Lieber Willo,
das hört sich nach einem wirklichen schönen Urlaub an, da kann ich mich mit freuen.
Koffein hat mir gar nichts ausgemacht, ich brauche wohl nur den Geschmack, nicht das Koffein. Im Alltag funktioniert das gut mit meinem Lupinchenkaffee, ich kann inzwischen tatsächlich alle 3-4 Tage mal einen Cappuchino trinken und es genießen.
Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Eine Seite ist unglaublich angenervt von diesem Wunsch nach Betäubung (darauf laufen alle Süchte bei mir hinaus). Sie will frei sein, lebendig, fröhlich wie ein Kind und unbeschwert sein.
Die andere Seite scheint maßlos überfordert und findet Sicherheit im Dämmerzustand. Der Alkohol ist der "sichere Ort", an den sich einige in mir flüchten. Ich fürchte, da habe ich früh viele Seiten abgespalten, und die schreien Zeter und Mordio, wenn ich ihnen diesen Raum nehmen will.
(Ich entleihe diese Beschreibung mal der States-Theorie, obwohl ich nicht im klinischen Sinne an einer ausgewachsenen DIS leide )
Über den Alkohol bekomme ich Kontakt zu diesen armen Geschöpfen in mir, und sie kommen quasi mal an die frische Luft. Das Dumme ist nur, das sie ziemlich statisch sind, beratungsresistent könnte man sagen, und so gestaltet sich die Integration eher mühsam.
Man wird zum Therapeuten für sich selbst.
Wobei ich sagen muss, dass ich es hinbekommen habe, sowohl nüchtern als auch betrunken inzwischen eine Art Haupt-Handlungsperson auszumachen. Das macht es leichter, z.B. Ärger in beiden Verfassungen auszudrücken.
Auch positive Eindrücke etablieren sich leichter: Gestern war ich auf einer Städte-Erkundungstour und konnte den lieben langen Tag mit Schorle und Kaffee
![whistle [whistle]](https://www.forum-baclofen.com/images/smilies/whistle2.gif)
Freude empfinden.
Früher war Zugfahren immer ein 1A-Setting für alkoholische Getränke, gestern ist mir nur der Unterschied aufgefallen- die Idee, etwas zu Trinken kam gar nicht auf.
Mich hat praghas Beitrag auch deswegen wütend gemacht, weil ich doch merken kann, wie es mir hilft, mich im Forum auszutauschen, nicht mit all dem alleine dazustehen. Daherzukommen und zu sagen, das alles sei nichts wert, war wie eine Ohrfeige.
Dieses Schielen auf die 1000 Zuschauer, die nicht gekommen sind, statt sich auf die zu konzentrieren, die da sind.
Ich möchte kein Zweck sein, keine Amöbe im Erfolgsbericht.
Natürlich kann man einfache Sachen verkomplizieren und intellektualisieren, statt einen Schritt zu machen. Diesen Kritik-Schuh darf ich mir mit anziehen. Aber ohne Selbstreflektion landet man auch nicht unbedingt im Honigtopf. Ich mag nicht, wenn sich Menschen mit ihrer Abwehr selbst sabotieren.
Ihr macht aber ein doofes Forum
Mach selbst eins, das besser ist, oder kümmere Dich mit Herz und Verstand um dieses. Stumpfe Abwertung ist mega-out.
Ich bereite mich jetzt auf meine Fastenzeit vor, morgen wird noch ein bisschen ausgeschlichen und dann geh ich ins innere Exil. Nikotin ist das Schlimmste- da hab ich am meisten die Befürchtung, ich muss mich an die Heizung ketten mit Handschellen.
Hat da jemand Erfahrung mit? Dauert der physische Entzug sehr lang?
So, ich hoffe ich habe Euch nicht allzusehr zugeschwätzt.
Ach und noch ein letztes Wort zu papfl und fets: Versucht mal, argumentativ die Gegenseite einzunehmen und zu vertreten, vielleicht könnt ihr dann ein bisschen darüber lachen und verstehen, dass die Tagesdosis Baclofen von unserem lieben Ameisen
![angel [angel]](https://www.forum-baclofen.com/images/smilies/girl_angel.gif)
nicht wirklich die Kardinalfrage ist. Es geht um den Wunsch, verstanden und akzeptiert zu werden, plus ein wenig Alpha-Gebaren. Inhaltlich kann ich dem Streit nichts abgewinnen.
Ich kann beide Standpunkte gut nachvollziehen.
Herzlichst
Conny