Diese Vorwürfe ärgern mich zwar, aber ich lass mich nicht für sein Verhalten verantwortlich machen. Das Problem war vor mir da. Dass es existiert, habe ich erst erfahren, als wir schon eine Weile zusammen waren. Ich weiß inzwischen, dass ich ihm nicht wirklich helfen kann, auch wenn mich jede Phase ziemlich mitnimmt. Einen geliebten Menschen leiden zu sehen, kann einen ganz schön fertig machen. Schwierig für mich ist, dass er, außer in betrunkenem Zustand, nicht über das Thema reden will. Auch gibt es für mich kaum ein Aufarbeiten oder mir einfach mal etwas von der Seele reden zu können. Seine Eltern wissen zwar, dass er Alkoholiker ist, sollen aber von einem Rückfall nichts mitbekommen, damit sie sich keine Sorgen/ihm keine Vorwürfe machen. Außer mit ihnen und behandelnden Ärzten habe ich noch nie mit jemandem über seinen Alkoholismus geredet. Mit ihm selbst darüber zu reden geht auch nicht, da er jedes Mal meint, wenn er wieder runter ist, dass das jetzt zwar passiert und doof war, aber damit auch erledigt sei, weil er jetzt wieder klar kommt.
Wir sind seit knapp sieben Jahre zusammen und haben nach unserem ersten gemeinsamen Jahr eine lebensbedrohliche Krankheit mit mehreren OPs bei meinem Lebensgefährten gemeinsam überstanden. Nachdem er fast gestorben war, war er ein paar Monate auf meine tägliche Hilfe angewiesen. Durch dieses Erlebte hatte sich rückblickend unsere Beziehung verändert. Zuvor waren wir auf einer Ebene, doch dann habe ich mehr nach ihm geschaut. Er war lange Zeit körperlich beeinträchtigt, fühlte sich unter Menschen unwohl. Darauf habe ich Rücksicht genommen, habe gar nicht erst vorgeschlagen, etwas zu tun, wenn ich dachte, dass etwas nicht geht oder schwierig für ihn ist. Unser gesellschaftliches Leben hat sich dadurch etwas reduziert. Während dieser Zeit hatte er das erste Mal einen richtigen Rückfall, bei dem er Hilfe und eine Entgiftung in der Klinik brauchte. Nachdem er fast gestorben war und dann noch zeitweilig auf Hilfe angewiesen, brauchte sein Kopf eine Auszeit. Normalerweise genießt er seine Unabhängigkeit und Selbständigkeit, weshalb diese Zeit extrem schwer für ihn war.
Allerdings hat er beim Trinken ein schlechtes Gewissen und keinen Spaß. Wenn er betrunken ist, zeigt er sich einsichtig, dass das doch keine gute Idee war, wieder etwas zu trinken, möchte Hilfe und ist gleichzeitig beschämt und voll Selbstvorwürfen. Wenn es ihm wieder besser geht, glaubt er, dass er alles allein hinkriegt.
Jetzt trinkt er seit letzten Mittwochabend und kommt einfach nicht runter. Der Urlaub ist am Sonntag vorbei und Entgiften in der Klinik hieße wieder wochenlang ausfallen. Er dachte, er würde es alleine packen, aber es geht nicht. Er hat noch Job und Führerschein und fährt auch nicht betrunken.
Mit der Entgiftung im ZfP Weinsberg hat er keine guten Erfahrungen gemacht, aber leider sind die für ihn aufgrund des Einzugsbereichs zuständig.
Zufällig bin ich gestern Abend bei PlusMinus auf einen Bericht über Baclofen gestoßen, und Google hat mich hierher geführt.
So, das war jetzt viel Info, und ich bedanke mich schon mal im Vorfeld für Eure "Ohren" und Hilfe!
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