Beitragvon Papfl » 4. November 2014, 16:59
Hallo Romeo,
Danke für Deine Antworte(n). So wie Du die Lage schilderst, ist das Trinken nach der "14-Tages-Schicht" auf der Bohrinsel also nicht "vorsätzlich" - es ergibt sich halt so, weil Dein Sohn - sobald er wieder zu Hause ist - fernab der Arbeit "nichts mit sich anzufangen" weiß (Langeweile, Einsamkeit). Ähnlich war's wohl auch nach Feierabend auf Montage. Bitte korrrigiere mich, falls ich da falsch liege.
Sicherlich haben das auch die Ärzte/Therapeuten in der Tagesklinik erkannt. Wurden in den 12 Wochen dort keine Alternativen ausgearbeitet, wie Dein Sohn seine "Freizeit" eventuell sinnvoll(er) ausfüllen könnte (Hobbies, Sport, Musik, Interessen...)?
Hier liegt glaube ich die Krux. Das ist für viele das größte Problem, wenn sie mit dem Trinken aufhören wollen: Was mache ich mit der ganzen Zeit? Und vor allem: Wie verbringe ich sie einigermaßen angenehm? Je nach individueller Vorgeschichte ist das "Mit-Sich-Alleine-Sein" mitunter ein sehr schwieriges Unterfangen. Und Alkohol die vermeintlich einfachste Lösung. Denn alles andere (Sport treiben, sich aufraffen, etwas unternehmen...) ist mit weitaus mehr Aufwand verbunden, als mal kurz neben sich zu greifen und einen Schluck aus der Pulle zu nehmen.
Der "Bohrinsel-Job" ist der ganzen Situation dabei nicht unbedingt dienlich. 14 Tage am Stück "totzuschlagen" ist nochmal schwieriger, als ein paar Stunden am Feierabend. Dazu kommt, dass durch die ständige wochenlange Abwesenheit wahrscheinlich nur bedingt tragende soziale Beziehungen aufgebaut werden können (z. B. Sportverein etc.).
Klar, nach zwei Wochen "Bohrinsel" ist Dein Sohn erst mal "groggy", da sind 2-3 Tage Erholung, Ausschlafen, Rumhängen auch vollkommen okay. Aber dann sollte es dringend eine Beschäftigung geben. Jede(r) "Normalsterbliche" überlegt sich schließlich auch, wie er/sie zwei Wochen Urlaub sinnvoll verbringen kann.
So wie Du das schilderst (korrigiere mich bitte auch in diesem Punkt, wenn ich falsch liege), hat Dein Sohn kein Craving (unbändiges Verlangen nach Alkohol) im eigentlichen Sinne. Er kommt - wenn er beschäftigt ist - sehr gut ohne Alkohol klar. Ich sehe auch keine Anzeichen für den klassischen "Quartalstrinker", der regelmäßig nach bestimmten, längeren abstinenten Phasen für ein paar Tage "abstürzt". Wenn die "Schichten" auf der Bohrinsel "30 Tage Arbeit /30 Tage frei" lauten würden, hätte Dein Sohn - so wie's aussieht - mit 30 Tagen Abstinenz auch kein Problem.
Beim sinnvollen Ausfüllen der vielen Freizeit kann Baclofen nicht helfen. Da muss Dein Sohn eine gute Portion Eigeninitiative entwickeln. In punkto "Wohlfühlen" könnte das Medikament indes biochemisch unterstützen. Durch die jahrelange, "künstliche" Erzeugung von "Glücksgefühlen" ist im Stoffwechselhaushalt sicherlich einiges durcheinander geraten. Da sollte man wieder ein bisschen "Ordnung" reinbringen. Und falls Dein Sohn auf der Bohrinsel so gut ohne Alkohol klar kommen sollte, weil es dort schlicht und ergreifend keinen gibt (?), aber - sobald Alkohol verfügbar ist - doch ein gewisses Verlangen entwickelt - hilft Baclofen auch da.
Das Ganze steht und fällt aber - ich schreib's gerne nochmal - mit einer sinnvollen Freizeitgestaltung.
LG Papfl