Edit 2 vom 01.04.12: Hier mal noch die Links zu den einzelnen Kapiteln:
Teilnehmer / Dosierung / Nebenwirkungen / Craving / Ergebnisse / Schlusskapitel
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Ja, hier bin ich
DonQuixote hat geschrieben:Oh, kam grad auch noch über den Bildschirm gescrollt.
Eine Doktorarbeit von der Medizinischen Fakultät der Université Descartes, Paris (In obigem Fachartikel nicht enthalten). Mal sehen ob ich da die nächsten Tage etwas Interessantes rauspicken kann (Dosierung, Abstinenz / Nebenkonsum etc.). Mein Französisch ist dann doch einiges besser als mein Englisch. Hoffentlich komme ich mit dem ollen Mediziner-Slang klar. Soviel schon mal vorab: Untersucht wurden ambulatorisch 132 Patienten über einen Zeitraum von einem Jahr.
Bonne nuit et salut à tous de DonQuixote
Ich habe mal einen neuen Thread gemacht, das könnte sich nämlich noch eine Weile hinziehen mit der Sache. Eine komplette Übersetzung kommt natürlich nicht in Frage, das wäre monströs. Ich versuche halt einfach mal, nach ein paar Perlen zu tauchen solange der Atem reicht. Erschwerend kommt hinzu, dass das PDF ziemlich unhandlich ist. Außer dem Inhaltsverzeichnis gibt es keine Struktur, wie das mit PDF eigentlich möglich wäre. Sieht nach einem zu PDF umgewandelten Word-Dokument aus. Direktsprünge sind so nicht möglich. Gut, das könnte man ändern, bedarf aber ca. eines ganzen Tages konzentrierter Arbeit. Ich lass das erst mal.
Ich fang mal an mit:
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Teilnehmer
Eines vorweg: Es handelt sich NICHT um eine randomisierte Doppelbind-Studie gegen Placebo oder gegen sonst was. Alle Patienten erhielten just straight ihr Baclofen, Punkt. Das soll uns jetzt erst mal nicht weiter kümmern.
Einschlusskriterium: Alle Patienten, welche um Hilfe zur Überwindung ihrer Alkoholsucht baten.
Ausschlusskriterien: Patienten mit anderen Wünschen zur Suchtüberwindung (Kokain, Heroin, Codein, Bulimie etc.), Minderjährige und Schwangere sowie Personen mit absoluter KonterKontraindikation zu Baclofen (Porphyrie Link zu Wikipedia hinzugefügt: Hier…). Personen mit Leberzirrhose sind ausdrücklich NICHT ausgeschlossen.
Die Anzahl Teilnehmer ist mit 132 Patienten natürlich beachtlich. Andere Verständige meinen, die Studie sei damit die umfangreichste ihrer Art. Begonnen wurde mit 181 Patienten. Vier sind verstorben, davon zwei Selbstmorde, ein weiterer Patient mit Überdosis Methadon / Poppers / Benzodiazepin und ein Todesfall infolge Herzstillstand/Herzinsuffizienz. 45 Patienten verlor man aus den Augen (Wohnortswechsel / Wechsel der Telefonnummer / Patienten die nicht mehr auf die telefonischen Befragungen antworten mochten). Bei den aus den Augen verlorenen Patienten weiß man nicht, was der Grund war. Haben sie überhaupt mit der Einnahme von Baclofen aufgehört? Sie kamen jedenfalls nicht mehr zu den Konsultationen wo Ihnen das Rezept für Baclofen hätte ausgestellt werden können. Von einem guten Dutzend der NICHT aus den Augen verlorenen weiß man, dass Sie im Laufe der Therapie einen verschreibenden Arzt in ihrer Nähe gefunden haben. Zahlreiche Patienten kamen aus entlegeneren Gebieten, ja sogar aus dem Ausland um die zwei an der Studie beteiligten verschreibenden Ärzte (einer in Paris, der andere in Villejuif, ein Vorort von Paris) zu konsultieren.
Unter den verbliebenen Patienten waren 49 Frauen und 83 Männer. Verheiratet oder in Konkubinat lebend 52%, Geschieden oder Unverheiratet 48%.
Im Berufsleben stehend: 79 Patienten
Arbeitslos: 23 Patienten
Rentner: 11 Patienten
Invalide: 5 Patienten
Sonstige Aufgabe der Arbeitstätigkeit: 23 Patienten
(Anmerkung DQ: Die Summe ergibt 133. Da muss ein blinder Passagier mit an Bord gewesen sein )
Die Altersstruktur sieht so aus:
106 (80%) der 132 Patienten wiesen eine Psychische Pathologie („pathologie psychiatrique“) auf, davon 17 mit depressivem Syndrom, 15 mit Bipolarer Störung, 14 mit Psychose, 99 mit Angststörung. 18 litten unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. (Mehrfachnennung war möglich). Unter den aus den Augen verlorenen gab es bei 32 (71%) von 45 Patienten eine solche Psychischen Pathologie, der Unterschied zu den untersuchten 132 Patienten sei nicht signifikant.
Zu Studienbeginn der Untersuchung standen 100 der 132 Patienten unter Behandlung mit Psychopharmaka. 84 mit Angstlösenden Medikamenten, 12 mit Stimmungsaufhellern („thymorégulateur“), 15 mit Neuroleptika, 58 mit Antidepressiva, 55 mit Schlafmitteln, 15 unter Substitutionstherapie, davon 4 mit Methadon und 11 mit Buprenorphin. 51 Patienten (39%) waren wegen sonstiger körperlicher Probleme in Behandlung, in der Mehrzahl waren dies Herz- und Kreislaufbeschwerden.
Bei 100 (76%) von 132 Patienten gab es nebst Alkohol weiteres Suchtverhalten:
95 rauchten Tabak.
28 rauchten Cannabis.
15 nahmen Heroin
14 hatten Essstörungen
6 konsumierten Kokain
1 Codein-Abhängiger
1 Kandidat mit Hang zu Kaufrausch
1 Spielsüchtiger
1 Workaholic
1 Patient mit Sexsucht
Über Vorläufer-Therapien gibt es nur Daten von 65 der insgesamt 132 Patienten:
10 Patienten hatten nie den Versuch unternommen, Ihre Sucht zu bekämpfen, Weder durch Entziehungskur/Therapie noch medikamentös.
34 Patenten versuchten es medikamentös mit Acomprosat, und/oder Naltrexon und/oder Disulfiram (Antabus).
Die Gesamtsituation der bisherigen Versuche, von der Alkoholsucht weg zu kommen sieht so aus:
Kein Versuch: 10 Patienten
Nur medikamentös: 34 Patienten
Entziehungskur/Therapie („cure“) alleine: 1 Patient
Entziehungskur/Therapie („cure“) plus medikamentös: 25 Patienten
Die durchschnittliche Anzahl Kuren/Therapien war dabei 4.11
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So, das war‘s erst mal was über den Teilnehmerkreis bekannt ist. Eine hübsche Menge. Das grundsätzlich positive Resultat der Studie steht ja außer Frage. Ich würde das Ding also am liebsten logisch/chronologisch aufdröseln und als nächstes mit dem Themenkreis „Dosierung und Nebenwirkungen“ fortfahren wollen. Gegenstimmen?
Gruß DonQuixote
Edit 1 vom 17.03.12: In Blau
Edit 2 vom 01.04.12: Inhaltsverzeichnis am Anfang des Postings eingefügt.