Hoi Willo!
WilloTse hat geschrieben:War ja klar, dass das wieder kommt.
War ja auch klar, dass ICH das schreiben MUSSTE
.
Aber im Ernst:
WilloTse hat geschrieben:Könnt Ihr nicht einfach akzeptieren, was ich akzeptieren kann? GABA ist offenbar nicht mein Problem, also ist Baclofen offenbar nicht meine Lösung? Ist das so unglaublich?
Wenn es wirklich so ist, dass Du auf GABA nicht ansprichst, dann hast Du recht. Dann ist es in der Tat anmaßend, Dir Dein "Hin und Her" der letzten Jahre vorzuwerfen. Im Gegenteil: Ich kenne keinen anderen, der - wenn er merkt, das Medikament bringt's (noch) nicht - ganze 38 Monate investiert, um am Ende wirklich nichts unversucht gelassen zu haben. Die meisten finden sich nach wenigen Wochen damit ab und lassen's gut sein.
Wenn man Deine Bemühungen vor diesem Hintergrund sieht, wird deutlich, dass Du wirklich bereit bist, (fast) alles zu tun, um den Alkohol in Deinem Leben in den Griff zu bekommen bzw. eventuell ganz los zu werden. Und eine gewisse Verzweiflung, die ich gestern Abend streckenweise in Deinen Erfahrungsberichten wiedergefunden habe, wenn die gewählte Strategie zum x-ten mal wieder nicht funktioniert hat, ist allzu verständlich.
WilloTse hat geschrieben:Mein Reiseplan für die Zukunft lautet: WHO einhalten, Mo - Do max. 2 Bier täglich, Fr - So max. 8 Bier, insgesamt mindestens drei Abstinenztage/Woche, davon mindestens zwei am WE. Frei nach Körkel. Damit komme ich auf max. 270 g alc/Woche, damit kann ich leben.
Mit ein bisschen Disziplin kein unerreichbares Ziel. Abstinenz langfristig nach wie vor nicht ausgeschlossen.
Ich habe in meiner (jahrzehnte)langen Suchtkarriere auch so einiges ausprobiert. Was DU vorhast, hat bei MIR nie funktioniert. Ein paar Tage, Wochen vielleicht...dann ging's los mit
"Heute bin ich so richtig gut drauf und alles passt, ich gönne mir noch ein drittes Bier und trinke morgen dafür nur eins...ach was, ich trinke heute vier und morgen keins...". Wie das nachher endete, kannst Du Dir vorstellen. Am nächsten Tag waren's dann doch wieder die "regulären" zwei, weil die vier vom Vortag ja nur ein einmaliger Ausrutscher waren...und nach ein, zwei Monaten war ich nicht nur frustriert, dass ich mein gestecktes Ziel nicht erreicht hatte, sondern auch wieder mitten drin in der Spirale. Nicht zuletzt, weil mir auch die blöde Rechnerei sehr schnell auf den Senkel ging und die Gedanken allein durch das ständige Nachzählen und Aufwiegen der konsumierten Biere ständig um Alkohol kreisten. Das triggert. Und der Selbstbetrug ist nunmal ein lieb gewordener Freund. Ich will hier nicht klugscheißen, aber Dich eventuell vor einer weiteren "bösen" Überraschung warnen.
Vielleicht noch kurz ganz generell und nicht spezifisch auf Dich bezogen:
Ich glaube, die Strategie, mit Baclofen anzufangen und dann erst zu versuchen, gleichzeitig den Alkoholkonsum zu reduzieren, ist nicht zielführend. Da wird in unserem Hirn zu viel durcheinander gewirbelt. Und es ist auch schwer zu kontrollieren.
Ich kam von der anderen Seite: Mir wurde immer wieder gesagt: "Du darfst nie mehr Alkohol trinken. Schon das berühmte 'MonCherie'..." - kennt Ihr ja alles.
Abstinenz war also meine vermeintlich einzige Alternative. Aber ich habe nie länger als sechs Monate am Stück durch gehalten, weil mir das
physische Craving immer wieder in die Quere kam (das hast Du übrigens bei Deinen Überlegungen nett in das Deckmäntelchen "Disziplin" verpackt
). Und in den "trockenen" Monaten war ich alles andere als zufrieden.
Dann lernte ich Baclofen kennen. Und mit dem Medikament verschwand der Suchtdruck. Ich lebe immernoch abstinent, aber zufriedener. Eine "Gleichgültigkeit" gegenüber Alkohol hat sich allerdings (noch?) nicht eingestellt. Ich glaube auch, das braucht eher Zeit als kurzfristige Hochdosierung in Ameisen'sche Sphären.
Was ich bislang erreicht habe, ist mehr, als ich mir jemals erhofft hatte. Und Abstinenz ist und bleibt für mich das vorrangige Ziel. Was nicht heißt, dass ich nicht in netter Runde beim Grillen oder so vielleicht irgendwann auch mal ein Pils trinken werde und kann. Wie "normale" Menschen eben. In Ausnahmefällen. Und immer der Gefahr bewusst, dass ich bezüglich Alkohol auf einem ganz schmalen Grat wandere. In solchen Situationen nach einem Pils zu sagen:
"Danke, ich hatte schon eins" würde ich dann eher unter Disziplin einordnen. Das funktioniert m. E. aber nur mit einer langen, abstinenten und von Baclofen und am besten auch therapeutisch begleiteten Vorlaufzeit.
Jetzt habe ich doch etwas weiter ausgeholt, aber vielleicht kannst Du aus den Zeilen was für Dich heraus lesen, @Willo. Hattest Du nicht für den Sommer psychotherapeutische Maßnahmen geplant? Was spricht dagegen, begleitend dazu einfach prophylaktisch Baclofen in einer konstanten Erhaltungsdosis einzunehmen? Auf ein paar Monate mehr kommt's doch jetzt nicht mehr an. Sei' mir nicht böse, aber dass Du auf GABA so gar nicht reagierst, nehme ich Dir einfach nicht ab. Dagegen sprechen auch all Deine Statistiken.
Nimm's als Tipp. Was hast Du denn zu verlieren?
Papfl
P.S. Vielleicht kriegst Du es ja sogar hin, "Deinen" Fahrplan ("Mo - Do max. 2 Bier täglich, Fr - So max. 8 Bier...") bis zum Therapiebeginn durch zu ziehen und Dir zumindest mal für die Dauer der Therapie (+ Baclofenbegleitung) Abstinenz zu verordnen ?!?