Hallo zusammen,
ich bin seit knapp 20 Jahren Alkoholiker, 3 Therapien haben mich persönlich weiter gebracht, aber ich komme nicht wirklich los von dem Alkohol. Das Buch von Olivier Ameisen hat mich fasziniert, vorallem wie er seine Angst als Auslöser seiner Sucht beschreibt. Ich habe Hoffnung das mir das Medikament weiter helfen könnte und lese interessiert Erfahrungsberichte, obwohl ich manchmal nicht glauben kann das es doch noch etwas gibt das mich final von dem Zeug befreit.
LG Steff
Vorstellung
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Re: Vorstellung
Hallo Steff!
Herzlich willkommen im Forum
! Schön, dass Du da bist
.
Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Tagen/Wochen Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist und erklärt.
Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht
, weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.
Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.
Wie viel trinkst Du denn zurzeit? Diese Info ist wichtig, weil davon abhängt, ob Du alleine (selbständig) eine Baclofen-Therapie beginnen kannst oder ob es sinnvoller wäre, vorher erst nochmal in eine professionelle Entgiftung zu gehen. Pi mal Daumen sage ich immer: Bei +/- einer Flasche Wein pro Tag ist die Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich" noch einigermaßen vertretbar. Bei allem, was darüber hinaus geht, sollte man nochmal genauer drüber schauen (bisherige Entzugserfahrungen, Entzugserscheinungen etc.).
Das würde bedeuten, dass Du - gesetzt den Fall, Dein Konsum ist momentan nicht allzu hoch - Baclofen langsam in Anlehnung an den bzw. die Dosierungstabellen im Forum einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger).
Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist
a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und
b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.
Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.
Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger
.
Vielleicht noch kurz ein paar Zeilen zum Buch von Olivier Ameisen:
Olivier Ameisen war mit seinem Selbstexperiment quasi sein eigenes "Versuchskaninchen". Sein erschien 2005 (!!!) in der renommierten Fachzeitschrift Alcohol And Alcoholism, und manche Vorgehensweise, die Olivier Ameisen als Patient Nummer eins in seinem Buch noch "ausprobierte", gilt heute - über zehn Jahre später - als überholt. In der letzten Dekade hatten zahlreiche Wissenschaftler die Gelegenheit, anhand Tausender Patienten zu erforschen, wie Baclofen bei einer Mehrheit am besten funktioniert. Alle, die heute mit Baclofen beginnen, haben das große Glück, auf diesen Erfahrungsschatz und die daraus resultierenden bewährten Schemata der Baclofen-Therapie zurück greifen zu können (). Sie müssen also keine "Versuchskaninchen" mehr sein
.
Man ist geneigt - nachdem man Olivier Ameisens Buch gelesen hat - nach dem Switch-Erlebnis zu suchen, das Ameisen bei 270 mg/Tag beschreibt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass nur ganz wenige (mir fällt im Moment nur ein Patient ein) ebenfalls von so einem "Switch" berichten. Für die meisten hat sich die Standardvorgehensweise nach Leitfaden eher bewährt. Ich schreibe das nur, falls Du vorhaben solltest, jetzt möglichst schnell auf die 270 mg/Tag hoch zu dosieren, um Ameisen "nachzueifern"
. Bitte nicht
.
Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik , konkreter im und .
Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel , den man auch finden kann.
Da wir die aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann mit allen Infos bei Dir melden.
Alles Gute einstweilen!
Papfl
Herzlich willkommen im Forum
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Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Tagen/Wochen Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist und erklärt.
Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht
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Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.
Wie viel trinkst Du denn zurzeit? Diese Info ist wichtig, weil davon abhängt, ob Du alleine (selbständig) eine Baclofen-Therapie beginnen kannst oder ob es sinnvoller wäre, vorher erst nochmal in eine professionelle Entgiftung zu gehen. Pi mal Daumen sage ich immer: Bei +/- einer Flasche Wein pro Tag ist die Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich" noch einigermaßen vertretbar. Bei allem, was darüber hinaus geht, sollte man nochmal genauer drüber schauen (bisherige Entzugserfahrungen, Entzugserscheinungen etc.).
Das würde bedeuten, dass Du - gesetzt den Fall, Dein Konsum ist momentan nicht allzu hoch - Baclofen langsam in Anlehnung an den bzw. die Dosierungstabellen im Forum einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger).
Die Idee, die hinter der Baclofen-Therapie steht, ist
a) über die "Beruhigung" der GABA-B-Rezeptoren langfristig einen ausgeglichenen, entspannten, relaxten Zustand herzustellen, damit extreme Stress-Situationen, Spannungen, Ängste und Verstimmungen, die einen zur Flasche greifen lassen, gar nicht erst aufkommen und
b) das körperliche Verlangen nach Alkohol (physisches Craving) einzudämmen, um die zwanghafte Komponente des abhängigen Trinkens ein Stück weit auszuschalten.
Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.
Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger
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Vielleicht noch kurz ein paar Zeilen zum Buch von Olivier Ameisen:
Olivier Ameisen war mit seinem Selbstexperiment quasi sein eigenes "Versuchskaninchen". Sein erschien 2005 (!!!) in der renommierten Fachzeitschrift Alcohol And Alcoholism, und manche Vorgehensweise, die Olivier Ameisen als Patient Nummer eins in seinem Buch noch "ausprobierte", gilt heute - über zehn Jahre später - als überholt. In der letzten Dekade hatten zahlreiche Wissenschaftler die Gelegenheit, anhand Tausender Patienten zu erforschen, wie Baclofen bei einer Mehrheit am besten funktioniert. Alle, die heute mit Baclofen beginnen, haben das große Glück, auf diesen Erfahrungsschatz und die daraus resultierenden bewährten Schemata der Baclofen-Therapie zurück greifen zu können (). Sie müssen also keine "Versuchskaninchen" mehr sein
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Man ist geneigt - nachdem man Olivier Ameisens Buch gelesen hat - nach dem Switch-Erlebnis zu suchen, das Ameisen bei 270 mg/Tag beschreibt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass nur ganz wenige (mir fällt im Moment nur ein Patient ein) ebenfalls von so einem "Switch" berichten. Für die meisten hat sich die Standardvorgehensweise nach Leitfaden eher bewährt. Ich schreibe das nur, falls Du vorhaben solltest, jetzt möglichst schnell auf die 270 mg/Tag hoch zu dosieren, um Ameisen "nachzueifern"
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Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik , konkreter im und .
Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel , den man auch finden kann.
Da wir die aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann mit allen Infos bei Dir melden.
Alles Gute einstweilen!
Papfl
„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt."
Albert Einstein (1879 - 1955)
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- Registriert: 18. August 2016, 16:05
- Mann oder Frau?:
Re: Vorstellung
Lieber Papfl,
das sind jetzt erstmal sehr viele Informationen, ich danke dir dafür. Ich trinke zur Zeit eine Flasche Wein pro Tag, es gibt auch Phasen in der es 2 -3 werden, aber auch trockene Phasen. Es wechselt sich je nach Stress- und Angstphasen ab. Ich habe es auch schon bis zu einem halben Jahr (nach meiner stationären Therapie) geschafft, aber es war mehr Kampf und Krampf als wirklich angenehm, obwohl das Leben ohne Alkohol sehr schön war bzw. hoffentlich bald wieder ist. Ich finde den Gedanken ohne Angst vor Suchtdruck meinen Hobbies und meinem Beruf nachzugehen total befreiend.
Danke auch für den Hinweis Baclofen nicht experimentell, sondern nach Anweisung genutzt werden sollte.
So jetzt widme ich mich erstmal deiner empfohlenen Lektüre.
Bis bald Steff
das sind jetzt erstmal sehr viele Informationen, ich danke dir dafür. Ich trinke zur Zeit eine Flasche Wein pro Tag, es gibt auch Phasen in der es 2 -3 werden, aber auch trockene Phasen. Es wechselt sich je nach Stress- und Angstphasen ab. Ich habe es auch schon bis zu einem halben Jahr (nach meiner stationären Therapie) geschafft, aber es war mehr Kampf und Krampf als wirklich angenehm, obwohl das Leben ohne Alkohol sehr schön war bzw. hoffentlich bald wieder ist. Ich finde den Gedanken ohne Angst vor Suchtdruck meinen Hobbies und meinem Beruf nachzugehen total befreiend.
Danke auch für den Hinweis Baclofen nicht experimentell, sondern nach Anweisung genutzt werden sollte.
So jetzt widme ich mich erstmal deiner empfohlenen Lektüre.
Bis bald Steff
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Re: Vorstellung
Hallo Steff
Deine habe ich erhalten und eine Mail mit ging soeben an Dich raus. Viel Erfolg mit Deiner hoffentlich bald beginnenden und erfolgreichen Baclofen-Therapie wünscht
DonQuixote
Deine habe ich erhalten und eine Mail mit ging soeben an Dich raus. Viel Erfolg mit Deiner hoffentlich bald beginnenden und erfolgreichen Baclofen-Therapie wünscht
DonQuixote
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[phpBB Debug] PHP Warning: in file [ROOT]/vendor/twig/twig/lib/Twig/Extension/Core.php on line 1236: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable
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