet, dass er schneller wieder mit Baclofen einsteigen kann, war aber etwas unsicher.

Vielen Dank auch für die Differenzierung Vorfall/ Rückfall........das war mir so auch noch nicht bekannt.
Ich würde es jetzt erst mal als Vorfall einstufen, auch wenn es sich vielleicht erst noch herausstellen muss. Denn es war kein einmaliges Trinken, sondern zog sich über 10 Tage hin.Und im Vergleich zu früheren Episoden auch mit gesteigerter Trinkmenge. Und nochmal mehr Verzweiflung, Schmerz und Kampf ...... Übermut und Spaß war diesmal ganz sicher nicht im Spiel ( ganz im Gegensatz zu früheren Trinkepisoden )

Dass eine begleitende Psychotherapie sehr sinnvoll und wünschenswert wäre, ist uns allen klar.
Dem steht mein Sohn leider eher ablehnend gegenüber......dies ist unter anderem seinen schlechten Erfahrungen in der Entwöhnungstherapie geschuldet, sowie dieser elenden Stigmatisierung gesamtgesellschaftlich gesehen.

Den Vortrag finde ich natürlich Hochspannend.
Dass das Hilfesystem nur einen geringen Bruchteil der Betroffenen erreicht, wusste ich schon.
Auch, dass es Spontan Remissionen gibt......aber es noch mal so auf den Punkt gebracht zu hören, ist äußerst interessant. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnisse auch ankommen im Jilfesystem und sich etwas verändert.

Auch in Bezug auf uns Angehörige........Dass Fallenlassen, bis er auf dem Boden liegt nicht wirklich ein probates Mittel ist, sieht man an den vielen Menschen, die keinerlei Kontakt mehr zu Angehörigen haben und trotzdem weitertrinken. Mir ist natürlich klar, dass zwischen Verständnis / Unterstützung und Selbstaufgabe ein schmaler Grad ist.
Wobei ich bzw. wir nicht in Gefahr sind uns selbst aufzugeben. Das Problem ist eher Grenzen zu wahren innerhalb der Unterstützung........ das kann schon durchaus anstrengend sein.

Obwohl ich garkeinen Kontakt mehr zum Hilfesystem habe, würde ich mir wirklich wünschen, dass auch hier endlich ein Umdenken stattfinden würde. Denn häufig wird man als potentiell suchtförderndes coabhängiges Störungselement angesehen, von dem Druckaufbaustrategien erwartet werden, wie z. B. Das Fallenlassen. Mir hat mal ein Suchttherapeut gesagt, als er mich telefonisch darüber informiert hat, dass mein Sohn die Entgiftung abgebrochen hat ( es war die erste und er ist völlig in Panik geraten ) ich solle die Polizei informieren, wenn er vor meiner Tür auftaucht. Das ist zwar schon 10 Jahre her......aber ich bin heute noch fassungslos.

Ach ja......und nochmal zum Baclofen......mein Sohn war bei einer Dosis von 75 mg. Das ist, wenn ich richtig informiert bin, die gesetzlich zugelassene Höchstmenge. Eine höhere Dosis verschreibt sein Arzt nicht.
Ob er eine höhere Dosis bräuchte, kann ich schlecht einschätzen.......aber das muss er selber klären.

Ich hoffe, dass er morgen wieder mit Baclofen beginnen kann.

Danke für eure Unterstützung

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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Lucidare » 3. September 2017, 18:48

Hi Zuckerschnute,

am besten abwarten und schauen, was kommt. Wird schon. [smile]

Zuckerschnute hat geschrieben:Ach ja......und nochmal zum Baclofen......mein Sohn war bei einer Dosis von 75 mg. Das ist, wenn ich richtig informiert bin, die gesetzlich zugelassene Höchstmenge. Eine höhere Dosis verschreibt sein Arzt nicht.
Ob er eine höhere Dosis bräuchte, kann ich schlecht einschätzen.......aber das muss er selber klären.


Die 75mg scheinen ja ausgereicht zu haben. Eine "gesetzliche" Höchstmenge gibt es nicht. Man kann, wenn auch auf "eigene Gefahr", höher dosieren. Wenn dem nicht so ist und er eine höhere Dosis braucht und sein Arzt nicht "mitspielt", kann er sich ja anmelden und vielleicht findet sich in der Ärzteliste des Forums etwas. [cool]

Das mit dem selber klären finde ich gut. good Er ist ja schon groß und schreibt mit Tinte... Wenn Info-Bedarf besteht, meldet Euch!

LG
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Zuckerschnute » 4. September 2017, 08:09

So machen wir das.....

Herzlichen Dank und liebe Grüße

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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Micha aussem Pott » 4. September 2017, 19:49

Hallo Zuckerschnute,

die Antworten zur "erlaubten" Menge und zum Aufdosieren hast Du ja schon bekommen.

Nur mal zur Vervollständigung, meine persönliche Erfahrung.

Meine letzte (und erste erfolgreiche) Entgiftung hatte ich mit einem Vorlauf von 10 Tagen, ich habe mich aktiv um einen Termin bemüht, und somit hatte ich auch 10 Tage zeit, das Baclofen auszuschleichen.
Ich war zu dem Zeitpunkt bei 150mg/Tag.

Nach der Entgiftung (21 Tage) habe ich umgehend wieder mit Baclofen angefangen, binnen 5 Tagen wieder auf 100mg aufdosiert, mit minimalen Nebenwirkungen (primär Müdigkeit).

Ich habe dann etwas experimentiert, eine Tagesdosis von 50mg erschien mir zu wenig, mittlerweile bin ich bei 75mg/Tag und komme damit sehr gut zurecht.

mfg,
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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Hao » 6. September 2017, 06:23

Hallo Zuckerschnute,

Ich habe die selben Erfahrungen mit dem Hilfesystem gemacht! Und ich war wirklich wahnsinnig froh, hier erstmalig etwas anderes zu lesen! Mich hat es immer total in eine Zwickmühle gebracht, da ich meinen Partner nicht aufgeben wollte, mein Bauchgegühl hat mir immer gesagt, dass das sein Ende wäre.
Gleichzeitig aber immer der gesellschaftliche Druck, dass man einem Alkoholkranken ja nur dann hilft, wenn man ihn fallen lässt!

Ich drück dir die Daumen! Alles Gute für dich und deinen Sohn!

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Anna67 (5. Februar 2018, 14:22)

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Re: Rückfall unter Baclofen/Angehörige

Beitragvon Zuckerschnute » 10. September 2017, 09:11

Hallo Micha außem Pott,
vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht.......das war noch mal sehr interessant und hilfreich.....


Hallo Hao,
wie schön, von einer weiteren Angehörigen zu hören.
Ich kann Deine Gefühle sehr gut verstehen.......wahrscheinlich ist der Druck, was das " Fallenlassen " anbetrifft auf eine Ehefrau nochmal größer als auf mich, als Mutter. Ich finde es einfach furchtbar schwierig an hilfreiche Informationen zu kommen und sich gleichzeitig auch mal fallen lassen zu können. Allerdings habe ich auch schon länger keine Beratungsstelle mehr kontaktiert.
Ich finde super, dass du deinem Mann die Stange hältst....... auch Dir und deinem Mann alles,alles Liebe.


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