Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Eigene Erfahrungsberichte zu Baclofen und Alkohol
Benutzeravatar

Chinaski
Beiträge: 1434
Registriert: 29. November 2012, 15:17
Hat sich bedankt: 214 Mal
Danksagung erhalten: 370 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Chinaski » 28. Juli 2020, 17:11

Hallo Ghostwriter,

Ghostwriter hat geschrieben:
Wie ich schon geschrieben hatte, kann es einige Zeit in Anpsruch nehmen bis sich der Hirnstoffwechsel nach dem Absetzen von Alkohol und "Pfeifchen" wieder normalisiert.


Da ich keine Vorstellung von dir gefunden habe wäre es interressant zu Erfahren woher du dein Wissen über die Baclofen Therapie hast.
Bist du selbst betroffen, Angehöriger, Arzt, Therapeut?

Gruß...
Chinaski

Benutzeravatar

Ghostwriter
Beiträge: 13
Registriert: 23. Juli 2020, 12:22
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 6 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Ghostwriter » 12. August 2020, 20:37

chrisse68 hat geschrieben:Ich werde heute von 125 mg/Tag auf 112,5 mg/Tag runterdosieren und dann weiter jede Woche um 12,5 mg reduzieren. Mal sehen, ob und wann sich eine Besserung der Schlafqualität bemerkbar macht.


Darf nachgetragt werden, wie sich der Verlauf derzeit darstellt?

Benutzeravatar

Chinaski
Beiträge: 1434
Registriert: 29. November 2012, 15:17
Hat sich bedankt: 214 Mal
Danksagung erhalten: 370 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Chinaski » 13. August 2020, 07:19

Hallo Ghostwriter,

Ghostwriter hat geschrieben das:
Darf nachgetragt werden, wie sich der Verlauf derzeit darstellt?


Chinaski hat geschrieben das:
Da ich keine Vorstellung von dir gefunden habe wäre es interressant zu Erfahren woher du dein Wissen über die Baclofen Therapie hast.
Bist du selbst betroffen, Angehöriger, Arzt, Therapeut?


Darf nachgefragt werden woher du deine Erfahrungen mit Baclofen hast...oder noch besser...Lucidare oute dich! [biggrin]

Gruß...
Chinaski

Benutzeravatar

Thread-Starter
chrisse68
Beiträge: 24
Registriert: 3. Juli 2019, 14:20
Hat sich bedankt: 9 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon chrisse68 » 17. August 2020, 17:27

Seit dem 15.07.2020 - der erste trockene und "rauchfreie" Tag - sind jetzt 33 Tage vergangen. Ich hatte bisher ein paar Mal Gedanken in der Art "ich könnte mal wieder" aber die waren nie verbunden mit Suchtdruck und deswegen waren sie nach dem ersten Aufblitzen auch gleich wieder verschwunden. Das waren eher sowas wie Flashbacks.

Vor drei Wochen hatte ich meine Biervorräte vernichtet, um auf Nummer sicher zu gehen. Dummerweise hatte ich erst kurz vor "dem" Tag meine Vorräte wieder aufgefüllt und so wanderten fast 2 Kästen Bier in den Ausguß, Hätte nie gedacht, daß ich das mal mache. Leere Bierflaschen und Kronkorken sind auch entsorgt, Gras habe ich nur noch eine Fingernagel großen Rest rumliegen, der die nächsten Tage auch in den Müll wandert, zusammen mit den restlichen Utensilien.

Da ich immer noch Nachts sehr schlecht schlafe und immer zwischen 5 und 6 Uhr schweißgebadet aufwache, habe ich die Dosis von 150 mg auf 87,5mg reduziert. Und ich werde weiter runterdosieren, da ich bisher überhaupt keinen Suchtdruck verspüre.

Aber der mangelnde Schlaf und die Schwitzerei bringen mich noch um den Verstand. Wenn es eine Sache ist, die ich mir momentan mehr als Alles andere wünsche, ist ein angenehmer, erholsamer und vor allem traumreicher Schlaf. Ich habe früher viel und intensiv geträumt. Und irgendwie fehlt mir das.

Ich werde Abends müde, freue mich aufs Bett, schlafe schnell ein. Es ist, als würde jemand das Licht aus- und direkt danach wieder anschalten. Ich liege dann in einem See aus Schweiß, bin glockenwach, schaue kurz aufs Handy (heute war es 5.30) und dann ist für mich die Nacht vorbei.

Meine letzte Idee ist ein erneuter Besuch eines Schlaflabors. Ich leide seit vielen Jahren an Schlafapnoe und muß Nachts ein Beatmungsgerät (CPAP) tragen. Bisher war das nie ein Problem und ich hatte trotz (oder wegen...) Alkohol und Hasch immer einen einigermaßen guten Schlaf. Als die Schlafapnoe bei mir diagnostiziert wurde, hatte ich schon einige Jahre tagtäglichen Trinkens hinter mir und ich hatte damals schon den Verdacht, daß der Alkoholkonsum auch etwas mit der extremen Schnarcherei und letztendlich der Apnoe zu tun haben könnte.

Da ich jetzt bereits seit Monaten den Alkohol stark reduziert hatte, hat sich da vielleicht ja bereits was verändert und ich muß das CPAP Gerät neu einstellen lassen? Mal sehen, ob das was bringt.

Eine Woche , bevor ich aufgehört habe zu konsumieren, wurde mir von einem langjährigen Bekannten ein gutdotierter und interessanter Job angeboten, den ich damals aus Unsicherheit wegen meiner Sucht (und einem nicht auskuriertem Kater :-/ ) dummerweise abgelehnt hatte.

Ich habe mich vor zwei Wochen dann nochmal bei ihm gemeldet, doch leider war der Job da bereits vergeben... genau einen Tag vorher an den dann einzigen Bewerber, da ich ja abgesprungen war :-(

Da hat mir meine Sucht quasi auf der Zielgeraden nochmal schön eine reingewürgt.

Mir geht das unheimlich auf den Zeiger, denn der Job wäre genau das gewesen, was ich schon seit langem gesucht habe. Aber ich versuche das insofern positiv zu sehen, daß ich beim nächsten Mal, wenn wieder so ein Gedanke "ich könnte ja mal wieder" hochgḱommt, ich nur daran denken muß... und der dann hochbrodelnde Zorn löscht den Saufdruck zuverlässig aus ;-)

Benutzeravatar

Obelix
Beiträge: 65
Registriert: 24. Februar 2020, 19:42
Hat sich bedankt: 6 Mal
Danksagung erhalten: 23 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Obelix » 17. August 2020, 19:07

Hallo Chrisse,

Glückwunsch erstmal für Deine Leistung!
(Bei mir sind vor Kurzem auch erstmalig seit 40 Jahren etliche Flaschen Bier schlecht geworden.... [biggrin]

chrisse68 hat geschrieben: Als die Schlafapnoe bei mir diagnostiziert wurde, hatte ich schon einige Jahre tagtäglichen Trinkens hinter mir und ich hatte damals schon den Verdacht, daß der Alkoholkonsum auch etwas mit der extremen Schnarcherei und letztendlich der Apnoe zu tun haben könnte.


Was das angeht kann ich das eindeutig bestätigen. Ich war am WE auch im Schlaflabor und meine Werte sind, was das Schnarchen angeht, deutlich verbessert. Der Doc hat bestätigt, dass dies eindeutig an der Alkoholabstinenz liegt. Im Übrigen sind auch die anderen Werte verbessert, alleine durch meine Gewichtsreduktion, vermutlich auch durch etwas mehr Sport als früher.

Ich nehme an, Du bist so um die 52 Jahre alt ? (Chrisse68)
Da würde ich mal untersuchen lassen, in wie weit die Schlafstörungen (und vl. auch das Schwitzen) nicht auch an hormonellen Veränderungen liegt.

lg
Obelix

Benutzeravatar

Thread-Starter
chrisse68
Beiträge: 24
Registriert: 3. Juli 2019, 14:20
Hat sich bedankt: 9 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon chrisse68 » 15. September 2020, 16:28

So, den zweiten Alkoholfreien Monat habe ich fast rum. Rein rechnerisch fehlt mir noch ein Tag, aber da will ich mal nicht so sein.

Mein Problem mit dem extremen Schwitzen nachts hat sich inzwischen erledigt, da ich immer weiter herunterdosiert habe. Allerdings ist das Problem mit den Durchschlafstörungen schlimmer geworden :-(

Heute wäre eigentlich der letzte Tag meines Sommerurlaubs gewesen, aber ich war heute noch auf den letzten Drücker bei meinem Hausarzt und habe mit Engelszungen auf ihn eingeredet, daß er mich für 1,5 Wochen krank schreibt.

In den letzten drei Wochen habe ich kaum eine Nacht mehr als 4 Stunden geschlafen.

Ich gehe um 23 Uhr ins Bett, schlafe schnell und problemlos ein und bin so gegen 4 Uhr wieder glockenwach (heute war es 3.30). Einschlafen geht nicht mehr, mein Körper ist immer noch müde und schlaff. Ich wälze mich dann in einem Dämmerzustand im Bett herum und stehe gegen 7 Uhr auf. Ich helfe während meines Urlaubs hier auf dem Reiterhof von Bekannten aus und "verdiene" mir so die Standgebühr für meinen Wohnwagen. Und Spaß macht es mir sowieso :)

Nachdem ich meine Pflichten erledigt habe (bis ca. 12 Uhr), lege ich mich auf die Sonnenliege vor meinem Wohnwagen und bin fix und fertig. Richtig schlafen kann ich tagsüber leider nicht, also dämmere ich so vor mich hin und erst gegen Abend komme ich so langsam in die Pötte.

Der Tag ist vorbei, ich habe nichts so richtig unternehmen können und dann geht das Theater wieder von vorne los. Ich habe alles probiert, hoch- und runter dosiert (75 - 50 - 37,5 - heute wieder 50), andere Bettwäsche, nichts mehr Abends gegessen, nur Wasser getrunken... alles was mir noch so einfiel, leider keine Besserung.

Meine noch verbliebenen Optionen:

- Bac ganz ausschleichen
- wieder hochdosieren auf 62,5 / 75 mg (Dosis zu Anfang des Urlaubs) <- Empfehlung meines Hausartzes
- oder sogar wieder noch höher dosieren?
- Schlaflabor, wenn da noch Termine zu kriegen sind
- Anrufen bei Fr. Dr. Schnell und Bitte um eine telefonische Ferndiagnose

Zu Punkt 2): Mein Hausarzt meinte, meine Symptome könnten auch darauf hindeuten, daß ich noch viel langsamer Runterdosieren müßte. Ihn erinnere das eher an Entzug. Klang auch irgendwie vernünftig. Ich werde vielleicht mal versuchen, wenn ich heute Nacht wieder so früh wach werde, eine Notfalldosis einzuwerfen und zu schauen, was dann passiert.

Lange Rede, kurzer Sinn:. bei mir läuft es leider nicht so gut, wie ich es gerne hätte.

Um es ganz ehrlich zu sagen: mir geht es heute genauso schlecht wie vorher, als ich noch gesoffen habe. Heute trinke ich nicht mehr, dafür macht mich der Schlafmangel langsam aber sicher kaputt. Hat was von " den Teufel mit dem Belzebub austreiben".

Außerdem ist es schlecht für meine eh schön lädierte Psyche. Warum klappt es bei allen anderen viel besser und nur bei mir endet das wieder in so einem chaotischen Affentanz?

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Lucidare » 15. September 2020, 20:24

Hi chrisse,

chrisse68 hat geschrieben:Zu Punkt 2): Mein Hausarzt meinte, meine Symptome könnten auch darauf hindeuten, daß ich noch viel langsamer Runterdosieren müßte. Ihn erinnere das eher an Entzug. Klang auch irgendwie vernünftig. Ich werde vielleicht mal versuchen, wenn ich heute Nacht wieder so früh wach werde, eine Notfalldosis einzuwerfen und zu schauen, was dann passiert.


Zappeldosierungen sind immer blöd. Ich würde es mit 4-5x10mg am Tag versuchen. Möglichst zu festen Zeiten. Wenn dann Verlangen aufkommt kann eine Notfalldosis genommen werden. Wenn Du des Nachts aufwachst ist es schon zu spät.

Noch'n Tipp: Latsch mal in den nächsten Supermarkt und besorge Dir Magnesium als "Multi-Packung", also mit Vitamin C, B12 etc. Das muss nix teures sein. So zwischen 300 und 600mg täglich. Kalzium ist auch nicht übel.

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Vic
Beiträge: 33
Registriert: 31. Juli 2020, 23:04
Hat sich bedankt: 6 Mal
Danksagung erhalten: 8 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin eine FRAU

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Vic » 16. September 2020, 12:08

Hallo Chrisse,

dann haben wir fast zur gleichen Zeit aufgehört.

chrisse68 hat geschrieben:So, den zweiten Alkoholfreien Monat habe ich fast rum. Rein rechnerisch fehlt mir noch ein Tag, aber da will ich mal nicht so sein.


Der 16.07.2020 war mein letzter Tag.

chrisse68 hat geschrieben: den letzten drei Wochen habe ich kaum eine Nacht mehr als 4 Stunden geschlafen.


Das war mein ungefähres Schlafpensum vor Abstinenz. Waren es 5 Stunden, war ich - abgesehen von den Nebenwirkungen vom Alkohol + Restalkohol - fit.
Jetzt bin ich mit Baclofen (20/20/20/20/20) bei durchschnittlich 5 1/2 Stunden mit einem guten Schlafindex (sagt zumindest meine Uhr und die muss es ja wissen. [blus] Ich bin jedenfalls morgens fit. Abends fällt es mir schwer, bis zur letzten Dosis Baclofen (23.30 Uhr) durchzuhalten. Die UNW (wirklich unerwünscht?) der Schläfrigkeit ist nun da, meist zwischen 18 und 20 Uhr und dann ab 22 Uhr.
Ich bin mir sicher, dass ich früher schlafe würde, wenn ich die Einnahmezeiten verlege; ob ich dann durchschlafe steht auf einem anderen Blatt.

Was zermürbt, dies kann ich absolut nachvollziehen, ist das Wälzen im Bett, bis es "Aufstehenszeit" ist. Aber, so mache ich es: Wenn ich wach bin, dann stehe ich eben auf. Ich lese dann etc., beschäftige mich eben, bis mein Tagesprogramm läuft.
Wenn ich mittags dann müde bin und ich es einrichten kann, dann schlafe ich eben. Aber auch hier exakt 20 Minuten, ansonsten bin ich den Rest des Tages nicht zu gebrauchen.

Ich (nicht du), ich für mich würde den mangelnden Schlaf nicht als Feind betrachten. Du hast mit Alkohol und Gras ein ziemliches Programm zu bewältigen. Ich weiß nicht, ob die Körperchemie dies alles innert von 2 Monaten wieder selbst in den Griff bekommt. Aus meiner Sicht (auch diese ist alles, nur nicht allgemeingültig) ist es kontraproduktiv, wenn du Baclofen in diesen Sprüngen, wie in deinen Beiträgen geschildert, auf- und abdosierst. Ich kann es mir so nicht vorstellen, dass du für dich ein Gefühl dafür bekommst, welche Dosis denn nun wirkt.
Nachdem ich Baclofen ausreichend zur Verfügung hatte, habe ich mich akribisch an die Dosierungsanleitung gehalten. Insbesondere auch deshalb, weil dies eine zuverlässige Krücke für mich ist. Mit den 100mg ist jetzt meine Grenze gekommen. Ich versuche diese, eine Zeit zu halten und dann runterzufahren. Wieder nach der Anleitung.

Paar Sachen gefallen mir auch nicht. Gewicht z.B. Oder die Wassereinlagerungen, die ich feststelle. Zudem bin ich gerade vergesslich. Ich nehme das jetzt mal so hin. Als der Wein noch in Strömen floß, da war mir das doch auch alles scheißegal - mit Verlaub.
Hatte ich nicht ausreichend Schlaf und keine Vorlesung, dann gab es halt 2, 3 Weilchen am Morgen und dann einen ausgedehnten Mittagsschlaf. Und Wassereinlagerungen - nun ja, da muss ich nur auf ein paar der wenigen Bilder von vor 2 Monaten schauen. Darum kümmere ich mich in einem Monat, wenn ich (die empfohlene) Blutuntersuchung mache. Da schaue ich dann mal nach den Nierenwerten etc. Letztlich die Vergesslichkeit - schreibe ich halt auf, was dringlich ist. Was ich sonst vergesse, war wohl auch nicht wichtig.

Jeder ist anders, jeder Körper reagiert anders. Gib mir einen Plan und ich halte mich daran. So bin ich "gestrickt". Auch bekloppt. [meise]
(Gibt es in Steigerung bei mir: Ich habe mir ein nicht so preiswertes Fitnessgerät zugelegt, weil ich mich nun mal bewegen muss und Sport nicht mag. Steht seit drei Wochen unbenutzt da, weil ich keinen "Plan" habe. Den Plan dafür mache ich am Freitag jetzt, weil es dann am Freitag bei mir im Plan steht.)

Aber wieder zurück zu deinem Schlaf. Vielleicht versuchst du wirklich mal, dir da den Druck rauszunehmen. Klar, du fühlst dich unausgeschlafen. Aber dieses "Gefühl" wird auch beeinflusst durch den Gedanken daran. Und solltest du etwas als Klugschei*erei empfinden - so ist es nicht gemeint.

LG
Vic

Benutzeravatar

Chinaski
Beiträge: 1434
Registriert: 29. November 2012, 15:17
Hat sich bedankt: 214 Mal
Danksagung erhalten: 370 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Chinaski » 16. September 2020, 15:21

Hallo Vic,

Vic hat geschrieben :
Zudem bin ich gerade vergesslich.


Ich kann dich beruhigen...die Vergesslichkeit ist ein Symptom der Höhe deiner Dosierung.
Wenn du nicht überdosiert bist sollte die Vergesslichkeit in ein paar Tagen verschwinden.
Dein Gehirn muss sich erst an die Höhe der Dosierung gewöhnen.
Sollte die Vergesslichkeit nicht verschwinden kannst du ein wenig runter dosieren bis die Symptome verschwunden sind.
Wenn dann noch eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Alkohol besteht kannst du diese Dosierung dann erstmal halten.
Wenn nicht dann kannst du wieder ganz langsam und in kleinen Schritten auf dosieren.

Gruß...
Chinaski

Benutzeravatar

Thread-Starter
chrisse68
Beiträge: 24
Registriert: 3. Juli 2019, 14:20
Hat sich bedankt: 9 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon chrisse68 » 28. September 2020, 14:34

Gestern Abend bin ich leider rückfällig geworden :-( 1,5 Flaschen Riesling, BlackOut, alles wie früher...

Ich hatte seit Mitte August Urlaub und habe mich kurz vor Ende der drei Wochen nochmal von meinem Hausarzt krank schreiben lassen, da ich mich seelisch / psychisch sehr schlecht gefühlt habe.

Gestern Nachmittag wurden die Depressionen immer schlimmer und da ich in den letzten Wochen runterdosiert habe (wegen dem schlechten Schlaf, Epmfehlung hier aus dem Forum siehe weiter oben) kam dann gegen Abend der Wunsch nach einem Besäufnis auf. Ich habe zwar noch versucht, mit einer Notfalldosis gegen zu steuern, aber da ich schon zu weit runterdosiert hatte (37,5 mg + 12,5 mg Notfalldosis) hat das natürlich nicht gereicht.

Auf dem Weg nach Hause habe ich dann an einem Weingut angehalten, mir die zwei Flaschen besorgt und nachdem ich daheim war und Alles verstaut hatte, ging es los.

Jetzt geht es mir noch schlechter und ich könnte heulen vor Verzweiflung und aus Zorn. Zwei Monate hat es gehalten, keine zwingenden Gedanken an Alkohol und jetzt das... Alles wieder auf Null...

Ich weiß, ich weiß... "Krone zurecht rücken..." usw. Aber es fällt mir extrem schwer, den Kopf hoch zu halten im Moment.

Die Angst, daß es jetzt wieder von vorne losgeht ist groß. Wenn ich nur an den Abend und die Nacht denke, geht mir ganz gehörig der Stift.

Der scheiß Job tut sein übriges dazu und ich habe niemanden, mit dem ich reden kann. Ich habe meine Sucht bisher vor allen - auch meiner Familie - geheim halten können und will das jetzt auch nicht herausposaunen.

Ich werde jetzt wieder langsam hochdosieren und hoffe, daß das gestern Abend nur ein Ausrutscher war und ich mich wieder fangen kann. Ansonsten weiß ich nicht weiter. Wenn alle Stricke reißen, weise ich mich selbst in die Psychatrie ein, bevor da noch was Schlimmeres passiert.

Wenn jemand eine Idee hat, wo ich außer Telefonseelsorge und AA Hotline noch anrufen könnte, bitte laßt es mich wissen. Ich bin ich für jeden Tipp - auch zu allem anderen - dankbar.

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Lucidare » 28. September 2020, 16:54

Hallo chrisse,

chrisse68 hat geschrieben:Gestern Nachmittag wurden die Depressionen immer schlimmer und da ich in den letzten Wochen runterdosiert habe (wegen dem schlechten Schlaf, Epmfehlung hier aus dem Forum siehe weiter oben) kam dann gegen Abend der Wunsch nach einem Besäufnis auf. Ich habe zwar noch versucht, mit einer Notfalldosis gegen zu steuern, aber da ich schon zu weit runterdosiert hatte (37,5 mg + 12,5 mg Notfalldosis) hat das natürlich nicht gereicht.


Ich versuche es noch einmal zu erklären: Die Baclofen-Therapie lebt fast ausschließlich von einer Kontinuität. Die wirksame Dosis zu finden ist leider nicht immer einfach. Deswegen gibt es die Dosierungstabellen. Warum gibt es Dosierungstabellen?

Du hattest etwas weiter oben geschrieben:

chrisse68 hat geschrieben:Der Tag ist vorbei, ich habe nichts so richtig unternehmen können und dann geht das Theater wieder von vorne los. Ich habe alles probiert, hoch- und runter dosiert (75 - 50 - 37,5 - heute wieder 50), andere Bettwäsche, nichts mehr Abends gegessen, nur Wasser getrunken... alles was mir noch so einfiel, leider keine Besserung.


Wie soll bei dem Raufrunter eine passende Dosie gefunden werden? [pardon]

chrisse68 hat geschrieben:Jetzt geht es mir noch schlechter und ich könnte heulen vor Verzweiflung und aus Zorn. Zwei Monate hat es gehalten, keine zwingenden Gedanken an Alkohol und jetzt das... Alles wieder auf Null...


Nö, entweder ziehst Du einen Nutzen aus der Einnahme von Baclofen oder nicht. Ausrutscher können passieren. Soll nicht aber kann dazu gehören.

chrisse68 hat geschrieben:Ich weiß, ich weiß... "Krone zurecht rücken..." usw. Aber es fällt mir extrem schwer, den Kopf hoch zu halten im Moment.


Ach herrje, Du hast doch Erfolge erzielt. [good]

chrisse68 hat geschrieben:Ich werde jetzt wieder langsam hochdosieren und hoffe, daß das gestern Abend nur ein Ausrutscher war und ich mich wieder fangen kann. Ansonsten weiß ich nicht weiter. Wenn alle Stricke reißen, weise ich mich selbst in die Psychatrie ein, bevor da noch was Schlimmeres passiert


Was soll den Schlimmeres passieren?

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
chrisse68
Beiträge: 24
Registriert: 3. Juli 2019, 14:20
Hat sich bedankt: 9 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon chrisse68 » 13. Oktober 2020, 16:24

Hallo Vic!

Vic hat geschrieben:Jetzt bin ich mit Baclofen (20/20/20/20/20) bei durchschnittlich 5 1/2 Stunden mit einem guten Schlafindex (sagt zumindest meine Uhr und die muss es ja wissen. [blus] Ich bin jedenfalls morgens fit. Abends fällt es mir schwer, bis zur letzten Dosis Baclofen (23.30 Uhr) durchzuhalten. Die UNW (wirklich unerwünscht?) der Schläfrigkeit ist nun da, meist zwischen 18 und 20 Uhr und dann ab 22 Uhr.


Zu welchen Zeiten nimmst Du denn die Einzeldosen? Die Letzte ist - wie Du geschrieben hast - um 23.30 Uhr.

Du hast - soweit ich mich erinnere - anfangs geschrieben, daß Du mit Frau Dr. Schnell gesprochen hast. Bist Du bei Ihr in Behandlung und hast diese Dosierung von Ihr?

Vic hat geschrieben:Ich bin mir sicher, dass ich früher schlafe würde, wenn ich die Einnahmezeiten verlege; ob ich dann durchschlafe steht auf einem anderen Blatt.


Das hat mich auf eine Idee gebracht. Vielleicht liegen meine Schlafprobleme auch daran, daß ich meine letzte Dosis um 17 Uhr nehme und dann die nächste erst wieder am nächsten Morgen um 8 Uhr. Die Zeit dazwischen bin ich quasi im doppeldeutigen Sinne auf "Entzug".

Das war ja auch ein Punkt, den mein Hausarzt angesprochen hatte, als ich ihm von meinen Schlafproblemen erzählt habe. Für ihn sähe das fast so aus wie die Symptome bei einem Entzug.

Bei meiner anfänglichen Dosierung waren meine Zeiten 8:30, 13, 18 und 22 Uhr. Also jeweils 5 Stunden (bis auf die letzte Dosis) dazwischen. Das habe ich so aus der Dosierungsanleitung übernommen. Aktuell ist es 8, 11, 14 und 17 Uhr, also gerade mal mit 3 Stunden Abstand.

Vielleicht wäre eine zusätzliche Dosis um 20 Uhr eine Option? Oder wieder das alte Schema fortführen?

Vic hat geschrieben:Aus meiner Sicht (auch diese ist alles, nur nicht allgemeingültig) ist es kontraproduktiv, wenn du Baclofen in diesen Sprüngen, wie in deinen Beiträgen geschildert, auf- und abdosierst. Ich kann es mir so nicht vorstellen, dass du für dich ein Gefühl dafür bekommst, welche Dosis denn nun wirkt.


Ja, da hast Du (und alle Anderen) natürlich recht. Aber ich bin in der Beziehung ein Hasenfuß. Wenn was nicht gleich auf Anhieb klappt, kriege ich ziemlich schnell die Panik und neige zu so unüberlegten Aktionen.

Ich habe mir auch überlegt, wenn alle Stricke reißen, wende ich mich an Fr. Dr. Schnell und reise die ca. 400 Km nach Regensburg, lasse mich von ihr nochmal für 1 - 2 Wochen krank schreiben und hoffe, daß sie mir weiterhelfen kann.

Vic hat geschrieben:Nachdem ich Baclofen ausreichend zur Verfügung hatte, habe ich mich akribisch an die Dosierungsanleitung gehalten. Insbesondere auch deshalb, weil dies eine zuverlässige Krücke für mich ist. Mit den 100mg ist jetzt meine Grenze gekommen. Ich versuche diese, eine Zeit zu halten und dann runterzufahren. Wieder nach der Anleitung.


Auch da habe ich gehörig geschlampt. Ich habe nicht zu schnell hochdosiert, eher zu langsam. Ab und an habe ich Freitags vergessen, die Dosis zu erhöhen und habe so die Zeit bis zur Maximaldosis unnötig verlängert. Und dann natürlich die ständigen Sprünge bei der Dosis, bei den Einnahmezeiten... :-|

Ich hoffe, ich kriege das jetzt beim zweiten Anlauf besser hin.

Benutzeravatar

Lucidare
Beiträge: 2872
Registriert: 19. September 2014, 22:01
Hat sich bedankt: 486 Mal
Danksagung erhalten: 522 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Lucidare » 14. Oktober 2020, 15:43

Hi chrisse,

chrisse68 hat geschrieben:Auch da habe ich gehörig geschlampt. Ich habe nicht zu schnell hochdosiert, eher zu langsam. Ab und an habe ich Freitags vergessen, die Dosis zu erhöhen und habe so die Zeit bis zur Maximaldosis unnötig verlängert. Und dann natürlich die ständigen Sprünge bei der Dosis, bei den Einnahmezeiten...


Du hast doch Erfahrungen gesammelt. [pardon]

chrisse68 hat geschrieben:Ich hoffe, ich kriege das jetzt beim zweiten Anlauf besser hin.


Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg dabei! [good]

LG
Wer aus meinen Texten nicht herauslesen kann, dass ich aus persönlicher Erfahrung schreibe, wird mich sowieso missverstehen. Ronja von Rönne

Benutzeravatar

Thread-Starter
chrisse68
Beiträge: 24
Registriert: 3. Juli 2019, 14:20
Hat sich bedankt: 9 Mal
Danksagung erhalten: 7 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon chrisse68 » 3. Oktober 2022, 18:13

Ich wollte nur Bescheid geben: das zweite Jahr ohne Alkohol und Drogen :-) Nach meinem Rückfall im Oktober 2020 nach bereits zwei Monaten Abstinenz habe ich Baclofen langsam komplett ausgeschlichen. Ich wollte eigentlich nochmal bei Null mit der Baclofen Therapie anfangen, da ich bei meinem ersten Verwsuch Einiges falsch gemacht hatte und meine geistige Gesundheit ein bisschen auf wackeligen Füßen stand. Es blieb allerdings bei dem einen Rückfall und außer ein paar kleinen Zuckungen hat das Suchtgedächtnis sich seitdem nicht mehr gemeldet. Da habe ich den zweiten Versuch einfach bleiben lassen und es hat soweit ganz gut funktioniert.

In den letzetn zwei Jahren ist viel passiert, Positives wie Negatives, sowohl im Privaten sowie im Beruf. Mir geht es den Umständen entsprechend mittelmäßig bis gut. Leider habe ich immer noch einiges aufzuarbeiten und gerade in der Anfangszeit hat mich der riesen Berg doch eher erdrückt. Aber ich habe zum Glück einen Therapeuten, der mich noch während meiner nassen Zeit als Patient angenommen und vor ca. einem halben Jahr eine Verlängerung meiner Therapie um ein weiteres Jahr durchgesetzt hat.

Ich hoffe, daß es so weitergeht und ich in den kommenden Jahren noch ein paar Fortschritte verzeichnen kann.

Benutzeravatar

Mcervantes
Beiträge: 20
Registriert: 1. Oktober 2016, 14:50
Wohnort: Kronach
Hat sich bedankt: 81 Mal
Danksagung erhalten: 16 Mal
Mann oder Frau?: Ich bin ein MANN

Re: Bitte von der Bahnsteigkante zurücktreten...

Beitragvon Mcervantes » 23. Oktober 2022, 14:04

Glückwunsch. good
Mach weiter so..
Grüße, Mcervantes


Zurück zu „Erfahrungsberichte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste