Ich habe dieses Wochenende lange nachgedacht und möchte meine Gedanken hier mal Revue passieren lassen:
Meine Ausgangsfrage war: Was will das Forum eigentlich? Wenn's nach dem Forumsgründer "fetsecht" geht, lautet die Antwort:
fetsecht hat geschrieben:[...] das forum ist zum austausch da, ueber die erfahrungen mit baclofen und alkohol [...] austausch hilft hier nur, eigene erfahrungen [...] jeder redet fuer sich hier, nicht das forum hat eine bestimte stellung zu baclofen [...]
Dieser Definition zufolge bin ich hier fehl am Platz, weil ich keine Erfahrungen mit Baclofen und Alkohol habe (und auch nicht unbedingt will). Ich habe nur Erfahrungen mit Baclofen. Und die sind schnell erzählt. Abstinent begonnen - aufdosiert auf 100 mg/d - gemerkt, dass das zu viel war - wieder runter auf 50 mg/d - diese Dosis in 4 x 12,5 mg Rationen pro Tag bis heute (über ein Jahr lang) konsequent beibehalten. That's it.
Vielleicht habe ich den Forumstitel bei meiner Anmeldung missverstanden. Denn da heißt es ausdrücklich: "Baclofen Forum gegen Alkoholsucht - Forum für Baclofen gegen Alkohol".
Mit Eskapaden nach dem Motto: "Wie hoch muss ich Bac dosieren, um wie viel trinken zu können etc." kann ich nicht dienen. Und ich will es auch nicht. Weil ich es für höchst problematisch halte, in einem Forum mit diesem Titel "Erfahrungsberichte" auszutauschen, wie sowas eventuell funktionieren könnte. Weil es eben m. E. nicht funktioniert. Baclofen und Alkohol kombinieren können auf Dauer nur ganz wenige und auch nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Das für "Neulinge" als Ziel zu definieren, ist unverantwortlich. Man kann sich auf einen Kompromiss einlassen, wenn die Abstinenz anders nicht zu erreichen ist (Alkohol langsam ausschleichen - Bac langsam einschleichen) - aber das gesteckte "Ziel" muss auf jeden Fall (erstmal) Abstinenz sein, sonst funzt das nicht. Die diversen "stats" und Experimente einiger Forenmitglieder unterstreichen das ja auch.
Wer sich an eine vernünftige Baclofen-Strategie hält, schafft sich nach @fets' Definition in diesem Forum über kurz oder lang selbst ab. Weil es nichts mehr zu berichten gibt. Außer vielleicht: "12,5 - 12,5 - 12,5 - 12,5 - Alk: 0".
Die Erfahrungsberichte waren in der Anfangsphase, als noch niemand wusste, wie Baclofen dosiert werden soll und was mit Baclofen alles möglich ist und was eben nicht, durchaus sinnvoll. Inzwischen sind wir aber einen Schritt weiter. Unter den von @fets angelegten Maßstäben kann ich @praghas Statement "Das Forum hat sich überlebt" sogar ein Stück weit nachvollziehen.
Was also kann / könnte das Forum?
Das Forum ist wichtig. Als Auffangbecken für Hilfesuchende, die übers "Googlen" hier oder drüben landen. Auch als Multiplikator: Jedes Forenmitglied, das seinen Hausarzt dazu bringt, Baclofen zu verschreiben und sich näher mit Baclofen zu beschäftigen, trägt zur Verbreitung des Medikamentes bei. Und empfiehlt die Behandlung im Idealfall auch weiter. Dank unseres reichen Erfahrungspools können wir mittlerweile Dosierungsempfehlungen und Ratschläge geben, Wege aufzeigen, wie man mit Baclofen den Absprung schaffen kann, denen helfen, die sich in ihrer Not und Verzweiflung an uns wenden.
Aber genau das ist anscheinend nicht gewollt:
fetsecht hat geschrieben:[...] Also das was Papfl hier sagt, entspricht sicherlich nicht der idee des forums [...] anderen (neuen) sagen, wir hier, haben die loesung zu deinem problem, ist irrefuehrend [...] hier gibt keiner den pfad an, das forum ist austausch, davon lebt es und nicht von gewissen vorgaben [...]
Ich hab's an anderer Stelle schon geschrieben: Der Erfahrungsaustausch kann wieder stattfinden, wenn Schema F nicht klappt. Wenn jemand gezwungen ist, nach alternativen Wegen zu suchen, weil er/sie einfach nicht ohne Alkohol leben kann oder will. Und Baclofen explizit als "Konsumreduzierer" anwenden möchte. Aber seid mir nicht böse: So kann man doch "Neulinge" nicht empfangen. Ihnen sagen: "Lest Euch mal durch und sucht Euch einen der vielen Wege, der zu Euch passt. Und dann - bitteschön - teilt uns Eure Erfahrungen mit...".
In diesem Zwiespalt befinde ich mich im Moment, und das ist nicht gut. Weil es mich Kraft kostet, die ich anderweitig eventuell effizienter einsetzen könnte. Was soll ich bitte dem/der nächsten mit auf den Weg geben, wenn er/sie sich hier anmeldet? Mit Texten wie bisher besteht immer die "Gefahr", dass sich der Forengründer dazwischen "linkt" und die Ratschläge zunichte macht.
fetsecht hat geschrieben:[...] das ist ein forum Don und da werde ich auch weiterhin drauf hinweisen. [...] es tut mir leid das ich halt, Papfl vereinnahmung des forums nicht so stehen lassen kann.
Auch wenn ich glaube, dass einige hier im Forum anderer Meinung sind, ist das zu respektieren. "Fets" hat das Forum seinerzeit gegründet, und wenn ich der ursprünglichen Idee nicht gerecht werde, muss ich das akzeptieren.
Als ich gestern im Zuge meiner Antwort an @fets einen Teil meiner bisherigen Beiträge noch einmal durchgegangen bin, habe ich auch festgestellt, dass wirklich Vieles von dem, was ich zu sagen habe/hatte, eigentlich auch schon geschrieben ist. Insofern ist der Verlust nicht allzu groß, wenn ich mich hier künftig nicht mehr einbringe. Wer Wert auf meine Ansichten, Einstellungen, Ratschläge und Erfahrungen legt, kann über die Suchfunktion einiges an Material finden.
Ich verdanke beiden Foren viel, weil ich erst durch sie und Baclofen meine Alkoholabhängigkeit überwunden habe. Ich habe gerne und hätte auch gerne noch länger etwas zurückgegeben. In der Form, wie ich mir das vorstelle, scheint das aber hier nicht möglich zu sein. Aus den vielen individuellen Wegen, die ich lesen durfte und der konsequenten Erweiterung des Hintergrundwissens ist eine Art "Therapiekonzept" entstanden, wie man mit Baclofen den Weg aus der Sucht tatsächlich schaffen kann.
Das gebe ich auf jeden Fall weiter. Wenn auch nicht mehr virtuell, dann umso engagierter im "real life". Nächsten Monat findet in Bonn der Deutsche Suchtkongress 2013 statt. Da werden wir wieder versuchen, Gespräche zu führen, Kontakte zu knüpfen, bisher "taube" Ohren zu öffnen...denn die Erfolge, die wir bei "unseren" Patienten beobachten können, sind nicht von der Hand zu weisen.
Das ist es, was ich allen abschließend noch mit auf den Weg geben kann: Baclofen ist ein tolles Medikament für viele. Richtig angewandt, kann es nicht nur kleine Wunder bewirken.
Euch allen wünsche ich für die Zukunft alles Gute und dass Ihr Euren Weg findet. Wie auch immer.
@Maya10 - falls Du noch hier mitlesen solltest - lass' Dich durch den von Dir völlig unverschuldeten "Fehlstart" bitte nicht entmutigen. Du hast mit Deiner Entscheidung für Baclofen den richtigen Weg gewählt.
@betalbatim, @chinaski, @rockine1, @Argentina1 – Danke für Euren Zuspruch, aber meine Entscheidung ist gefallen.
@DonQ - Sorry!
Papfl