Ich bin Katrin, 31 Jahre alt, Alkoholikerin

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Katrin85
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Ich bin Katrin, 31 Jahre alt, Alkoholikerin

Beitragvon Katrin85 » 7. April 2017, 20:17

Hallo zusammen,

durch eine Freundin bin ich auf das Medikament Baclofen aufmerksam gemacht worden und bin dann schnell auf euer Forum gestoßen. Ich habe den ganzen Nachmittag eure Erfahrungsberichte gelesen und fange gerade an, ein klein bisschen Mut zu fassen.

Meine Leidensgeschichte hat angefangen, als ich mit 17 Jahren beschlossen habe, magersüchtig zu werden. Die Menschen reagieren oft schockiert, wenn ich das so formuliere, aber es war tatsächlich eine bewusste Entscheidung, auch wenn mir die Konsequenzen natürlich damals nicht im Geringsten klar waren. Ich war verzweifelt und unglücklich, konnte mich aber niemandem mitteilen. Mit der Magersucht wollte ich mein Leid sichtbar machen. Allerdings war ich zu undiszipliniert und bin dann schnell auf den Trichter gekommen, mein Essen wieder zu erbrechen. Die Bulimie begleitet mich bis heute.

Mit 19 Jahren habe ich versucht, mir mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen, und habe im Anschluss meine erste 16-wöchige stationäre Psychotherapie gemacht. Neben Depressionen und der Essstörung wurde mir dort auch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Ich bin im Anschluss in eine ambulant betreute Wohngemeinschaft gezogen, in der ich vier Jahre gewohnt habe. Ich habe dort ambulante Einzel- und Gruppentherapie gemacht, noch die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung erhalten, und bin während dieser Zeit aufgrund meines extremen Untergewichts arbeitsunfähig gewesen.

Erst als ich meinen damaligen Freund kennengelernt habe und zum ersten Mal in meinem Leben zulassen konnte, dass ein anderer Mensch sieht, wer und wie ich wirklich bin, als ich das erste Mal im Leben nicht mehr nur "ich", sondern ein Teil von "wir" war, konnte ich die Magersucht loslassen. Wir sind zusammen gezogen, ich habe eine Ausbildungsstelle in einem tollen Unternehmen gefunden, in dem ich auch heute noch sehr gerne arbeite, und hatte ca. zwei schöne und weitgehend symptomfreie Jahre.

Leider ist dieser Freund Alkoholiker. Und er ist immer öfter nach der Arbeit in die Kneipe gegangen,so dass ich einsam und frustriert zu Hause saß. Mit der Zeit hat er auch in unserer Wohnung immer mehr getrunken und ist teilweise im Streit auch handgreiflich geworden. Und irgendwann kam der Abend, an dem ich mich nicht mehr einsam und depressiv fühlen wollte. Also habe ich ein Glas Sekt getrunken, und siehe da, schon war die Welt bunter und ich voller Energie und Tatendrang. Aber wem erzähle ich das... Das ist jetzt ungefähr sechs Jahre her. Ich habe sehr schnell täglich getrunken, immer abends nach der Arbeit, und an den Wochenenden zunehmend auch tagsüber.

Von dem damaligen Freund habe ich mich Ende 2014 getrennt, war auch bereits neu verliebt und habe um diesen neuen Mann gekämpft. Der wollte aber von Anfang an keine richtige Beziehung, weil er im Leben andere Prioritäten (Karriere, nebenberufliches Studium, riesiger Freundeskreis) hat, von denen er keine runterschrauben wollte. Wir haben uns dann zweieinhalb Jahre lang ca ein Mal pro Woche gesehen, an den anderen Abenden war ich dann wieder alleine und hatte Liebeskummer. Umso mehr habe ich getrunken.

Bis ich an Weihnachten letzten Jahres meiner Familie, dem Freund und später auch dem Arbeitgeber meine Alkoholsucht offenbart habe, hat es von außen betrachtet aber niemand bemerkt. Innerhalb von vier Wochen habe ich eine Entwöhnungstherapie begonnen, diese nach fünf Wochen abgebrochen, weil das Therapiekonzept rein verhaltensorientiert war und ich ja auch noch tiefergreifende psychische Probleme habe, die in der Behandlung gar nicht mit betrachtet wurden. Ich bin dann vorübergehend bei meiner Schwester eingezogen um nicht allein zu sein, war bei Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen, und habe dennoch weitergetrunken. Im September letzten Jahres habe ich nochmal eine Entwöhnungsbehandlung beantragt, diesmal habe ich mir die Klinik mit einem tiefenpsychologischen Behandlungsansatz bewusst ausgesucht. Kurz vor Beginn haben mein jetzt Ex-Freund und ich uns getrennt, weil er nie Zeit für mich hatte und in der Krankheit nicht hinter mir stand, und ich extrem unzuverlässig geworden bin und mich auch äußerlich nicht gerade zum Positiven entwickelt habe. Also habe ich die sechzehnwöchige Therapie durchgezogen, habe mich gut und gestärkt gefühlt, sah wieder hübsch aus und konnte mir selbst im Spiegel in die Augen sehen, bin nach Hause gefahren und habe weitergetrunken.

Ich habe das Gefühl, dem einfach nichts entgegenzusetzen zu haben. Das Problem ist, dass ich nicht wirklich aufhören will, nicht aus tiefster Überzeugung. Ich kenne die Schritte vom "Ich darf nicht mehr Trinken" über "Ich will nicht mehr Trinken" bis hin zum "Ich brauche auch nicht mehr Trinken". Aber ich schwanke immer zwischen dem ersten und zweiten. Ich habe es auch schon lange nicht mehr hingekriegt, irgendeiner anderen Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Früher habe ich Sport gemacht, viel getanzt, mich mit Freunden getroffen, davon ist nichts mehr übrig. Ich bin ziemlich verzweifelt, und seelisch wie körperlich an meiner Grenze. Dabei möchte ich so gerne wieder am Leben teilhaben und schöne Dinge erleben. Aber das geht eben nur nüchtern.

Wenn dieses Medikament also eine Aussicht bietet, ohne Alkohol leben zu können,möchte ich das unheimlich gerne probieren. Es wäre toll, wenn ich über diesen Weg die Kontaktdaten eines behandelnden Arztes in meiner Umgebung bekommen könnte.

Ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht erschlagen mit meiner Lebensgeschichte, ist ein bisschen länger geworden als geplant [mocking]

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Chinaski
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Re: Ich bin Katrin, 31 Jahre alt, Alkoholikerin

Beitragvon Chinaski » 7. April 2017, 20:54

Hallo Katrin,

Herzlich Willkommen im Forum.

Schreib doch bitte unserem Administrator DonQuixote
eine PN mit deiner Postleitzahl.

Er schaut dann welcher Arzt in deiner Nähe für dich in Frage kommt und meldet sich dann bei dir.

Bis dahin alles gute...
Chinaski

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Re: Ich bin Katrin, 31 Jahre alt, Alkoholikerin

Beitragvon Anna » 8. April 2017, 09:17

Hallo Katrin, schön,dass Du da bist. In Deiner Geschichte finde ich mich absolut wieder. Im Moment ist es so, dass ich ein relativ normales Essverhalten habe,( Kalorienzählen steckt so drin, das läuft automatisch mit),ich halte meinen Körper schlank und fit mit Sport und ich nehme seit September Baclofen. In diesem Jahr habe ich genau so viele alkoholfreie Tage zu verzeichnen wie mit Alkohol und ich hoffe, dass ich ihn bald ganz lassen kann.
Dir alles Gut, Anna

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Re: Ich bin Katrin, 31 Jahre alt, Alkoholikerin

Beitragvon DonQuixote » 8. April 2017, 21:08

Hallo Katrin

Herzlich willkommen im Forum, und Danke für das Vertrauen, das Du uns entgegenbringst!

Danke auch für die sehr ausführliche Schilderung Deiner Lebensumstände und Deiner „Suchtkarriere“. Mich hat das überhaupt nicht „erschlagen“, wie Du befürchtest, ich habe Deinen Bericht vielmehr mit großem Interesse gelesen.

Es stimmt schon, was Du sagst, dass nämlich sehr viele „herkömmliche“ Therapien scheitern. Was die Baclofen-Therapie von der traditionellen Suchttherapie unterscheidet, wird erklärt. Ganz interessant ist auch die Erklärung, ist.

Nachfolgend ein paar weitere Basisinformationen zu Baclofen. Das Medikament schlägt einem das Glas nicht einfach so und automatisch aus der Hand, aber es kann Betroffenen die Entscheidungsfreiheit zurückgeben: Im Idealfall MUSS man nicht mehr zwingend trinken, weil man gegen das Verlangen machtlos ist. Man KANN sich wieder frei entscheiden, ob man trinken möchte, oder ob man es lieber lässt. Stattdessen braucht es dann natürlich andere Alternativen, die einem das geben, was bislang der Alkohol geleistet hat. Belohnung, Entspannung, "Kicks", "Glücksgefühle", Hemmungslosigkeit, Ausschalten von Ängsten, Langeweile etc...Alkohol kann viele Funktionen übernehmen.

Das ist dann die eigentliche "Arbeit an sich selbst", an der über kurz oder lang niemand vorbei kommt. Dafür kann Baclofen den Kopf frei machen - nicht mehr, aber auch nicht weniger [smile] .

Einen ersten Überblick rund um das Medikament bietet unsere Rubrik , konkreter im und . Genaueres zur Dosierung und Therapie findest Du im oder in den auf die jeweilige Tablettenstärke zugeschnittenen hier im Forum.

Lesenswert und aufschlussreich ist auch der Artikel , den man auch finden kann. Und natürlich das Buch . Der Kardiologe Olivier Ameisen war selbst betroffen und hat Baclofen als Therapieoption bei Abhängigkeitserkrankungen (wieder)entdeckt. Das Buch ist spannend zu lesen! Du kannst die E-Book-Version des Buches auch kostenlos über dieses Forum "ausleihen". Bei Interesse schreibe mir einfach eine entsprechende

Und nun kommt das Wichtigste, nämlich der Beginn Deiner Baclofen-Therapie, und das, wonach Du ja auch gefragt hattest: Eine Mail mit Arztvorschlag habe ich soeben abgeschickt, und zwar an die Mail-Adresse, mit der Du Dich hier im Forum angemeldet hattest. Viel Erfolg auf Deinem weiteren Weg wünscht Dir

DonQuixote
/ / / / /


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