Hallo

[Tralala43]

Hallo,

ich bin M. bin 43 Jahre alt, habe ADHS im Erwachsenenalter und daher ein nicht zu schweres aber (meiner Meinung) doch vorhandenes Alkoholproblem, das mich jetzt seit 16 Jahren begleitet. Ich kann "einfach so" tage- und wochenlang abstinent sein, egal ob mit Ritalin oder ohne, doch ab und an packt mich die Sucht/Gier und ich wandere schlagartig Freitag nach der Arbeit mit ner Kiste Wein nach Hause, diese ist dann Sonntag Mittag leer und dann hilft die Tankstelle noch den letzten Endböller zu beschaffen um dann am Montag "halbtot" im Büro zu sitzen. Diesen gelegentlichen "Verlangen" (durchschnittlich ca. alle 4 Wochen mal) möchte ich nicht mehr ausgesetzt sein.

Als Hilfsmittel um Ruhe und Gelassenheit zu finden bekam ich von meinem Hausarzt Lorazepam verschrieben, unter dem strengen Hinweis das dieses extrem süchtig macht, er mir aber zutraue dieses genauso "gelegentlich" anzuwenden wie das "flüssige Medikament" Chardonnay... Loras haben mich schwächer gemacht als gedacht und mit trotz gelegentlicher Pausen über 3-4 Wochen gab mir mein HA "die letzte Lora-Ölung" in Forma 10x 10mg und sagte mir dass es das dann war, weil ich in diesem Zeitraum (ca. 1 Jahr) doch immer mal wieder zu "oft" kam um Nachschub zu holen. Der Lorazepam-Entzug lief relativ mild (1 Woche schlecht geschlafen, sonst keine UEW) aber eben diese gelegentlichen "Alkoholabstürze" will und möchte ich mir nicht mehr leisten, da ich im Arbeitsleben voll eingespannt bin und totale glasklare Leistung erbringen muss....

Meine Therapeutin weigert sich mir die Diagnose "alkoholkrank" zu stellen, da ich es unter Kontrolle hätte, lediglich der Drang nach Ruhe und Entspannung ließe mich ab und zu schwach werden. Trotzdem will ich GAR NICHT MEHR ab und zu schwach sein, sondern IMMER FIT weil es mir da einfach besser geht. Alkoholentzüge liefen bei mir immer kalt, alleine und zuhause ab und außer anfänglicher Schlaflosigkeit hatte ich auch hier keine unerwünschten Nebenwirkungen. Auch die Sitzungen bei den AA, denen ich seit 2 Jahren gelegentlich beiwohne, sind sehr interessant und helfen ungemein den "Feind Alkohol" zu verstehen, aber mir kam es oft so vor als wären das wirklich wesentlich "krankere" Leute als ich, bzw. viel ernstere Fälle, da die Erfahrungen die man dort hört sich mit meinen nicht decken, da ich weder im delir landete, noch jemals eingeliefert werden musste, nur einmal eine Nacht im Notfallzentrum weil ich im Suff gestoplpert bin und mir eine Rippe brach, aber das war auch schon das "Extremste". Ich weiß um die Alkoholkrankheit sehr viel und weiß auch wie sich schwer alkoholabhängige Kranke oft selbst anlügen und ihr Verhalten schön reden. Das tue ich hier NICHT! (was hätte es auch für einen Wert...) Wenn ich am Donnerstag Abend eine Packung Mon Cherie geniesse, habe ich zum Beispiel auch NULL Druck nach mehr.

Als ich kürzlich die Sendung plusminus über Baclofen gesehen habe, war mir klar das das das Mittel erster Wahl ist um eine konstante Aversion gegen den so hassgeliebten Weißwein aufzubauen.

Jetzt wäre es schön wenn ich von euch irgendwie Tipps bzw. konkrete Adressen in Südbayern bzw. Allgäu erhalten könnte, von Ärzten die Baclofen verschreiben.

[Papfl]

Hallo Tralala43!

Herzlich willkommen im Forum . Schön, dass Du da bist .

Ich beginne mal nicht ganz so euphorisch wie üblich : Baclofen ist bei ADHS nicht ganz unkompliziert . Der Arzt, bei dem Du in Behandlung bist, sollte deshalb über alle Medikamente und Krankheiten, die Du hast/nimmst, informiert sein.

Wie Du vielleicht weißt, reagieren viele ADHS-Patienten auf bestimmte Medikamente "paradox", das heißt, die Medikamente bewirken bei diesen Patienten genau das Gegenteil von dem, was sie ursprünglich sollten.

Methylphenidat (Ritalin) ist ja eigentlich ein "Aufputschmittel" mit stimulierender Wirkung, kann aber bei ADHS-Patienten beruhigend wirken ("paradox").

Ähnliches ist auch bei Baclofen bekannt. Baclofen wirkt ursprünglich entspannend, beruhigend, kann aber bei ADHS-Patienten genau das Gegenteil bewirken.

Konkret könnte das heißen, dass die innere Unruhe (Craving) nach der Einnahme von Baclofen bei Dir nicht ab- sondern im ungünstigen Fall sogar zunehmen kann.

Das muss nicht so sein, ist aber möglich. Käme auf einen Versuch an .

Solltest Du tatsächlich "paradox" auf Baclofen reagieren, ist das Medikament leider keine Option für Dich.

Meinst Du, Dein Hausarzt ließe sich unter diesen Voraussetzungen auf eine "Probe-Verschreibung" ein? Ich habe ein bisschen Zahnschmerzen dabei, Dich an einen fremden Baclofen-Arzt aus unserer Liste zu verweisen, der von Deiner ADHS-Erkrankung nichts weiß.

Andererseits kannst Du nur rausfinden, ob Du "paradox" auf Baclofen reagierst, wenn Du's vorsichtig
ausprobierst ...

Mal abwarten, wie unser @DonQuixote (er verwaltet unsere Arztadressen) und die anderen (vielleicht können @jivaro oder @DoctorBAC morgen noch ein paar Sätze dazu schreiben) das sehen...

Bitte die Flinte nicht gleich ins Korn werfen, nicht alle ADHS-Patienten reagieren auf Baclofen paradox. Aber der Umstand muss halt berücksichtigt werden .

Papfl

[Tralala43]

Danke Papfl für deine Worte.

Ich muss dazu sagen dass ich "Ritalin" schon seit 2 Jahren nicht mehr nehme, da es mir nicht genug Ruhe gab und die Lust auf Alkohol auch nicht sinken ließ, im Gegenteil, sogar die "Toleranz" noch erweiterte, um so besch... ging es mir danach versteht sich.

Im Erwachsenenalter verhält sich die "Krankheit" eigentlich ganz easy, man findet genug Wege auch ohne medikamentöse Begleitung seine innere Ordnung aufzubauen

Genau so und nicht anders würde ich es auch dem empfohlenem Arzt mitteilen. Wäre also dankbar über eine Kontaktliste. Ich bin mir sogar sicher dass hier bei mir in der Stadt der ein oder andere Arzt/Ärztin bereits mit Baclofen behandelt, weil wir hier eine sehr ausgebaute Suchtambulanz haben

[Papfl]

[DonQuixote]