Hallo liebe Mitmenschen

Es wird eigentlich erwartet, dass sich Mitglieder vorstellen und ihre Lebensumstände schildern, damit die anderen in Etwa wissen, mit wem sie es zu tun haben und ihm dann auch besser helfen können.
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Maya
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Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 9. Mai 2018, 16:36

Hallo liebe Gruppe,

ich habe vorgestern zum ersten Mal beschlossen mit der Trinkerei aufzuhören. Um das Thema selbst kreise ich seit etwa 3 bis 4 Jahre, aber es fehlte der Wille. Das ich ein Alkoholproblem habe, war mir schon länger bewusst, auch habe ich seit mehreren Jahren offen zugegeben Alkoholikerin zu sein. Aber das hatte ich quasi als bestehenden Fakt akzeptiert. In einer langen Gesprächstherapie wegen PTBS habe ich das Problem angeschnitten, und auch meinem Psychiater vor einem halben Jahr davon erzählt, aber die fanden das leider nicht dramatisch genug um mir zu helfen.

Ich selbst studiere im Master Psychologie (nach vielen Irrwegen, zig Umzügen innerhalb drei verschiedener Länder und mehreren verschiedenen Berufen bzw. Berufswünschen), bin also mit Theorie gut gerüstet. Aber diese innere Zerrissenheit, dieses unerträgliche Etwas, schwer in Worte zu fassen, diese riesige explodierende Unruhe und Anspannung die ich seit etwa 20 Jahren zu betäuben versuche (ich bin 35), hauptsächlich mit Alkohol, die wird in der Theorie nicht beschrieben.

Meine Mutter ist selbst Alkoholikerin, daher mein Entschluss - denn letzte Woche habe ich zum ersten Mal eine Flasche mit Alkohol im Kleiderschrank versteckt, das ist zu viel, Schluss, Aus, ich will nicht wie meine Mutter hinter jedem Blumentopf ´ne Pulle versteckt haben. Ich habe entgültig die Kontrolle verloren. Und es langweilt mich, ich mache immer das gleiche beim Saufen: Musik auf Youtube hören und Träumen, was am Anfang sehr angenehm ist, aber mit steigenden Promille immer absurder und ja, psychotischer wird. Ich neige zu Suffpsychosen und vertrage eigentlich nicht viel Alkohol. Es wird mir fehlen, dieses absolute loslassen, da werde ich mir eine Alternative suchen müssen - als Kind konnte ich das noch, aber ab der Teenagerzeit nur noch mittels Drogen. Mir wurde vor 6 Jahren ADS diagnostiziert, was nicht besonders hilfreich für eh schon Suchtgefährdete wie mich war/ist.

Meinen Mann habe ich besoffen in einer Kneipe kennengelernt - wir haben sehr viel gemeinsam getrunken bis zum umkippen. Er hat vor drei Jahren von einem Tag auf den anderen aufgehört - leider kann er mir verbal nicht wirklich weiterhelfen, da er nicht weiss wie er das geschafft hat, er wollte einfach nicht mehr. Ich habe vor allem vor dem "Willen" Angst, also dem Suchtgedächtniss und dem Suchtdruck die dann vorgaukeln dass "Ich" doch eigentlich trinken will/kann/darf, da sei doch nichts dabei, das macht doch jeder, ist doch egal wenn ich Alkoholiker bin denn niemand ist perfekt, usw. Deshalb dachte ich, dass Vernetzung mit Leuten die ähnliches versuchen bzw. geschafft haben wohl wichtig wäre um mich nicht selbst belügen zu können.

Das Gleiche habe ich in einem weiteren Alkoholiker Selbsthilfeforum geschrieben. Ich muss mir regelmäßig klarmachen, dass ich aufhören möchte und in Kontakt zu Menschen mit ähnlichen Problemen stehen. Je vernetzter, desdo besser.
Über Baclofen habe ich mich seit längerem informiert. Die Metastudien sehen dazu nicht super aus, aber ich bin öfters ein Ausreißer in der Statistik, deshalb werde ich eventuell Baclofen als Hilfe versuchen.

Euch alles Gute,
liebe Grüße,
Maya
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Chinaski
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Chinaski » 9. Mai 2018, 19:22

Hallo Maya,

Baclofen kann wirklich eine Hilfe für dich sein wenn du deine Alkoholkrankheit zum stillstand bringen möchtest.
Baclofen schaltet bestenfalls das physische Craving komplett ab so das du wieder deine Entscheidungsfreiheit zurück bekommst.
Baclofen schlägt dir nicht das Glas aus der Hand aber du entscheidest und musst nicht zwanghaft trinken.

Ein Versuch ist es auf jeden Fall wert!

Gruß...
Chinaski

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 9. Mai 2018, 19:34

Hallo Maya,

Baclofen zur Unterstützung solltest du auf jeden Fall versuchen.

Es kann dir den Suchtdruck nehmen, sodass du in die Lage versetzt wirst die gesamte Problematik mit einem gewissen Abstand zu betrachten.

Da bei dir ADS diagnostiziert wurde musst du hierbei besonders vorsichtig vorgehen, da Baclofen bei AD(H)S auch paradox wirken kann.

Vor dem "Willen / Wollen" brauchst du die wenigste Angst zu haben.
Wenn alles gut läuft kommst du dabei an einen Punkt wo du keinen Sinn mehr im Alkoholkonsum siehst und es überflüssig wird irgendwas zu "Wollen" oder nicht zu "Wollen".

Mir geht es inzwischen so, dass ich zwar aus Neugier und "zu Beweiszwecken" mal was trinken würde, aber dafür müsste ich vorübergehend darauf verzichten nüchtern zu sein.
Also verzichte ich auf das "Experiment" denn die, mit dem Alkohol einhergehende, Veränderung von Wahrnehmung und Bewusstsein will ich nun wirklich nicht haben.
Ich bin nicht mehr auf der Flucht vor mir selbst. [smile]

[good_luck]
LG

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 9. Mai 2018, 19:51

Hallo Shelf, hallo Chinaski,

danke für die Antworten. Da ich hauptsächlich wohl psychisch abhängig bin und vor allem den Suchtdruck fürchte, werde ich Baklofen wahrscheinlich versuchen. Zu ADS werde ich mich dahingehend nochmal informieren, danke Shelf. Ich nehme gegen die Symptome einer PTBS seit einem halben Jahr auch wieder abends 100mg Quetiapine, wisst ihr da von Wechselwirkungen? Im Netz habe ich bisher nur gefunden, dass beide Hypotension verursachen können.
Dieses Wochenende versuche ich mit Shirley Temples und Kommunikation zu überstehen...
Artur Miller hat über die Besäufnisse von Marilyn Monroe gesagt, das seien ihre kleinen Selbstmorde. So ist es. Das ist mir am Montag schlagartig bewusst geworden, seitdem heule ich für meine Verhältnisse ziemlich viel - ich bin sonst leider immer die Starke...
Wie Ihr lesen könnt bin ich sinnvollen Medikamenten nicht abgeneigt, sollte ich Baclofen trotz ADS und Quetiapin bekommen berichte ich wie es wirkt.

Liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 9. Mai 2018, 20:48

Hallo Maya,

Baclofen und Quetiapin schließen einander nicht aus.
Quetiapin kann (war bei mir so) paradoxe Neben-/Wirkungen von Baclofen abfangen.

Letztendlich muss es natürlich dein Arzt entscheiden, ob Leber, Niere und Kreislauf es erlauben.

"...sonst immer die Starke..."
Wenn (was sehr wahrscheinlich ist) deine Stärke auf erprobten Abwehrmechanismen fusst, dann täte "weniger Stärke" deinem Seelenleben bestimmt gut.
Es geht ja nicht darum "mit etwas fertig zu werden", sondern es zu nehmen wie es ist (ohne es zu schwarz oder zu rosa zu sehen) und damit zu arbeiten.

LG

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 9. Mai 2018, 22:16

Hallo Shelf,

dieses andauernd stark sein müssen ist Teil des Problems, ja. Habe in meinem nahen Umfeld angekündigt dass ich die nächsten Wochen ein rohes Ei bin (da hat sich eine Schleuse geöffnet). Diesen "Ich-Verlust", den Kontrollverlust und dieses absolut egozentrische verblöden habe ich vom Alkohol gebraucht, mal sehen wie ich das ersetzen kann.

Dachte auch dass Quetiapin als unter anderem Antipsychotikum eventuell gar nicht schlecht sein könnte bei einem Medikament wie Baclofen dass psychotische Symptome hervorrufen kann.

Ich lebe momentan im Ausland, Baclofen scheint hier frei erhältlich zu sein, bzw. man scheint nur einen Onlinefragebogen ausfüllen zu müssen, komische Sache, ich lese mich da noch durch Netz wie denn hier die juristische Sachlage wirklich ist.

Liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 9. Mai 2018, 23:34

Hallo Maya,

den "gewollten -Ich-Verlust" zu ersetzen ist keine gute Idee.
Lass ihn einfach weg und bleib zu jeder Zeit DU.
Andernfalls gehst du dir wieder aus dem Weg und hast nicht viel erreicht. [smile]

Quetiapin gegen eine "Baclofen-Psychose" ist schon ziemlich derb. [biggrin]
Um vom Baclofen eine Psychose zu bekommen musst du extrem empfindlich darauf reagieren, oder
falsch machen was nur geht.
Quasi Nägel mit'm Mikroskop einschlagen...

Die Rechtslage (frei erhältliches Baclofen) zu klären ist auf jeden Fall nicht verkehrt.
Viel wichtiger ist aber, dass es SICHER ist (Herkunft und Inhaltsstoffe).

LG

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 10. Mai 2018, 01:43

Hallo Shelf,

das habe ich ungeschickt ausgedrückt. Kontrollverlust würde ich eher als "mich nicht kontrollieren müssen" versuchen zu leben, einfach mal machen, einfach mal sagen, ohne alles auf seine Wirkung auf andere zu überdenken. Einfach mal peinlich sein z.B. Einen guten Kontrollverlust wie auf einer Achterbahn (leider habe ich Höhenangst, sonst wäre das für mich wohl was), da möchte ich mir noch was gesundes überlegen. Gestern abend habe ich gegen den Suchtdruck alle Kinderlieder die mir eingefallen sind (alle Strophen!) so schnell wie möglich gesungen und heute im Supermarkt in der Alkabteilung meine Gestik (die unkontrolliert seltsam ist) nicht kontrolliert. Ich möchte wieder albern sein und wenn mich Leute für verrückt halten, ok, ich finde auch nicht alle toll.

Ichverlust habe ich vor der Sauferei mittels Meditation hinbekommen, tolle Sache, hatte mich ausgiebig mit Zen usw. beschäftigt. Leider bin ich nicht religiös, aber spirituelle Naturerfahrungen sollte ich noch hinbekommen.

Am schwierigsten wird es sein gegen meine eigenen Überzeugungskünste anzukommen - ich kann logisch ein Einhorn beweisen und dass schwarze Raben weiss sind. Ich darf mir nicht mehr einreden dass Alkohol ok ist. Ich gegen Mich. [dance]

Jetzt bin ich gerade recht positiv drauf, weil die gefährliche Zeitspanne zwischen 17 und 23 Uhr vorbei ist. Aber wow, ist schon gruselig ein Verhalten aufzugeben dass man knapp 20 Jahre lang andauernd gemacht hat. Morgen auf ein Neues...

Nutzt Du Baclofen, Shelf?

Liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 10. Mai 2018, 09:35

Moin Maya,

Maya hat geschrieben:..."mich nicht kontrollieren müssen" versuchen zu leben, einfach mal machen, einfach mal sagen, ohne alles auf seine Wirkung auf andere zu überdenken...


Das mit dem "Kontrollverlust / nicht kontrollieren müssen" ist schon klar, nur - wo ist die "Befreiung" im Zustand der "Kontrolle durch den Alkohol"?

Warum willst du dich überhaupt "kontrollieren"? Wenn du lange genug nüchtern bist wird dir dein Gefühl sagen was wann richtig ist. Irrtümer sind dabei möglich - aber nunmal menschlich.

Das "kontrolliert sein" hat dich doch dem Alkohol als "Lösungsmittel" erst nahe gebracht.
Warum willst du im Alltag "jemand anderes" sein?

Jeder Mensch hat seine Ecken und Kanten, das ist Teil der Persönlichkeit und macht dich einzigartig.
Warum darauf verzichten?
Manche werden dich dann mehr mögen, andere werden sich von dir abwenden - aber du kannst dann den "Luxus"
EHRLICHER Beziehungen genießen.

Niemand ist gezwungen mich gern zu haben, also warum so leben als ob das erforderlich wäre?

Mit Religion habe ich auch nichts am Hut, ich brauche keinen Gott den ich für meine Fehler verantwortlich machen kann.
Du erwähnst "spirituelle Naturerfahrungen"...
Hmm, dafür muss ich mich nicht "selbst versenken" oder "öffnen" - ich bin inzwischen "immer offen". [mocking]
Alles nehmen "wie es ist", weder gedämpft noch verstärkt.
Wenn du die schönen Augenblicke genießt, kannst du die Unschönen leichter ertragen.

Deine "Überzeugungskünste" möchte ich gerne mal auf die Probe stellen...
Erkläre mir mal (logisch) warum du "tagsüber" dein "Selbst" unterdrückst und "abends" mittels Alkohol deine Wahrnehmung manipulierst und dann glaubst "du selbst" zu sein?

"Tagsüber" sagt dir dein "Wunsch nach Konformität" wie du sein sollst und "abends" der Alkohol.
Beides bist nicht DU.

Nochmal kurz zurück zum "Spirituellen".
Es ist nur eine Frage des Blickwinkels. Um es nicht gar zu "trocken" darzustellen...
Einst stieß ich meinen Fuß an einem Stein und fluchte: "Blöder Stein, musst du hier rumliegen?"...
Sprach der Stein: "Du bist unfair! Ich habe keine Augen um dich kommen zu sehen. Ich habe keine Beine um dir aus dem Weg zu gehen. Du hingegen hast beides!"...

Zum Baclofen. Ja, ich nutze es seit über einem Jahr (ca 75mg/Tag) und bin ebensolange abstinent.
Eine "wirklich zufriedene Abstinenz" war es nicht von Anfang an.
Inzwischen nehme ich es jedoch nicht mehr gegen eventuelles craving, sondern nur noch weil mein Pylorus (Ringmuskel am Magenausgang) gelegentlich zu Verkrampfungen neigt.
Daher auch "ca" 75mg/Tag. Das war mal meine optimale Dosis. Heute erreiche ich die längst nicht mehr.
(gerade mal die Hälfte, wenn ich es nicht vergesse)

@Lucidare hatte (sinngemäß) mal geschrieben: "Das Hirn merkt wenn Baclofen nicht mehr nötig ist.".
Bei mir scheint sich das zu bestätigen.

"Zufriedene Abstinenz"
Ich saß vorigen Sommer, abends, mal rauchend auf meinem Balkon in der Sonne und mir kam der Gedanke: "wäre das jetzt mit einem kühlen Bier nicht viel schöner?".
Prompte Antwort: "Nö, wieso auch? - Macht Alkohol die Sonne wärmer? Wirkt die Ruine, schräg gegenüber, dann "romantisch" statt "hässlich"? Mag ich dann, die aus dem Nachbarhaus dröhnende, Helene Fischer?"...
Nein!
Zwar würde ich das dann so wahrnehmen, aber das hätte dann mit der Realität nicht mehr viel zu tun.
Es ist einfach schön in diesem Moment mal ganz bewusst "nichts" zu tun und das kann mir auch Helene Fischer nicht verderben.

Zur "Peinlichkeit"...
Mir passiert es gelegentlich auch in der Öffentlichkeit, dass ich aufgrund eines "blöden Gedankenganges" plötzlich auflache.
Früher dachte ich dann: "Scheiße, was die Leute jetzt denken...".
Wenn mich heute jemand irritiert ansieht lächle ich nur etwas verschämt und zucke die Schultern.
Du glaubst gar nicht wie oft der/die Betreffende dann grinst und wissend nickt...

Maya hat geschrieben:Aber wow, ist schon gruselig ein Verhalten aufzugeben dass man knapp 20 Jahre lang andauernd gemacht hat.

Stell dir mal vor wie gruselig es wäre dieses Verhalten fortzusetzen und dabei nicht einmal zu realisieren wie gruselig das ist... [shok]
Eine "Persönlichkeitsspaltung aus der Flasche" bei der keine der beiden die jeweils andere wahrhaben will und doch die Existenz der jeweils anderen zu rechtfertigen versucht...
Und im Spiegel nur eine "Fassade", aber kein "Gesicht"...
Zwei "lebende Tote" vereint in deinem Körper. Beide ohne eigenen Charakter. Der eine gesteuert durch "Pflichtgefühl", der andere gesteuert durch Alkohol...
Davon kann man sogar im Wachzustand Albträume kriegen - und genauso lebt es sich auch.

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 10. Mai 2018, 13:25

Hallo Shelf,

das sind gute Fragen.

„Warum willst du dich überhaupt "kontrollieren"?“
„Das "kontrolliert sein" hat dich doch dem Alkohol als "Lösungsmittel" erst nahe gebracht.
Warum willst du im Alltag "jemand anderes" sein?”

Das ist nicht ganz so einfach. Ganz ohne (Sebst-)Kontrolle ist ja wie du weisst zunächst kein zivilisiertes Miteinander möglich (z.B. Mord im Affekt), aber ich weiss Du meins eher „kleinere“ Verhaltensweisen. Durch meine Persönlichkeitsstörung muss ich mich ziemlich stark selbst kontrollieren, das verbraucht sehr viel Energie. Es tritt schnell eine „Ich-Schwäche“ ein, dass heisst, durch z.B. an einem Beispieltag Ärger über den Busfahrer, Konzentration bei der Arbeit, Weltpolitik traurig, freche Antworten dem Vorgesetzten gegenüber unterdrücken, Trauma-Trigger Verdrängen... das schlaucht ganz schön, da hatte ich bisher oft am Abend keine Energie mehr übrig um auch noch das Trinken zu kontrollieren.
Da ich aber nicht mehr wie mit Mitte 20 mit jedem Busfahrer eine Streiterei und Grundsatzdiskussionen über Recht und Unrecht mit jeder Authoritätsperson führen und arbeitsunfähig sein möchte, muss ich mich unter Menschen zumindest moderat überwachen. Um aus meinen früheren antisozialen Tendenzen rauszukommen habe ich leider überkompensiert. Trotzdem lege ich mich z.B. bei unrecht wenn´s sein muss auch heute noch mit wehenden Fahnen mit dem Papst oder König an. Das ganze aufzudröseln dauert noch etwas – aber ja, ein Teil des Problems ist hier irgendwo versteckt.

Psychisch geht es mir seit einiger Zeit eigentlich ok, ich bin auch alles andere als ein Duckmäuser oder in sich Reinfresser – manchmal denke ich, hätte ich die Sucht nicht, wäre alles so weit in Ordnung, da ich jahrelang an mir rumanalysiere (und das zum Beruf gemacht habe) und eigentlich auf einem guten Weg und an einem guten Punkt bin. Diese dumme Sucht habe ich mir vor Jahren, als es mir sehr schlecht ging antrainiert und habe die jetzt an der Backe als Überbleibsel aus der S****sszeit.
Götter brauche ich auch nicht, aber irgendwie fehlt mir eben der Ichverlust im nicht westlichen Sinne, dieses mit dem Universum 1 sein. Das habe ich leider nur noch selten, aber ich gehe auch zu selten raus in die richtige Natur.

„Alles nehmen wie es ist“ – das ist hart für jemanden wie mich.

„Deine "Überzeugungskünste" möchte ich gerne mal auf die Probe stellen...
Erkläre mir mal (logisch) warum du "tagsüber" dein "Selbst" unterdrückst und "abends" mittels Alkohol deine Wahrnehmung manipulierst und dann glaubst "du selbst" zu sein?“

Mmm, da stimme ich nicht der Prämisse zu, da habe ich mich unklar ausgedrückt – ich glaube ja nicht, dass ich abends unter Alkoholeinfluss ich selbst bin, sondern ich mache quasi Urlaub von der Zivilisation, mache die Schotten dicht, keine Empathie mehr, kein Interesse mehr an anderen Person, kein logisches Denken mehr, sondern pure Emotionen, purer Egoismus – leider habe ich vergessen wie das ohne Alkohol noch mal ging, aber das geht. Ich kann auch ohne Drogen „high“ und ichbezogen werden, das ist halt mehr Arbeit.
Ich bin ja immer ich solange ich lebe, auch unterdrücke ich nicht mein Selbst, sondern Reaktionen auf die Aussenwelt (diese jedoch oft zu stark, aus Überkompensation). So habe ich z.B. ein Aggressionsproblem und werde furchsteufelswild wenn jemand z.B. meinen Gedankengängen nicht folgen kann oder jemand unlogisches Zeug wie „die Erde ist eine Scheibe“ vertritt. Ich halte es nach dem Dalai Lama und vermeide so gut es geht Leute oder Situationen die mich zum bersten wütend machen (ich bin einmal sogar umgezogen weil ich die dauerfeiernden dauerlärmenden megadreisten Nachbarn wohl sonst irgendwann geschlagen hätte), aber ich stehe oft mal vor jemanden da platze ich und kann dann wirklich gemein werden. Anderen Leuten schaden darf man ja eigentlich nicht. Um mir nicht selbst zu schaden muss ich weiter an z.B. meiner Wut arbeiten, aber ohne dabei zu einem rückradlosen Fussabtreter zu werden. Alles sehr anstrengend. Alkohol war bisher mein Urlaub von dem ganzen Mist. Alkohol war prinzipiell für jede Emotion die „zu viel wird“ die schnelle Lösung. Deshalb hat es ja auch nicht nur eine Ursache oder einen Auslöser, es ist der ersatz für alles mögliche geworden, das macht es ja zunächst so kompliziert das Problem zu entdröseln und das Verhalten zu ändern.

„Zum Baclofen. Ja, ich nutze es seit über einem Jahr (ca 75mg/Tag) und bin ebensolange abstinent.“ – hätte Alkohol nicht diese bescheuerten Nebeneffekte hätte ich ja nichts dagegen einzuwenden, nur weil etwas die Neurotransmitter beeinflusst ist es ja nicht schlecht.

„Stell dir mal vor wie gruselig es wäre dieses Verhalten fortzusetzen und dabei nicht einmal zu realisieren wie gruselig das ist.“

Absolut.

Liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 10. Mai 2018, 15:24

Hallo Maya,

ich springe mal kurz zum Ende deines Beitrages...
Maya hat geschrieben:hätte Alkohol nicht diese bescheuerten Nebeneffekte hätte ich ja nichts dagegen einzuwenden, nur weil etwas die Neurotransmitter beeinflusst ist es ja nicht schlecht.

Da widerspreche ich ganz energisch. Es IST schlecht!
Unser Hirn (Chemie) verfügt über alle benötigten Möglichkeiten zur Regulierung unserer Gemütszustände.
Da "reinzupfuschen" kann nicht gut sein.
Maßgeblich für eine korrekte Funktion dieses Regulativs ist ein gewisses "chemisches Gleichgewicht".
Alkohol stört dieses Gleichgewicht ganz erheblich.
Anfangs nur vorübergehend, bei langfristigem "Einsatz" dann dauerhaft (wenn auch meist nicht irreversibel).

Beim Thema Kontrolle scheinen wir fleißig aneinander vorbeizureden.

Du führst Affekthandlungen als Beleg für die Notwendigkeit von (Selbst-) Kontrolle an.
Affekthandlungen benötigen vorangegangene Kontrolle (unterdrücken von Regungen), denn ohne dies gäbe es keinen "Ausbruch" weil ja nichts "angestaut" ist.
Üblicherweise wird die erforderliche "Kontrolle" über niedere Hirnfunktionen gewährleistet.
Empathie zählt übrigens zu diesen, wie alle anderen Instinkte auch.
Also nichts was "aktiv" bewerkstelligt werden müsste.

Du erwähnst deine Persönlichkeitsstörung. (da liegt der Fall natürlich etwas anders)
Wenn du dadurch gezwungen bist quasi "alles" als "persönlichen Angriff" zu erleben, dann kommst du ohne Kontrolle nicht über den Tag. Das ist klar. (und da ist dann auch der Punkt zum Ansetzen)

Dies wiederum abends mit Alkohol kompensieren zu wollen ist abwegig.
Dadurch ist jeder Tag ein Krampf und jeder Abend eine "vernebelte Orgie".
Tagsüber dein Ich durch Kontrolle unterdrückt, abends die Kontrolle in Alkohol aufgelöst - inklusive durch Alkohol veränderter Wahrnehmung und Persönlichkeit und somit wieder kein DU.
Du setzt Alkohol gezielt ein um aus dem Korsett deiner Kontrolle rauszukommen, damit du am nächsten Tag wieder "rein passt".

Frage wie gehabt, nur mit anderen Worten:
Wann willst du denn mal DU sein?

Du sagst auch, dass du die Alkoholsucht durch etwas anderes "ersetzen" willst.
Das ist nicht möglich.
Eine Sucht kann nur durch eine andere Sucht "ersetzt" werden.
Der einzige Weg aus der Sucht ist, die Sucht überflüssig zu machen.

Wie das zu erreichen ist, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Es gibt kein "Rezept".
Fakt ist aber, solange du dieses "Kontroll-Korsett" brauchst, so lange wirst du auch ein "Elixier" brauchen.
(Dr. Jekyll und Mr. Hyde)

Maya hat geschrieben:Ich bin ja immer ich solange ich lebe, auch unterdrücke ich nicht mein Selbst, sondern Reaktionen auf die Aussenwelt

Die "Reaktionen auf die Außenwelt" kommen aus deinem Selbst, also unterdrückst du dein Selbst.
Du pendelst zwischen Kontrolle und Betäubung, wahrscheinlich warst du seit deiner Kindheit nicht mehr DU.

Und ja, ich weiß wovon ich rede - ich habe den größten Teil meines Daseins so zugebracht.

LG

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 10. Mai 2018, 16:58

Hallo Shelf,

interessante Punkte.

"Unser Hirn (Chemie) verfügt über alle benötigten Möglichkeiten zur Regulierung unserer Gemütszustände.
Da "reinzupfuschen" kann nicht gut sein." Baclofen greift doch auch auf diese Chemie? Und unser Hirn verfügt ohne Reize von außen über kaum Möglichkeiten, es macht halt gesundheitlich einen Unterschied, ob ich z.B. die Endorphinproduktion durch Sport oder durch Koks anrege, aber ein Hirn existiert ja nicht im Vakuum ;-). Alles was man isst und spürt beeinflusst die Biochemie des Hirns.

Das ich nicht ich selber sei, dem widerspreche ich energisch. Zunächst gehen wir von einem westlichen Selbst aus, und auch das ist nicht klar definiert, weswegen ich davon ausgehe dass wir unterschiedliche Definitionen von "Selbst" vor Augen haben. Ich habe ein Problem mit Affekt-, Gefühls- und Emotionsregulierung, was typisch ist für Menschen mit meiner Persönlichkeitsstruktur. Sucht als Selbstmedikamentation ist da bekannt. Denn, um zur Biochemie zurückzukehren, wenn man der Neurowissenschaft glauben kann, dann "funktioniert" die Biochemie meines Hirns eben nicht im Normbereich, und daraus ergibt sich überhaupt erst die Definition meiner Persönlichkeitsstörung.

Alkohol ist einfach eine dumme Lösung für meine Probleme, die ich nie bewusst gewählt hätte. Da ich als Teenager angefangen habe, habe ich mir die Sucht zugelegt bevor ich überhaupt verstehen konnte was da passiert. Jetzt verstehe ich einigermaßen, und halte Alkohol für ungeeignet meine Hirnchemie auf ein angenehmes Level zu bringen, aber auch manche Psychofarmaka sollte man da kritisch sehen, siehe Medikamentenabhängigkeit.

Den Punkt, dass man eine Sucht nur durch eine andere Sucht ersetzt, ja, da kann ich Dir teilweise zustimmen. Aber nur, wenn man den Suchtbegriff sehr eng fasst.

Hauptsache ich trinke nicht mehr, wer recht hat oder nicht ist letztendlich ja pillepalle, nur das Resultat zählt ;-)

Liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 10. Mai 2018, 20:47

Hallo Maya,

auch hier ein kurzer Sprung ans Ende deines Beitrages.
Maya hat geschrieben:Hauptsache ich trinke nicht mehr, wer recht hat oder nicht ist letztendlich ja pillepalle, nur das Resultat zählt ;-)

Vollkommen richtig.

Ja, Baclofen greift in die Hirnchemie ein.
Ich hätte Baclofen auch nie zu diesem Zweck nehmen müssen wenn ich nicht mittels Alkohol meine Hirnchemie
völlig derangiert hätte.
Es musste also helfen etwas zu reparieren.
Baclofen wirkt nicht bewusstseinsverändernd, sonst hätte ich mich dagegen entschieden.

Es hängt alles zusammen.
Ich hatte als Kind bereits einen Vitamin B3 Mangel.
Alternativ synthetisiert unser Organismus B3 mittels B6 und Tryptophan.
Tryptophan wird wiederum im Gehirn für die Serotonin-Synthese benötigt - wieder Mangel. (Unruhe)
Serotonin zu Melatonin bei Dunkelheit für's Schlafen - ebenfalls Mangel. (Schlafstörungen)
Alkohol in der Jugend wirkte recht angenehm.
Nachteil: Beim Alkoholabbau wird reichlich B3 verballert was den Mangel (und die resultierenden Mängel)
nur weiter verstärkte.
GABA ist quasi ein "Moderator" und wird eingesetzt um wieder Ruhe ins Schiff zu bringen wenn dies anders nicht
mehr möglich ist.
Da dies bei mir Dauerzustand war und GABA nicht zum Dauereinsatz gedacht ist funktioniert(e?) das irgendwann
auch nicht mehr.
Antidepressiva brachten auch nur begrenzt Besserung, sodaß es immer wieder auf Alkohol hinauslief.

Bis Baclofen ins Spiel kam. Baclofen übernimmt gewissermaßen die Funktion des "körpereigenen" GABA
und tut dies über einen anderen Rezeptor, wodurch die gewünschte Wirkung erst möglich wird.

Auf dieser Basis konnte ich mich dann nach und nach um die anderen Baustellen kümmern.

Psychopharmaka sind als Dauerlösung ebenso ungeeignet wie Alkohol.
Beide wirken symptomatisch und lassen die Ursachen unberührt.

(alles stark vereinfacht)

Nein, bei einer Persönlichkeitsstörung und Alkoholmissbrauch würde ich auch nicht von einer
gut funktionierenden Hirnchemie ausgehen. :wink:

Zum ICH.
Ich meine das ICH, das Selbst, ohne Himmelsrichtung - einfach irdisch/menschlich.
Für mich bezeichnet es das Wesen/die Persönlichkeit eines Menschen.
Ich selbst sein kann ich nicht wenn ich mich manipuliere oder einsperre.

So ist es für mich richtig.
Was nicht heißt, dass es so für dich auch richtig sein muss. [smile]

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 10. Mai 2018, 21:12

Hallo Shelf, oder Frank, wenn ich mich nicht irre?

Du schreibst korrekt „Nein, bei einer Persönlichkeitsstörung und Alkoholmissbrauch würde ich auch nicht von einer
gut funktionierenden Hirnchemie ausgehen. ” Eben, meine Gehirnchemie ist jetzt endgültig verkorkst und war schon von Geburt an nicht im Normbereich. Das hätte sich vielleicht früh „beheben“ lassen, jetzt durch die Sucht ist es eben alles noch derangierter. Aber schwere Depression und soziale Phobie habe ich soweit durch „harte Arbeit“ ändern können (letztes Tief ist 6 Jahre her), ich bleibe da wachsam und mache das was ich tun muss um keine Depressionen zu bekommen (Bewegung, frische Luft, sinnvolle Tätigkeiten, nette Menschen). 4 Jahre Magersucht als Teenager habe ich auch in den Griff bekommen. Daher glaube ich, dass es möglich ist auch die Sucht „zu überwinden“ (die bleibt, ja, aber Du weisst schon was ich meine). Wirklich ein bescheuertes Überbleibsel. Es ist das letzte Symptom bzw. die letzte Krankheit die ich in den Griff bekommen muss, hoffe ich, ansonsten bin ich mit meiner Macke, ähm, Persönlichkeitsstörung zufrieden, die hat auch positive Seiten. Selbstzerstörung muss endgültig weg. ADD, Asperger und PTBS reicht auch so. Obwohl sich PTBS wohl hoffentlich erledigt haben wird wenn ich mich nicht dauernd mit Alkohol doch in die Vergangenheit trigger…
Vitamine, Mineralien und Aminosäuren habe ich im Griff, die sind wie Du schreibst auch für die Psyche essentiell.
Genau diese Wirkung an den GABA Rezeptoren überzeugt mich zumindest theoretisch am Baclofen.

„Ich meine das ICH, das Selbst, ohne Himmelsrichtung - einfach irdisch/menschlich.“ Das klingt auf jeden Fall sehr schön [stern]

Noch eine Frage: momentan versuche ich literweise alles mögliche was lecker ist außer Alkohol zu trinken - Cola, Bananen-Kokos-Mocktail, Tomatensaft mit Tabasco, Shirley Temples – das wird ja je nach Person mal so mal so bewertet. Denn manche schreiben ja, man solle nicht versuchen sein Leben so weiterzuleben wie bisher und einfach den Alkohol zu ersetzen, aber das wäre ja jetzt quasi Alkohol ersetzen. Bin verwirrt, was meinst Du?

Dir noch einen schönen Abend,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon shelf » 10. Mai 2018, 21:47

Hallo Maya,

große Aufgaben die du da vor dir hast, aber immer sachte und mit Bedacht.
Ich hatte es bei meinem ersten Baclofen-Anlauf zu eilig und wollte zu viel auf einmal.
Die Folge war - wieder Alkohol - wieder Entgiftung und zweiter Anlauf.

Maya hat geschrieben:Noch eine Frage: momentan versuche ich literweise alles mögliche was lecker ist außer Alkohol zu trinken - Cola, Bananen-Kokos-Mocktail, Tomatensaft mit Tabasco, Shirley Temples – das wird ja je nach Person mal so mal so bewertet. Denn manche schreiben ja, man solle nicht versuchen sein Leben so weiterzuleben wie bisher und einfach den Alkohol zu ersetzen, aber das wäre ja jetzt quasi Alkohol ersetzen. Bin verwirrt, was meinst Du?

Eine gute Frage.
Sich "um den Alkohol herumzumogeln" ist sicher nicht die beste Idee.
Ob es "schlecht" ist richtet sich eher danach ob damit ein trigger verbunden ist, der dann wieder zum Alkohol führt.
Das Leben zu ändern kann vorteilhaft sein, kann aber auch ein Irrweg sein.
Ich habe mein Leben (Job etc) in den letzten Jahren zwei mal gravierend geändert und wurde wieder rückfällig.
Nunja, wenn das Problem in mir drin war, und nicht "um mich herum"...
Beim letzten Mal habe ich die äußeren Umstände so gelassen und mal "in mich rein" geguckt.

Ernährungsmäßig ist es gar nicht so eindeutig. Gerade das triggern.

Da ist jeder bissel anders. Mich triggert weder der Anblick von Flaschen und Gläsern, noch der Geruch oder Geschmacksähnlichkeiten.
Meinen "Sirup-Tee" trinke ich aus einem Bierkrug. Nicht weil es ein Bierkrug ist, sondern weil es für den Zweck
einfach ein praktisches Gefäß ist. Standsicher und stabil.
Eine Milchkanne die mit Wasser gefüllt ist hat ja auch nur noch den Namen.

Wenn ich früher immer ein Bier zur Bockwurst hatte, dann sollte ich wohl besser
künftig keine Bockwurst mehr essen?
Denn die Limo zur Bockwurst ersetzt ja nur das Bier...

Als Tipp möchte ich da lediglich geben:
Wenn du beim Verzehr deiner nicht alkoholischen Drinks irgendwann den Alkohol vermissen solltest,
dann vermeide es besser. (denn das wäre ja dann ein trigger)

LG

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Chinaski
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Chinaski » 10. Mai 2018, 22:04

Hallo Maya,

Maya hat geschrieben :Noch eine Frage: momentan versuche ich literweise alles mögliche was lecker ist außer Alkohol zu trinken - Cola, Bananen-Kokos-Mocktail, Tomatensaft mit Tabasco, Shirley Temples – das wird ja je nach Person mal so mal so bewertet. Denn manche schreiben ja, man solle nicht versuchen sein Leben so weiterzuleben wie bisher und einfach den Alkohol zu ersetzen, aber das wäre ja jetzt quasi Alkohol ersetzen. Bin verwirrt, was meinst Du?


Das Problem haben sehr viele!
Was trinke ich jetzt wenn ich keinen Alkohol mehr trinken kann?
Mach dich nicht verrückt denn trinken musst du ja.
Probier dich durch die ganzen leckeren Non Alkoholica und finde das passende Alltagsgetränk für dich.
Auch wenn du es jetzt noch als Ersatz siehst wird sich das normalisieren.
Am Anfang wird vielen Kleinigkeiten eine zu große Bedeutung gegeben.

Auch das man sein leben komplett ändern muss ist in meinen Augen Quatsch.
Man muss sein Trinkverhalten komplett ändern aber doch nicht sein komplettes leben.

Ich trinke nicht mehr und bin immer noch das gleiche kleine Arschloch das ich schon immer war [pardon]

Gruß...
Chinaski

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 10. Mai 2018, 22:24

Hallo Shelf [hi_bye]

„Meinen "Sirup-Tee" trinke ich aus einem Bierkrug.“ Mein Mann trinkt auch alles aus ´nem Bierkrug, da passt halt viel rein. Momentan sind Alkoholtrigger für mich hauptsächlich Geräusche stelle ich fest. Habe das Fenster geschlossen weil draußen besoffene Studenten durch die Gegend eiern und, igitt, lachen. Vorhin hat jemand Altglas weggeworfen, das klirren hat auch sofort bei mir einen Knopf gedrückt.

„Wenn du beim Verzehr deiner nicht alkoholischen Drinks irgendwann den Alkohol vermissen solltest, dann vermeide es besser.“ Ja, auf so Sachen wie alkoholfreien Sekt oder so verzichte ich lieber, Cocktails habe ich selten bis nie (vor 4 Jahren den letzten? Die sind so teuer…) getrunken, das könnte gehen, und in Cola ist Koffein. Koffein, Nikotin, Quetiapin, das sollte für´s erste reichen. Ein Suchti bin ich wirklich…

„Das Leben zu ändern kann vorteilhaft sein, kann aber auch ein Irrweg sein.“ Ja das denke ich auch, dass das individuell ist. Montag fange ich einen neuen Job an, und vor 2 Monaten sind wir in ein neues Land gezogen, da hat sich eh viel geändert, vielleicht kam ja überhaupt erst dadurch meine Erkenntnis…

„Nunja, wenn das Problem in mir drin war, und nicht "um mich herum"...“ Ja so ist es bei mir momentan, habe endlich alles soweit im Griff glaube ich bis auf die Sucht, keine toxischen Menschen um mich rum, da müssen die Hebel in mir selbst gefunden werden.

„Wenn ich früher immer ein Bier zur Bockwurst hatte, dann sollte ich wohl besser
künftig keine Bockwurst mehr essen? Denn die Limo zur Bockwurst ersetzt ja nur das Bier...“
Ja da habe ich, ganz Pawlovscher Hund, mir was richtig blödes hinkonditioniert: Musikhören und saufen. Jetzt werde ich eine Weile keine Musik mit Kopfhörern hören können, vielleicht schaffe ich es ja den Reiz umzubesetzen, aber da bin ich noch zu ratlos für.

Danke für die Konversation :-!? ,
weiterhin einen schönen Abend und liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 10. Mai 2018, 22:36

Hallo Chinaski,

"Mach dich nicht verrückt denn trinken musst du ja." Das stimmt. Habe eh immer zu wenig normale Flüssigkeit zu mir genommen, mannoman, wenn ich jetzt weiter so viele Liter Flüssigkeit ohne Alkohol in mich reinschütte habe ich in ein paar Wochen eine Haut wie´n Filmstar (Spass).

"Probier dich durch die ganzen leckeren Non Alkoholica und finde das passende Alltagsgetränk für dich." Habe hier im Laden sehr schöne Sachen gesehen, Limonaden in schicken Flaschen (die nicht nach Wein aussehen sondern nach Zaubertrank vom design her), das Geld vom Alkohol gebe ich jetzt für sowas aus. Cola ist mein Freund.

"Auch wenn du es jetzt noch als Ersatz siehst wird sich das normalisieren." Hoffe ich auch, wäre jedenfalls logisch.

"Ich trinke nicht mehr und bin immer noch das gleiche kleine Arschloch das ich schon immer war"
:skl [angel] [whistle]

Wochenende naht, erste Geduldsprobe für meinen Mann, ich werde wahrscheinlich die Wände hochkrabbeln und in toten Sprachen sprechen wie in "der Exorzist"...

Danke für´s zuhören und antworten!

Dir auch einen schönen Abend,
liebe Grüße,
Maya
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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Lucidare » 11. Mai 2018, 00:41

Hallo,

Maya hat geschrieben:Noch eine Frage: momentan versuche ich literweise alles mögliche was lecker ist außer Alkohol zu trinken - Cola, Bananen-Kokos-Mocktail, Tomatensaft mit Tabasco, Shirley Temples – das wird ja je nach Person mal so mal so bewertet. Denn manche schreiben ja, man solle nicht versuchen sein Leben so weiterzuleben wie bisher und einfach den Alkohol zu ersetzen, aber das wäre ja jetzt quasi Alkohol ersetzen. Bin verwirrt, was meinst Du?


Gerade während des Entzuges sollte man seinem Drang nach Gezuckertem ruhig mal nachgeben. Fruchtsaft, 'ne Cola mit Zucker etc.. Das Gehirn freut sich über den Ersatz. Lieber einen Schokoriegel oder eine Tüte Studentenfutter als einen Rückfall.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

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Re: Hallo liebe Mitmenschen

Beitragvon Maya » 11. Mai 2018, 01:02

Hallo Lucidare,

Zucker ist gerade gut, das stimmt, bin eigentlich kein großer süßesser, aber in Getränken ist es das, was dem Alkohol gefehlt hat - denn die alkoholischen Getränke die ich regelmäßig in mich reingeschüttet habe haben mir nichtmal geschmeckt. Vielen Dank für Eure Antworten, das tut gut. Bin gespannt auf den ersten starken Suchtdruck, der wird bestimmt...interessant. Aber momentan motiviert. Würde jetzt gerne einen Kaffee trinken, aber es ist auch hier schon 00 Uhr :kst

Wünsche eine gute Nacht und einen angenehmen Start in den neuen Tag!
Liebe Grüße,
Maya
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