Hallo alle zusammen,
Offenbacher hat geschrieben:Meine erste Idee war ab ins Portemonnaie, aber das wäre in jedem Fall nix geworden... Wo habt Ihr eure Notfalldosis?
Bisher hatte ich meine Notfalldosis immer zu Hause. Auf Arbeit habe ich bisher noch nie eine gebraucht und eine zusätzliche Einnahme kam nur zu Hause für mich in Frage, zu meinen Hauptcravingzeiten.
Das hat sich aber jetzt geändert!
Da ich jetzt beim Abdosieren bin und mir bewusst bin, dass mein Craving zurückkommen kann, habe ich meine Notfalldosis immer im Portmonee dabei. Dort ist sie auch noch nicht zerbröselt.
Liebes Tagebuch:Diesmal bin ich doch etwas stolz auf mich, denn ich habe an diesem Wochenende nichts getrunken!Aber trotzdem steht für mich noch immer eine Frage offen: Was will ich eigentlich?
Wollte ich mir damit selbst was beweisen, dass ich es kann?
Will ich das überhaupt?
shelf hat geschrieben:Du mußt deinen Weg finden, aber im Moment suchst du noch den Stadtplan.
Mein eigener Alkoholkonsum ist weitgehendst runtergefahren. Alles befindet sich im grünen Bereich und ich kann mich selbst beglückwünschen und auf die Schulter klopfen. Oder doch nicht?
Ich habe es mit der Hilfe von Baclofen geschafft, auch wenn ich sehr viel davon gebraucht habe, da ich von Anfang an den Beikonsum von Alkohol nicht stoppen konnte. Dem Beikonsum geschuldet viel meine Dosierung sehr hoch aus und jetzt bin ich ab morgen bei einer Tagesdosis von 125 mg und komme damit gut klar. Aber der Alkoholkonsum ist weitgehendst runtergeschraubt und das ist auch gut so!
shelf hat geschrieben:Du benutzt Baclofen um "außerhalb deiner Trinkzeiten" nicht trinken zu müssen.
Also als "Steuerelement" um deiner Sucht gezielt nachgeben zu können.
Nicht gut! Gar nicht gut!
Diese Worte haben mich sehr zum Nachdenken gebracht!
Aber ich sehe mich ja auch noch immer als Alkoholiker. Ich bin Alkoholkrank und wenn mir das Steuerelement die Möglichkeit gibt nicht trinken zu müssen, dann ist das von Vorteil und wir auch weiterhin von mir genutzt. Die Sucht schlummert natürlich noch immer in mir und sucht sich ihre Wege nach raus. Zur Zeit war es ein Tag am Wochenende und hoffentlich wird es nicht mehr, eher weniger.
Wird es mehr, wird es auch wieder mehr an Baclofen, das steht fest für mich und zurück da wo ich mal war, das steht auch fest, will ich nicht mehr hin!
Ich für mich selbst kann mich damit abfinden, Baclofen lebenslänglich einzunehmen. Und wenn meine eigene Therapie so lange andauern sollte, dann wird es eben so sein. Den Kampf gegen den Alkohol gebe ich ja nicht auf. Dieses Wochenende habe ich siegreich bestritten, die anderen vielen folgenden Wochenenden, ich weiß es einfach nicht.
Vielleicht trau ich mich es auch nicht hier auszusprechen oder es mir gedanklich einzugestehen, dass ich mit der Situation so wie sie zur Zeit ist, eigentlich mehr als zufrieden bin. Eine Win & Win Situation zwischen der Sucht und mir selbst. Am Wochenende 1x Konsum & die restlichen 6 Tage Alkoholfrei. Ich weiß es selbst noch noch nicht und ich weiß zur Zeit auch einfach selbst nicht, was ich will und womit ich zufrieden wäre. Wenigstens bin ich aber ehrlich damit!
shelf hat geschrieben:Du mußt deinen Weg finden, aber im Moment suchst du noch den Stadtplan.
Vielleicht habe ich noch nicht mal einen Stadtplan?
Es ist für mich auch schwer darüber zu sprechen, geschweige denn zu beschreiben. Ich kann nur schlecht beschreiben, hat hier in meinem Tagebuch bestimmt schon jemand gemerkt, denn in meinem Kopf ist manchmal einfach kein "Runterkommen". Tausende Gedanken schwirren rum, packe ich einen schwirrt schon der nächste rein und verdrängt den grade über den ich nachdenke. Es wird einfach viel zu viel nachgedacht und oft entsteht dann eine Unsicherheit in mir. Vielleicht habe ich auch deshalb immer so viele Fragen in meinem Tagebuch gestellt. Einfach um Sicherheit und Bestätigung zu bekommen, ob das was ich grade mache auch so richtig ist. Was in meinem Kopf vorgeht kann ich nur sehr schwer beschreiben. Gedankenflut trifft es schon ganz gut, im Kopf oft leider Unordnung, nicht im Arbeitsleben, da funktioniert alles einwandfrei und in der Wohnung hat alles seinen Platz und seine eigene Ordnung. Meine Frau belächelt das schon und sagt scherzhaft ich hätte autistische Züge. Baclofen hochdosiert oder eben der Alkohol konnten / kann mich da gut runterbringen. Dieses in "Watte" gepackt hat mir ein Sicherheitsgefühl gegeben, jetzt ohne die Watte geht es langsam wieder los mit den Gedanken.
Vielleicht konnte ich einigermaßen erklären was los ist und mich bekümmert.
shelf hat geschrieben:Bedenke dabei daß die craving-Wahrscheinlichkeit steigt je öfter/mehr du Alkohol konsumierst!
Bei niedriger Dosierung bin ich mir dessen sehr sicher!
Gruß
Luphan