Medikamentengestützte Behandlung der Alkoholerkrankung mit Baclofen: Reduktion des "Craving" als Therapieoption
C. Weigel, B. Hündersen, SHZ Gießen hat geschrieben:
Hintergrund: Die Bedeutung des Craving (Suchtdruck) ist zwar schwer quantifizierbar, die Reduktion für einen Therapieerfolg mit nachhaltiger Abstinenz bzw. Problemreduktion im Sinne eines sozial- und gesundheitsverträglichen Konsums aber unabdingbar.
Das Therapieprinzip wird bislang nur defizitär genutzt.
Von Baclofen, einem GABA-B-Rezeptor-Agonisten, der seit über 40 Jahren in der Neurologie verwendet wird, ist fast
ebenso lange bekannt, dass diese Substanz auch eine Cravingreduzierende Wirkung hat (Krupitsky et al.1993). Baclofen wirkt sich zudem auch positiv auf Angst und Depression aus (Cryan & Kaupmann 2005); beides häufige komorbide Faktoren. Die wissenschaftliche Evidenz für Baclofen in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit ist hinreichend um einen individuellen Heilversuch in Off-Label-Verschreibung zu rechtfertigen (Rigal et al. 2012, Weigel et al. 2012).
Daher hat das SHZ Gießen seit November 2011 eine Sprechstunde eingerichtet, um Baclofen als optionale Therapiemöglichkeit zusammen mit einer individualisierten Psychotherapie anzubieten.
Schlussfolgerung: Baclofen ist eine bislang zu wenig beachtete, aber vielversprechende und wirkungsvolle Therapieoption zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit, insbesondere auch bei Versagen konventioneller Therapien. Eine Zulassungserweiterung ist für 2014/15 zu erwarten.