Beitragvon GoldenTulip » 20. September 2014, 10:09
Angeregt durch Gretikatz möchte ich auch eine Baclofen-Erfolgsgeschichte berichten. Heute ohne Baclofen, und mit weiterem Konsum von Alkohol.
"Ein Anti-Craving-Mittel, bei dem weiter gesoffen wird???" *kreisch*
Ja, ich habe kaum noch Ängste. Mir ist inzwischen die Wertung anderer über meine Person relativ egal. Ich kann wieder eine tiefe Liebe empfinden. Mein Verhältnis zu meinem Vater ist geklärt und in ruhigen Bahnen.
Tiefste Schuldgefühle sind einem "normal" schlechtem Gewissen gewichen. Ärzte stellen keine unumstößliche Autorität mehr dar. Mein Denken und Fühlen sind kongruent geworden. Ich habe einen hohen Grad an Selbstverzeihung erreicht.
Kennengelernt hab ich mich, ich weiß, warum ich wie ticke.
Ich habe gelernt, um Entschuldigung zu bitten, wenn ich Mist gebaut habe. Ich kann über mich lachen, wenn ich etwas verquer bin oder war.
Im Rahmen meiner Möglichkeiten übernehme ich Verantwortung.
Ich weiß, dass es nicht nur wichtig ist, zu tun, sondern auch zu siegen. Merke, wann es um Macht geht, und wann es wichtig ist, sich durchzusetzen.
Ich spüre, wo meine Grenzen liegen. Das macht mich sanftmütiger und weniger wertend anderen gegenüber.
Das alles habe ich der Auseinandersetzung mit Baclofen vv der Alkoholabhängigkeit zu weiten Teilen zu verdanken.
Ich bin nicht geworden, wie es einige gerne hätten: dankbar, devot, angepasst.
Wenn es mir in den Sinn kommt, springe ich angezogen in den Kanal und schwimme mal eben hin und zurück. Ich habe über Baclofen viele meiner Ängste begriffen.
Das ist wie Fahrrad fahren verlernt man nicht wieder. Ich bin glücklicher und bewusster geworden.
Ich will damit sagen, dass der "breaking point" in Sachen Alkohol selbst bei Baclofen-Versagern wie mir subjektiv vieles verändert hat. Zum Positiven.
An dieser Stelle einen Gruß an @bb, der mich nicht nachvollziehen kann. Musst Du auch nicht.
Für mich ist das Leben kein Kampf mehr, sondern zur Selbstannahme geworden. Das hat Baclofen bei mir gemacht. Wie ein Lebenspartner, mit dem man nicht mehr zusammen ist, dem man jedoch viel zu verdanken hat.
Freiheit ist angesichts der eigenen Sterblichkeit eine absurde Forderung. Ich habe mich mit der Endlichkeit versöhnt.
Das ganze Statement wäre blöd, wenn es nicht in meinem Thread stattfände. Hier darf ich -sein.
Danke @fets.
Conny
Siegreiche Krieger siegen bevor sie in den Krieg ziehen, während Verlierer erst in den Krieg ziehen und dann versuchen, zu gewinnen. Sunzi.
Wenn Du nichts tun kannst, tu, was Du tun kannst. Conny.
In respektvollem Gedenken an Aaron Swartz