NEUSTART!

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 9. Mai 2014, 03:47

...ein paar Tage nicht da und schon komme ich weder in anderen Threads mehr mit noch im "eigenen"

Conny: Magst Du zusätzlich bedenken, dass Baclofen zwar das körperliche Craving dämpft, der Wunsch zu Trinken aber in der Regel tiefer sitzt? Bac wohl die nervöse Unruhe runterfährt...


Hmmm. Körperliches Craving hatte ich nur nach exzessiven Gelagen, das war dann aber auch kein Craving mehr, nur noch "den-Tag-zu-Überleben-Saufen".

Trinkwunsch habe ich nicht mehr. Natürlich kann man sagen: durch Baclofen unterdrückt. Wird auch so sein. Trinkwunsch aber ist für mich inzwischen mit einer solchen Leichtigkeit behaftet, "och, ich habe grade mal Lust, was zu trinken", die ich natürlich nicht mehr aufbringen kann, möchte und, ja!, auch nicht mehr darf.

...aber die Ängste, die man durch Alkohol zu verdrängen sucht, naturgemäß wieder auftauchen, wenn der "Fluchtweg" versperrt ist? Und dass, wenn diese Option wegfällt, nochmal neue Ängste dazukommen können?


definitiv.
Natürlich hofft man in der Anfangsphase - und die ist auch ohne Baclofen stets mit großer Euphorie behaftet! - dass von jetzt an das Leben Sonnenschein ist.
Logisch, dass dem nicht so ist.

Ich wunderte mich über mich selbst. In den vergangenen Jahren der fruchtlosen Versuche war stets nach spätestens 3 Wochen Schluss mit "Lustig", wenn nicht gar nach wenigen Tagen - diesmal hat meine Motivationsphase fast ein halbes Jahr gedauert. Eben weil ich andere Lösungen gesucht und gefunden habe, Bilder gemalt, genäht, selten so kreativ und schaffenslustig gewesen und das noch zusätzlich zu meinem nicht ganz stumpfen Job ;-)

Letztendlich aber hast du Recht: es ist Verdrängen, ständig in "ÄKSCHN" zu sein. Zur Ruhe kam ich anfangs, verordne ich mir jetzt Ruhe, kommt mein Gedankenkreisel erst Recht nicht zur Ruhe.

Nur: diesmal werde ich es schaffen, auf dem Weg zu bleiben, denn für mich gibt es keinen anderen als diesen.

das dazu erstmal,

lG Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 9. Mai 2014, 04:06

@Maria

Selbstständige
sind den Leistungsdruck nur einfach so gewohnt, dass wir wenig anderes gelten lassen. Klar, 4 von 7 sind schon extrem wenig, aber wenn das derzeit so ist, dann brauchst Du eben die anderen 3 "verschwundenen" Stunden, um die 4 gut arbeiten zu können.


Im öff. Dienst oder sonstwo macht sich darüber wohl niemand Gedanken - da läuft das Geld, auch wenn sie Kaffee trinken oder auf dem Klo sitzen. Wenn sie krank sind oder Urlaub machen. Alles hat seine Vor- und seine Nachteile.

Ich mit meiner Rechnerei wollte ja nur mal herausfinden, ob sich das, was ich da mache, echt lohnt (finanziell) - für den ganzen Stress.

Schlafmangel ist so ziemlich für alles kontraproduktiv. Für den Kampf gegen Alkohol genauso wie für den Kampf um einen normalen Arbeitsalltag.


Hatte vor Weihnachten mit Schlafrestriktion angefangen - eben wegen der EinSchlafProbleme. War super! Nix Alkohol, dafür bis 4 Uhr fit und lustig herum "hobbyn".

Ich dachte, ich könne die Natur austricksen. Dachte, mit nur 5 bis 6 Stunden Schlaf die Nacht könne ich verpasste Zeiten wieder aufholen.

Jetzt muss ich meinen Körper langsam daran gewöhnen, wieder mehr zu schlafen. So doof es klingen mag - alles ist angewöhnen und gegebenenfalls wieder abgewöhnen.

Heute Ausnahme:
Bis gerade Geburtstagsfeier vom Ehemann.

Trocken meinerseits -
187,5 mg
6 Monate (abzüglich der Trinktage)

wer hätte das gedacht. Ich niemals.

lG Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 9. Mai 2014, 04:15

@ Gretikatz

"Ich kann's nicht allen recht machen, also habe ich schon vor Jahren beschlossen: Ich mach's einfach mir recht. Dann ist wenigstens eine glücklich."


danke für deine Gedanken - an mich.
Ich bin auf dem Weg, doch, wie wir alle von BRGRBRGR Nadoo wissen, wird der Weg kein leichter sein, sondern steinig und schwer. Egal, in welche Richtung ich wandere oder ob ich auf dem bereits eingeschlagenen Weg weiter tapse.

herzlichen Gruß, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Anne
Beiträge: 324
Registriert: 3. Dezember 2013, 08:51
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 28. Mai 2014, 12:16

Hallo Suse! Dank deines Hinweises habe ich deinen neuen Thread gefunden. Sehr interessante Texte hier.
Liebe Grüße
Anne [hi_bye]

Benutzeravatar

Anne
Beiträge: 324
Registriert: 3. Dezember 2013, 08:51
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 29. Mai 2014, 13:25

Hallo Suse!
Ich habe letztens nach Seminaren gegoogelt und eins gefunden, bei dem in der Beschreibung ein Satz stand, der bei mir hängen geblieben ist: Ein NEIN für andere ist ein JA für mich.
Schön, gell?
Liebe Grüße
Anne [hi_bye]

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 6. Juni 2014, 02:09

@all,

war lange nicht hier, bin immer noch da.

Ich wünschte, ich könnte erzählen, es ginge mir nach wie vor saugut, dem ist nicht so. Ich denke, es hat sich die Normalität eingeschlichen. Keinen Alkohol mehr trinken zu müssen, bringt kein Glücksgefühl mehr. Und ich fürchte, ich bin alleine nach dem "Glücksgefühl" süchtig.
Im Großen und Ganzen ist alles bestens, um Himmels Willen, so nicht! Liegt an mir, dass ich bisweilen mit starken Depressionen zu kämpfen habe und nun doch erwäge, mich noch mal ernsthaft nach geeigneten Therapeuten umzuschauen.
Hapert nur daran, dass mich diese Depri Stimmungen nur manchmal erhaschen. Schreibe ich dann in mein Tagebuch, am nächsten Tag den Schritt zu wagen, geht es mir am besagten Tag natürlich spitzenmäßig. Komisch das.

Manchmal denke ich, dass ich die Tabletten gar nicht mehr bräuchte. Und manchmal ist das Gegenteil der Fall.
Wir waren letzte Woche vier Tage in Groningen. Davor hatte ich echt Angst. Weil ich zu Hause dem Bier trinkenden Mann ausweichen kann, im Urlaub aber nicht. Was soll ich sagen? ÜBERHAUPT GAR kein Problem. Er hat es nicht übertrieben, und mir war egal, wenn er sich im Straßencafe ein Bier bestellt hat und ich eine Chocomel. Eine Chocomel ist viel leckerer als Wein, das ist mal klar ;-)

Bin jetzt bei 175 mg, weiter herunter zu gehen habe ich trotzalledem noch nicht getraut.

In diesem Sinne wünsche ich allen schöne, sonnige und trockene Pfingsten,

herzlichen Gruß, Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 20. Juni 2014, 01:30

Hallo at all,

also, mir geht es soweit ganz gut. Es ist jetzt normal geworden, klar im Kopf zu sein.

Bin bei 162,5 mg und dosiere langsam runter. Mal sehen, was passiert.

Allen eine gute Nacht und alles Gute,
Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 27. Juni 2014, 22:32

Hi

ich stehe so da:

vonn 225 mg runter auf
150 mg

16 uhr 50

19 uhr 50

23 uhr 50

weil ich eine Nachtratte bin und mein Trinkwunsch/Saufdruck meist erst abends oder nachts begann.

Hiermit verabschiede ich mich fürs erste, Susann weg, Argentina weg, Papfl weg, Chinaski weg, Betalbalim weg, Willo und Conny nur sporadisch, ich merke ganz deutlich, dass ich gewisse Bezugspersonen brauche, und scheinbar mit Neuerungen nicht so gut klar komme.

Melde mich bisweilen bestimmt, bis dahin aber alles Gute für alle.

Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Anne
Beiträge: 324
Registriert: 3. Dezember 2013, 08:51
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 28. Juni 2014, 23:34

Hallo Suse!
'Merkst' du die Reduktion irgendwie? Hat sich etwas verändert?
Wünsche dr auch alles Gute!
Liebe Grüße
Anne [hi_bye]

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 6. Juli 2014, 23:01

Zur Erinnerung: Ich war eine ganze Weile lang bei 225 mg, ohne Probleme. Im Durchschnitt seit dem 6. Januar bei 200 mg.
Damit war bei mir "das Ende der Fahnenstange" (Zitat betalbalim) was NW betrifft längst nicht erreicht, weil ich eine Art Müllschlucker zu sein scheine - keine NW von Anfang an. Sorry.


Liebe Anne,
nein, ich merke die Reduktion nicht. Bin jetzt bei 150mg, reduziere wesentlich langsamer als ich aufgestockt hatte - weil ich mir selbst nicht traue.

Als Nachtratte sieht mein Baclofen Tag so aus:
Aufstehen zwischen 9 und 10 Uhr
Baclofen:
16 Uhr: 50 mg
19 -20 Uhr: 50 mg
23-0 Uhr: 50 mg

ins Bett gehe ich zwischen 3 und 4 Uhr.

Im Großen und Ganzen geht es mir gut.

Ich erinnere mich fast belustigt, wie sehr es mich anfangs aufregte, dass mein Mann weiter trinkt. Tatsächlich wird es einem irgendwann völlig gleichgültig, DASS die anderen trinken. Nicht gleichgültig wird einem , WIE "sie" dann werden. Und man erinnert sich mit Scham, dass man viel zu oft auch so war....

Dennoch will ich nicht verschweigen, dass mich eben aus diesem Grund, manchmal ein großer Trinkwunsch wenn nicht sogar Druck überkommt.
Nicht, weil ich andere, insbesondere meinen Mann, trinken sehe und das auch möchte, sondern, weil ich mich so darüber ärgere. Und weil er, wenn er sein Limit überschreitet, mich sogar anmeiert, wie spaßlos ich jetzt wäre...................

Dann suche ich mir regelmäßig Wohnungsanzeigen heraus und rufe bei Maklern an.
Irgendwann werde ich Ernst machen.

Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

WilloTse
Beiträge: 1607
Registriert: 10. Januar 2012, 15:31
Hat sich bedankt: 330 Mal
Danksagung erhalten: 307 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: NEUSTART!

Beitragvon WilloTse » 7. Juli 2014, 11:01

Moin Suse,

das klingt doch nicht schlecht soweit. Also, bis auf den Ehestress, natürlich.
Ich finde das Zitat gerade ums Verplatzen nicht wieder, aber ich meine, Dr.Domuch (???) hat Dir (????) mal sinngemäß irgendwo geschrieben: Du änderst Deinen Standort in Deinem "Lebensraum", damit ändert sich auch Deine Perspektive. Blöderweise bleiben die meisten anderen da stehen, wo sie schon immer standen, und das ist dann oft schwer auszuhalten (für die anderen auch...).

Viel Kraft wünscht Dir

Willo

Benutzeravatar

Anne
Beiträge: 324
Registriert: 3. Dezember 2013, 08:51
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 8. Juli 2014, 00:38

Hallo Suse!
Schon mal dran gedacht, ihn vor die Tür zu setzen? Der Kinder wegen? Ginge das? Finanziell etc.?
Ich bin auch mehr so die Nachteule, kann dich also gut verstehen. Leider treffe ich ab und zu auf Unverständnis der Umwelt.
Toll, dass du weiterhin so gut weitermachst-ohne Alk!
Laut dem Bericht von Dr. Annie Rapp (siehe Mare) liegt die Erhaltungsdosis unter der 'Abgewöhnungsdosis' o.ä..
Wünsche dir weiterhin viel Erfolg!
LG
Anne [hi_bye]

Benutzeravatar

Anne
Beiträge: 324
Registriert: 3. Dezember 2013, 08:51
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 8. Juli 2014, 00:48

Ich bin's noch mal...mir scheint, es fehlt an Wertschätzung. Jedes Mal, wenn ich Wohnungsanzeigen studiere, liegt es daran. An mangelnder Wertschätzung und leider zu viel Kritik.
Das sind heftige Liebeskiller.
Kannst du mit ihm 'normal' reden, wenn er nüchtern ist?
LG
Anne [hi_bye]

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 4. August 2014, 01:02

@all,
mal wieder im eigenen Thread, ich.

Alle, die meine elendige Jammerei verfolgt haben, wissen noch halbwegs, dass ich auch meine Freundin so schlimm in Frage gestellt habe.

Kurzfassung: Im vergangenen August war ihr Vater gestorben, verhältnismäßig jung und sehr plötzlich. Danach war sie für mich lange Zeit kaum ansprechbar, was ich zunächst selbstverständlich verstand. Zum Einen, weil sie eine sehr inniges Verhältnis zu ihrer nur 18 Jahre älteren Mutter hat und mit ihr zusammen "besser trauern" konnte, zum Anderen weil die beiden auch noch die schwere Aufgabe hatten, das Elternhaus ausräumen und verkaufen zu wollen/müssen.

Danach wurde es leider auch nicht besser, zuerst war ich traurig, manchmal wurde ich sogar wütend, fühlte mich abgewiesen und nutzlos. Mochte aber nichts sagen wegen besagter Umstände. Sie entfernte sich mehr und mehr und ich zog mich mehr und mehr zurück. Wir hatten stets noch einen recht festen Termin gehabt, auch weil unsere Kinder sich sehr gut verstehen und wir das Spielen mit gemeinsamer Zeit verbinden konnten. Doch auch den hielt sie nicht mehr ein, bzw. sagte die letzten Wochen nicht einmal mehr ab, wenn es nicht ging.

Am letzten Freitag dann fasste ich mir ein Herz, rief sie an und fragte, ob sie sich denn gar nicht mehr melden würde. Es ging ein wenig hin und her und dann sagte sie mir, warum...

Und dieses Warum ist so schrecklich, dass ich es selbst hier nicht offenbaren kann. Ich habe vor ziemlich genau einem Jahr im Extrem Suff etwas versäumt zu tun, was ich ihr, ebenfalls im Extrem Suff versprochen hatte, etwas EXTREM wichtiges. Fast schlimmer noch als das ist, dass ich diese ganze Situation ÜBERHAUPT nicht auf dem Plan habe. Und auch damals wohl nicht hatte. Ich kann mich kaum erinnern.

Man stelle sich das vor. Ich verspreche ihr etwa extrem wichtiges, halte es nicht ein. Und danach entschuldige ich mich nichteinmal, bettele nicht um Verzeihung, sondern tue einfach so, als wäre NICHTS gewesen.

Was sie natürlich umso mehr geschockt hat. Sie sagt, sie habe das ganze Jahr versucht, die Situation zu verdrängen. Und ich wusste nichteinmal davon! Komme daher mit irgendwas und...Oh mein Gott.

Ich kann es mir nur so erklären: Ab Juni habe ich ja dank dieses Forums wieder mit Bac angefangen, ganz langsam, und mich runtergetrunken. Es ging mir so wesentlich besser, wenn auch noch lange nicht abstinent.

Im Juli war klar, dass Ehegatte in vergleichsweise jungen Jahren, wieder einmal eine schwere OP haben müsse. Ging aber alles noch. Dann starb der Vater der Freundin und ich sackte wieder in alte Gefilde. Tiefer noch. Da war dieses elendige Mitfühlen mit der Situation, dass der Mann zuvor wieder sehr hoffnungsvoll war und plötzlich umkippt, wie meine Freundin litt und auch ihre Mutter kenne ich gut, da war mit Sicherheit auch eine Masse Selbstmitleid dabei, die Alkis zu eigen ist: die eigenen Eltern werden auch bald gehen, die eigene Mutter lag kurz zuvor fast 2 Monate auf der Intensiv, was kommt alles auf mich zu, was musste ich ohnehin schon alles ertragen aufgrund Unfall, Lähmungen, OP`s vom Mann, ach ich Arme, Prost.

Bin dann auch direkt und hemmungslos von Wein auf Portwein umgestiegen, schmeckt ja besser, knallt auch mehr.
Ich schätze, dass mir am Tag des Nicht-eingehaltenen Versprechens irgendwann dümpelte, dass ich verdammte Scheiße gebaut habe, ich weiß es nicht mehr.
Ich schätze, dass ich mir zur Betäubung des schlechten Gewissens eine Flasche Portwein genehmigt habe oder 2 Flaschen Wein. Ich weiß es nicht mehr.
Ich schätze, dass ich das ein paar Abende, bzw ab nachmittags so gemacht habe, bis das schlechte Gewissen sozusagen gelöscht war, ich weiß es nicht mehr. Aber anders kann ich mir das nicht erklären.
Ich bin sonst die erste, die sich für jeden Pups entschuldigt und das schon bevor er passiert,

Ich denke, das letzte Jahr mitsamt fast toter Mutter, dann die erneute Schocker Diagnose für meinen Mann, der Tod des geliebten Menschen meiner Freundin, und der Umstand, dass ich meiner ohnehin schon überdimensionalen Sauferei noch einen oben drauf gesetzt habe, plus dieses erneute Versagensgefühl, das war zuviel für mein Gehirn. Entweder sind Areale abgestorben oder es hat dieses schrecklichste meiner Fehlverhalten in eine Schublade geschoben, welche die Verdrängung einleitet.

Ich weiß es einfach nicht!

Irgendwann in den letzten Monaten kam ich mal auf die Idee, ich könne vielleicht etwas falsch gemacht haben, aber es fiel mir nichts ein. Kann man sich das vorstellen? Nein. Zumal sie so Phasen hatte. Mal abweisend, mal wieder so wie früher. Das hat mich von der Idee eigener Fehler entfernt. Jetzt weiß ich, sie hat es versucht zu verdrängen, manchmal geschafft, meistens nicht.

Und ich habe sie nicht darauf angesprochen, weil ich viele Monate gar nicht darauf gekommen bin, es könne an mir liegen! Kein Gedanke, keine Erinnerung, NICHTS. Also wäre ein Gespräch darauf hinausgelaufen, dass ich vorwurfsvoll geklungen hätte. Und das wollte ich ihr nicht antun.

So selbstgerecht, so sehr mit sich und dem eigenen Kummer beschäftigt, ich weiß nicht, ob ich das je wieder gut machen kann und falls doch, dann wüsste ich nicht wie.

Und zetere und jammere...oh Gott, wie ich mich schäme.
Und laufe die ganze Zeit hier umher und proklamiere, die Trinkerei war zwar doof von mir, aber zum Glück habe ich niemandem WIRKLICH geschadet - außer mir. War zwar sicher öfter genervter als normal, die armen Kinder, aber sonst....

was für ein Quatsch!

Ich bitte um Verzeihung für diese wieder einmal ausufernde Schilderung meiner Probleme.

dieser Thread war eigentlich dem AUF gewidmet und sollte weder Jammerei noch große Probleme beinhalten, sondern einfach nur den Aufstieg der Suse aus der Asche.

Doch nach diesem Wochenende, und wir hatten auch noch Familienbesuch aus England und ich musste so tun, als wäre das Leben schön, habe ich jeglichen Vorsatz über Bord geworfen.

Zuerst werde ich gleich heulen, dann weiß ich nicht und dann überlegen, ob so etwas je wieder gut zu machen ist.

Danke für die Geduld des oder derjenigen, die sich diesen Mist durchgelesen haben.

Suse
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

Thread-Starter
Suse
Beiträge: 722
Registriert: 15. Mai 2013, 19:34
Hat sich bedankt: 45 Mal
Danksagung erhalten: 94 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Suse » 4. August 2014, 02:56

Ach lieber bb,

Sie weiß es ja, ist ja zu einem gewissen teil selbst betroffen (sorry kleinschreibung wegen tablet und müüüde aber auch aufgewühlt).

Wir haben uns über alkohol kennen gelernt, sie hat mir -so doof es klingen mag - gezeigt, dass man mit wein liebeskummer betäuben kann. Sie trinkt viel, ist durch mich inzwischen selbst zu der einsicht gelangt, süchtig zu sein, hatte früher diverse ausfälle...die sie mir, hätte sie so etwas jetzt noch, natürlich nie mehr gestehen würde.

Trotzdem. Diese situation war so krass...ich frage mich, ob ich selbst mir das verzeihen kann. Jetzt, da ich es weiß.

Kann jetzt nicht mehr dran denken, ich mag nicht mehr, morgen fahre ich nach tara, und dort denke ich darüber nach (frei nach: vom winde verweht, scarletts lieblingsspruch :-)
Früherer Name: Desperatio

Plötzlich konnte ich sehen und ich war froh. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Ich lerne, neu zu sehen. Suse

Benutzeravatar

gretikatz
Beiträge: 516
Registriert: 11. Januar 2014, 07:15
Wohnort: in Westösterreich
Hat sich bedankt: 133 Mal
Danksagung erhalten: 119 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon gretikatz » 4. August 2014, 07:10

Suse hat geschrieben:Danke für die Geduld des oder derjenigen, die sich diesen Mist durchgelesen haben.

Liebe Suse,
ich empfinde das, was Du hier geschrieben hast, nicht als Mist.
Wo, wenn nicht hier, kann man über seine Gefühle und Alkohol schreiben?
LG gretikatz

Benutzeravatar

WilloTse
Beiträge: 1607
Registriert: 10. Januar 2012, 15:31
Hat sich bedankt: 330 Mal
Danksagung erhalten: 307 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: NEUSTART!

Beitragvon WilloTse » 4. August 2014, 08:19

Liebe Suse,

was eine Grütze!
Aber: Du hast sie nicht versetzt, weil ihre Probleme Dir nicht wichtig genug waren oder weil Du das Versprechen halbherzig gegeben hast.
Du hast sie "versetzt", weil Du Dich an das Versprechen schlicht nicht mehr erinnern konntest, offenbar immer noch nicht kannst. Und das deshalb, weil Du selbst in Deinen eigenen Problemen - beinahe im Wortsinn - ersoffen bist.

Ich halte das für verstehbar - und für reparabel.
Versuch's, die Beziehung scheint es wert zu sein.

LG
Willo

Benutzeravatar

GoldenTulip
Beiträge: 2661
Registriert: 15. Juli 2011, 21:41
Hat sich bedankt: 297 Mal
Danksagung erhalten: 258 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon GoldenTulip » 4. August 2014, 11:02

Liebe Suse,

ich kann Deine Gefühle nachvollziehen.
Bei mir lag die Situation etwas anders. Ich habe eine zweite Katze ins Haus geholt, damit meine erste Gesellschaft hat. Nach sieben Wochen Kampfstarren, Gefauche und Geknurre, Terror auf allen Seiten, habe ich kapituliert, und die zweite Miez wieder im Tierheim abgegeben.
Bitte frag nicht, wie ich mich dabei gefühlt habe.

Rückgängig machen geht nicht, Scham hilft nicht, schlechtes Gewissen taugt wenig. Ich habe es so gelöst, dass es mir eine Lehre sein möchte; ich versuche, den Eigenanteil an Fehlern klar zu erkennen, und es beim nächsten Mal (nicht eine zweite Vergesellschaftung, das ist passé, sondern allgemein meine Verantwortung im Umgang mit Lebewesen) besser zu machen. Einen Gewinn aus dem "Scheitern" zu ziehen, mich gleichermaßen selbst zu verpflichten, sorgsamer und bewusster zu handeln.
Ich kann nicht dies eine wieder gut machen, aber ich kann in Zukunft daraus lernen. Dieser Fehler soll nicht umsonst gemacht worden sein.

Manchmal führen solche Zerwürfnisse zum Bruch, manchmal vertiefen sie Verständnis und Freundschaft. Das liegt nicht allein in Deiner Hand. Es liegt aber in Deiner Hand, sie ihr zu reichen und ihr die Entscheidung zu überlassen, ob sie sie nehmen möchte. Gib dem Zeit und sei aufrichtig,

Du hast wenig zu verlieren und viel zu gewinnen,

glg, Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.

In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz

Benutzeravatar

William
Beiträge: 156
Registriert: 13. Juli 2014, 11:28
Danksagung erhalten: 17 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: NEUSTART!

Beitragvon William » 13. August 2014, 06:14

WilloTse hat geschrieben:Guten Morgen, liebe Suse!

Irgendwie kam mir beim Lesen Deines Textes eine Bibelstelle in den Sinn, die ich gern mag (ist ja nicht alles falsch, was da

Willo


Moin!

Hab mal nachgeschaut, in der Bibel kann ich nichts über Baclofen finden. Gibt es eine neuere Auflage? [angel]

Benutzeravatar

Anne
Beiträge: 324
Registriert: 3. Dezember 2013, 08:51
Hat sich bedankt: 18 Mal
Danksagung erhalten: 5 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: NEUSTART!

Beitragvon Anne » 14. August 2014, 02:09

Zu der Bibelstelle...fällt mir vor allem diese zu diesem Thema ein: Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

...und wer Witze mag...es flog ein Stein...Jesus sagte: "Mutter, du nervst..."


Zurück zu „Erfahrungsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste