Ich hoffe Baclofen ist

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Bruno91
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Ich hoffe Baclofen ist

Beitragvon Bruno91 » 25. November 2020, 13:51

Hallo zusammen,

Ich bin Bruno und werde in naher Zukunft 30 Jahre alt.
2018 war ich erst auf Entgiftung und dann auf Langzeittherapie wegen meiner Benzo-Sucht, welche aber mittlerweile in meinem Leben keine große Rolle mehr spielt, da ich seitdem nur einmal einen „Rückfall“ hatte als ich im Krankenhaus war und die Ärzte mir nichts anderes geben wollten obwohl ich sämtliche Alternativen aufgezählt hatte, wie beispielsweise Quetiapin, oder pregabalin.
Naja, auf jeden Fall habe ich mich in dem letzten Jahr dann allen möglichen anderen Substanzen zugewandt, die ich vorher nie angerührt hätte. Alkohol spiel bei mir insofern eine Rolle, dass ich wenn ich trinke dann aber richtig. Also, könnte man sagen ich bin Wochenend-Alkoholiker.
In der nahen Vergangenheit hab ich mich immer mehr Opioiden zugewandt und das ging von kratom bis heroin, diese sind aber jetzt entgiftet. Somit bin ich im Moment zwar vollkommen clean, aber das Craving setzt schon wieder ziemlich stark ein.
Von einem Bekannten habe ich gehört, dass Baclofen ihm sehr sehr gut geholfen hat und er hat mir auch eine Adresse einer Ärztin gegeben, nur meinte diese, dass ich dort mehrere Tage behandelt werde und ich wohne am Rand von München und nachdem zur Zeit ja meines Wissens ein Beherbergungsverbot gilt kann ich mir dort kein Hotelzimmer nehmen.
Daher meine Bitte an die Community und an den Admin mir bitte eine Adresse einer Ärztin oder eines Arztes zu schicken, der im Raum München praktiziert.
Ich wäre euch wirklich unendlich dankbar, weil ein Leben mit Sucht ist mir einfach zu anstrengend geworden, vor allem weil ich ansonsten mit Job und so zur Zeit völlig zufrieden bin.

LG, Bruno [smile]

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DonQuixote
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Re: Ich hoffe Baclofen ist

Beitragvon DonQuixote » 26. November 2020, 20:26

Hallo Bruno

Herzlich willkommen in unserem Forum, und Danke, dass Du Dich uns anvertraust. Mit dem Entzug von Benzodiazepinen kennen wir uns nicht wirklich aus. Fakt ist aber, dass Baclofen auch angstlösende ("anxiolytische") und antidepressive Eigenschaften hat. Manchmal funktioniert das Medikament sogar komplett über die Angst/Depression-Alkohol-Schiene (s. auch hier und hier). Soll heißen: Menschen haben ursprünglich versucht, ihre Ängste oder ihre Depression mit Alkohol oder Medikamenten zu betäuben und sind so immer weiter in die Abhängigkeit geraten. Weil Baclofen ein Stück weit die Angst/Depression nahm, war schlussendlich auch kein Alkohol mehr nötig. Olivier Ameisen ist ein gutes Beispiel dafür:

Olivier Ameisen hat geschrieben:Mein Grundproblem ist nicht der Alkohol, sondern die Angst. Wenn ich die Angst loswerde, werde ich nicht mehr trinken.

Aus diesem Teufelskreis hat ihn Baclofen schließlich befreit. Manche Ärzte und Patienten berichten auch davon, dass mit Baclofen dann die Dosis anderer Medikamente merklich reduziert oder diese Medikamente sogar gänzlich abgesetzt werden konnten. Es wäre also tatsächlich einen Versuch mit Baclofen wert.
Nachstehend noch Beiträge von zwei Ärzten, welche gelegentlich hier im Forum schreiben:

jivaro hat geschrieben:Lieber Cosphi,

ein Versuch mit Baclofen ist in jedem Fall zu empfehlen. Benzodiazepine (und auch Pregabalin) wirken, ebenso wie Baclofen auf die Freisetzung von Gamma-amino-buttesäure, unserem stärksten "beruhigenden" Neurotransmitter (Botenstoff). Benzodiazepine, Pregabalin und auch Alkohol wirken am GABA-A-Rezeptor wo Sucht entsteht, Baclofen setzt am GABA-B-Rezeptor an, hier wird Gamma-amino-buttersäure langsam freigesetzt aber ohne Suchtgefahr.
Die Verordnung von Pregabalin ist für mich etwas bedenklich, die Suchtgefahr ist sehr gross, viele Patienten nehmen einfach mehr als verordnet und kommen so in eine Steigerung hinein, die in der Abhängigkeit landet; ich sage fast leider: das Medikament ist zur Behandlung von Angsstörungen zugelassen.
Da Du bereits gemerkt hast, dass eine Abhängigkeit von Benzodiazepinen eine schwere Belastung ist, versuche die Pregabalindosis wenigstens nicht zu erhöhen.
Sertralin ist mit Baclofen gut kompatibel - ich würde das Medikament zunächst unverändert beibehalten.

DonQ hat alles Wesentliche schon geschrieben, für mich ist Baclofen das Beste, was er zur Behandlung von Angst gibt. Schau unbedingt noch einmal in Ruhe alles an was unter der Rubrik "erste Schritte" hier zusammengefasst ist. Papfl hat hier viele gute Erklärungen im Forum hinterlegt.

LG jivaro

Von hier …

Und dann noch:

DoctorBAC hat geschrieben:Hallo Cosphi,
Baclofen ist sicher eine gute Idee bei BZD-Abhängigkeit. "Benzos" wirken unmittelbar am GABA-Rezeptor. Jahrelange Einnahme von BZD führt dazu, dass die "g-Protein-gekoppelten" GABA-A-Rezeptoren "degenerieren", also dauerhaft ihre Funktion verlieren. Wird die BZD-Zufuhr beendet, reicht die natürliche GABA-A-Aktivität nicht mehr aus, um das innere Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und Craving/Angst etc entstehen.
Durch Aktivierung des GABA-B-Rezeptors - genauer der B1-Untereinheit - kann die fehlende GABA-A-Aktivität zu einem großen Anteil ausgeglichen werden - das Gehirn "bemerkt" das Fehlen von GABA-A nicht mehr, Angst und Craving bleiben aus. Die B1-Untereinheit des GABA-B-Rezeptors bindet KEIN g-Protein, dort entsteht keine "Toleranz"!
Ich habe das schon mehrfach feststellen können, dass eine Baclofenbehandlung den BZD-Bedarf praktisch verschwinden lässt.

Von hier …

Eine Mail mit Arztvorschlag für Deine Region habe ich soeben auf den Weg gebracht, und zwar an Deine Mail-Adresse bei <web.de>, mit der Du dich hier im Forum registriert hattest.

Viel Erfolg wünscht DonQuixote

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Bruno91
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Re: Ich hoffe Baclofen ist

Beitragvon Bruno91 » 27. November 2020, 13:02

Hallo DonQuixote,

vielen Dank für die zügige und sehr ausführliche Antwort. Ich habe den vorgeschlagenen Arzt schon kontaktiert und einen Termin.

Also, nochmals vielen Dank

und sonnige Grüße aus München

Bruno


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