Medikamente gegen Alkoholismus: Ein Kostenvergleich

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gretikatz
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Medikamente gegen Alkoholismus: Ein Kostenvergleich

Beitragvon gretikatz » 10. Mai 2014, 07:11

Ich bin auf der Website [url]=http://www.20cra-kongress.de/netzwerke/diskussion-zulassung-antabus[/url]des Vereins für gemeindeorientierte Psychotherapie[/url] in 33617 Bielefeld auf ein ein pdf-Dokument "Medikationskosten-Uebersicht_20120706.pdf" gestoßen. Darin wird vom evangelischen Krankenhaus Bielefeld Baclofen 25 mg als Anti-craving-Medikament und als AMG-zugelassen für Off-Label-Use erwähnt. Die Studie datiert vom Juli 2012.

Medikationskosten-Uebersicht_20120706(1).pdf
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DonQuixote
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Re: Medikamente gegen Alkoholismus: Ein Kostenvergleich

Beitragvon DonQuixote » 11. Mai 2014, 20:15

Hallo Gretikatz

Erst mal vielen herzlichen Dank für Dieses Fundstück. Ich habe allerdings, wenn Du einverstanden bist, den Titel „Zulassung Baclofen Deutschland“ geändert in: „Medikamente gegen Alkoholismus: Ein Kostenvergleich“. Das trifft es IMHO besser. Denn „off label“ gegen Alkoholismus in Deutschland zugelassen ist Baclofen schon seit eh und je, nämlich im Rahmen eines sogenannten „individuellen Heilversuchs“. Und dass „off label“ gängige medizinische Praxis ist, ist ebenfalls bekannt. Die Krux an dieser Sache ist, das dann Patienten und vor allem die jeweils behandelnden Ärzte sehr viel Eigenverantwortung übernehmen müssen. Glücklicherweise gibt es allerdings Ärzte, in Deutschland schätze ich deren Zahl auf einige Hundert, welche diese Eigenverantwortlichkeit nicht scheuen, den Nutzen von Baclofen zur Behandlung des Alkoholismus erkannt haben und es ihren Patienten im Sinne von „Compassionate Use“ ganz legal verschreiben.

Noch etwas zu den Kosten aus der von Dir gefundenen Tabelle. Ich habe die Preise nicht überprüft. Lediglich von Baclofen weiß ich, dass die täglichen Kosten (50 – 75 mg) 52 bis 78 Cent betragen und nicht 71 bis 101 Cent wie in der Tabelle angegeben. Fairerweise sollte man aber auch von einer höheren Dosis ausgehen. Wenn man die in Frankreich übliche Durchschnittsdosis von 150 mg / Tag annimmt, dann betragen die täglichen Kosten 156 Cents.

Der Tabelle hinzufügen könnte man dann auch noch das gerade in Mode gekommene neue Medikament Selincro. Es kostet bei täglicher Einnahme 630 Cents pro Tag und ist damit das weitaus teuerste Medikament, mit einem Nutzen, der zumindest ziemlich umstritten ist. Vielleicht weiß man darüber mehr, wenn es in Deutschland flächendeckend eingeführt wird, das könnte noch im Laufe dieses Jahres geschehen. Bis dann konsolidierte und belastbare Erfahrungen mit diesem Medikament vorliegen, bedarf es danach allerdings mindesten weiterer zwei Jahre.

DonQuixote

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DonQuixote
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Re: Medikamente gegen Alkoholismus: Ein Kostenvergleich

Beitragvon DonQuixote » 9. August 2014, 23:36

Crossposting von hier ...

DonQuixote hat geschrieben:Hallo Jessy

Jessy hat geschrieben:Wie sieht es eigentlich mit den Kosten aus? Da es sich um ein für diesen Zweck nicht zugelassenes Medikament handelt wird die Krankenversicherung wohl auch nicht dafür aufkommen?

Ja, das ist natürlich eine sehr berechtigte Frage, und Nein, die Krankenversicherung wird sehr wahrscheinlich nicht dafür aufkommen. Fälle, bei denen sie es doch tun, gibt es, aber sie sind eher selten. Meine nachstehenden Berechnungen beruhen auf dem „Pfennigfuchsmodell©“, nämlich davon ausgehend, dass er von Anfang an die 25 mg-Tabletten nimmt. Die muss er zu Beginn dann halt vierteln. Günstige, sogenannte „Tablettenteiler“, mit denen das sehr viel besser als mit dem Taschen- oder Küchenmesser gelingt, gibt es in jeder Apotheke. Mit den leichter zu handhabenden, weil nur zu halbierenden 10 mg-Tabletten, werden sich die Kosten aber nahezu verdoppeln!

Ausgehend von dieser Dosierungstabelle, und weiter auch davon, dass Dein Sohn, wie eigentlich die meisten, die dort angegebene Geschwindigkeit wahrscheinlich nahezu verdoppeln kann, dann müsstet Ihr, umgerechnet auf einen Monat, nicht etwa pro Woche oder so, mit folgenden Kosten rechnen:

  • 1. Woche: 6 Euro / Monat
  • 2. Woche: 16 Euro / Monat
  • 3. Woche: 23 Euro / Monat
Jetzt wäre Dein Sohn bei 75 mg / Tag angelangt. Alles hängt nun davon ab, wie viel er tatsächlich benötigt, das schwankt nämlich je nach Person zwischen 30 mg und bis zu, allerding sehr seltenen 400 mg / Tag. In Frankreich liegt die durchschnittlich benötigte Dosis bei 150 mg / Tag, in Deutschland, bei offenbar gleichem Therapieerfolg, warum verstehe ich eigentlich auch nicht wirklich, bei etwas mehr als der Hälfte. Es gibt jedoch – allerdings noch unbestätigte - Hinweise, dass je schwerer die Sucht, umso höher tendenziell auch die die notwendige Dosis ausfällt. Wichtigster „Taktgeber“ ist und bleibt aber die individuelle Verträglichkeit (Nebenwirkungen) und das Ansprechen jeder einzelnen Person auf das Medikament

Hier ein einfaches Taschenrechner-Pfennigfuchsmodell©: 0,014 Euro pro Milligramm und Tag. Also z.B. bei:

  • 75 mg / Tag: 23,4 Euro pro Monat
  • 150 mg / Tag: 46,8 Euro pro Monat
  • 300 mg / Tag 93,6 Euro pro Monat
Alles was dazwischen, oder vielleicht sogar darunter liegt, ist möglich.

DonQuixote


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