Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
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Wunderland15
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Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Wunderland15 » 15. August 2017, 20:39

Bin ziemlich verzweifelt da ich nach 6 Wochen kompletter Abstinenz jetzt an 3 aufeinanderfolgenden Tagen wieder Alkohol getrunken habe, Baclofen normal weiter genommen aber jetzt sind wieder die dauernden Gedanken an Alkohol da, wie weiter tun? Höher dosieren? Danke für eure Tipps

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Papfl
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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Papfl » 15. August 2017, 21:21

Hallo Wunderland15!

Rückfälle passieren [pardon] ...das ist kein Beinbruch [nea] .

Hinfallen...aufstehen...Krone richten...weiter gehen [schritte] .

Ich würde erstmal bei Deiner aktuellen Dosis bleiben, und wenn die Gedanken an Alkohol Überhand nehmen, mit der Notfallration arbeiten. Trinkst Du denn momentan noch? Dann versuche bitte, den Alkohol langsam wieder auszuschleichen. Wenn's heute oder morgen noch nicht klappt, dann eben übermorgen...

Solltest Du merken, dass die Notfallration Dir hilft, könnte es sein, dass Du die jetzige Erhaltungsdosis längerfristig ein bisschen erhöhen musst. Auch das ist kein Problem.

Wichtig ist, dass Du Dir jetzt keinen Kopf oder unnötige Vorwürfe machst. Oder Dich gar schämst. Es ist nichts passiert. Du hast nach sechs Wochen Abstinenz wieder mal getrunken. So what? Davon geht die Welt nicht unter. Im Gegenteil: Sechs Wochen trocken sind ein Riesenerfolg. Die wenigsten schaffen den Absprung beim ersten Mal.

Kopf hoch! Das wird schon wieder :vic !

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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Wunderland15 » 25. August 2017, 19:58

Hallo Papfl, ich danke dir für deine Rückmeldung bin heute sehr verzweifelt schäme mich zu Tode und Vorallem aber bin ich sehr enttäuscht von mir selbst und habe große Angst mein " glück" verspielt zu haben, Es war so einfach so unheimlich einfach die 6 wo nichts zu trinken. Jetzt trinke ich wieder jeden 2 Tag was, Gedanken an Alkohol dauernd da, zittern auch wieder sowie Unsicherheit und Ängstlichkeit weil ich mich vor mir selbst so schäme und es wieder nicht geschafft habe. Ich trinke zwischen 4 großen Bier und einer Flasche Wein wieder, weiß am nächsten tag wie immer gar nichts weil ich nichts vertrage und habe große Angst das mir baclofen vlt nur beim ersten mal geholfen hat und ich aus eigener Blödheit selber schuld bin weil ich diesen tollen Erfolg einfach so aufs Spiel gesetzt habe! Ich nahm um 10.00- 5mg, 14.00 10 mg, 18.00 10mg, 22.00 10 mg. Sechs Wochen lang, seit drei Tagen jetzt 14.00 15 mg,18.00 15 mg, 22.00 10 mg, was soll ich tun? ich danke dir für deine Hilfe im Voraus!!

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Lucidare
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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Lucidare » 25. August 2017, 20:22

Hallo Wunderland15,

@Papfl wird sich sicher bald bei Dir melden! [smile]

Nur mal vorweg:

Wunderland hat geschrieben:bin heute sehr verzweifelt schäme mich zu Tode und Vorallem aber bin ich sehr enttäuscht von mir selbst und habe große Angst mein " glück" verspielt zu haben, Es war so einfach so unheimlich einfach die 6 wo nichts zu trinken.


Es gibt keine Grund sich zu schämen. Solche Rückschritte gehören (leider) dazu. Auch wenn es sich blöd anhört, versuche es positiv zu sehen. Stelle Dir vor, Du würdest Dich nicht schämen. Du würdest trinken und es wäre normal für Dich. Dein schlechtes Gewissen warnt Dich nur, dass es das nicht gut findet.

Papfl hat geschrieben:Hinfallen...aufstehen...Krone richten...weiter gehen [schritte] .


Wunderland hat geschrieben:Ich nahm um 10.00- 5mg, 14.00 10 mg, 18.00 10mg, 22.00 10 mg. Sechs Wochen lang, seit drei Tagen jetzt 14.00 15 mg,18.00 15 mg, 22.00 10 mg, was soll ich tun?


Deine Dosierung würde ich etwas anpassen.

  • 9.00Uhr 10mg
  • 13.00Uhr 10mg
  • 17.00Uhr 20mg

Vielleicht kannst Du auch, wenn Du es verträgst, eine vierte Einnahme mit vorerst 5mg um 21.00 einschieben.

Wie @Papfl schrieb: Einfach weitergehen. [schritte]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Wunderland15 » 25. August 2017, 20:38

Hallo danke dir erstmals bin grad froh um jede schnelle Rückmeldung weil echt am verzweifeln.. vertragen würd ich das auf jedenfall von der Dosis her ich hatte es nur so gemacht weil ich hauptsächlich den größten Druck so ab ca 16.30 verspüre und dann halt immer mehr... was mich so verunsichert das es scheinbar plötzlich nicht mehr zu wirken scheint, hatte vor meinem rückfall nie auch nur einen Gedanken mehr an Alkohol deshalb bin ich auch so leichtfertig LEIDER damit umgegangen, mein neues schönes Leben WIEDER zu gefährden und jetzt bin ich wieder da wo ich war!!

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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Lucidare » 25. August 2017, 20:51

Hi Wunderland,

Wunderland hat geschrieben:was mich so verunsichert das es scheinbar plötzlich nicht mehr zu wirken scheint, hatte vor meinem rückfall nie auch nur einen Gedanken mehr an Alkohol deshalb bin ich auch so leichtfertig LEIDER damit umgegangen, mein neues schönes Leben WIEDER zu gefährden und jetzt bin ich wieder da wo ich war!!


Lese Dir bitte mal diese Beiträge durch.

Lucidare hat geschrieben:Ja. Darüber wird öfter berichtet. Diese anfängliche Euphorie tritt häufiger auf. Vor allem, wenn man gut auf das Medikament anspricht und zu schnell aufdosiert. Ich kenne diesen Effekt auch zu gut. Man fühlt sich, als wenn nach einer langen Dunkelheit plötzlich jemand das Licht anknipst. Einerseits freut man sich über das Licht, andererseits ist man geblendet.


Die Wirkung ist da, alles ändert sich. Unter Umständen zu plötzlich. Du hast nichts verspielt. Du hast die Erkenntnis, dass es wirkt. Oder wie war das mit der Geschichte, in der der Esel auf's Eis geht, weil es Ihm zu gut geht... :grbl

Versuche ruhig zu bleiben. Ich weiß, das ist schwer. Trotzdem, neues Spiel, neues Glück. [smile]

LG
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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Papfl » 26. August 2017, 14:58

Hallo Wunderland15!

Und danke für Deine Private Nachricht (PN), die im Wortlaut genau dieses Posting von Dir wiedergibt.

Deshalb möchte ich hier für alle auch meine Antwort per PN an Dich zugänglich machen:

Papfl hat geschrieben:Hallo Wunderland15!

Bitte lass' die Kirche im Dorf: Sechs Wochen trocken beim ersten Anlauf ist der Hammer doppd . Es kommt im Forum manchmal so rüber, als gelinge allen alles beim ersten Mal. Aus der Praxis kann ich Dir versichern, dass dem nicht so ist. Manche werden schon nach wenigen Tagen wieder rückfällig, weil sie vorschnell glauben, alles wieder im Griff zu haben. Das ist nicht tragisch. Schade ist es nur, wenn sich Patienten dann aufgeben. Und ich kann Dich beruhigen: Wenn Baclofen wirkt, dann wirkt es. Egal, ob beim ersten, zweiten, dritten oder x-ten Anlauf.

Dass die Wirkung im Moment bei Dir nicht wirklich spürbar ist, liegt an Deinem Beikonsum. Wenn ich das richtig deute, bist Du aktuell bei etwa 40 mg/Tag. Baclofen und Alkohol sind biochemische Gegenspieler. Aus Erfahrung wissen wir, dass eine Flasche Wein (bzw. 4 große Bier) in etwa 75 mg Baclofen antagoniseren ("neutralisieren", die Wirkung des Medikaments aufheben).

Folglich ist es nicht verwunderlich, dass Du im Moment nichts von dem Medikament spürst. Das soll aber nicht heißen, dass Du jetzt auf Teufel komm' raus aufdosieren musst. Im Gegenteil: Vielleicht probierst Du mal eine etwas andere Verteilung (z. B. 10-5-15-10 oder 15-5-15-5 oder arbeite mit der Notfalldosis, wie ich es weiter oben schon mal geschrieben habe) und versuche parallel dazu, den Alkohol wieder ein bisschen zu reduzieren. Du musst jetzt nicht gleich von 100 auf null zurück, aber wenn Du Deine Trinkmenge in nächster Zeit in etwa halbierst, bekommt Baclofen wieder eine Chance zu wirken (s.o.).

Und zermürbe Dich nicht mit Selbstzweifeln und Vorwürfen. Du gehörst zu den wenigen Abhängigen, die die schwere Herausforderung annehmen und versuchen, etwas an ihrer Situation zu ändern. Allein dafür gebührt Dir allerhöchster Respekt :vgn ...

Und einen ersten Erfolg konntest Du ja bereits verbuchen. Manchmal geht man eben zwei Schritte nach vorn und wieder einen zurück. Man kommt trotzdem voran.

In diesem Sinne: Halt' die Ohren steif und lass Dich nicht unterkriegen. So schnell gibt der Alkohol halt nicht auf, aber Du hast glücklicherweise eine wirksame Waffe gefunden, um ihm gebührend kontra zu geben. GGG (Geduld-Geduld-Geduld). Die Abhängigkeit kam ja auch nicht von heute auf morgen.

Alles Gute einstweilen!
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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Wunderland15 » 26. August 2017, 16:50

Hallo Danke für die schnellen Hilfe Tipps! Darf ich noch fragen warum die Dosierung in der früh oft am höchsten oder höher zu dosieren empfohlen wird als zB die am nm? Ist das schon gut so obwohl der Druck erst gegen späteren Nachmittag anfängt weil ich immer abendtrinkerin war? Danke im Voraus !

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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon andi » 26. August 2017, 17:30

Hallo Wunderland15!

Nur nicht aufgeben und weitermachen. Bei der Dosierung musst probieren, wie es besser für Dich passt, wür'd sagen zum Abend hin erhöhen (da eher Craving).

Und GGG (Geduld, Geduld, Geduld)

lg
andi

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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Papfl » 26. August 2017, 18:58

Hallo Wunderland15!

Wunderland15 hat geschrieben:Darf ich noch fragen warum die Dosierung in der früh oft am höchsten oder höher zu dosieren empfohlen wird als zB die am nm? Ist das schon gut so obwohl der Druck erst gegen späteren Nachmittag anfängt weil ich immer abendtrinkerin war? Danke im Voraus

Gerade in der Anfangsphase der Baclofentherapie ist es empfehlenswert, möglichst einen gleichmäßigen Baclofenspiegel über den Tag verteilt aufzubauen, damit sich starkes Craving erst gar nicht entwickeln kann, die unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) minimiert werden, und sich der Körper auf das "neue" Medikament resp. die neue Zufuhr eines beruhigenden "Botenstoffes" einstellen kann.

Bei Deiner bisherigen Einnahme sah Dein Baclofenspiegel in etwa so aus:

Bild

Du siehst, dass Du über die Nacht sehr viel Wirkung verlierst und diesen Verlust morgens nicht wirklich ausgleichst. Wenn Du morgens etwas höher dosierst und auch zu Deiner Hauptcravingzeit, könnte ich mir vorstellen, dass es etwas besser klappt, weil Du dem Craving, das sich aufbauen "möchte", etwas den Wind aus den Segeln nimmst:

Bild

Da müsstest Du einfach mal ausprobieren, wie's für Dich am besten passt. Und wie gesagt: Wenn möglich, den Beikonsum reduzieren. Sonst zieht Baclofen gegenüber dem Alkohol den kürzeren...

Alles Gute einstweilen!
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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Wunderland15 » 26. August 2017, 21:18

Ok, verstehe !! Werde es ab morgen so versuchen, vertraue Dir da voll und ganz!!! Aller Besten Liebsten Dank, bin echt froh und wieder bisschen Hoffnung, DANKE

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Re: Rückfall nach 6 Wochen Abstinenz

Beitragvon Papfl » 26. August 2017, 21:52

Hallo nochmal, Wunderland15!

Das ist natürlich nur ein Dosierungsvorschlag [smile] . Wichtig ist m. E., dass Du morgens und eventuell zur Hauptcravingzeit hin etwas höher dosierst und den Baclofenspiegel über den Tag verteilt im Blick behältst. Was die Tagesdosis betrifft: Da kannst Du mit dem Baclofen-Rechner auch selbst mal schauen, wie's für Dich am besten passt.
Klappt's dann noch einigermaßen mit der Alkoholreduktion, dann wirst Du bestimmt bald wieder Land sehen [good] !

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