Hallo Alle
Hier wie versprochen noch ein paar Überlegungen zu Sinn, Unsinn und Grenzen des Tools, was man damit anstellen kann und was nicht. Ich gehe davon aus, dass für den nachhaltigen Erfolg der Therapie eine gewisse „Grundversorgung“ mit Baclofen über den Tagesverlauf gegeben sein muss.
Nehmen wir einmal an, jemand nimmt seine Tagesration von z.B. 75 mg mit nur
einer einzigen Gabe um z.B. 18:00 Uhr ein. Er hat damit zwar sein normales, jeweils regelmäßig und kurzzeitig auftretendes Craving um 20:00 Uhr abgedeckt, den Rest des Tages ist er aber unterversorgt. Auch wenn er über den Rest des Tages ansonsten kein Craving verspürt, wird die Therapie auf Dauer nicht erfolgreich sein.
Nehmen wir einen anderen Fall an, dass jemand seine Tagesration von ebenso 75 mg in zehn kleine Häppchen aufteilt, um Nebenwirkungen möglichst aus dem Weg zu gehen. Dieser Jemand bleibt ebenso unterversorgt und die Therapie wird ebenfalls scheitern.
Das führt mich dazu, einige Leitsätze zu formulieren, und um die zu verdeutlichen, setze ich sie in Quote:
DonQuixotes Leitsätze hat geschrieben:- Baclofen soll über den Tag verteilt in drei bis vier Einzeldosen eingenommen werden.
- Den genauen Zeitpunkt und die Höhe der jeweiligen Einzeldosis wählt man auf Grund der individuellen Craving-Zeiten und auf Grund der erwünschten Minimierung von Nebenwirkungen, insbesondere Müdigkeit.
- Zwischen den Einzeldosen sollen in der Regel etwa drei Stunden oder mehr, allermindestens aber zwei Stunden liegen.
- Die höchste Einzeldosierung soll das Zwei- bis Dreifache der geringsten Einzeldosierung nicht überschreiten.
- Die jeweiligen Zeitpunkte der Einzeldosierung sollen mit größtmöglicher Genauigkeit eingehalten werden. Abweichungen, auch in der Höhe der Einzeldosen und der Tagesdosis, sollen vermieden werden.
Ihr habt‘s gemerkt: Ich schreibe immer „sollen“, nie „müssen“ oder „darf nicht“! Es gibt IMMER eine Ausnahme von der der Regel, die will aber gut begründet sein. Bei Punkt 5, jetzt bitte die Ohren spitzen, hätte ich eigentlich „müssen“ schreiben müssen. Für mich ist das ein ganz ZENTRALES Kriterium, warum viele Baclofen-Therapien scheitern, sei es bereits in der Anfangsphase oder dann im späteren Verlauf. Gründe für solche Unregelmäßigkeiten, die dann auch negative Folgen haben, gibt es unzählige, hier nur ein paar zur Auswahl:
- Ich habe es heute kaum genommen, weil es mir eigentlich auch OHNE ganz gut ging.
- Im Geschäft war heute so viel los, da KONNTE ich es gar nicht nehmen.
- Im Geschäft war heute so viel los, da habe ich es schlicht VERGESSEN.
- Ich durfte heute ENDLICH wieder einmal ausschlafen, und darum fiel die Morgen- und Mittags-Dosis aus.
- Heute ging es mir SO schlecht, da habe ich die Dosis vorsichtshalber verdoppelt.
- etc.
Hey Leute, so geht das nicht, wirklich nicht! Konstante, pünktliche Einnahme und Dosis-Steigerung bis zur Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol sind das A (meisen) und das O (livier) jeder erfolgreichen Baclofen-Therapie.
Und dann gibt es natürlich auch diese Aussage:
- Ich musste wegen der Nebenwirkungen X und Y und Z die Baclofen-Therapie abbrechen.
Das muss man ernst nehmen, ganz klar. Sehr oft lassen sich dann aber Mittel und Wege finden, wie es eben trotzdem geht. Und eines muss ich jetzt eben auch mal sagen dürfen: Manchmal sind solche Meldungen nur vorgeschützt, die eigentlichen Ursachen für den Therapie-Abbruch liegen dann ganz woanders.
So, nun ist’s ein bisschen länger geworden als gedacht. Wenn keine Einwände kommen, würde ich dann den gesamten Text dieses Beitrages (nicht nur die in Quote gesetzten „Leitsätze“) gerne in meinen ersten Beitrag dieses Threads einfügen.
Bis dann also, DonQuixote