Bericht von GoldenTulip

[GoldenTulip]

Sodele,
hab mich mal aus dem Willkommensthread nach hier hin aufgemacht.
Bin wie gesagt heute am 2. selbständig alkoholfreien Tag nach der Entgiftung angekommen und warte auf mein bac.
Hab zum ersten mal Suchtdruck. Bis jetzt war alles easy, nun murmelt und flüstert es "ach wie schön wär jetzt ein Fläschchen Sekt, it's just a step away...." Hab gegessen, es geht mir emotional eigentlich gut, mir fällt nichts ein, was mir jetzt fehlt. Ich werde dem Druck natürlich nicht nachgeben, aber es fühlt sich scheußlich an. Wenn ich nicht so vollgefressen wäre und es nicht so warm wäre, würde ich jetzt joggen gehen. Falls mein kreislauf das z.Zt. überhaupt zulässt. Ich mach mal eine Runde um den Block, damit der Kreisverkehr im Kopf aufhört.
Falls jemand Vorschläge hat, was bei aktuellem craving sonst helfen kann, bitte her damit.
thx Conny

[GoldenTulip]

einen Spaziergang später, nach kalt abbrausen jetzt beim Espresso ist das Ärgste vorbei. Aber da kann man ja echt Schiss bei bekommen Mein Geld hab ich jedenfalls vorsichtshalber zuhause gelassen, bevor ich rausgegangen bin.

[conrad]

Hallo,
ich habe dann immer getrunken und getrunken, Wasser, Kaffee natürlich in rauhen Mengen. Ein Glas in der Hand, irgendwie hat mir das dann immer geholfen.

[GoldenTulip]

Hi Conrad,
der Tipp ist natürlich goldrichtig, aber ich trinke schon ca 4 Ltr. Wasser am Tag - mehr geht nicht rein

[GoldenTulip]

Bin jetzt beim 5. Liter Wasser, Prosit!
Mehr als 2-3 Stunden konnte ich nicht schlafen, war dann wieder knallwach. Egal, is wie es is im Moment. Irgendwann holt sich der Körper, was er braucht. Was ich mich heute gefragt habe ist, weshalb eigentlich das Bac so müde macht bei Einsatz und Erhöhung. Ist die neuronale Umstrukturierung so anstrengend / wird dabei der Organismus stumpf runtergefahren?
Ich muss mir die Sache mit den Neurotransmittern nochmal genauer anschauen was da passiert. Lady GABA, *kicher*.

Wieso gehört Ungeduld nicht zu den 7 Todsünden. Ich weiß, dass ich in einem Prozess stehe, der Zeit, Übung, Arbeit, Geduld erfordert, aber ist schwer auszuhalten, wenn man immer Zack die Buddel an Hals sich die "Belohnung", die direkte, wenn auch nur kurzfristige Erleichterung und Befriedung geholt hat. Er ist FRUSTRIEREND. Alles neu lernen, mit 45 wieder anzufangen bei gefühlten 3 Jahren.
Was ist das Gegenteil von Angst? Ich denke mal, es ist Vertrauen. Dieses Kapitel steht aber in meinem analogen Tagebuch, hat wohl jeder eine Vorstellung davon, was so alles schiefgehen kann in dieser Hinsicht.
Zu Trinken ist eine Art Wait-State. Da abgeholt zu werden, wo man stehen gelassen wurde, oder auch weiterzugehen, wenn man Angst hatte den nächsten Schritt zu tun. Dann wäre Bac so eine Art Wurmloch, um den Zeitsprung zu ermöglichen.
So, genug Wort zum Sonntag, ich frühstücke jetzt einfach.

[GoldenTulip]

Suchtdruck Nr. 2 und 3:
2) Mein normales Sonnatgsritual mit ner Flasche Sekt oder 3-4 Bier war auch eine Herausforderung.
Eiskalte Bionad* Ingwer-Orange im Sektglas funktionierte ganz gut als Ersatz.
3) dann noch emotionaler Frust - aaaarrrgghh. Anziehen, rausgehen, tief durchatmen.
Verdammt, ohne das Forum, die Aussicht auf Bac und das Wissen darum wie mies ich mich hinterher gefühlt hätte, ich weiß echt nicht. Vor allem nicht ohne die vorherige Entgiftung - Entzugserscheinungen machen einen definitiv noch dazu extrem willensschwach.
Immerhin ist das heute aber schon TAG 4 ohne Alkohol *stolzguck*. Das hab ich noch nie geschafft.
Schönen Abend an alle,
Conny

[GoldenTulip]

Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass das Bac noch nicht da ist. Diese Carving Situationen sind ja auch erhellend. Festzustellen, dass sie wie eine Welle verlaufen, aber auch wieder abklingen. Ich hatte meinem Freund ein Bier mitgebracht, und als er es so getrunken hat und ich mein Wasser - das hat mir überhaupt nichts ausgemacht.
Es heißt ja oft, man solle (am Anfang..) alle Situationen meiden, wo Alkohol getrunken wird, aber das ist für mich wohl kein entscheidender Trigger.
Emotionaler Notstand (echt oder eingebildet), Rituale, Urlaub, Beziehungsgespräche, Warten, da wird es bei mir eng.
Ich werde das mal weiter beobachten -
bis dahin

[GoldenTulip]

Soeben hab ich einen Termin für Donnerstag in einer Suchtberatungsstelle klargemacht. SHG oder so mit echten Menschen die ähnliches kennen wäre nicht schlecht für mich, glaub ich.

[conrad]

Hallo Golden Tulip,
ich drücke dir mal für Freitag die Daumen mit dem Bac, bis dahin müsste es eigentlich da sein. Ich hatte es mit dem Warten etwas leichter, weil ich ja bis zum Eintreffen weitertrinken musste, sonst hätte ich die Entzugserscheinungen nicht ertragen, davor hatte ich wirklich Angst, nach meinen bereits durchlebten Erfahrungen. Es war damals das Wochenende und ich hatte so auf den Montag als Liefertermin gehofft. Dann kam der Briefträger und hatte für mich nichts dabei. Die Enttäuschung war riesig, zumal ich den Wodka, den ich oben reinschüttete nicht mehr bei mir behielt und vor lauter Ekel mich immer wieder übergeben musste. Essen konnte ich schon lange nicht mehr richtig. Ja dann am Dienstag (letzter Woche) war es dann endlich soweit und ich bin nur noch froh darüber.

Also bleib dabei, das Warten lohnt sich auch wenn es schwierig ist. Kannst dir ja mal als kleine Motivation mein Bild anschauen, das ich unter "Erfahrungsberichte" eingestellt habe. Musst aber dazu angemeldet sein, sonst siehst du es nicht.

Liebe Grüße
Conrad

[GoldenTulip]

Hallo,
@ conrad: Deine Skulptur gefällt mir gut, klar, reduktionistisch aber mit nem Menschen dabei *gg*. Wenn ich den Platz hätte, würde ich sie bei mir aufstellen - das ist das größte Kompliment was ich machen kann!

TAG 5 (gestern)
Suchtdruck 4 + 5
4) 18:30 beim Kochen; Craving-time, so ohne jeden Grund, sollte ich mir für die Bac-Einnahme merken, war nach 1 Stunde und dem Abendessen wieder vorrüber.
5) emotionaler Stress - ich bin reflexartig ! aus der Situation rausgegangen statt reflexartig zu trinken. Nch 20 Minuten hatte ich mich wieder bruhigt. Ich hab dann auch mal ne Ansage an meinen Freund gemacht, damit er mit meinen neuen Verhaltensmustern überhaupt etwas anzufangen weiß. Er kennt mich (dauer-)nüchtern ja ebensowenig wie ich mich

[conrad]

Hallo Conny,

Soeben hab ich einen Termin für Donnerstag in einer Suchtberatungsstelle klargemacht. SHG oder so mit echten Menschen die ähnliches kennen wäre nicht schlecht für mich, glaub ich.

Frag doch bei deinem Termin mal nach einer Adresse vom Kreuzbund, wenn du eine Selbsthilfegruppe suchst, kann ich nur empfehlen.

Liebe Grüße
Conrad

[GoldenTulip]

Guten morgen
Die SBS selbst ist von den Guttemplern. Ich lass mich da einfach mal überraschen, wie es neudeutsch zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit im TV heißt.
Bin gestern nach langer Zeit wieder Laufen gewesen, 45 Minuten im Lauf/ Geh-Rhythmus bei herrlichem Wetter im Grünen. Das hat richtig gut getan und werd ich ab jetzt 3x die Woche beibehalten, egal, ob ich nach der Arbeit noch Lust habe oder nicht.
Tagsüber war Trinken gar kein Thema, aber ab 18h ca wurde ich nervös und hatte schlechte Laune. Vielleicht auch doch nur Hunger? Ich weiß es nicht.
Ist jedenfalls eine prägnante Zeit. Ich probiere heute mal, früher zu Abend zu essen, ob ich dann immer noch so süchtelig bin. Bac ist noch nicht da, aber ich hab mir einen Pillenzerteiler gekauft - in froher Erwartung

[conrad]

Hallo Conny,
witzig, der Pillenzerteiler war auch das Erste, was ich mir in freudiger Erwartung gekauft habe.

Nach meiner Entgiftung damals habe ich auch angefangen zu Laufen, was ich vorher noch nie gemacht habe. Es war wirklich herrlich. Nur ich hab´s damals glaube ich etwas übertrieben und hatte dann Schmerzen in einem Knie bekommen. Ich würde es ja jetzt auch wieder gerne anfangen, aber mit dem Bac ist man einfach zu schlapp.

Liebe Grüße

Conrad

[GoldenTulip]

Hi,
ich bin früher mal recht viel gelaufen und kenne meine Grenzen, mit etwas Glück hab ich nicht mal Muskelkater. Grade weil bac auf den Muskeltonus geht, will ich laufen, evt. Krafttraining machen. Ich möchte nicht nüchtern im Rollstuhl enden .
Aber du hast natürlich recht, mit Grippe joggt man auch nicht. Das wird sich zeigen. Im Moment ist Dauerregen, da erübrigt sich die Frage (hab Brille).
Ich werd heut abend mal berichten, ob verschobene Essenszeiten etwas beim Suchtdruck verändern. Da muss ich auch noch was überlegen für die Arbeit. Hab immer nur gefrühstückt und dann nach der Arbeit gleich getrunken.
So long, Conny

[GoldenTulip]

...eigentlich hat das mit Essen, Schlafen und danach Espresso-Tassen-Shoppen ganz gut geklappt.
Eigentlich. Hab dann sogar noch gebügelt. Hinterhältigerweise hat jemand in mir fürs Osso-Buco Rotwein eingekauft.
Kurz und knapp: ich sitz grad beim zweiten, inzwischen leeren Glas Rotwein und versuche damit klarzukommen, dass ich nicht durchgehalten hab. Ich war gelangweilt, lustlos, hatte die Faxen dicke und hab nachgegeben. Ein bisschen vor dem Hintergrund: wenn das Bac endlich da ist, hört dieser mühselige Kampf endlich auf. Allein schaff ichs nicht. Dreißig Jahre Gewohnheit sind ganz schön mächtig. Es fühlt sich an wie wieder zuhause zu sein, aber mit einem äußerst bitteren Nachgeschmack.
Dies nur der Ehrlichkeit halber.
Gute Nacht,
Conny

[GoldenTulip]

Hallo,
bin soeben von der SBS zurück. Der Mensch war sehr freundlich / kompetent / seit 20 J. trocken und es läuft darauf hinaus, dass ich eine ambulante Gruppentherapie mache (alle 2 Wochen; 6-18 Monate je nachdem). Nach dem Vorfall gestern scheint mir das auch dringend angeraten. Nächsten Dienstag geht es mit "Vorgesprächsgruppe" los (2x), dann Antrag bei RV etc.
Mein Bac kann ich morgen früh abholen bei der Post. Pünktlich zu Freitag.
Ist echt n fieses Zeug, ich bin froh, dass ich mich endlich auf den Weg gemacht habe.
Liebe Grüße, Conny

[GoldenTulip]

Hab mir grad die erste Viertel-Tablette eingeworfen von den 25ern. Das ist mein Rettungsanker. Drückt mir mal für das Wochenende und den weiteren Verlauf die Daumen, ich kanns gebrauchen. Ich glaub ich hab nie versucht, mit dem Trinken aufzuhören weil ich genau dieses Versagen (nicht stark genug zu sein, es sein zu lassen) nicht erleben wollte. Last resort, sozusagen, mit dem Baclofen.
Sorry für die Jammerei, aber es geht mir zur Zeit nicht gut.
Nixdestotrotz werde ich hier berichten, wie es mir mit dem Baclofen ergeht.
Bis dahin
Conny

[conrad]

Hallo Conny,
na dann kann´s ja jetzt nur noch bergauf gehen. Ich drück dir auf alle Fälle ganz fest die Daumen, es wird auch bei dir funktionieren, ganz bestimmt.

Bac hilft einem auch, gelassener zu werden. Man nimmt nicht mehr alles so fürchterlich wichtig. Das ist auf alle Fälle mein Eindruck.

Bis bald,
Conrad

[GoldenTulip]

22.07.2011
erster Tag mit Bac. 1 Fl Sekt und 3 Halbe Bier. 25 mg Bac, gedrittelt. Bin müde und das ist mir ganz recht.
Sonst keine Nebenwirkungen.
23.07.2011
zweiter Tag
1/2 kleines Bier und den ganzen Tag an 1 Flasche Sekt rumgenippt. Leider hab ich seit Tagen Zahnweh und nehm Ibuprofen. Wirkt aber schlecht seit ich das Lioresal nehme. 30 mg Bac. Mittags hundemüde, nach 1 Stunde Schlafen bin ich wieder fit gewesen.
Keine Angstattacken, bin eher gleichmütig. Hatte auch kaum Suchtdruck. Erst gegen Abend so 19h. Werd morgen auch bei 30 mg bleiben, war eh riskant so hoch einzusteigen aber da ich nicht groß NW hatte, hab ich mich auf meine Körperreaktion verlassen.
Soll ja auch nicht zum Nachmachen animieren, mein "Konzept". Besser müde als durchdrehen, es hilft gegen Kopfkino, ich hab das Gefühl, mir läuft die Zeit davon, Montag arbeiten zu gehen und einen normalen Eindruck machen zu müssen obwohl mir mehr nach 8 Wochen Auszeit ist, ängstigt mich. Im Hinterkopf ist aber Zuversicht, Dienstag gehts dann mit der Therapie-Vorbereitung los, als jemand die sonst nach außen hin immer alles im Griff hatte so desorientiert zu sein ist sehr merkwürdig, ich trau mir selbst nicht mehr.
Morgen ruf ich den Zahnarzt an (bin Angstpatientin), aber auch noch gegen Schmerzen anzulaufen geht grad gar nicht.
Wenigstens ist mir im Moment ziemlich egal was andere über mich denken, ich hab nur noch Flucht nach vorn.
Achso, träumen tu ich wie verrückt, schon seit der Entgiftung letzte Woche. Damit komm ich gut klar. Soll doch mein Unterbewusstsein mal arbeiten...
Gute Nacht und bis morgen
Conny

[GoldenTulip]

Guten Morgen,

habe beschlossen mein Bac + Alkohol Experiment zu beenden. Ab heute dann OHNE Alkohol.
Habe mich diese Woche noch krankschreiben lassen und somit Zeit für die Gewöhnung an BAC rausgeschunden.
Meine Hausärztin hat mir gestern noch Doxepin (Antidepressivum) verschrieben; hatte 1 genommen und war nur noch dauermüde. Die lass ich auch lieber weg.
Werde ab heute /Tag 5 40 mg nehmen bis Donnerstag (28.07.) und Freitag bis Sonntag dann 50 mg.
Je nach Befinden bleib ich ab Montag bei 50 mg oder erhöhe dann alle 3 Tage um 10mg. Detailbericht folgt,
euch einen schönen Tag
Conny