Bin neu hier.....

[argentina]

Hallo an alle,
Ich bin neu hier im Forum, obwohl ich schon seit einiger Zeit mitlese. Ich nehme seit dem 15.6. 2011 Baclofen aber habe keinen wirklichen Erfolg damit. Kurz zu mir, ich bin 38, bald 39 und trinke seit ich eigentlich so ca. 16 war, aber immer normal bis es wohl wie bei jedem hier ausgeartet ist und es von Jahr zu Jahr mehr wurde. Jetzt sind es ca. 2 Flaschen Wein pro Tag, aber ich habe keine Probleme morgens aufzustehen (immerhin um 6 Uhr!) oder meine Arbeit zu vollrichten. Aber in letzter Zeit kam es immer öfter zu Blackouts und mich quält das schlechte Gewissen das mein 10 jähriger Sohn mich jeden Abend „angeheitert“ erlebt. Hinzu kommen Streiterein mit meinem Freund, etc. Die letzten 8 Jahre waren nicht einfach für mich, was allerdings auch keine Entschuldigung für meinen Alkoholkonsum sein dürften oder nicht sollten. Ich bin 2001 mit meinem argentinischen Mann nach Argentinien gezogen, der mir dann zweimal den Kiefer brach und ich mich letztenendes von ihm trennte, was auch nicht ohne war L, da er aus einer angesehenen Familie kommt. Ich habe mir hier also eine mehr oder weniger neue Existenz aufgebaut, aber das Leben in Argentinien ist nicht einfach, vor allem wegen der Inflation und der Kriminalität. Ok das sind meine Hintergrund Daten....

Zurück zu Baclofen, nach einer sehr intensive Alkoholphase bekam ich innerhalb von 2 Wochen 2 Panikattacken die ich noch nie zuvor hatte und die mich voll kommen lahm legten. Aus Angst und Panik wollte ich dann unbedingt mit dem trinken aufhören und da ich von deutschen Freunden von Baclofen wusste beschaffte ich es mir auch hier, problemlos einfach so in der Apotheke...das ist Argentinien.....!

Die ersten Tage war ich wie „bekifft“ und fand alles toll und hatte auch sofort keinen Trinkdruck mehr. Nach ca. 1 Woche wollte ich mal das „kontrollierte Trinken“ ausprobieren und das endete in einer Katastrophe!!!!!!! Am nächsten Tag war mir so schwindlig das ich fast nicht aufstehen konnte. Kurzum, seitdem hat meiner Meinung nach das Bac. Keinen Effekt mehr. Trinke ich nicht, bin ich total deprimiert und das obwohl ich KEINEN Saufdruck habe, aber ich habe das Gefühl das „mein bester Freund“ weg ist (mein Wein)., was totaler quatsch ist. Und wenn ich trinke zersprengt mir fast mein Kopf vor lauter Kopfschmerzen und am nächsten Tag habe ich ein schlechtes Gewissen das ich doch wieder schwach geworden bin.

Ich weiß nicht ob ich hier schon mal was ähnliches gelesen habe, aber es wundert mich das ich den Wein so vermisse, obwohl ich keinen Druck habe. Ist das normal? Ich nehme 5mg Morgens, 10 Mittags, 5 mg Nachmittags ....wenn ich abends nichts trinke, nehme ich noch mal 10 mg, ansonsten nichts.

Ok das war es fürs erste von mir. Vielleicht kann mir ja jemand einen guten Ratschlag geben.

Lg.

[GoldenTulip]

hallo argentina,
Angst und Panik sind körperliche Reaktionen auf den Entzug. Das Craving, der Wunsch, in den gewohnten Raum zu gehen, weil da (subjektiv) Heilung stattfindet, steht auf einem anderen Blatt. Das lässt sich mit Bac unterstützen, im Sinne von nicht schwach werden, aber das geht davon nicht weg. Das hat auch neurologische Gründe, man muss sich neue Wege freistapfen,. Verhaltenstherapie, Selbstbeobachtung, das ist Übungssache. Und Baclofen gibt die (einzigartige) Chance, bei Null anzufangen, der Begierde etwas entgegen zu setzen. Mehr nicht. Alles andere bleibt in deiner Verantwortung. Einfach die beste Voraussetzng um neu anzufangen, dafür muss man bereit sein, sonst geht es nicht.
Conny

[argentina]

Hallo Conny,
Danke für deine Antwort. Habe mir gestern erstmal sämtliche Erfahrungsberichte genauer durch gelesen und eingesehen das ich wohl nicht die einzige bin die der Abschied vom Alk. schwer fällt. In irgendeiner mail hattest du geschrieben das der Weg sehr strauchelig ist und das finde ich sehr zutreffend!!

Angst und Panikattacken hatte ich bevor ich Bac. nahm (ich nehme es seit 7 Wochen) und seitdem habe ich keine Panikattake mehr gehabt. Schlafen tue ich wie ein Stein, meine Rückenschmerzen sind wie weggeblasen und meine und meine allmonatlichen PMS Aggressionen auch (sehr zur Freude meines Freundes, der immer alle Wutanfälle abbekommen hat). Also gibt es ja auch positives zu berichten .

Mein größtes Problem ist das ich abends nichts mit mir anzufangen weiß (außer Wein zu trinken!) und es nicht mehr zu tun ist total frustrierend, aber noch frustrierender ist es es doch zu tun!!!!! Hab also festgestellt das ich dringend ein Hobby oder so brauch, einen Alk. Ersatz, weil der Trinkdruck ist ja weg, also muss ich nur eine Beschäfftigung für abends finden...

Am Freitag habe ich aus lauter Frust und etwas betrunken, das Bac. extrem hoch gesetzt und gestern war mir zwar sehr schwindlig, aber angenehm schwindlig auch wenn ich kaum gerade stehen konnte. ABER gestern war der erste Tag wo ich wikrlich das Gefühl hatte das es mir egal war zu trinken oder nicht, bzw. es entstand fast schon Ekel. Also trank ich auch wirklich problemlos nichts, außer das ich den ganzen Tag einen Jibber auf Kaffee hatte. Ich habe gestern auch nur 20 mg Bac genommen und wieviel ich heute nehme weiß ich noch nicht, eher aber hoch ( 5o oder 60).

Hoffe bei dir klappt auch alles einigermaßen.

Schönen Sonntag noch, lg, Argentina

[GoldenTulip]

Hallo argentina,
mach dir ein Ritual für abends, das du einhältst ob du Lust hast oder nicht. Man muss neue neuronale Bahnen schaffen, sonst trickst einen das Suchtgedächtnis immer und immer wieder aus. Gehe zur Haupt-Langeweile/ Cravingzeit spazieren oder joggen. Oder in die Sauna. Tu nix was mit Denken zu tun hat, bei mir ist nachdenken und kommunizieren direkt mit Trinken gekoppelt. Das ist Hardcore, weil ich will natürlich nicht auf Denken und Kommunikation verzichten. Bin also selbst noch auf der Suche und am rumprobieren, mit bisher mäßigem Erfolg. Man darf nur nicht schlappmachen, weil die "Pille gegen die Pulle" nicht automatisch wirkt.
Eigenhirn -wie im anderen Baclo-Forum bezeichnet- ist unverzichtbar. Nüchtern tauchen die weggesoffenen Baustellen wieder auf, ein idealer Nährboden für Depressionen. Angst, all das Ungewisse, die Veränderungen, sind leichter auszuhalten, wenn man weiß, dass das jetzt PROGRAMM ist. Kein Defekt, kein Versagen sondern logische Konsequenz, wenn man mit dem Selbstbetrug aufhört.
Ich weiß nicht ob dir das hilft, etwas versönlicher mit dir selbst zu sein. Ein bisschen wie ich bin dick, du bist hässlich, ich kann abnehmen. Political incorrect, aber tröstlich.
Schreib dir hier deinen Kummer und die Zweifel von der Seele und setz im Alltag auf Handlung. Nur Tun kann Neues etablieren, Denken ist begrenzt und begrenzend, wenn apriori (vor aller Erfahrung).
Und noch ein Tipp: schreib alles auf, was sich seit dem Entschluss mit Trinken aufzuhören, positiv verändert hat. Begleite dich wie eine liebevolle Mutter, deren Kind Laufen lernt. Die sagt dann nämlich nicht, kannst ja gar kein Marathon, sondern, Toll, zwei Schritte ohne dich wo festzuhalten. Weiter so! Passt ins Bild, oder?
Ganz liebe Grüße
Conny

[tutti]

hallo agentina,

wir haben uns zwar fast zeitgleich hier im forum angemeldet, aber du nimmst bac ja schon ein paar wochen länger als ich.(erst 4 tage)
ich habe auch nicht sofort mit dem trinken aufgehört nach der ersten dosis, obwohl viele es hier geschafft haben, aber es gibt auch die anderen, die erst ihre richtige dosis finden müssen, bis sich der schalter umlegt. ich habe immerhin meinen konsum drastisch eingeschränkt und dafür lobe ich mich selber , wie goldentulip schon sagt, sieh die kleinen positiven schritte, einer nach dem anderen.
hast du schon das buch von oliver ameisen gelesen, der ja sozusagen auf bac gestossen ist, um seine extreme alkoholsucht zu bekämpfen, wenn nicht besorg es dir und lies es, so hast du schon mal eine freitzeitbeschäftigung.
ich gehe wieder joggen und fahr fahrrad, das lenkt ab, macht den kopf frei und für die figur ist es auch nicht schlecht .
ich denke, dass das craving mit bac reduziert oder sogar ganz verschwindet, aber die gewohnheit, nach feierabend gemütlich ein glas wein oder ein bierchen zu trinken, weil ja angeblich so entspannend, die müssen wir ändern, das kann uns bac nicht abnehmen. das war und ist bei mir auch der knachpunkt, das gemütliche feierabendbier tausche ich mit einem buch oder ich mache sport.
in diese sinne, nicht aufgeben
lg tutti

[argentina]

@Tutti,
Hi und Danke für die Antwort. Ja ich habe am 16.6. mit angefangen und auch sofort aufgehört zu trinken. Nach genau einer Woche wollte ich mal gucken wie "kontrolliertes" trinken geht....ging nicht, totaler Absturz und danach fiel ich in ein richtiges Loch!!!! Zum einen weil ich wieder getrunken hatte und zum anderen weil ich merkte WIE schön meine Abende doch mit meinem gutem Freund dem Wein sind!!!!!!! Dann waren 2 Wochen Winter Schulferien und mein Sohn fuhr zu seiner Oma auf die Farm. Gut das war dann erst recht eine Ausrede um weiter zu trinken.Mit Schulbeginn wollte ich mich wieder zusammen reißen,aber da fehlte mir dann der gute Wille, weil den braucht man, sonst geht das meiner Meinung nach gar nicht!!! In der ganzen Zeit habe ich die Dosis auch nicht erhöht, nahm immer nur 25 mg. Die letzte Woche war also die Hölle, ich litt wie Hölle, aber nicht wegen Craving, sondern weil ich wahrhaftig das Gefühl hatte das mein "bester" Freund gestorben sei, das war wie Liebeskummer oder noch schlimmer. Und letzten Freitag war mir dann alles egal und ich habe abends extrem viel getrunken, hinzu fleissig Bac. geschluckt (darf man eigentlich gar nicht erzählen!, mir wird auch jetzt im nachherein schlecht bei dem Gedanken was mir alles hätte passieren können...kann es das?). Samstag stand ich wie unter Drogen,was aber eigentlich sehr angenehm war und außerdem waren meine Kopfschmerzen spurlos verschwunden (bin ja auch mittlerweile der Meinung das man nur Kopfschmerzen von Bac bekommt, wenn man unter Strom steht). Frag mich auf jeden Fall nicht wieso aber seitdem geht es mir extrem gut! Jeglicher Gedanke an Alk. ist spurlos weg und ich habe seit Fr. meine geöffnete Weinflasche im Kühlschrank stehen, die ich noch nicht mal angucke, aber weggießen tue ich sie nicht, weil das ist jetzt wie eine Herausforderung für mich.
Ich will nicht behaupten das ich meine Dosis gefunden habe, aber irgendwas ist jetzt definitiv mit mir anders. Aber gut heute ist auch erst der dritte AF Tag und noch traue ich dem Frieden nicht, aber wenn es so weitergeht wäre es schön. Das soll jetzt aber bitte kein "guter Tipp" von mir gewesen sein, wollte dir nur schildern was mir "unabsichtlich" passiert ist.

Das Buch von Ameisen habe ich nicht gelesen, ich bezweifel auch das es das hier in Argentinien gibt. Aber ich finde es auch nicht so wichtig es zu lesen,ich finde es irre spannend hier alle Erfahrungsberichte zu lesen, weil man sich mit den anderen Berichten identifizieren kann und die einem irgendwie Mut machen. Ganz wichtig finde ich es auch zu lesen, das es bei vielen zu Krisen kam und vor allem auch nach längerer Zeit erst, so das man also nicht glauben darf da mit der Pille alles von heut auf morgen weg ist! Das war es nämlich was ich mir so vorgestellt hatte, lach.

Ok Tuti, dann dir auch alles Gute und ich freue mich das wir so einen regen Austausch haben, das tut echt gut und hilft ungemein!

Lg, Argentina

[argentina]

@ Conny,
Danke auch für deine Antwort. Ja ich weiß das wichtigste ist nun eine Alternative für den Abend zu finden, im Moment ist es hier das Forum in dem ich mich hoch und runter lese .

Hoffe das es bei dir auch nach Plan läuft?

lg, argentina