Und Baclofen schlägt einem doch die Bierflasche aus der Hand.
Zwar nicht die erste des Abends, aber irgendwann setzt der Sekundenschlaf ein und die Flasche landet dann auf dem Boden. Oh. Na endlich.
Ich hatte wenig Lust hier zu schreiben, muss ja auch nicht über jedes kleinste Bisschen berichten.
Der September war zweigeteilt. Erst noch rumeiern mit Trinken u. Nicht-Trinken. Dann am Ende des Monats Urlaub und ab auf eine Insel in Mittelmeer. Sorry, Geheimtipp, wird nicht verraten, auch nicht über andere Kanäle. Im Urlaub ging das fast ohne Alkohol gut über die Bühne, aber dabei auch ordentlich meine tägliche Dosis Baclofen geschlampt und viel zu wenig eingeworfen.
Ich bin immer noch der Meinung, dass sich durchaus eine Depotwirkung mit Baclofen im Körper bildet, wenn nicht im Blut, dann direkt im Hirn. Man möge mir das Gegenteil beweisen. Und dieses Depot verbraucht sich langsam aber sicher, daher dann nach Rückkehr aus dem Urlaub Anfang Oktober wieder verstärkt getrunken.
Es bedurfte einiger Anstrengung da wieder weg zu kommen. Seit dem 15.10. bin ich dann mal wieder auf der Seite mit echter Kontrolle über mein tun. Also keinen Alkohol mehr.
Wenn ich meine persönlichen Beobachtungen zusammenfassen müsste, dann kommt folgendes dabei rum.
1) Das eigene Suchtgedächtnis ist brutal trickreich. Man glaubt tatsächlich, man würde über den Tag irgendwie die Einnahme der ein oder anderen Dosis verpassen. Ursache sei ein abgelenkt sein, nicht auf die Uhr gesehen, was auch immer. Die Wahrheit ist, dass hat das eigene gemeine Suchtgedächtnis einem untergejubelt. Denn der Plan ist, wenig Baclofen über den Tag aufgenommen, weniger Kontrolle ab dem Nachmittag, und schwups kommt der Alkohol. War ja klar, war eben zu wenig Baclofen über den Tag. Aber nur weil mir mein Suchtgedächtnis mich da reingetrickst hat. Habe verstanden. Ich nehme meine Tagesdosis nun auf Teufel komm raus rein. Und wenn ich eine Einnahme verpasse, das wird die verpasste Dosis eben später nachgeworfen. Egal, wenn es dann auch mal zu einem Zeitpunkt die doppelte Menge wird.
2) Es gibt eine irgendwie geartete Depotwirkung, habe das jetzt mehrfach bei mir beobachtet. Also bloß nicht glauben nur weil es gut geht, bleibt das die nächsten Tage auch so. NEIN. Und wenn das Depot leer ist, dann braucht es etliche Tage um das wieder zu füllen. Verstanden.
3) Für so Langzeit-Patienten wie mich, die gerne den Verlauf für sich dokumentieren, ausprobieren und am Ball bleiben, kann Baclofen funktionieren. Aber ich glaube, bei vielen ist das Medikament, auch wegen seiner vielen Nebenwirkungen, und auch mit Abstimmung mit dem behandelnden Arzt, viel zu schwierig, so dass nicht jeder damit klar kommen wird. Wir sehen es ja hier im Forum, wie häufig sich die Fragen um Höhe der Dosierung und Einnahmezeitpunkt drehen. Wer da kein dickes Fell gegen Rückschläge hat, kann sicherlich schnell den Glauben an die Wirksamkeit verlieren. Und ich bin nun seit 13 Monaten dabei, und noch immer ist das alles kein Selbstläufer.
4) Die Nebenwirkungen sind dann am schlimmsten, wenn man immer noch nicht von der Flasche lassen kann. Erst nach ca. 10 Tagen Abstinenz reduzieren sich die Nebenwirkungen bei gleicher Baclofendosis merklich. Es dauert. Und das muss man mindestens einmal erlebt haben, um bei einem Rückfall sich durch diese üble Zeit erneut wieder durch zu kämpfen.
5) Baclofen ist kein perfektes Medikament, es ist sogar richtig schwierig. Man stelle sich vor, ein Mittel gegen Kopfschmerzen wäre so beschissen, das würde keiner kaufen. Es wäre fantastisch wenn die Forschung weiter ginge, um bei Baclofen eine besser Dosierbarkeit bei minimalen Nebenwirkungen zu erreichen.
Da ich Anfang Oktober nichts berichtet hatte, folgen diesmal zwei Grafiken, eine für den September und eine für den Oktober. Die Jahreszusammenfassung dann als dritte Grafik.
Fazit, es dauert bei mir ewig lange um voran zu kommen, aber es wird langsam besser.
Schade, dass hier im Forum zu 90% nur die Neueinsteiger berichten, und dann nicht mehr über ihre Zeit nach z.B. 3 Monaten und mehr berichten. Das würde dem Forum auch eine größer Vielfalt geben.
Für meinen Geschmack sind ein, zwei Soloschreiber, die hier alles dominieren auch ein leichte Art der Abschreckung für andere, die sich sicherlich gerne einbringen möchten und nicht so tolle Schreiber sind.
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