Hallo, ich bin Toffee!

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Toffee
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Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Toffee » 31. Januar 2017, 10:01

Hallo zusammen! Ich freue mich sehr, dass ich dieses Forum gefunden habe und würde mich gerne vorstellen. Mein Name ist Toffee (37 Jahre alt). Ich bin glücklich verheiratet, habe eine kleine Tochter und einen festen Job mit Leitungsfunktion in der Medienbranche.
Seit einem Jahr trinke ich - meistens alleine abends - mein Mann ist beruflich viel unterwegs - täglich 1 Flasche Weiß-Wein, nachmittags schon einen Prosecco. In der Medienbranche wird viel getrunken - es gehört zur Normalität. Hier ein Sektchen, dort ein-zwei Feierabend-Biere und mit einem guten Rotwein stoßen wir dann mal auf den tollen Film an. Daher habe ich mir bisher nie wirklich Gedanken über meinen Alkoholkonsum gemacht - das machen ja alle so. Schon seit einigen Monaten stört mich mein Trink-Verhalten aber selber so immens, dass ich auf jeden Fall mit dem Trinken aufhören möchte. Das Problem: Es fällt mir schwer. Dabei bin ich sonst eine sehr starke Frau mit viel Durchsetzungsvermögen. Ich glaube, dass mein Körper inzwischen eine gewisse Menge Alkohol benötigt. Ich habe Suchtdruck. Recherche gehört zu meinem Beruf - daher bin ich (auch Dank all der übersichtlich zusammengetragenen Infos in diesem Forum!) sehr gut über Baclofen informiert und zu dem Ergebnis gekommen, dass dieses Medikament für mich sicherlich sinnvoll wäre.

Ich wohne im Süddeutschen Raum und habe mich auch schon über Dr. med. Vera Schell informiert. Doch leider liegt Regensburg doch einige Stunden Autofahrt von meinem Wohnort entfernt. Daher würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr einen Tipp für einen Arzt im Münchener Raum oder im Bereich Garmisch hättet.

Mich hat die Offenheit und der respektvolle Umgang miteinander in diesem Forum sehr angesprochen. Daher wird das hier wohl nicht mein letzter Beitrag sein....

Wollt ihr noch mehr wissen? Einen schönen Tag, Toffee

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Papfl
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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Papfl » 31. Januar 2017, 10:17

Moin Toffee!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

So viel vorneweg: Es liegt nicht an DIR und mangelndem Durchsetzungsvermögen oder fehlender Selbstdisziplin etc., dass Du wahrscheinlich die Kontrolle über Dein Trinkverhalten ein Stück weit verloren hast. Durch den jahrelangen Alkoholkonsum ist Deine Biochemie aus dem Gleichgewicht geraten. Dein "Hirn" hat bezüglich des Suchtmittels in gewisser Weise ein Eigenleben entwickelt, das Du willentlich nicht mehr beeinflussen kannst. Ständig wiederkehrendes Gedankenkreisen um Alkohol ist die Folge. Vielleicht magst Du Dir hierzu mal diesen Beitrag durchlesen.

Dagegen kannst Du einen Tag, eine Woche, vielleicht auch Monat(e) ankämpfen, aber irgendwann holt Dich Dein "alter Freund" doch wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass so ein ständiger Kampf um die Abstinenz auch nicht gerade das ist, was man sich unter angenehmem Leben für gemeinhin so vorstellt.

Hier setzt Baclofen an: Durch die entspannende, hemmende Wirkung des Medikaments kann im Idealfall das physische Craving eingedämmt werden, d. h. Du musst nicht mehr ständig an Alkohol denken und gewinnst ein Stück weit Deine Entscheidungsfreiheit zurück:

Aus dem Trinkzwang "Ich MUSS jetzt unbedingt etwas trinken, koste es was es wolle" wird ein "Ich KÖNNTE jetzt etwas trinken, kann's aber auch lassen oder auf später verschieben."

Baclofen "schlägt Dir also das Glas nicht aus der Hand", aber es hilft Dir dabei, wieder eigene Entscheidungen zu treffen und nicht mehr "fremdbestimmt" zu sein. Das ist ein wichtiger erster Baustein auf dem Weg aus der Abhängigkeit. Wenn das Denken nicht mehr ständig vom Suchtmittel bestimmt ist, wird der Kopf frei, um Maßnahmen gegen die andere Komponente des Cravings - den "Trinkdrang" (psychisches Craving) zu entwickeln.

Erfahrungsgemäß erzielt man den besten Erfolg mit dem Medikament, wenn man abstinent beginnt und dann langsam angelehnt an das Schema im Leitfaden für die Anwendung die Dosis steigert (s. auch hier im Forum).

Das heißt aber nicht, dass Du jetzt abrupt mit dem Alkoholkonsum aufhören musst. Man kann eine Baclofen-Therapie bei "mäßigem" Konsum (+/- eine Flasche Wein/Tag) auch nach der Devise "So viel Alk wie nötig, so wenig wie möglich" beginnen, d.h. den Alkohol langsam reduzieren und das Medikament gemäß der bewährten Dosierungstabelle (siehe oben) parallel dazu langsam einschleichen. Gut möglich, dass Du nach dieser Methode in ein paar Wochen komplett auf den Alkohol verzichten kannst.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann bei Dir mit allen Infos melden.

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann. Und natürlich das Buch "Das Ende meiner Sucht" von Olivier Ameisen. Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe das bitte einfach in die Private Nachricht (PN) an @DonQuixote mit rein, wenn Du ihn um eine Arztadresse bittest.

Einen guten Start wünscht
Papfl
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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Toffee » 31. Januar 2017, 10:34

Hallo Papfl,

ganz herzlichen Dank für die schnelle Antwort und die vielen Links. Da werde ich mich noch weiter einlesen.

Gibt es von Euer Seite aus auch Erfahrungen mit den Angehörigen? Mein Mann steht Baclofen sehr kritisch gegenüber. Am besten wäre es wahrscheinlich, ihm alle Infos auch lesen zu lassen?!

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Papfl
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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Papfl » 31. Januar 2017, 13:07

Hallo Toffee!

Sicherlich wäre es sinnvoll, Deinen Mann mit in die Therapie einzubinden [good] . Die Skepsis gegenüber einer medikamentösen Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen hat leider eine lange Tradition. Oft behaupten Kritiker, es handele sich dabei nur um eine Suchtverlagerung, hier von Alkohol zu Baclofen. Das ist aber faktisch nicht richtig. Baclofen ist kein Substitut ("Alkoholersatz"), wie es beispielsweise Methadon für (ehemals) Heroinabhängige ist.

In diesem Zusammenhang empfehle ich Dir (und Deinem Mann) diesen und diesen Link.

Zudem gibt es bei Baclofen KEINE "Rauschzustände", KEINE Toleranzentwicklung und es besteht KEINE Gefahr, von dem Medikament abhängig zu werden.

Dass erst in jüngerer Zeit intensiver über die medikamentöse Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen nachgedacht wird, erklärt einer der führenden Suchtwissenschaftler Deutschlands, Professor Karl Mann vom ZI Mannheim, in dieser Radio-Sendung so:

Man muss sehen, dass das Gebiet der Behandlung von Suchtpatienten über viele, viele Jahre nicht etwas war, wo sich junge Ärzte dafür erwärmen konnten. Das hat dazu geführt, dass viele Entwöhnungskliniken dann von Psychologen geleitet wurden. Psychologen dürfen aber keine Medikamente verordnen und das hat dazu geführt, dass rein psychologische Methoden eindeutig favorisiert wurden.


Einen guten Rundum-Überblick über Baclofen bei Alkoholabhängigkeit für Angehörige gibt übrigens auch diese etwas ältere Veröffentlichung der Charité Berlin:

Müller, C.A. et al. (2010) - Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit

Alles Gute einstweilen!

Papfl
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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Bine » 31. Januar 2017, 16:31

Hallo Papfl + Toffee,
diese Links sind soooo toll, wirklich verständlich.
Bin ich jetzt schon mehrfach drauf gestoßen, aber sie wirken immer mehr......
Danke dafür.
Besser kann man das nicht erklären für Nichtalkoholiker.
Und Erklärung tut ja oft, oder immer Not, weil viele Nichtalkoholiker denken, man muẞ doch nur aufhören mit dem TRINKEN ! Was manchmal aber nicht mehr so einfach ist......
Gruss Bine

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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Toffee » 31. Januar 2017, 16:36

Jaaaa! Ich sage auch ganz ganz herzlichen Dank.
Obwohl ich auch sagen muss, dass mich mein Mann sehr unter Druck setzt.

Er sagt selber, dass er sich jedes Mal weiter von mir distanziert, wenn ich trinke. Was ich verstehen kann, da ich betrunken wirklich aggressiv und unerträglich bin.

Vielleicht darf man aber von seinem Partner auch keine Unterstützung erwarten. Sondern muss sich selber aus dem Mist rausreiten, in den man sich gebracht hat.

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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Bine » 31. Januar 2017, 22:31

Hey Toffee,
das ist nicht gut, wenn du das Gefühl hast das dein Mann dich unter Druck setzt, geht gar nicht !
Liest sich als wenn du es für ihn machen muẞt ! Mit dem Trinken aufhören muẞt ! Sonst ...Au weia.
Es ist und bleibt alleine deine Entscheidung und mit Druck machen von anderen, das muẞ nicht auch noch sein.
Du muẞt von dir selber überzeugt sein, egal wohin der Weg geht. Nicht wohin dich andere haben wollen.
Ich habe mich auch geschämt, weil ich getrunken habe und wollte doch eigentlich immer allen gefallen und alles richtig und gut machen. Hat ja auch ne ganze Zeit lang funktioniert.
Dann Entzug und nie wieder...... und wieder Entzug und nie wieder.
Aber irgendwie auch immer nur für andere, damit sie mich wieder mögen.
Bis ich gemerkt habe, hey warum machst du das nicht mal nur für dich selber und nicht immer nur für andere.
Damit sie mich mögen ? Blödsinn, brauchen mich nicht mögen. Ich bin wie ich bin.
Und es passiert auch, das manche auf einmal nicht mehr mit einem (wenn man nüchtern ist) klar kommen.
Ganz komisch aber egal. Da muẞ man oder auch die anderen durch.
Nur für sich selber, das ist der beste Weg.
Gruss Bine

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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon Toffee » 1. Februar 2017, 12:05

Liebe Bine! Danke für deine liebe Nachricht. Ich will für mich aufhören! Es fängt ja schon mit dem morgentdelichen Blick in n Spiegel an. Das bin nicht mehr ich, die mir da entgegen schaut. Heute morgen habe ich lange mit meinem Mann gesprochen. Wir werden das gemeinsam schaffen. Gestern Abend habe ich komplett abstinent verbracht - hat sich super angefühlt und heute morgen noch besser. Zur Entspannung habe ich mir eine Hypnose App - STOP DRINKING - angehört. Hat ziemlich gut funktioniert, muss ich sagen. Bin also voller Tatendrang.

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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon demipoint » 1. Februar 2017, 18:51

Hallo Toffee

Ich habe mit grossen Interesse Deinen Beitrag gelesen.
Ich habe mich heute auch hier angemeldet und viele Beiträge gelesen.
Es macht mir wirklich Hoffnung.

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen für Denen Weg! doppd

Liebe Grüße demipoint

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DonQuixote
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Re: Hallo, ich bin Toffee!

Beitragvon DonQuixote » 1. Februar 2017, 19:59

Hallo Toffee

Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region ging soeben raus, und zwar an die Mail-Adresse, mit der Du Dich hier im Forum registriert hast. Viel Erfolg bei Deiner Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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