Gerti0969 stellt sich vor

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Gerti0969
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Gerti0969 stellt sich vor

Beitragvon Gerti0969 » 23. September 2016, 10:18

Hallo, ich bin 47 Jahre alt, wohne im Landkreis Rosenheim in Bayern und bin schon schon seit Jahren alkoholabhängig. Hab schon einige Therapien hinter mir und bin mit Hilfe meines Mannes auf Baclofen gestoßen. Ich habe das Buch von Dr. Ameisen gelesen und verspreche mir, endlich mein Ziel ohne Alkohol zu Leben zu erreichen.

Ich war heute bei meiner Hausärztin, sie lehnt die Behandlung mit einem Rezept "off Label" ab. Sie gab mir einige
Adressen, aber alles ohne Erfolg.
So, jetzt bin ich endlich hier gelandet und hoffe auf Eure Hilfe bei der Suche nach einem Arzt im Raum Großraum München - Südostbayern oder auch Salzburg, der mir Baclofen verschreibt.

Ich würde mich über viele Antworten Freuen und natürlich auch eine Empfehlung von Freund zu Freund.

Gerti

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Papfl
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Re: Gerti0969 stellt sich vor

Beitragvon Papfl » 23. September 2016, 11:05

Hallo Gerti!

Herzlich willkommen im Forum [hi_bye] ! Schön, dass Du da bist [smile] .

Von diesen unbefriedigenden Erlebnissen und kurzfristigen Erfolgen mancher Entwöhnungs- und Entziehungsaufenthalte können viele hier ein Lied singen.

Baclofen kann diese Drehtür-Tortur zwischen Entgiftung, Entwöhnung, Therapie, ein paar Tagen/Wochen Abstinenz und dann alles wieder von vorn...in der Tat beenden. Warum und wodurch das möglich wird, ist hier und hier erklärt.

Leider vergessen Ärzte und Therapeuten allzu oft die Biochemie, die sich bei abhängigen Menschen über die Jahre verändert hat und die sich als scheinbar unüberwindbare "Hürde" beim Kampf um die Abstinenz entpuppt. Oder sie wissen es einfach nicht [unknown] , weil sie in punkto Sucht auf dem Stand ihrer Approbation stehen geblieben sind und die neuen Entwicklungen im Bereich Hirnchemie, Stoffwechsel, Neurobiologie etc. seit der Jahrtausendwende nicht mehr verfolgt haben.

Baclofen ist natürlich keine Wunderpille, die man schluckt und alles wird von alleine gut. Das Medikament kann aber die ständigen Gedanken an Alkohol und das unbändige Verlangen, das über kurz oder lang dazu führt, dass Betroffene wieder zur Flasche greifen MÜSSEN, eindämmen.

Baclofen schlägt einem das Glas also nicht aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurück geben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik Baclofen erste Schritte, konkreter im Baclofen-Arztkoffer und Alles Wichtige auf einen Blick.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel "Ist Alkoholsucht doch heilbar?", den man auch online im PTA-Forum finden kann.

Da wir unsere Arztadressen aus naheliegenden Gründen nicht öffentlich rausgeben, möchte ich Dich bitten, @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) kurz mit einer Privaten Nachricht (PN) anzuschreiben und ihm Deinen Wohnort samt Postleitzahl mitzuteilen. Er wird sich dann voraussichtlich gegen Abend bei Dir mit allen Infos melden.

Vielleicht noch kurz ein paar Zeilen zum Buch von Olivier Ameisen:

Olivier Ameisen war mit seinem Selbstexperiment quasi sein eigenes "Versuchskaninchen". Sein Erfahrungsbericht erschien 2005 (!!!) in der renommierten Fachzeitschrift Alcohol And Alcoholism, und manche Vorgehensweise, die Olivier Ameisen als Patient Nummer eins in seinem Buch noch "ausprobierte", gilt heute - über zehn Jahre später - als überholt. In der letzten Dekade hatten zahlreiche Wissenschaftler die Gelegenheit, anhand Tausender Patienten zu erforschen, wie Baclofen bei einer Mehrheit am besten funktioniert. Alle, die heute mit Baclofen beginnen, haben das große Glück, auf diesen Erfahrungsschatz und die daraus resultierenden bewährten Schemata der Baclofen-Therapie zurück greifen zu können (Leitfaden für die Anwendung). Sie müssen also keine "Versuchskaninchen" mehr sein [smile] .

Man ist geneigt - nachdem man Olivier Ameisens Buch gelesen hat - nach dem Switch-Erlebnis zu suchen, das Ameisen bei 270 mg/Tag beschreibt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich Dir sagen, dass nur ganz wenige (mir fällt im Moment nur ein Patient ein) ebenfalls von so einem "Switch" berichten. Für die meisten hat sich die Standardvorgehensweise nach Leitfaden eher bewährt. Ich schreibe das nur, falls Du vorhaben solltest, jetzt möglichst schnell auf die 270 mg/Tag hoch zu dosieren, um Ameisen "nachzueifern" [wacko] . Bitte nicht [nea] .

Da Du ja wahrscheinlich momentan noch trinkst (vielleicht kannst Du zu Deinem aktuellen Konsum noch ein paar Angaben machen [pardon] ), würde sich in Deinem Fall wahrscheinlich am ehesten die Methode "So viel Alkohol wie nötig, so wenig wie möglich" anbieten. Das würde bedeuten, dass Du Baclofen langsam in Anlehnung an den Leitfaden für die Anwendung bzw. die Dosierungstabellen hier im Forum einschleichst und parallel dazu versuchst, den Alkohol zu reduzieren (jeden Tag ein bisschen weniger).

Aber über Dosierung und Vorgehensweise können wir uns ja noch detaillierter austauschen, wenn Du Baclofen verschrieben bekommen hast [smile] . Der nächste Schritt ist jetzt erstmal der Arzttermin!

Einen guten Start wünscht
Papfl
„Der Hori­zont vie­ler Men­schen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nen­nen sie dann ihren Stand­punkt."
Albert Ein­stein (1879 - 1955)

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Gerti0969
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Re: Gerti0969 stellt sich vor

Beitragvon Gerti0969 » 23. September 2016, 11:24

Lieber "Papfl",

herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort und die ausführlichen Infos.
Ich habe mich zusammen mit meinem Mann schon ausführlich informiert und auch viele der Beiträge im Forum gelesen.
Ich habe vor, wirklich langsam und behutsam nach Euren Empfehlungen Baclofen einzunehmen und mit einer Minimaldosis von 2x5 mg pro Tag anzufangen. Dann je nach Nebenwirkungen wöchentlich erhöhen.

Ich freue mich sehr über Deine Antworten und werde mich dann auch wieder von meinen Erfahrungen berichten. Hab´ vor ein Tagebuch zu führen.
So und jetzt schreibe ich auch gleich noch an DonQuixote!

Danke und herzliche Grüße,
Gerti

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DonQuixote
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Re: Gerti0969 stellt sich vor

Beitragvon DonQuixote » 25. September 2016, 18:33

Hallo Gerti

Eine Mail mit Arztvorschlag ging soeben an Dich raus. Einen guten Start in die Baclofen-Therapie wünscht

DonQuixote


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